Probleme mit der Schule... was nun?

  • Puh. Zu "Hochsensibilität" habe ich ein äußerst gespaltenes Verhältnis.

    Wenn wir den eigentlichen Begriff der Sensitivität nutzen, sind wir vorwiegend wieder bei Reizverarbeitung und dann schon wieder sehr nah an "Konzepten" wie ADHS oder auch SI. Ist dann auch wieder fraglich, was Hochsensitivität mehr oder besser erklärt als das o.a.

    Zumal eine entsprechende Diagnose einer Sensitivität meist auf irgendwelchen Selbsttests beruht und selten auf (neuro)physiologischen Messungen.

    Das Vorurteil meinerseits beruht auch darauf, dass die Begrifflichkeit meist von irgendwelchen Heilpraktikern (no front, auch wenn es sich so anhört) oder selbsternannten Experten (inflationär) genutzt wird.


    Aber das führt zu weit und soll auch keine Diskussion anstoßen. Bitte einfach ignorieren :)

    Musste aber raus, da mir der Begriff im klinischen Kontext zu häufig vor die Nase kommt und es sich dann (meist) um was anderes dreht.

  • Das Problem mit dem "Recht auf Teilhabe" ist einfach, dass es meiner Erfahrung nach miserabel umgesetzt wurde. In Niedersachsen wurden in den letzten Jahren die alten Sonderschulen geschlossen und die Kinder in die normalen Schulen "integriert". Die Integration findet bei 90% der Schüler:Innen so statt, dass diese einfach mit in der Klasse sitzen. Böse Zungen behaupten, es ging gar nicht um die Kinder, sonder es wurde einfach viel Geld eingespart. Wie oben geschrieben, hast Du als Lehrer statistisch 3-5 Schüler:Innen mit Förderbedarf in deiner Klasse. Dazu kommen dann die Schüler die Förderbedarf aus anderen Gründen haben. Problematische Elternhäuser, Kinder die in der ersten Klasse kein Wort deutsch sprechen. Und vor 32 kleinen Kinder, von den 10-12 deine Hilfe brauchen stehst Du als Lehrer alleine. Jemand schrieb weiter oben, dass Du, wenn Du was erreichen willst, die Lehrer nerven musst. Das ist meine Meinung nach wahr. Die Gründe sind aber sehr vielfältig, warum das so ist: Studien zu Folge, sind viele LehrerInnen deutlich überlastet und teilweise auch überfordert. Die Gründe für die Überforderung nur bei der Lustlosigkeit der Lehrer:Innen zu suchen scheint etwas einfach zu sein. Ich habe vor 3-4 Wochen eine Studie gelesen, nach der 25% der Lehrerinnen kündigen wollen.


    Aber der Schulische Erfolg deiner Kinder hängt zu 80% an der Hartnäckigkeit des Elternhauses. Erfolg (im Sinne von guten Noten) hat in der Schule, wessen Eltern (meist die Mütter) mit den Kindern die Hausaufgaben machen und für Klassenarbeiten lernen. Gefördert wird, wessen Eltern in der Schule bei Lehrern und Schulleitungen die Förderung durchsetzen. Und da muss jeder mal ehrlich sein, wer beruflich den Schreibtisch voll hat, erledigt zu erst die Aufgaben, die am dringendsten sind. Und dringend ist dass, wo es ärger gibt wenn es nicht fertig ist.


    Zum Nachteilsausgleich: Am besten funktioniert das, wenn der Ausgleich möglichst präzise gefordert wird: Diagnose ist X (möglichst vom Arzt), Problem ist deshalb Y, wir möchten daher Lösung Z um diesen Nachteil zu kompensieren. Hab ich noch nie gehört, dass ein solcher Ausgleichsantrag abgelehnt wurde.


    Der Post basiert auf persönlichen Erfahrungen und stellt nicht das Ergebnis einer validen Studie da ;)

  • Danke nochmal an alle, die sich hier mit tollen Tipps beteiligt haben - das hat mir durchaus weitergeholfen - v.a. innerlich ;)


    Ich werde den Thread bei Gelegenheit mal löschen - das Internet vergisst nie und so... ist ja schon etwas persönlich ;)

    Wäre toll wenn du nur deinen Teil löschst oder editierst, hier hat sich doch einiges hilfreiches gesammelt.

  • ES und LE gehen häufig miteinander einher. Vielleicht hilft das ja weiter. Traurigerweise wird man ja manchmal mit Fachbegriffen und Abkürzungen als Abschreckung zugeworfen. Und wenn man dann da mithalten kann, findet man manchmal mehr Gehör. Ich würde an deiner Stelle einfach mal gezielt nach Fördermöglichkeiten bzw. einem AO-SF-Verfahren für ES und LE fragen und dann mal schauen, was da passiert. Das kann auch wichtig sein, falls ein Förderbedarf festgestellt wird und dieser ggf. beizeiten auf eine weiterführende Schule mitgenommen wird.

    Wie gesagt: Alles NRW. :saint:

    AO-SF-Verfahren soll zum neuen Schuljahr eingeleitet werden. 10 Wochen vor den Sommerferien lohne sich das nicht unbedingt :/

    Das ist übrigens normal, also die haben eigene Fristen. Das würde jetzt gar nicht mehr realistisch möglich sein. Die Aussage stimmt daher :)

    Drücke dir die Daumen für dich und euer Kind! Alles Gute,
    Lg

  • Brettspiel Dude : Wie geht ihr denn jetzt vor bzw. was habt ihr für euch mitgenommen?

    Das nächste ist ein Gespräch mit der Lehrerin morgen - und dann wollen wir nochmal weiter mit ihm in die Diagnose gehen - ich war immer schon der Auffassung, dass die Schublade ADHS allein nicht ausreicht, um ihn zu beschreiben. Ein paar sehr gute Hinweise in Richtung Hochbegabung oder Autismus habe ich hier schon bekommen. Allerdings muss ich mit ihm nochmal dringend ins Gespräch gehen. Er scheint auch teilweise sein ADHS als Ausrede zu nutzen, um Arbeit komplett zu verweigern bei Fächern, die ihm keinen Spaß machen (v.a. Kunst)

  • Brettspiel Dude : Wie geht ihr denn jetzt vor bzw. was habt ihr für euch mitgenommen?

    Das nächste ist ein Gespräch mit der Lehrerin morgen - und dann wollen wir nochmal weiter mit ihm in die Diagnose gehen - ich war immer schon der Auffassung, dass die Schublade ADHS allein nicht ausreicht, um ihn zu beschreiben. Ein paar sehr gute Hinweise in Richtung Hochbegabung oder Autismus habe ich hier schon bekommen. Allerdings muss ich mit ihm nochmal dringend ins Gespräch gehen. Er scheint auch teilweise sein ADHS als Ausrede zu nutzen, um Arbeit komplett zu verweigern bei Fächern, die ihm keinen Spaß machen (v.a. Kunst)

    Gespräche sind immer gut. Als kleiner Tipp vielleicht: Frag ihn wieso er das macht…


    Meine Schwester kann zum Beispiel kaum im Musikunterricht folgen. Der Lehrer ist schon ganz verzweifelt 😅 nach mehreren Gesprächen mit ihr, sind wir dahinter gekommen, dass der Musikunterricht in einem anderen Raum stattfindet (Raumwechsel ist schon mal ein Stressauslöser), dann gibt es keine festen Sitzplätze (weiterer Stressauslöser) und dann haben sie auch noch ganz andere Stühle, als gewohnt.


    Bedeutet, dass meine Schwester schon bevor der Unterricht anfängt auf der Stressskala ganz oben ist/war 😅 und dazu kam dann noch ein etwas unstrukturierter Unterricht (ist eben ein kreatives Fach) 😅

    Mit ein paar neuen Regelungen (sie bekam einen festen Sitzplatz und der Lehrer sagt am Ende der Stunde, was in der nächsten besprochen wird) ist es schon viel besser geworden.


    Will sagen, vielleicht kommt dein Sohn mit der offenen Unterrichtsstunde nicht so zurecht oder sie arbeiten an Gruppentischen, anders als in den anderen Fächern oder die Kinder dürfen sich während des Kunstunterrichts unterhalten (so ist es bei meiner Schwester). Ich weiß nicht, wie es mit der Feinmotorik bei deinem Kind bestellt ist. Bei meiner Schwester ist das schon immer ein großes Thema, deshalb fallen ihr Sport und Kunst sehr sehr schwer, auch wenn sie es eigentlich gerne macht.

    Das sind alles Faktoren die dazubeitragen könnten, dass dein Sohn sich „drückt“. Deshalb kommt es vielleicht so rüber als würde er sein ADHS als Ausrede nutzen, aber nur weil er vielleicht noch nicht soweit ist, diese Umstände zu kommunizieren oder selbstständig in einen Zusammenhang zu bringen 😊


    Wäre also vielleicht gut, erst das abzuklären bevor ihm unterstellt wird (nicht so böse gemeint, wie es sich anhört 😅), sein ADHS als Ausrede zu nutzen. Und da Kinder in diesem Alter selten Ursache und Wirkung analysieren können, sind wir Erwachsenen dabei gefragt.

    Manchmal ist es gut „outside the box“ zu denken, um erfolgreich Lösungen zu finden.


    Ist übrigens auch wieder ein gutes Training für deinen Sohn. Darüber nachdenken, was das eigentliche Problem ist und gemeinsam eine Lösung/Strategie zu erarbeiten, wie man es doch schaffen kann.


    Und wenn am Ende, dann doch die Unlust als Ergebnis rauskommt, kann man immer noch darauf einwirken :)


    Viel Erfolg morgen bei eurem Gespräch :)

    6 Mal editiert, zuletzt von Lydia ()

  • Hat aus meiner Sicht was mit der Motivation zu tun - mir hat er zu Weihnachten ein Mandala ausgemalt - und scheiß die Wand an sieht das toll aus!

    Alles allerdings, was er in der Schule "malt", sieht aus wie von einem halbwegs unbegabten Labrador gezeichnet. Wir haben aber immerhin schon mal insofern umstrukturiert, dass die Integrationskraft ihn nun auch da begleitet.


    <edit: Und das ist überhaupt eine der wichtigsten Dinge für das Gespräch morgen: Er braucht wohl - mehr als andere Kinder - eine intrinsische Motivation. Bei den anderen reicht vielleicht (Beispiel Kunst), die "natürliche" Freude am Malen von Kindern - das hat er aber selbst nie gern gemacht. Insofern müsste man halt schon darstellen, WARUM man jetzt ein Herbstbild malen möchte.

  • Hat aus meiner Sicht was mit der Motivation zu tun - mir hat er zu Weihnachten ein Mandala ausgemalt - und scheiß die Wand an sieht das toll aus!

    Alles allerdings, was er in der Schule "malt", sieht aus wie von einem halbwegs unbegabten Labrador gezeichnet. Wir haben aber immerhin schon mal insofern umstrukturiert, dass die Integrationskraft ihn nun auch da begleitet.

    Zu Hause ist es auch ruhig… und er ist in einer sicheren Umgebung… und er kann sich alle Zeit der Welt lassen.

    Solche Faktoren können (müssen aber nicht) einen enormen Einfluss haben.

    Meine Schwester hat in manchen Mathestunden nichts auf die Reihe bekommen in der Schule, zu Hause war es gar kein Problem. Sogar das nacharbeiten hat sie nicht gestört 😅


    Aber klar, kann es auch an der Motivation liegen. Da kennt ihr euren Sohn am besten :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Lydia ()

  • <edit: Und das ist überhaupt eine der wichtigsten Dinge für das Gespräch morgen: Er braucht wohl - mehr als andere Kinder - eine intrinsische Motivation. Bei den anderen reicht vielleicht (Beispiel Kunst), die "natürliche" Freude am Malen von Kindern - das hat er aber selbst nie gern gemacht. Insofern müsste man halt schon darstellen, WARUM man jetzt ein Herbstbild malen möchte.

    Sehr sehr wichtiger Punkt!! :)

  • Hat aus meiner Sicht was mit der Motivation zu tun - mir hat er zu Weihnachten ein Mandala ausgemalt - und scheiß die Wand an sieht das toll aus!

    Alles allerdings, was er in der Schule "malt", sieht aus wie von einem halbwegs unbegabten Labrador gezeichnet. Wir haben aber immerhin schon mal insofern umstrukturiert, dass die Integrationskraft ihn nun auch da begleitet.

    Es ist aber auch ein großer Unterschied, ob etwas ausgemalt wird, oder eine freie Zeichnung/Malerei angefertigt werden soll.

    Neben den von Lydia angeführten Punkten, kann der feste Rahmen der Vorzeichnung auch zu einem größeren „Sicherheitsgefühl“ bei Deinem Sohn führen.

  • Hat aus meiner Sicht was mit der Motivation zu tun - mir hat er zu Weihnachten ein Mandala ausgemalt - und scheiß die Wand an sieht das toll aus!

    Alles allerdings, was er in der Schule "malt", sieht aus wie von einem halbwegs unbegabten Labrador gezeichnet. Wir haben aber immerhin schon mal insofern umstrukturiert, dass die Integrationskraft ihn nun auch da begleitet.

    Es ist aber auch ein großer Unterschied, ob etwas ausgemalt wird, oder eine freie Zeichnung/Malerei angefertigt werden soll.

    Neben den von Lydia angeführten Punkten, kann der feste Rahmen der Vorzeichnung auch zu einem größeren „Sicherheitsgefühl“ bei Deinem Sohn führen.

    Kenn ich übrigens auch von mir. Hab ewig lang Miniaturen BEmalt. wenn ich frei etwas malen soll, werden das hauptsächlich kubische Sachen.