Die einzig geglückte Überraschung bei mir war tatsächlich in der ersten Folge, dass James Marsden als Teddy nicht die Hauptfigur spielt, die den Park besucht, sondern nur einen der Hosts. DAS war wirklich geglückt.
Leider hat es gleichzeitig alles andere verraten.
Denn damit war von Anfang an klar, dass die Serie in eine Philip K. Dicksche Richtung steuert, dass also den Zuschauern die Orientierung genommen werden soll, wer echter Mensch, und wer Host ist. Es war also direkt klar, dass nicht jeder Mensch ein Mensch ist, und sich mindestens ein Host darunter befindet, der sich selbst für einen Menschen hält.
Gleichzeitig wurde aber auch eingeführt, dass die Hosts und die Besucher Schleifen durchlaufen, und die Hosts nicht altern und ihre Erinnerungen gelöscht werden, dass also in Westworld die "Zeit stillsteht", oder festgefroren ist. Es gibt keine zeitliche Progression über die Schleife hinaus. Damit war auch klar, dass den Zuschauern hier eine Illusion vorgespielt werden wird und dass die Serie mit Zeitebenen arbeitet, die nicht identisch sind, sich aufgrund der Schleifennatur des Parks aber für uns Zuschauer identisch anfühlen.
Schon in der ersten Folge, mit der einen guten Überraschung, hat WESTWORLD dem Zuschauer direkt dargelegt, dass er sich in einer Zaubershow befindet, bei einem Illusionisten - und damit musste man nur noch schauen, welcher Zaubertrick einem wohl vorgeführt werden wird.
Und da war dann recht schnell klar, dass zwei Charaktere perfekt zueinander passen: der junge, idealistische reiche William, der das alles zum ersten Mal erlebt, sich in Dolores verliebt, und mit staunenden Augen durch diese Wunderwelt stolpert und der alte, desillusionierte, zynische, die Hosts hassende Mörder, der es besonders auf Dolores abgesehen zu haben schien. Die beiden waren wie füreinander gemacht, zwei Seiten einer Medaille, zwei Enden des Spektrums. Da war mir dann sofort klar, dass es derselbe Charakter ist, nur zeitlich weit auseinanderliegend. Zumal viel zu auffällig darauf geachtet wurde, dass der "Mann in Schwarz" nie beim Namen genannt wird.
Der zweite Trick war schwerer vorherzusehen. Kurz dachte ich, dass der Mann in Schwarz ein Host ist, und es selber gar nicht weiß, aber das passte nicht, weil ich dann doch zu überzeugt davon war, dass er der alte William ist. Damit blieben nur noch zwei Charaktere übrig, nämlich Dr. Ford und Bernard. Ich hätte es lustig gefunden, wenn Dr. Ford ein Host gewesen wäre, statt der Erfinder des Parks, aber am Ende war Bernard der ideale Kandidat: Er war dermaßen devot, sanft und gefügig - das genaue Gegenteil der anderen Hosts. Und am Ende war er es, der die Hosts dauernd kalibrieren musste. Auch da wieder: zwei Seiten einer Medaille, zwei Enden desselben Spektrums.
Ich wusste nicht genau, was die Geschichte damit macht, also WARUM er ein Host ist, der sich für einen Menschen hält, war aber sicher, dass er ein Host ist.
Was ich tatsächlich NICHT wusste war, dass Bernard mal ein Mensch gewesen ist, und nur nachgebaut worden ist, das war dann tatsächlich noch eine kleine Überraschung.
Aber diese beiden großen Wendungen waren mir halt spätestens ab der zweiten Folge klar, weil der Clou mit Teddy aufgezeigt hat, was für eine Serie das ist, und was sie zu erreichen versucht, und sobald ich darauf geachtet habe, passte das alles immer wieder wie Faust aufs Auge.
Das mit den Zeitebenen wurde dann übrigens spätestens in irgendeiner Sequenz deutlich, in der Dolores mit irgendwelchen Leuten in einem nächtlichen Lager steckte, dann von Bernard befragt wurde, und später wieder im nächtlichen Lager war, ich glaube sogar in derselben Nacht, als wäre nichts passiert.