Was mich in diesem Bezug aber mittlerweile stört, ist wie sehr die eigene Arbeit nach außen gekehrt wird und dass ihr/du relativ oft in die Verteidigungshaltung übergehst. Als ich mir den Solomanolo Podcast angehört habe, da war ich ein paar Mal kurz vor dem Ausschalten der Folge, da die bisherige Anleitung als quasi unspielbar dargestellt wurde und eure als der künftige Goldstandard. So sehr ihr auf eure Arbeit stolz sein könnt und dürft, verzichtet doch bitte darauf dies noch immer besonders hervorzuheben und damit die Arbeit manch anderer Verlage indirekt abzuwerten. Das habt ihr nicht nötig und für die tolle Arbeit bekommt ihr genug Zuspruch, sodass eure bisherigen Anleitungen Werbung genug sind - auch ohne dies regelmäßig selbst zu erwähnen.
Ich habe eigentlich nicht das Gefühl, dass ich in eine Verteidigungshaltung gehe. Ich bin allerdings jemand, der (schon immer) für eine gewisse Haltung eintritt. Vielleicht ist es das, was du als Verteidigungshaltung ansiehst?
Zum Podcast - die Meinung, dass die Anleitung sehr schlecht ist, das ist ja ein gewisser allgemeiner Konsens. Es geht mir dabei auch nicht darum, andre Verlage abzuwerten. Viele Verlage - auch solche mit denen wir zusammenarbeiten - finden ihre Anleitung so wie sie sind super, oder für ihre Zielgruppe ausreichend. Andere können es nicht besser und sind sehr froh, wenn wir Hand anlegen. Ich habe auch im ganz speziellen hier bei Too Many Bones sicher nicht gesagt, dass das der Goldstandard wird. Sogar gewiss nicht. Dafür können wir sie einfach zu wenig anfassen. Das es das Spiel aber nötig hätte, das ist ja keine Neuigkeit. Ich habe eigentlich nur das aufgearbeitet, was Solo als großen Fan eigentlich auch stört. Was ich (leider) nur tun kann: mein möglichstes. Eventuell legen wir auch eine zusätzliche Anleitung bei - quasi eine Alternative. Das muss ich mal schauen.
Zu dem “Abwerten”. Du bist nicht der Erste, der sich beschwert und das als eine Arroganz abtut. Dafür habe ich ein gewisses Verständnis. Das wir an den Spielen so arbeiten, wie wir es tun, ist aber einer unserer USPs. So wie manche sagen, sie machen nur das geilste Material. Besser als andere. Das impliziert ja auch, dass andere schlecht sind. Ein Vorschlag, der an mich herangetragen wurde, wäre nur zu sagen, dass wir die Anleitung verbessern, ohne das wir sagen, dass die Originale schlecht ist. Das fand ich ein bisschen lustig. Denn verbessern impliziert ja immer, dass etwas vorher schlecht war und danach besser.
Die Wahrheit ist aber einfach: manchmal kann man es nicht besser, manchmal will man es nicht besser und manchmal ist es eine Mischung aus beidem. Was mich WIRKLICH interessiert, ist warum das so negativ ankommt (manchmal). Wie du selbst sagtest, warst du bei DotZ noch happy darüber. Ist es, dass Kritik in der Brettspielbranche ungern gehört wird? Hat es was mit “Nestbeschmutzer” zu tun? Oder darf man einfach nur nicht darüber reden?
Der Punkt ist für mich ein ganz realer: Ich habe die Schreibtischtagebücher bei Dawn of the Zeds als kathartisches Mittel eingeführt. Keine Werbeveranstaltung oder Social Media Idee. Ich rede über meine wirklich reellen Probleme. Und wenn ich an einer Anleitung verzweifle, und was ich schlecht fand und warum ich was geändert habe, dann ist das eine reelle tatsächliche Berichterstattung über meine tagtägliche Arbeit. Wenn das NEGATIV aufstößt, ist die Alternative nur, dass ich das einstelle. Denn nicht darüber zu reden, was tatsächlich war, führt es sonst ad absurdum. Ich meine das auch hier nicht als Verteidigungshaltung. Sondern als ernste Nachfrage.