Nach intensiver Beschäftigung incl. ausprobieren bei TTS: Weather Machine brauche ich nicht.
Hat den Charme einer gespielten Excel-Tabelle. Oder besser gesagt: den zweifelhaften Charme vieler mit voller Absicht möglichst umständlich und verwirrend verknüpfter Excel-Tabellenblätter. Sich trotzdem in den vielen künstlichen Zwängen zurechtzufinden, ist die spielerische Herausforderung in diesem Spiel. Anpruchsvoll? Ja, definitiv. Aber ansprechend? Nö. Überhaupt nicht. Jedenfalls für mich nicht.
Wo in anderen Lacerdas das Thema die Mechanismen und insbesondere auch das Erlernen der Regeln stützt, z.B. der in Lisboa hervorragend umgesetzte Konflikt zwischen Kirche und aufgeklärtem Premierminister oder das Auf und Ab der ökonomischen Gesamtsituation, das alle Untersysteme miteinander verkoppelt, ist das hier bei Weather Machine eine etwas zweischneidige Sache. Die manchmal zu lesende Aussage, dass Weather Machine völlig unthematisch wäre, teile ich so nicht. In allem, was mit den Siegpunkten zu tun hat, steckt schon das Forschungsthema spürbar drin. Also bei Veröffentlichungen, Zitaten, Preisen. Aber das ist leider nur das allerletzte Stück des Weges. Vorher, d.h. bei den ganzen Zügen vor irgendwelchen Wertungen, beim "wie kriege ich was hin?", da ist's schon weitestgehend unthematisches Ressourcen- und Leistengeschubse in diversen Farben mit überall drangetackerten Boni. Oder etwas bösartig gesagt: unnötige Verkomplizierung als Selbstzweck.
Beispiel: Für Veröffentlichungen braucht man zwingend government research tokens als einer von drei Typen von Forschungsplättchen. (Ausnahme: man kann schon zitieren, aber das passiert erst später.) Für diese Token braucht man wiederum zwingend die Zahnräder bzw. machine parts (sofern man keinen besonderen Bonus abgreift, der einem diese Kosten erspart). Diese wichtige Ressource -- und in diesem Moment wird das Design ungewöhnlich! -- ist aber nicht gezielt durch irgendeine Spielaktion zu erhalten. Nein, in der Zukunft, in der Wettermaschinen gebaut werden, kann man anscheinend nirgendwo Maschinenteile mehr kaufen.
Man bekommt diese wichtige Ressource Zahnräder ausschließlich (!!) als Bonus, und da sind diese Maschinenteile bloß einer von diversen möglichen Boni, die überall eher zufällig drangetackert ist: Maschinenteile gibt's in Zeile 1, Spalte 3 von research & development und vielleicht Zeile 2, Spalte 5 im government Bereich. Dafür braucht man dann irgendwelche bestimmte Ressourcen in bestimmten Farben, die man bitte in den Runden zuvor passend organisiert haben sollte. Nebendran gibt's unter anderen, genauso vom Himmel gefallen, Bedingungen irgendwelche anderen Boni, z.B. Ressource X oder kostenreduzierte Aktion Y. Darauf soll man optimieren. Thema in den ersten 2/3 vom Weg zu Siegpunkten: Null. Absolut null. Nur Formalismus pur, mit allerlei verknüpfter Randbedingungen an Farben, Typen, Positionen, Leisten. Dazu allzu viel Leistengehampel. Bei richtigen Führen der voucher tracks auf den eigenen Spielbrettern würde ich sogar fast wetten wollen, dass die Mehrzahl der Spieler das nicht fehlerfrei hinkriegen wird und irgendwann im Laufe des Spiels mindestens einen Schritt hoch oder runter vergessen werden. Vermutlich mehr als einmal, gerade wenn man erstmal anfängt, in Anbetracht der ganzen künstlichen Zwänge Züge wieder zurücknehmen zu wollen.
Insgesamt ein merkwürdig schwacher Lacerda. Das kann er eigentlich besser.