Analytische Turniervorbereitungen enträtseln ansonsten gute Brettspiele und vernichten den Spielspaß dadurch?

  • Glaube ich nicht. Wir beide lieben z.B. Viticulture, das dürfte einen Strategen wie Dich nicht hinterm Ofen vorlocken.

    Ich rede doch gar nicht von mir :/...

    Nochmal anders ausgedrückt: Du spielst für das Ziel - Ernst-Jürgen für den Weg. Auf diesem habt ihr am Wegesrand Äpfel geerntet, die du perfekt organisiert in Standardkisten abfüllst und mittels ausgetüftelter Exceltabelle abtransportierst.

    Er lustwandelt hingegen von Baum zu Baum, erfreut sich am gesunden Wuchs der Früchte, kostet hier und da, entdeckt unterschiedliche Sorten und füllt peu á peu sein Beutelchen.

    Um mal ein etwas übertriebenes Beispiel zu bringen...;)

    Sehr lustige Beschreibung.

    Im Kern hat es aber etwas, jedenfalls in Spielen, in denen es nur um Punkte geht.

    Bei Spielen, bei denen es vor allem Aufgaben zu erfüllen gilt, wie etwa bei Rise to Nobility solo, bin ich schon deutlich zielstrebiger.


    Davon abgesehen glaube ich nicht, dass ich mit Smuntz nicht "vernünftig" Viticulture spielen könnte. Mit den Besuchern aus dem Rheingau, die den Focus mehr aufs Thema lenken, sollte das schon gehen, auch wenn ich Bauchspieler bin.

    Spielerische Grüße Ernst-Jürgen


    TOP 10: 1. Viticulture - Compl. Coll. Ed., 2. Martians - A Story of Civilization, 3. Scythe, 4. Anachrony, 5. Snowdonia: Deluxe Master Set, 6. Räuber aus Skythien, 7. Age of Industry, 8. Nieuw Amsterdam, 9. Siedler von Catan - Entdecker&Piraten, 10. Alubari - A nice cup of Tea

  • Wie seht Ihr das? Habt Ihr es auch schon selbst erlebt, dass vorab als gut empfundene Brettspiele ihre Faszination verlieren, wenn die tiefgreifend analytisch auseinander genommen worden sind, um deren Spielmechaniken zu enträtseln, um auf dieser Grundlage einfache Handlungsanweisungen zu entwickeln, die den eigenen Spielsieg wahrscheinlicher machen sollen?

    Ja! Z. B. Scythe ... und ich mag es nicht, wenn sich ein Spieler als Vorbereitung auf einen Spieleabend tausend Threads durchliest und ein Spiel vorher schon nach einer optimalen Strategie hin optimiert. "Ok, ich hab das Volk und das Board jetzt muss ich das und das und das machen um in Runde 11 zu gewinnen". Der wird dann direkt mal in Runde 4 angegriffen.

  • Hat beides was für sich. Ich muss für mich aber sagen, dass ich mittlerweile mehr Freude daran habe Spiele sehr intensiv zu spielen als immer wieder was Neues. Gerade in festen Gruppen kommen für mich da wesentlich intensivere Spielerfahrungen raus. Es weiß halt jeder was er tut. Es wird klemmiger und packender/aufregender.

    Genau so ist es. Zwar mag ich auch immer wieder neue Spiele kennenlernen, aber am meisten Spaß habe ich in „Veteranenrunden“. Seit mehreren Jahren spiele ich an Montagen mit den gleichen Leuten Mombasa und Donnerstags mit einem Kumpel Gaia Project.

    Das sind klasse Spieleabende, die einfach nicht langweilig werden.

  • Hat beides was für sich. Ich muss für mich aber sagen, dass ich mittlerweile mehr Freude daran habe Spiele sehr intensiv zu spielen als immer wieder was Neues. Gerade in festen Gruppen kommen für mich da wesentlich intensivere Spielerfahrungen raus. Es weiß halt jeder was er tut. Es wird klemmiger und packender/aufregender.

    Genau so ist es. Zwar mag ich auch immer wieder neue Spiele kennenlernen, aber am meisten Spaß habe ich in „Veteranenrunden“. Seit mehreren Jahren spiele ich an Montagen mit den gleichen Leuten Mombasa und Donnerstags mit einem Kumpel Gaia Project.

    Das sind klasse Spieleabende, die einfach nicht langweilig werden.

    Zu Mombasa kann ich diese hervorragenden Dokumentationen bei arte empfehlen:

    Die Entkolonialisierung - Geschichte | ARTE

  • Ich glaube das Problem bei Smuntz und Ernst Juergen Ridder war eher semantischer Natur, konkret die Definition von "unbedingt" in "unbedingter Siegeswille".

    Unbedingt ist definiert als "ohne jede Einschränkung, absolut".

    Ernst-Jürgen mag aber gerade die Einschränkungen, wie sie sich ergebem durch ausprobieren verschiedener Strategien, spielen nach thematischen Gesichtspunkten oder auch dem Widerwillen vor drögem Strategie-Runterspielen.

    Und ich glaube, da sind sie beiden gar nicht so weit auseinander.

  • Noch einmal, ich sprach weniger von mir als allen anderen auch am Tisch. Wer keine Motivation Richtung (!) Spielsieg zeigt, raubt mir den Spaß am Spiel. "Diskrepanzen" mit Ernst-Jürgen wurden dann hinein gedichtet, lasst das endlich mal gut sein.

  • Ich meinte damit, dass Tzolkin durchaus SEHR zu empfehlen ist. Puerto Rico habe ich zu wenig gespielt um hier eine qualitative Aussage treffen zu können.


    #Tzolkin ist ein super Spiel für 2, 3 und 4 Spieler wenn diese Spieler das Spiel nicht voll durchdrungen haben. Das dürfte auf 95% der Tzolkin Spieler zutreffen. D. h. man spielt Tzolkin 1-5 mal im Jahr.


    Bei sehr erfahrenen Spielern (das müssen keine Turnierspieler sein) sieht das ganz schon wieder anders aus.

    Spielen beide auf Rohstoffe, was online unter den Top-Spielern leider immer der Fall ist, gewinnt der bessere.

    Diese Strategie ist übrigens alles andere als leicht zu spielen! Vom Prinzip her leicht, im Detail schwer.


    Ein weniger guter Spieler kann einen guten Spieler nicht besiegen, selbst wenn der weniger gute Spieler auf Rohstoffe spielt und er erfahrene Spieler eine der 4 anderen Richtungen wählt (Schädel, "schlank*", Mais oder "reine Bautechnologie". Ich wage diese Behauptung zu stellen, da ich vor ein paar Jahren Tzolkin sehr ausgiebig online gespielt habe und damals wirklich alles gesehen habe was das Spiel hergibt und selbst viel ausprobiert hatte.


    Die Erweiterungen brechen die bekannten Siegstrategien auf. Mit den meisten Stämmen kann man zwar immer noch eine dieser Richtungen verfolgen, aber man sollte dann doch etwas anders, kreativer, spielen. Die Prophezeiungen "zerstören" die bekannten Strategien, was man gut oder schlecht finden kann. Ich selbst finde die Prophezeiungen okay, spiele aber lieber ohne sie, aber mit den Stämmen.


    *Die "schlanke" Strategie

    Das war meine mit Abstand am häufigsten gespielte Strategie und wenn ich Tzolkin am Tisch gewinnen möchte, würde ich auch diese Strategie spielen da man im realen Leben kaum jemanden finden wird, der die Rohstoff-Strategie spielen kann. So geht's:


    Einmal editiert, zuletzt von Baseliner ()

  • Sagt mal, ihr redet immer von „Turnierspielern“. Gibt es denn außer den MM im Brettspiel nennenswerte Turniere, ich meine am Tisch und nicht online? Als im äußersten Südwesten Ansässiger könnte ich mir so etwas im Spiele-ElDorado NRW vorstellen, habe aber sonst noch nie etwas derartiges in meinen Regionen gehört.

    Und bei der MM wechseln die Spiele ja immer wieder, so dass die Profis in einem Spiel nur eine Saison lang Profi sind, oder?

  • naja, die "Profis" spielen in der Vorbereitung die Spiele wirklich oft, bzw. programmieren sich dafür zum Teil auch Apps ums elektronisch zu spielen. Da wird teilweise schon extreme Analyse betrieben und dieses Wissen verschwindet ja nicht wieder

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Ergänzend dazu: ich habe mich mal durch die WBC Seiten durchgescrollt. Die Amis spielen die dortigen Euros ja durchgängig zu viert, auch zB RftG, das für mich persönlich nur mit 2p gut ist. Gibt es da keine Kingmaker-Probleme?

  • naja, die "Profis" spielen in der Vorbereitung die Spiele wirklich oft, bzw. programmieren sich dafür zum Teil auch Apps ums elektronisch zu spielen. Da wird teilweise schon extreme Analyse betrieben und dieses Wissen verschwindet ja nicht wieder

    Schon klar. Aber wenn (nur um etwas daherzureden, ohne dies faktisch zu wissen) zb T‘zolkin sagen wir 2012 in der Auswahl war, würde ich doch bei einem damaligen Teilnehmer heute nicht mehr von einem T’zolkin-Turnierspieler reden, auch wenn der mich und die meisten anderen aufgrund seines Wissens in Grund und Boden stampfen würde. Deshalb fragte ich, ob es heute zb Turniere mit solchen „historischen“ Spielen gibt.

  • Ok.

    Ich habe vor geraumer Zeit mal die Mind Sports Olympiad in UK im Web beobachtet. Da sind eine knappe Handvoll Euros dabei, wie TM oder Agricola.

    Beeindruckend fand ich einen Live Kommentar eines Master Mind Matches. Die zwei Kommentatoren kamen rüber wie beim Super Bowl :lachwein:

  • Ok.

    Ich habe vor geraumer Zeit mal die Mind Sports Olympiad in UK im Web beobachtet. Da sind eine knappe Handvoll Euros dabei, wie TM oder Agricola.

    Beeindruckend fand ich einen Live Kommentar eines Master Mind Matches. Die zwei Kommentatoren kamen rüber wie beim Super Bowl :lachwein:

    Bei meinen beiden MSO-Auftritten 1998/99 gab es das noch nicht - ich sollte mal wieder hin :)

  • Bei meinen beiden MSO-Auftritten 1998/99 gab es das noch nicht - ich sollte mal wieder hin :)

    Die Euros oder die gewissenhaften Sportmoderatoren?

  • Bei meinen beiden MSO-Auftritten 1998/99 gab es das noch nicht - ich sollte mal wieder hin :)

    Die Euros oder die gewissenhaften Sportmoderatoren?

    Stimmt, war beides noch nicht sehr ausgeprägt. Ich meinte aber die engagierten Reporter ;)


  • Ok.

    Ich habe vor geraumer Zeit mal die Mind Sports Olympiad in UK im Web beobachtet. Da sind eine knappe Handvoll Euros dabei, wie TM oder Agricola.

    Beeindruckend fand ich einen Live Kommentar eines Master Mind Matches. Die zwei Kommentatoren kamen rüber wie beim Super Bowl :lachwein:

    Hast du einen Link dazu?

  • Auch in Deutschland gibt es zum Beispiel auf der Berlin Con das eine oder andere Turnier.

    Das eine oder andere Turnier habe ich ja auch nciht damit gemeint. WBC, ehemals AvalonCon, hatte ursprünglich nur Turnierspiel; jetzt gibt es zwar auch open gaming, aber die 100+ (!!) Turniere sind für etliche Teilnehmer die Hauptmotivation

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.