Plasticman71 : Ich kann noch kein abschliessendes Urteil fällen. Dazu habe ich noch viel zu wenig Zeit mit dem Spiel verbracht (Upgrade zu Komplete 14 Collectors Edition kam am Wochenende dazwischen). Ich habe es ja schon auf der BerlinCon letztes Jahr kennenlernen und anspielen können.
Was mir bisher gefällt:
Die Welt lebt, weil interagiert nicht nur mit mir, sondern auch mit sich selbst. Das Spiel Far Away hat vergleichbares versucht, aber da musste man die Tiere nach einem Verhaltenscodex recht frei agieren lassen, was mir zu viel Aufwand war und Spielzeit gekostet hat. Bei Earthborn Rangers sind die Verhaltensoptionen klar auf den Karten aufgedruckt - ich weiss also, was passieren könnte, weil ich das potentielle Verhalten der Tiere kenne. Ich weiss allerdings nur begrenzt, ob und wann das Verhalten ausgelösst wird, kann manche Verhaltensweisen durch meine Spielweise allerdings selbst forcieren. Sozusagen die Umwelt für mich nutzen und entdecken, ob und wie das alles möglich ist.
Die vielen Karten bringen eine Menge an Varianz ins Spiel. Eigentlich möchte ich direkt alles ausprobieren, kombinieren, einsetzten, so oder so interagieren. Ich muss mich allerdings entscheiden. Das erzeugt für mich ein abenteuerhaftes Spielgefühl, eine Art von Heldenreise, die ich selbstbestimmt erlebe und mit den Konsequenzen meiner Handlungen und Entscheidungen auch leben muss. Das in Kombination mit den Storyabschnitten im Kampagnenbuch, die ebenfalls durch Karten und meine Handlungen ausgelösst werden, ergeben eine Atmosphäre, die ich am ehesten mit meiner Ersterkundung von 7th Continent vergleichen möchte. Hinter jeder Ecke warten neue Herausforderungen und Möglichkeiten.
Wo ich noch unsicher bin:
Wie sich das Spiel verändern wird, wenn ich die Kampagne erneut starte und deshalb eben nicht alles neu ist. Bleibt dann noch ausreichend Raum für neue Entdeckungen oder werde ich dann eher auf Kosten der Atmosphäre meine Aktionen und Entscheidungen optimieren, in Bereichen, die ich schon kenne? Das muss sich noch zeigen, wie der Wiederspielwert ist.
Ebenso bin ich noch total unsicher, wie ich Earthborn Rangers in meine Freizeit und Brettspielzeit einbauen kann. Komplett solo für mich gespielt, weil ich dann auf mich fokussieren kann und mein ganz eigenes Spieltempo habe und geniessen kann? Oder sind "Gastbesuche" von anderen Mitspielern möglich in einer laufenden Kampagne, die mich ein Stück des Weges begleiten? Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt, ob und wie ein Drop-In-Drop-Out funktionieren kann.
Was mir bisher nicht gefällt:
Der Platz auf den Karten ist leider begrenzt und somit mussten die Stimmungstexte entsprechend kleiner gedruckt werden. Ebenso das Kampagnen-Heft im Vergleich zur Anleitung. Da ist für mich dann eine ausreichende Beleuchtung und meine Lesebrille eben Pflicht, die ich sonst im Alltag nur sehr gezielt und eingeschränkt wirklich brauche. Muss ich mit leben, ist aber ein ganz persönlicher Aspekt und betrifft für mich inzwischen alle Spiele, die kleine Schriftarten verwenden.
Da ich den direkten Vergleich zu ISS Vanguard (englische Version) habe, fehlte mir ein wenig die hörspielartige Vertonung der Story-Abschnitte des Kampagnen-Heftes. Selbst lesen ist völlig ok für mich im Solospiel, aber eine optionale Companion-App wäre schon nett. Allerdings wirklich nur begrenzt auf die Vertonung, denn ich will schon ein haptisch greifbares Brettspiel weiterhin spielen. Aber Earthborn Rangers hat hier den Vorteil für mich, dass es eben komplett lokalisiert ist und ich in meiner Muttersprache eben wirklich alle Details und Nuancen und Wortspiele mitbekomme und verstehe, die bei ISS Vanguard (englische Version) eben teils untergehen oder falsch von mir interpretiert werden. Somit mildert sich dieser "negative Punkt" enorm ab und wird eher zu einem, "es wäre schön wenn zusätzlich die Vertonung vorhanden wäre".
In der Gesamtsumme eine BGG 9 von 10, die allerdings nur für mich gilt und in keinster Weise einfach so übernommen werden sollte, ohne alles zu kennen, wie diese Wertung für mich enstanden ist, was ich hier nur grob anreissen konnte.