Ich habe das Glück mir die Spiele die ich haben möchte alle neu kaufen zu können.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich kein Glück und keinen Vorteil darin sehe, wenn man sich neue Spiele kaufen kann. Was spricht denn dagegen, dass man ein gebrauchtes Spiel auf dem Sekundärmarkt ersteht? Das Spiel wird ja nicht dadurch schlechter, dass es vorher jemand anderes besessen hat und gerade wenn ich hier auf dem Marktplatz von anderen Zwangsneurotikern kaufe, dann kann ich mir sicher sein, dass das Spiel in neuwertigem Zustand ist - vielleicht sogar noch ungespielt, denn man möchte ja gerne neue Spiele haben, obwohl einem für die alten bereits die Zeit fehlt.
Die Sammlung wird immer größer und ich würde die Spiele sehr gerne spielen, aber mir fehlt einfach die Zeit dazu.
Das ist genau die Aussage, die ich in meinem letzten Satz umschrieben habe. Es geht oftmals eher um das Haben und Können (im Sinne von kaufen oder spielen), als wirklich um das Spielen selbst. Von brauchen kann bei wahrscheinlich keinem von uns die Rede sein. Natürlich gibt es Sammler und wenn das Sammeln selbst die Erfüllung verschafft, dann ist die Sache anders gelagert. Für den "normalen" Spieler sind 100 Spiele aber mehr als ausreichend. Besitzt man erstmal Unmengen an Spielen, dann fällt das Trennen eventuell einen Tick leichter als bei einer kleinen Sammlung, dafür müsste man sich aber auch deutlich öfter für einen Kauf entscheiden, um auf ein "gesundes" Maß an Sammlung zu kommen. Das heißt, dass man am Ende mehr verkaufen wird, aber trotzdem bei einer Größe endet, die vielleicht doch noch ein paar Spiele umfasst, die es eigentlich erst gar nicht in der Sammlung gebraucht hätte.
Ein wichtiger Faktor ist auch der des Freundeskreises. Besitzt niemand in meiner Brettspielrunde eigene Spiele, dann ist eine Sammlungsgröße von 200 Spielen etwas ganz anderes, als wenn noch Andere Spiele zu den Abenden beisteuern können. Die eigene Sammlung muss dementsprechend nicht riesig sein, denn Spiele, die es in meiner Sammlung schon nicht oder nur selten auf den Tisch schaffen, werden das bei gestiegener Konkurrenz durch andere Regale erst Recht nicht. Besonders wenn andere Leute ebenfalls Spiele besitzen, die sie gerne öfter auf den Tisch bringen möchten. In diesem Sinne ist es auch etwas Schönes, wenn man eventuell andere Richtungen abdeckt, Lücken in der eigenen Sammlung hat und sich so freut, wenn man mal wieder bei X spielt, da er/sie doch diesen genialen Dungeon Crawler oder knüppelharten Euro besitzt.
Wie [Tom] bereits angemerkt hat, muss man nicht verkaufen, wenn man noch genug Platz hat und nicht auf das Geld angewiesen ist. Gerade mit dem Gedanken, dass man sich einmal verkaufte Spiele im seltensten Fall nochmals kauft ( Bandida s bestätigen die Regel) . Manchmal würde man nach einem Verkauf das eben verschickte Spiel doch nochmal gerne Spielen. Da ist der Wunsch aber oft Vater des Gedanken und wahrscheinlich würde das Spiel bei Nichtverkauf oder erneutem Kauf im Regal nur weiterhin seinen staubigen Platz hüten.
Das Verkaufen ist schwer, gerade weil man Spiele ja mit der Absicht sie zu spielen gekauft hat. Wenn es dazu aber nicht kommt, finde ich es nur richtig, sich davon zu trennen. Ich habe vor Weihnachten meine Sammlung durchforstet und eine Liste erstellt. Spiele, bei denen ich mir nicht sicher war, habe ich auf den Tisch gebracht und mich danach entschieden. Dabei habe ich mir eine Meinung gebildet und auch mit den Mitspielern geredet. So kam es, dass ich von meiner Streichliste ~75% verkauft habe. Spiele wie Time Stories oder Mythos Tales wandern nach dem Spielen durch den Freundeskreis oder hier ins Forum.
Mit aktuell knapp 70 Spielen (ohne unzählige Erweiterungen) habe ich eine bewusst kleine Sammlung und selbst davon kommen einige Spiele über lange Zeiträume nicht auf den Tisch. Ich habe mit dieser Größe aber meinen Sweetspot gefunden, da ich einen guten Überblick über die Spiele und Regeln habe. Wenn Besuch kommt, kann ich so gut wie alles anbieten und habe auch durch die Bank weg auf so gut wie alles Lust. Die Spiele, die noch wackeln, werden in nächster Zeit noch ausziehen. Dabei ist das Versenden ein echt schönes Gefühl, welches im Gegensatz zum harten Bruch des Aussortierens steht. Ich kann Sankt Peter da Recht geben, dass es eine befreiende Wirkung hat - zumindest auf mich. Ich würde gar keine große Sammlung haben wollen. Alleine die vermeintliche Auswahl wäre erschlagend. Vermeintlich, weil es ja überhaupt erst eine Auswahl bräuchte, um aus diesem Konglomerat an Brettspielkartons das für den jetzigen Moment passende Spiel herauszuziehen.
Ich kann beide Seiten verstehen und denke nicht, dass eine von beiden die für die andere passende Lösung gefunden hat. Vielmehr sind dies zwei Ansätze, die die jeweilige Gruppe Brettspieler glücklich machen. Der eine sammelt eben, während der andere reduziert. So lange am Ende jeder eine Sammlung sein Eigen nennt, mit der er oder sie sich identifizieren kann und glücklich ist, gibt es doch gar kein Problem. 🙂