Da ich was Besonderes zu erzählen habe, will ich mal den Wochenthread starten und auch etwas ausführlicher werden...
Gestern Abend war Uwe Rosenberg beim wöchentlich stattfindenden Spieleabend im Spieleladen in Münster und hatte zwei Prototypen dabei. Am anderen Tisch wurde schon ORA ET LABORA gespielt, an dem er erst seit ein paar Wochen arbeitet. Sah sehr interessant und auch reichlich komplex aus. An unserem Tisch gab es eine 4er-Partie MERCATOR. Quasi das Spiel für 2010 von ihm. Es ist für höchstens 4 Spieler und hat mal wieder eine schöne Variante des Nachschubmechanismusses. Es geht um Hamburg im 30 Jährigen Krieg. Es gibt Länder in die man reist und dort gibt es auch die Waren. Die haben wieder zwei Seiten, wobei es diesmal keine Veredelungen auf der anderen Seite sind. In jedem Land gibt es zwei Waren. Wer Waren nimmt, muss sich für eine Seite der Plättchen entscheiden. Sind es ganz viele Plättchen, muss man von jedem mindestens eine Ware nehmen, der Rest kann frei gewählt werden. Nun werden in den angrenzenden Ländern (das sind immer 2 bis 3, je nach Lage) Waren aufgefüllt und so entstehen die bekannten Plättchenhaufen. Die Waren sammelt man in sechs verschiedenen Spalten auf seinem Tableau. Man braucht sie, um Aufträge zu erfüllen. Z.B. ein Kupfer für Italien. Dieser Auftrag hat den Wert 2. Erfülle ich ihn, bekomme ich einen neuen Auftrag vom Stapel und zwar immer einen höher, als der, den ich erfüllt habe. In dem Fall einen 3er-Auftrag. Man beginnt mit einem 2er- und einem 3er-Auftrag und hangelt sich immer höher, wenn man diese erfüllt. Allerdings darf man am Anfang seines Zuges nur fünf Aufträge haben. Wer mehr hat, muss investieren. Das bedeutet Karten kaufen. Die Aufträge geben auch so viel Geld, wie ihr Wert ist und dafür kaufe ich Siegpunktkarten (eher im späteren Verlauf des Spiels), spare das Geld mit Geldkarten (um teure SP-Karten später mal zu kaufen) oder kaufe Karten, die mir in bestimmten Ländern weitere Waren bringen. Z.B. 2 Tuch, wenn ich nach Italien reise. Nach der Investitionsphase (die ich auch immer machen kann, allerdings muss ich sie machen, habe ich zu viele Aufträge) kommt die Reise in ein Land oder Hamburg. Jetzt muss ich noch erwähnen, dass es nicht in jedem Land Waren gibt. Es gibt nur acht "große" Länder. In denen gibt es die Waren. Weiterhin gibt es "kleine" Länder, in denen es keine Waren gibt. Aber für die gibt es die meisten Aufträge. Nun komme ich zu einem zentralen Element im Spiel: Der Zeit. Es gibt Zeitmarker. Wer nach Hamburg reist, bekommt zwei Marker vom Tableau. Alles rund um Hamburg gibt auch noch einen Zeitmarker. England oder Frankreich kann man ohne Zeitkosten bereisen, die Länder, die weiter weg sind, kosten hingegen Zeit. Italien z.B. zwei Zeitmarker, Spanien einen Marker, Neufundland ist am teuersten und kostet satte drei Zeitmarker. Wer in einem Land ankommt kann da nach Waren abgreifen und Zeit bekommen oder bezahlen seine Aufträge erfüllen. Und nun kommt ein weiteres, sehr schönes Element im Spiel. Alle anderen Spieler können mitreisen. Das kostet Zeit. Zu bezahlen an den aktiven Spieler. Allerdings lohnt es sich! Denn nun kann auch der mitgereiste Spieler dort Aufträge erfüllen! Das spart Züge!!! Das Spiel endet, wenn die Zeit vom Zeittableau aufgebraucht ist. Jeder zählt seine SP für aktuell vorhandene Aufträge (die wollen als zum Ende hin optimiert werden), und addiert die Punkte, die man über die SP-Karten hinzubekommt. Es gibt also zwei Wege zu den SP: Über Auträge und über die SP-Karten. Beide Strategien sind spielbar und können natürlich (müssen wahrscheinlich) auch kombiniert werden. Das Spiel ist nicht so komplex wie Le Havre oder Agricola und hat recht wenig Regeln. Uwe hat uns das Spiel in 10 Minuten erklärt. Trotzdem ist es kein Leichtgewicht. Und auch die Spieldauer ist wieder recht weit oben. Ca. 3 Stunden haben wir gebraucht. Wobei das sicherlich weniger wird, wenn man das Spiel besser kennt. Allerdings muss ich sagen, dass es wirklich alles recht intuitiv läuft. Fragen hatten wir sehr wenige an Uwe, der immer zwischen den beiden Tischen hin und her gependelt ist. Meist ging es um die Funktion einer SP-Karte und den verwendeten Begriffen. Ich fand jedenfalls sehr schön und das einzig Schlimme ist, dass ich noch bis 2010 warten muss, dass es erscheint!
Danach gabs eine 3er-Runde Finca. Ziemliche Grübelrunde. So hat es mir wenig Spaß gemacht. Denke, dass Vielspieler das Spiel durch ihre grüblerische Art ziemlich zäh machen können. Ich bin da eher so ein Bauchspieler und fand es wirklich nicht so doll...Obwohl ich das Spiel eigentlich mag.
Dann gabs ne kleine Runde Blokus. Ich kannte es nicht. War kein Verlust. Man wird mich wohl kaum zu einer weiteren Partie überreden können. Dazu ist das Spiel auch noch potthäßlich...
Am Ende haben wir noch eine sehr späte Runde Sherwood Forest gespielt. Ha! Das ist ja richtig gut! Hätt ich so nicht erwartet! Wir waren zu viert und es war eine schöne Mischung aus Verhandlungs- und Einsetzspiel. Sehr schön aufgemacht auch! Endlich mal wieder was anderes! War sehr angetan von dem Spiel! Tolles Konzept des gemeinsamen Spielens, wobei jeder zum Schluß gucken muss, dass er nur alleine gewinnen kann. Das hat mich vom Konzept her an GIANTS erinnert, wo man auch mit anderen zusammenarbeiten muss, um weiter zu kommen. Aber noch mehr an CHINATOWN oder DIE HÄNDLER VON GENUA, weil auch gefeilscht und verhandelt wird! Obwohl es hier natürlich um ganz andere Dinge geht. Sehr feines Spiel! Tipp!!!