(Prototyp) Aufbruch am Nil

  • Wie wohl jeder enthusastische Neuautor war ich von meinem Spiel überzeugt und war der Meinung nach unzähligen Tests und Überarbeitungen ein flüssiges und knackiges Spiel entworfen zu haben, das hat leider keinen Verlag überzeugt hatte.

    Ich weiß nicht mehr genau, aber ich glaube, es war Uli Blum, der mir gesagt hat: "Deine ersten zehn Spiele sind scheiße, bring sie so schnell wie möglich hinter dich." Das ist sicher keine Universalweisheit, aber ein bisschen ist schon dran. War bei mir zumindest nicht anders.

    So hart es klingt: Wenn es keinen überzeugt, dann ist es vielleicht einfach nicht besonders gut.


    Häng dein Herz nicht zu sehr an eine einzelne Spielidee.

    Oder: Natürlich sollst du das, aber wenn's nicht klappt, darf das halt auch nicht das Ende aller Tage sein.


    Und dann gab es noch die Verlage, die sich nichtmal die Mühe machten überhaupt zu antworten wie Spieleschmiede, Lookout, Whatsyourgame? und Academy Games...

    Ich habe bei ein paar Verlagen die Stapel mit den Protos gesehen. Das dauert und dauert und dauert einfach. Ich bin mal irgendwann von Eggert angesprochen worden, ob es ok ist, wenn sie eine 4 Jahre alte unaufgefordert eingesendete 20seitige Spielregel-Email (von einem sehr sicher nicht sehr tollen Spiel von mir) löschen dürften. Ja, klar dürft ihr.


    Nach meinern Erfahrungen, die ich gesammelt habe, auch in Gesprächen mit anderen Autoren in Göttingen etc. ist, dass es gegenwärtig eine Art Clique in Deutschland gibt und wenn du da drin bist, wird so ziemlich alles veröffentlicht und wenn du nicht drin bist, dann scheitert auch deine beste Idee (und ich habe in Göttingen verdammt viele coole Ideen gesehen, die nicht veröffentlicht werden).

    Jein.


    Auf der einen Seite: Klar, natürlich ist das so.

    Du bist halt am Anfang unbekannt, du hast keine "street cred".

    Die "in der Clique" haben haufenweise zumindest mäßig erfolgreiche Spiele gemacht, also wird das Spiel, das sie anbieten, wahrscheinlich zumindest funktionieren und/oder irgendwie lustig sein und/oder eine interessante Idee enthalten (also keine völligen Graupen sein).

    Und Redakteure sind auch nur Menschen. Kann bestimmt passieren, dass erstmal der Name blendet...


    Auf der anderen Seite kenne ich eigentlich keinen Verlag, der sich völlig abschottet und nicht zumindest interessiert an allen möglichen Ideen ist, so lange sie auch nur halbwegs ins Programm passen. Die scouten wie verrückt auf den einschlägigen Messen.


    Und es ist unter Garantie nicht so einseitig. Es gibt einen Riesenhaufen Spieleautoren, die sich auch abmühen, ihre Ideen anzubieten, die aber trotzdem irgendwann irgendwie ein paar Titel veröffentlicht haben. Ich glaube, das ist sogar die Mehrheit (wenn man die Pseudoautoren à la "Ich hab ne Monopoly Sonderregel erfunden, gebt mir Geld, Ravensburger!" ausklammert, das sind vermutlich noch mehr)


    Ich bin auch nicht in dieser "Clique", aber ich hab halt ne Weile daran gearbeitet, Kontakte zu knüpfen, und inzwischen kann ich diversen Verlagen halt auch einfach mal ne Idee hinknallen, und die kucken dann zumindest mal genauer hin.

  • Wenn Du überzeugt bist von Deinem Spiel und dem Konzept gibt es m.E. nach genügend Verlage die für Dich interessant sein sollten:

    Feuerland, Board Game Cirkus, Edition Spielwiese, Spielefaible.


    Im Ausland würde ich aktuell nicht suchen und große Verlage bieten sich für ein Erstlingswerk auch nicht an.

  • Die "in der Clique" haben haufenweise zumindest mäßig erfolgreiche Spiele gemacht, also wird das Spiel, das sie anbieten, wahrscheinlich zumindest funktionieren und/oder irgendwie lustig sein und/oder eine interessante Idee enthalten (also keine völligen Graupen sein).

    aber auch die Spiele der "Clique" bekommen sehr oft den Daumen nach unten gezeigt. Bei HiG ist allein die Tatsache, dass Dein Prototyp angefordert wurde schon mal ein positiveres Zeichen, denn da wird schon im Vorfeld jede Menge aussortiert.

    Ich gebe hier, auch wenn ich es im Text nicht explizit erwähne, immer meine persönliche Meinung wieder.

  • Kermeur

    Ich kann dir nur raten nicht Spiele zu entwickeln in der Hoffnung, dass sie irgendwann verlegt werden. Klingt komisch. Aber du tust dir keinen Gefallen. Denn höchstwahrscheinlich werden sie nicht verlegt. Isso.

    Die Motivation hältst du hoch, indem du es für dich und deine Spielefreunde machst. Du musst Spaß dran haben, deine Tester ebenso. Alles andere ist ein Bonus.

    Sorry. Aber, wenn du es aus der Motivation heraus machst, dass es wirklich verlegt wird, dann wird man halt einfach enttäuscht. Und dann ist es eben auch schwer die Motivation hoch zu halten...

    Nächster Rat:

    Du brauchst Kontakte. Lern Leute kennen. Alles, was unter 5 Jahren networken funktioniert, ist pures Glück oder du hast echt ein Hammerspiel. Aber bevor du da ne realistische Chance haben willst: Leute kennenlernen und Kontakte pflegen und meiner Ansicht nach vor allem: Den Leuten zeigen, dass du dich engagierst und reinhauen kannst. Erklärbär auf der Messe, Spieleseminare, etcpp. Ich hab 2006-2007 angefangen Leute aus der Branche kennenzulernen. Die ersten eigenen Ideen für Spiele kamen ca. 2009. 2014 kam das erste Spiel...

    Und das ging bei mir relativ schnell, denn ich war bei Spielworxx und dort geht es schneller als bei anderen Verlagen. Grundregel: Vom ersten Verlagskontakt (zu dem Verlag, der dein Spiel rausbringt) bis zum Veröffentlichungstermin: 3 Jahre. Beispiel: Vertrag für Cooper Island in Essen 2016 unterschrieben. Spiel kam 2019.

    Wie wohl jeder enthusastische Neuautor war ich von meinem Spiel überzeugt und war der Meinung nach unzähligen Tests und Überarbeitungen ein flüssiges und knackiges Spiel entworfen zu haben, das hat leider keinen Verlag überzeugt hatte.

    Ist jetzt eher nicht ungewöhnlich. Meine ersten paar Ideen sind allesamt verworfen worden. Was PeterRustemeyer da von Uli Blum zitiert ist schon nicht unrealistisch. Boah, war mein erstes Spiel schlecht!!! Im Nachhinein tun mir die Tester so leid! Einige davon testen aber immer noch meine Spiele. Unfassbar.

    Nach meinern Erfahrungen, die ich gesammelt habe, auch in Gesprächen mit anderen Autoren in Göttingen etc. ist, dass es gegenwärtig eine Art Clique in Deutschland gibt und wenn du da drin bist, wird so ziemlich alles veröffentlicht und wenn du nicht drin bist, dann scheitert auch deine beste Idee (und ich habe in Göttingen verdammt viele coole Ideen gesehen, die nicht veröffentlicht werden).

    Das halte ich für Gerede.

    Sicher ist: Verlage wollen Spiele verkaufen. Und es gibt einfach auch ein paar "Namen". Und der neue Rosenberg oder der neue Feld sind halt schon Spiele, die allein deswegen Aufmerksamkeit erregen, weil sie von bekannten Autoren sind. Und heute geht es sehr viel um Aufmerksamkeit und Hype für ein Spiel.

    Es gibt Verlage, die können alleine für Aufmerksamkeit sorgen. Vor einigen Jahren war das Lookout. Das neue Lookout-Spiel war der heiße Scheiß! Heute ist Feuerland ganz fett dabei allein als Verlag schon so viel Aufmerksamkeit für ein neues Spiel zu generieren - da kommt dann auch mal ein Erstlingswerk raus.

    Das hat in meinen Augen nichts damit zu tun, dass es eine Clique gibt. Aber, wie ich weiter oben schon schrieb: Erstens haben diese etablierten Autoren die Kontakte, die man braucht und zweitens generiert ihr Name Aufmerksamkeit.

    Du brauchst für dein Spiel eben einen Verlag, der dazu passt.

    Und dann gab es noch die Verlage, die sich nichtmal die Mühe machten überhaupt zu antworten wie Spieleschmiede, Lookout, Whatsyourgame? und Academy Games... :thumbsdown:

    Viele Verlage ersticken in Arbeit. Ich weiß jetzt nicht, wie der Kontakt zu den Verlagen zustande kam, aber ein Rat vielleicht dazu:

    Niemals unaufgefordert Protos an die Verlage schicken. Die werden ungesehen in die Tonne geschmissen.

    Meine Lust, das nächste Spiel (wieder thematisches Wirtschaftsspiel) weiter zu entwickeln ist jedenfalls arg in den Keller geplumst... ?(

    Bleib dran. Das, was du erlebst, ist normal. Vor allem: Häng dich nicht an einem Spiel auf. Ich kenne deine Art zu testen nicht und welches Feedback du bekommen hast. Aber du musst halt weiter arbeiten und besser werden.


    Ein paar Anekdoten:


    Ich hab mal ein Spiel von einem Verlag zurück zurück bekommen und dem Spiel wurden "Vegas-Qualitäten" bescheinigt. Damals war Vegas gerade ziemlich "in" und wurde merkwürdigerweise nicht SdJ. Das war also ein großes Kompliment. Spiel ist bis heute nicht erschienen und ich arbeite auch gar nicht mehr dran...


    Ein befreundeter Autor hat mir mal gesagt, dass er sein Spiel von einem Verlag zurück bekommen hat, weil der Verlag in der Programmkonferenz entschieden hat, keine "Spiele mit Rohstoffen" mehr zu machen. Weil sie der Meinung waren, dass es zu viele Spiele dieser Art gäbe und der Trend solche "Spiele mit Rohstoffen" würde sich nicht halten und mal wolle eben andere Spiele verlegen. Alle Spiele, die die zu dem Zeitpunkt vorliegen hatten, und die irgendwas mit Rohstoffen zu tun hatten, sind wieder an die Autoren zurückgeschickt worden... Vielleicht war da ja eine richtige Perle dabei? Wer weiß?

  • So, mal nach einem Jahr eine Wasserstandsmeldung meinerseits.


    Ich habe dann doch nicht aufgegeben und den Prototypen stetig weiterentwickelt, immer im Feedback mit Hans im Glück. :)


    Blöderweise, konnte ich das aber bisher nicht testen, da meine Spielewochenurlaube ja nun seit letztem Jahr regelmäßig pandemiebedingt ausfallen. Ich bin noch guter Hoffnung, dass die letzten Änderungen nun diesen Dezember endlich endlich erprobt werden können, um dann die Veränderungen an Hans im Glück zurück zu melden.


    Schauen wir mal ... :)

  • Kermeur

    Hat den Titel des Themas von „Aufbruch am Nil“ zu „(Prototyp) Aufbruch am Nil“ geändert.