Beiträge von Sternenfahrer im Thema „Notizen machen beim Spiel - ja oder nein?“

    Da sind wir und glaub ich auch alle einig oder? Strittig war/bleibt/ist ja eher, ob "[M]erkleistung" erbringen ein Spielelement ist, das Teil des Spiels ist und eben keine "künstliche Spannung" und ob es [e]in Problem ist, wenn hierdurch Spieler je nach ihrem "[M]erkvermögen" benachteiligt sind gegenüber anderen Spielern.

    Ich glaube, wir sind uns eben _nicht_ alle einig. Die ganze Frage nach den Notizen stellt sich (für mich) vor allem in solchen Situationen.

    Stell Dir vor, Du setzt Dich an einen Tisch mit #ForSale und Dein Mitspieler sagt, "laßt uns das Geld versteckt halten, man kann sich ja merken, wieviel jeder ausgegeben hat". Vielleicht noch begründet mit einer Version des Spiels, in der es offizieller Teil der Regeln war/ist. Und dann sage ich "Gut, dann schreibe ich das mit, weil ich zu faul bin, mir das zu merken". Gerade weil man das Spiel ja auch so gut mit offenen Münzen spielen kann. Genau da liegt für mich der Konflikt.

    (...) Beim echten Spiel hat man diese offen vor sich liegen, so dass jeder jederzeit sehen kann, wieviel man bieten kann (...)

    Ha, wie schön, wir sind einer Meinung! :) Genauso sehe ich das auch. Deswegen ist es ja so ein gutes Beispiel dafür, daß die Variante, die Münzen geheim zu halten, eben keine "künstliche Spannung" erzeugt.

    Sorry für die Verwirrung, ich wußte nicht, daß manche ohnehin mit offenen Münzen spielen (obwohl sie lt. Regeln geheim gehalten werden können).

    Fobs - ich bin mir nicht sicher, ob Du mich verstehst? Mir geht es nicht um die Karten, sondern um die Münzen. Außerdem scheinst Du gar keinen der vorherigen Beiträge gelesen zu haben?
    In der BGA kann man die Option wählen, daß das Geld (=die Münzen) offen liegt, das ist auch für die momentane Season als Standard eingestellt. Leider kenne ich keine einfache Möglichkeit, um herauszufinden, bei wie vielen der dort gespielten knapp 634.000 Partien die Option eingestellt war. Ich bevorzuge das, und in den allermeisten Gruppen, in denen ich mitgespielt habe, führt da auch nicht zur Verlängerung. Meiner Erfahrung nach führt der Versuch, sich nach jeder Bietrunde zu merken, wer nun wieviel bezahlt hat, zur Verlängerung.

    1. Es gibt Spiele, wo die Regeln vorschlagen, eigentlich offene Informationen zu verstecken.
      Z.B. nimmt man sich offene Ressourcen. Oder man hat ein Startgeld und es ist offen, wer wieviel bezahlt (z.B. #ForSales ).
    2. Alle sollten sich das dann merken, weil man damit einen Vorteil hat.
    3. In der Regel wird das jeder können, wenn er oder sie sich ein bißchen Mühe gibt. Sagen wir mal, zumindest bei wenigen Spielern oder gar zu zweit.
    4. Es entsteht also weder Spannung, noch Unabwägbarkeit, aber ein an sich schnelles Spiel wird dadurch in die Länge gezogen, daß einzelne Spieler halt etwas länger brauchen, um die Werte z.B. nach jedem Bezahlvorgang in ihrem Hirn zu aktualisieren. Ich rede hier von ein paar Sekunden, nichts dramatisches, aber über alle Spielzüge halt doch spürbar.
      Oder noch schlimmer - weil es (z.B. bei #ForSales) erst in der vorletzten oder letzten Bietrunde wichtig wird, unterbricht jemand quasi das Spiel, um vor seinem geistigen Auge nochmal die bisherige Partie Revue passieren zu lassen, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wieviel Geld die anderen noch haben. Wiederum, nicht wirklich _sehr_ lange, aber es gibt halt eine Pause, die es nicht gäbe, würde man mit offener Information spielen.
    5. Nun kommt die Frage: Hätte man einfach mitschreiben können, bzw. wüßte man durch Notizen den tatsächlichen Wert?
      Falls JA:
    6. Plötzlich wird die Mechanik lästig, sie wirkt aufgesetzt, man könnte sie streichen und/oder alle werden gezwungen sich um mitspielen zu können, sich wirklich alles merken.

    (...) Online asynchron würde ich ausklammern, weil besondere Umstände (...)

    Verständlich; mir ging es darum zu zeigen, daß die Diskussion halt doch viel größer ist, als von manchen hier angenommen ("ich kenne niemanden, der..."). Immerhin sind so viele Personen für das Nachhalten von "mitzählbaren" Informationen - aka "Notizen machen beim Spiel" - dass diverse Implementationen das berücksichtigen. Im Idealfall optional. Aber es ist eben nicht so, daß das weltweit nur zwei oder drei Personen machen (würden).

    (...) Ich würde ja immer noch gerne wissen, warum die Mechanik des "Merkens" durch so viele Wörter negativ konnotiert wird.

    Ich finde es im Vergleich zu den anderen genannten "Begabungen" (vorausplanen, Silberzunge, auf-einen-Blick-erkennen, Kopfrechnen, rasch Entscheidungen treffen können usw.) einfach eine der Langweiligsten. Vielleicht weil es auch die Eigenschaft des menschlichen Geistes ist, die als eine der Ersten demokratisiert wurde (nämlich durch die Einführung der Schrift): Plötzlich mußte sich niemand mehr etwas merken müssen, weil es aufgeschrieben werden konnte!

    Daher gehe ich sogar soweit zu sagen, daß #Memory nach meinem Verständnis gar kein Spiel ist, sondern eben "nur" eine Gedächtnisübung. Gegenprobe: Stellt Euch eine Liste mit mathematischen Aufgaben vor. Der Startspieler darf eine im Kopf lösen. Gelingt ihm das, ist er nochmal dran; wenn nicht, der andere. Nach 20 Aufgaben hat derjenige gewonnen, der am meisten lösen konnte. Ist das ein Spiel? Ich finde, nicht alles, was Spaß machen kann, ist dadurch gleich ein Spiel.

    Konkrete Beispiele :

    • #StarWarsRebellion (Suche des Imperiums) – hier sind Notizen explizit zugelassen, oben erwähnen einige die Hausregel, dass sie in ihren Runden Notizen unterbinden und verändern so stark das Spielgefühl in eine für mich unangenehme Richtung
    • #ForSale – spiele ich lieber mit offenem Geld, und wenn es jemand verdeckt hält, soll er das halt so machen. Aber das Spiel dauert auch nur 10 Minuten.
    • #PaxPorfiana – bei Yucata kann man „offene Hand“ wählen, was ich gerade bei asynchronen Spielen bevorzuge, dazu gleich mehr.

    Überhaupt kann man viele online-Implementationen als Beispiel nehmen, wo man oft die Option wählen kann, eigentlich offene Informationen, die mam sich z.B. auch aus dem Log entnehmen kann, gleich bequem darzustellen. Bei der #StarRealms –App ist das zB phänomenal gut gelöst, da sehe ich, welche Karten der Gegner insgesamt im Deck hat, welche davon im Ablagestapel liegen, und welch er auf der Hand haben könnte, außer eben, wenn der Nachziehstapel leer ist, weil es ja dann klar ist.

    Ich persönlich nehme die Notizen–Frage daher auch eher als Prüfstein: Könnte man die Info theoretisch mitschreiben? Dann schlage ich vor, entsprechend offen zu spielen. Wenn es dafür keinen Konsens gibt, werde ich mir vermutlich dann auch keine Notizen machen (vgl „Spielspass“ vs „gewinnen wollen“ oben), vermutlich dann auch nicht gewinnen, aber tendenziell mag ich dann wahrscheinlich lieber was anderes spielen, wo ich mich nicht so anstrengen müßte, vielleicht was, wo man viel reden muss. :)

    Meine Frau hat damals in unserer Erstpartie Star Wars Rebellion die Systeme aufgeschrieben, welche sie als Imperium mittels Droidenkarten als Standort meiner Rebellenbasis ausschließen konnte (…)

    Dafür empfehle ich die entsprechende App, oder, wem das lieber ist, bei BGG gibt’s entsprechende Spielhilfen zum ausdrucken und laminieren, dann kann man mit abwaschbaren Stiften arbeiten. Und abwischen wird man wegen der von Dir zitierten Möglichkeit der Rebellen, da den sprichwörtlichen Strich durch die Rechnung zu machen. :)

    Ist aber tatsächlich ein sehr gutes Beispiel; Dein Ansatz, da irgend etwas in die Regeln hinein zu interpretieren, was das ausschließen soll, finde ich irgendwo zwischen „merkwürdig“ bis „absurd“. Natürlich hält man das als Imperium irgendwie nach.

    #StarWarsRebellion

    Ich finde das vollkommen in Ordnung, wenn sich jemand Notizen macht, und spiele deswegen auch – wenn möglich – mit offenen Informationen, dann entfällt der Grund, mitzuschreiben. Meiner Erfahrung nach geht das Spiel dann schneller. Bei Stichspielen z.B. schauen wir einfach nach, was schon gespielt wurde, weil bestimmte Spieler sonst bei jeder gespielten Karte kurz unterbrechen, um sich die Karte einzuprägen… :)

    Kurz, wer mehr Spaß am Spiel hat und dadurch schneller wird, soll sich von mir aus Notizen machen. Wenn das Spiel aller darunter leidet, dann nicht.