Beiträge von Krywulf im Thema „Frosted Games: Änderungen im Vertrieb“

    Ich finde Milan-Spiele hat es recht klar dargestellt. FG optimiert das eigene Geschäftsmodell - und das ist vollkommen in Ordnung. Das Problem sind die immer wieder kommenden Rechtfertigungen mit Vorteilen für Händler und Kunden - das ist nicht nötig, vielleicht auch nicht wahr. Sich zu optimieren ist nix verwerfliches , aber jede Optimierung geht auf Kosten von irgendjemand, das bitte nicht negieren.

    Nur - wenn jeder Verlag dieses Modell fährt, können Händler (weder off- oder online) aufgrund des sich vervielfachenden Verwaltungsaufwands nicht mithalten. Bei wenigen kann es klappten, ich hoffe für FG dass sie zu denen gehören.

    Es wirkt auf mich, als ob der/einer der Auslöser der intensiven Diskussion die derzeit wahrgenommene unterschiedliche Behandlung von lokalen vs. online Handel ist.

    Nach Äußerungen von Ben und den Gerüchten von diversen Händlern ergibt sich das Bild, als wolle FG es für Onlinehändler schwerer als für den lokalen Laden machen (mehr Auflagen). (Ich behaupte jetzt nicht, dass es so ist, aber die diversen Posts führen automatisch zu diesem Schluss). Und genau damit haben einige von uns, inkl. mir, ein Problem.

    Mein Standpunkt (und ich komme urprünglich aus dem Handel): Lokaler Handel kann durch Beratung & Service einen Mehrwert liefern und somit höhere Preise rechtfertigen, aber tut er nur SEHR selten (in allen Branchen) bzw. ist nicht nötig. Ich bleibe bei meinem TMB Beispiel - Beratung ist aufgrund der Zielgruppe total irrelevant, 98% holen sich die Infos online z.B: in diesem Forum.

    Zweiter Aufreger: Preispolitik, stabiler UVP, Rabatte usw.

    Ich finde spannend, dass man argumentiert, dass der Online Handel mit geringeren Kostenstrukturen diesen Vorteil NICHT an den Kunden weiter geben soll, sondern in die eigene Tasche stecken? Der Händler muss entscheide können ob für ein bestimmtes Produkt 10,20 oder 30% Marge passend sind und entsprechend handeln. Wenn du diesen Spielraum streichst diktiert der Produzent/Verlag den Preis und die Spirale dreht sich automatisch nach oben.

    Spiele anderer Verlage werden verramscht. Die eigenen nur, wenns eben ne Lagerräumung/Abverkauf von Titeln ist, die eh nicht mehr gehen.

    Wobei mein Bild von der SO eher ist: Grundsätzlich ein eher mittelpreisiger Shop, aber großes Sortiment und sehr prominent. Je größer du bist, desto größer und breiter ist dein Lagerbestand. So passiert es automatisch, dass du öfters Penner (Artikel die sich nicht mehr drehen) loswerden musst um Platz/Kosten zu sparen. Bei den eigenen Spielen sieht es ja anders aus, da sie selbst der Verlag sind und automatisch mehr und länger auf Lager halten müssen.

    Würde gerne sehen, wo ich geschrieben habe, dass wir ein Programm zur selbstlosen Rettung des Brettspielhandels proklamiert haben.

    Ich glaube dir, dass es nicht deine Intention ist. Wenn man aber zählt in wievielen Posts du das Thema "hohe Preise gut für Händler", "gegen Rabattschlachten", "den Händler vor Ort stützen" usw. bringst, entsteht das Bild sehr leicht. Ihr geht den Weg weil er für euch gut ist, das reicht als Grund.

    Also lieber eine live-chat Funktion fordern?

    Wäre zumindest Beratung im eigentlichen Sinne. Ich persönlich halte aber den Ruf nach Beratung im Onlinehandel generell fragwürdig. Die einschlägigen Onlineshops und vor allem in Kombination mit euren anspruchsvolleren Produkten werden von keinen Kunden aufgesucht die nicht genau wissen was sie wollen bzw. erwartet.

    Und die breite Masse bekommt (und kauft) Spiele in den von vielen hier verteufelten Händlern wie (Thalia, Amazon und Co.) und beginnt nicht die Suche nach den viel zitierten Fachhändlern vor Ort. Wien ist ein schönes Beispiel - die Spielehändler von denen du sprichst werden nicht von Laufkundschaft aufgesucht - da kommen nur Kunden gezielt die wissen was sie dort bekommen. Da passiert es dir auch schon, dass der "Fachberater" lieber weiter mit seinen Stammkunden/Freunden weiter plaudert als den Kunden zu helfen.

    Wenn manche Onlineshops lieber bei nem Großhändler einkaufen, wo sie dicke Rabatte bekommen, um Spiele zu dumpingpreisen verkaufen zu können, liegt das ja nicht an Frosted Games.

    Eher sollte man sich mal selber gedanken darüber machen, was das für Läden sind.

    Tut mir leid, aber das ist die Aufgabe eines Händlers! Ansonsten ist er ein Außenlager eines Produzenten und der Produzent/Verlag entscheidet wieviel er verdienen darf, und wieviel er selbst einbehält.
    Frosted macht einen Schritt, den sie für den für sich richtigen halten. Sie sind da aber jetzt nicht Robin Hood, und retten die Händler. Wenn das jemand glaubt, ist es eine Form von Romantik, Fanboytum oder einfach blanker Mangel an Basics wie Wirtschaft funktioniert.

    Kann gefallen oder nicht - möchte ich das Produkt A und bekomme es beim Händler X nicht, geht die Mehrheit zum Händler Y (physisch oder online). Passiert das 3x kommt der Kunde nicht mehr zu Händler X und kauft gleich bei Y. 30 Jahre Erfahrung in Retail Projekten....

    Daher brauchst du als Händler einen Vorrat...

    Unsere Spiele waren noch nie breit verfügbar - und jetzt ist das Gegenteil der Fall: wir sind seit dem Start mit dem Handel breiter verfügbar als jemals zuvor.

    Aber da widersprecht ihr euch meiner Meinung nach gerade gewaltig. Wenn ihr jemand wie z.B. Müller ausgrenzen möchtet, aber da eh nie eure Spiele waren -> wie beeinflusst das die Preisgestaltung bzw. Rabattschlacht?

    So sehr ich mit Frosted sympathisiere - die Formulierung empfinde ich als sehr elitär denkend. Bitte was ist ein "gut ausgebildetes Personal" für Brettspiele? Stellt da jemand Zertifikate aus, macht man das in der Abendschule? Wenn der Text ernst gemeint wird, geht die Verfügbarkeit von Frosted Spiele drastisch nach unten. Euer Zielpublikum braucht de-facto keine Beratung. Und die, die es brauchen verirren sich nur sehr selten in einen der "Brettspielschreine".

    Verstehe ich nicht, warum ihr eine Abgrenzung zum einfachen Spieler-Volk von Nöten habt.

    Keiner meiner Preise, die ich jemals gemacht habe, halte ich "extra hoch". Das kann man nun glauben oder nicht, da dürft ihr gerne selbst meine Glaubwürdigkeit einschätzen.

    Ich hüte mich davor zu bewerten was du/ihr macht - ich habe da ja keinen Einblick. Es ist aber eine allgemein (gültige?) Aussage. Will ich Rabatte im großen Stil verhindern, kann ich nur durch hohe EK Preise (die nur eine kleine Margen beim Händler ermöglichen), oder durch Regelung/Vorgabe der VK Preise steuern. Eine dritte Variante würde mir aus BWL Sicht nicht einfallen.

    Ich denke eher wird das über den Abgabepreis geregelt, zu dem der Verlag die Spiele an die Händler abgibt. Wenn der Händler ein Spiel mit UVP 60,- für 50,- beim Verlag einkaufen muss, kann er es nicht für 40,- verramschen. (Zahlen aus der Luft gegriffen!!)

    Was aber am Ende bedeuten würde: Ich halte als Verlag den EK-Preis für den Händler extra hoch, damit er potentiell nicht/fast nicht den Verkaufspreis des Produkts gestalten kann. Das würde mir als Händler auch nicht gefallen - gerade die Gestaltung anhand Angebot und Nachfrage ist die Kernaufgabe des Handels. Bin gespannt wie das ausgeht.

    Ja genau. Er kauft die erzeugten Produkte/Spiele vom Hersteller auf, um sie dann seinen Partnern/Händlern weiter zu verkaufen. Auch ein Edeka Händler muss nicht zwangsläufig alles bei Edeka einkaufen.

    Na ja, EDEKA ist eine Einkaufsgenossenschaft. Zu zahlst da extra um dabei zu sein, bekommst aber dafür Leistungen wie Werbung usw. Hat definitiv nix mit Großhandel zu tun. Egal, andere Diskussion.

    Ich würde mich dafür interessieren, wie in der Spielebranche das Ausschalten des Großhandels die Preise hoch hält? Gibt dann er Verlag einen Mindestverkaufspreis vor und wenn der Händler drunter geht wird er nicht mehr beliefert?

    Doch, schau Dir die Lebensmittel Branche an. Die Rabattschlachten der Lebensmittelhändler(Edeka, Rewe, Kaufland,Aldi) führt dazu, das die Erzeuger und die Wertschöpfungskette davor nicht gerecht entlohnt werden usw….

    Das hat ja nix mit Großhandel zu tun!? Großhandel bedeutet nicht "großer Händler", sondern ist ein Zwischenhändler - zwischen Hersteller (hier Verlag) und und dem Einzelhändler. Die Idee ist die Abwicklung der Geschäfte zwischen Verlag und Einzelhändler zu vereinfachen. Der Verlag verkauft viele Spiele an den Großhändler (nur eine Transaktion), der Einzelhändler kann in einer Transaktion Spiele von vielen unterschiedlichen Verlagen kaufen. Zumindest ist das die Definition des Großhandels.