Spiel-ERLEBNIS

Für wen ist Tainted Grail nichts?

  • Wem Mechanismen über Story gehen
  • Wer echte Entscheidungen treffen will und nicht einem vorgegebenen Pfad nachläuft (auch wenn dieser verschwungen, mit Wegkreuzungen und -gabelungen ist)
  • Wer nur aufgrund eigener taktischer/strategischer Entscheidungen gewinnen oder weiterkommen will
  • Wer sich scheut auch einmal fünf gerade sein zu lassen (um beispielsweise einen Würfelwurf wie durch Zauberhand zu "schaffen")
  • Wer eine große Spielegruppe hat und Downtime als Höllenqual ansieht
  • Wer Grinding hasst

Wer sollte sich Tainted Grail unbedingt ansehen?

  • Wer klassische PC-Rollenspiele wie Dragon Age liebt
  • Wer Dark Fantasy toll findet
  • Wer eine immersive Story erleben will
  • Wer eine interessante und ausgefeilte Kampf-/Diplomatie-Regel mag
  • Wer sich auch von storytechnischen Sackgassen nicht abhalten lässt, trotzdem eine gute Zeit zu haben
  • Wer Choose-Your-Own-Adventure-Bücher schon früher verschlungen hat (oder DSA-Solo-Abenteuer gemocht hat)
  • Wer mit Zufall kein Problem hat, insbesondere da dadurch an einzelnen Stellen damit die Schwierigkeit drastisch angehoben wird
  • Wer solo oder zu zweit spielt

Zusammenfassung, Bewertung und Empfehlung

Mir macht Tainted Grail bislang unglaublich viel Spaß und ich kann es nicht erwarten das nächste Kapitel in Angriff zu nehmen. Trotzdem ist es sicher nicht für jeden geeignet, aber welches Spiel ist das schon? Wenn man weiß, was einen erwartet, liefert es hier ein unglaublich tolles Spielerlebnis. Das Spieldesign ist an manchen Stellen trotzdem verbesserungswürdig und vor allem die Auswirkungen von Glück und Pech bei Würfel- oder Münzwürfen laden quasi dazu ein, auch einmal ein Auge zuzudrücken. Ich bin in meinem fazit sehr nah an Tom Vassel dran. Spielt es aufgrund der Geschichte und das bedeutet auch, dass man nicht jede Auswirkung voll durchschlagen lassen muss. Wer dabei ein schlechtes Gefühl hat, wird vermutlich früher oder später aufgeben oder ist extrem frustresistent.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum man dann nicht einfach ein gutes Fantasy-Buch oder ein PC-RPG spielt? Bieten diese doch auch eine Geschichte und das mit weniger Verwaltungsaufwand. Es verbindet für mich aber eben genau diese beiden Welten. Die Haptik des Blätterns, des Bewegens der Figuren, der Würfel- und Münzwürfe vereinen sich mit der Interaktion mit der Welt und schaffen ein einzigartiges Spielerlebnis. Weg von der Passivität des Buches, aber auch weg von der schnellen Speichermöglichkeit und der Distanz zum Geschehen beim PC. So sehr ich verstehen kann, wenn man bei einem Würfelwurf mal eine fünf statt einer drei sehe, so sehr empfehle ich aber auch die Ergebniss der Wahlmöglichkeiten im Journal nicht nach der besten Alternative zu spoilern und dann nur diese abzuhandeln (wie man das mit Quicksave am PC ja mal ganz gerne tut). Dann steht einer epischen Geschichte nichts im Weg und zudem gibt es dann sicher auch noch genug zu entdecken für einen zweiten Durchlauf.