Beiträge von Smuntz im Thema „Der heiße Scheiss...? Neuheiten in Essen 2024“

    Smuntz Arborea hat eher schwächen in der optischen Präsentation, aber Barcelona braucht z.b. weder den Markt noch die Straßenbahnen. Die wirken beide drangetackert. Bei Arborea ist das Problem das Erklären, es ist total fluffig wenn es läuft, aber die Optik hilft leider null beim verstehen der regeln.

    Barcelona: Markt? Meinst Du die Kreuzungen (etwas zu schwach in ihrer Wirkung, um darin zu investieren) oder die Gehwegplättchen (wichtig für Lagermanagement und mancher Option auf Kettenzug)? Straßenbahn: je nach Lage der Aktionsplättchen kann man damit aber feine Aktions-Kombos spielen. Ggf. muss man die eigenen Straßen auch zu den richtigen Aktionen legen. Eines der öffentlichen Gebäude (es sind ja immer 5 von 7 im Spiel) hat was mit "Markt" im Namen (musste glatt die Regeln durchsuchen), das kann reichlich Tuch abwerfen, was je nach Spielsituation zum Ausbau des eigenen Tableaus oder besonderen Wertungen hilfreich ist. Nicht jedes Element muss in jeder Spielsituation stark sein, sind z.B. alle Karten in TFM ja auch nicht.

    Irgendwie finde ich einige der "angesagten" (Top30 in BGG Most Wanted) Euros im Experten/gehobenen Kennerbereich der üblichen Verdächtigen für unnötig kompliziert bzw. überladen - oder ich werden abgestumpft und alt...
    Ich hab mir jetzt mehrmals versucht zu Saltfjord (Aporta), Resafa (Suchy), Minos (Board&DIce) oder Men-Nefer (Ludonova) einen Zugang zu finden. Hab die Anleitungen mehr als einmal gelesen -> irgendwie ist da alles zu viel, zu kompliziert, extrem unübersichtlich usw.. Normalerweise machen wir Lacerda & Co. nix aus, im Gegenteil, aber diese Neuheiten des Jahres 24 empfinde ich als überzüchtet.

    Hat jemand ein ähnliches Bild oder. übertreibe ich?

    Dass das ein allgemeiner Trend ist, nehme ich in den letzten Jahren auch so wahr - meine letzten Opfer für "zuviele Regeln" waren Sabika, Barcelona, Arborea, Planta Nubo, und selbst einige Kennerspiele der letzten Zeit wie Pest oder Djinn hatten z.T. unnötig komplizierte Regeln. Oft ist das wohl schlicht eine Folge mangelnder Redaktion (gerade bei Kickstartern), aber ich fürchte, es ist auch oft der Ehrgeiz der Autor:innen, noch eine Idee und noch eine Idee in ihren Spielen unterzubringen. Beim Film gilt der Leitsatz "töte was du liebst", will heißen, man muss auch Szenen opfern, die man selbst besonders gut findet, die aber zum Film nicht genug beitragen. Das fehlt mir in letzter Zeit oft bei Brettspielen.

    Eigentlich ist das schon ein eigenes Thema, oder? Auf jeden Fall denke ich da genau wie ihr! WTF meinen Autoren eigentlich, dass uns Spielern Spaß machen soll? Klar kann es manchen (hier in diesem Forum eher: vielen) nicht komplex genug sein und wenn das zu einem intensiveren Spielerlebnis führt, bin auch ich noch geneigt und dabei. Das tut es oft aber nicht.

    Und dieser Trend findet in den Köpfen einzelner - bislang sehr geschätzter Autoren - ihren Niederschlag. Ein Marrakesch von Stefan Feld fand ich mit seinen 11 Schauplätzen/Keshis schon unnötig überladen, aber wir dürfen uns bei Civolution um ein in dieser Hinsicht verdoppeltes "Vergnügen" freuen, nun sind es 21 bzw. 42 Aktionen und auch geübt nicht unter 3 Stunden Spielzeit, traut man den ersten praktischen Reviews wie den beiden bei BGG. Abseits von Queen diesmal ein Feld-Spiel mir einem für die Produktion preislich einwandfreien Rahmen - aber was nutzt es, wenn ich das eh nicht mehr spielen mag?

    Gleiches bei Vladimir Suchy. Was sind Die Werft, Underwater Cities und Praga Caput Regni doch für grandiose, relativ rasch erklärte Spiele. Und nun zuletzt Evacuation - das hat eine tolle Grundidee, aber überhaupt kein Gespür für Feinschliff. Jedes popelige Plättchen und Karte anders, ewig lange zu erklären und noch länger gespielt. So läuft es, wenn man keinen sachkundigen Redakteur an der Seite hat oder aber das schlicht so haben will - danke, ohne mich.

    Simone Luciani liefert auch ständig Originelles ab - aber mit zwei Gesichtern. Rund und spielfreudig (Darwins Journey, Die Ratten von Wistar) oder knallharte, teils unbalanciert anmutende Spiele, bei denen mit gewisser Wahrscheinlichkeit wer unter die Räder kommt (Wasserkraft, Nucleum). Da bin ich bei den ersten dabei, die anderen brauche ich nicht (und diskutier das hier auch nicht weiter, die sind einfach nicht meins).

    Lacerda... da bin ich schon lange raus, dem Volumen an Spielregeln sei es geschuldet. Vermutlich ist es aber auch sein Erfolg, der andere Autoren in diesen Sog zieht. Vermutlich braucht die Welt aber gar nicht so viele Spiele dieser Gewichtsklasse, dann wird es der Markt richten.

    Aber es soll mir recht sein. Wenn nichts mehr zu kaufen reizt, erfreue ich mich an den vorhandenen Dingen, bekommt manches endlich mal wieder etwas ab von der eh zu knappen Spielzeit.

    Archibald Tuttle : zumindest den genannten Spielen von Dani Garcia tust Du ein klein wenig unrecht. Ja, Arborea ist bunt und bisweilen unübersichtlich, aber dennoch von einer gewissen Eleganz. In dieser Hinsicht gar makellos empfinde ich Barcelona, das von der Komplexität der Regeln kaum expertig ist, mit seinen vielen Handlungsfreiräumen und rasch erklärten Mini-Aktionen für mich mit einem Spiel wie Burgen von Burgund vergleichbar erscheint. Zu Windmill Valley bin ich noch nicht gekommen, aber das ist definitiv auf meiner Anspiel-Wunschliste.

    Zum Thema zurück: ich gehe seit Jahren eher locker zur SPIEL, kaufe ein paar Dinge, da man ja nicht mit leeren Händen weggehen möchte. Aber ansonsten wird geschaut und angespielt und dann in Ruhe später mal entschieden, ob und was man davon kauft. Ausnahme bleiben weiterhin ausländische Kleinverlage ohne Vertrieb - da wird gerne in Essen direkt gekauft, wenn was zu gefallen wusste. Um doch noch ein Spiel zu nennen, recht gespannt bin ich auf Black Forest.