Beiträge von lorion42 im Thema „Spiel des Jahres / Kennerspiel des Jahres Orakel 2023“

    Immer dieses "Mut" und "sich trauen"...


    Mut zu was? Was genau soll sie sich trauen?


    Mut dazu, ein Spiel zu nehmen, was nicht für die Zielgruppe ist? Sich trauen, nach der Meinung von nos und Valadir2 zu entscheiden, statt Spiele mit all den verschieden Gruppen zu spielen und auf die Erfahrungen, die sie dadurch machen, verzichten?

    Ich würde sogar sagen, dass Challengers auszuzeichnen viel mehr Mut beweist, als es ein Planet Unknown getan hätte. Planet Unknown tut niemanden weh. Challengers ist eine mutige Wahl, eben weil es im Grenzbereich zwischen SdJ und KdJ liegt und weil es seinen Reiz stark aus dem Event zieht und nicht auf Grund der ausgefuchsten Taktik oder Stategie. Das Spiel ist nicht für jeden, aber eben darum auch beim KdJ genau richtig. Die Auszeichnung "für jeden" ist das Spiel des Jahres.



    Des weiteren denke ich, dass es sicher besser gewesen wäre, sie hätten als Reaktion auf Torres schon 2001 das Kennerspiel zusammen mit dem Kinderspiel eingeführt. Dann hätte im ersten Jahr Medina, Capitol oder das Amulett gewonnen und im zweiten Jahr Puerto Rico. Dominion wäre nie Spiel des Jahres geworden und diese Diskussion wäre sicher schon so lange zu genüge geführt worden, dass heute jeder ein besseres Bild davon hätte, was das Kennerspiel sein möchte und was nicht.

    Du bist ja auch nicht frei von absoluten Aussagen.


    [...]


    Also ich sehe das echt entspannt. Die Gründe für das Kennerspiel haben offenbar überwogen, aus meiner Sicht hätte man aber auch ebenso für das Spiel des Jahres Argumente. Legitim, das zu diskutieren. Aus meiner Sich ebenso legitim die Frage aufzuwerfen, ob es nicht sinnvoll wäre, das Profil des Kennerspiels wieder etwas zu schärfen.

    Ja da hast du schon Recht. Ich hätte auch kein Problem damit gehabt, wenn es in der Hauptkategorie nominiert worden wäre. Ich war auch einer derjenigen, der damals nicht verstehen konnten, warum "7 Wonders" und "Quacksalber" nicht in der Hauptkategorie nominiert wurden. Bei 7 Wonders wurde ich in einer Runde mal eines besseren belehrt. Seitdem denke ich, dass es kartengetriebene Spiele mit komplexeren Effekten schwer haben, jemals wieder beim Spiel des Jahres abzuräumen.


    Was ich nur sagen möchte, ist dass das Kennerspiel kein Denkspiel, Strategiespiel oder Eurospiel-Preis sein sollte. Challengers ist ein Glücksspiel, aber eines mit schönen knackigen taktischen Entscheidungen. Wie erwähnt, hab ich mich inzwischen mit dem Spiel versöhnt. Ich denke der Grund warum es überhaupt ausgezeichnet wurde, ist vor allem der Turniermodus, der hier direkt integriert ist. Gerade der macht mir auch viel Spaß (auch wenn er nun wirklich nicht neu ist).

    Manchmal hab ich den Eindruck, dass manche Leute denken, die Entwicklung einer Brettspielkariere führe automatisch zu komplexen Strategiespielen.


    Dinge die an Challengers reizvoll sind:

    - Ein Deck so zu bauen, dass es gegen jedes andere Deck gewinnen kann

    - Synergien zwischen verschiedenen Karten erkennen und ausnutzen

    - Es hinzubekommen, dass auf der Bank maximal 6 Plätze eingenommen werden

    - Der spannende Augenblick, wenn man komplett dem Zufall ausgesetzt ist und auf bestimmte Karten hoffen kann

    - Im Turnier immer wieder gegen andere Gegner anzutreten und dabei auch den Sitzplatz zu wechseln


    Dinge, die Challengers zu einem Kennerspiel machen:

    - Ein Deck so zu bauen, dass es gegen jedes andere Deck gewinnen kann

    - Synergien zwischen verschiedenen Karten erkennen und ausnutzen

    - Es hinzubekommen, dass auf der Bank maximal 6 Plätze eingenommen werden


    Ich fühle mich massiv an die Diskussion damals nach dem Sieg von Quacksalber erinnert, bei denen auch einige der Überzeugung waren, dass durch dieses "Glücksspiel" der Untergang der Brettspielwelt eingeleitet wurde. Wenn man sich anguckt, wie erfolgreich das Spiel immer noch ist, bin ich guter Dinge, dass aus Challengers auch ein Klassiker wird.

    (...) Bei Challengers bin ich inzwischen halbwegs versöhnt, auch wenn ich persönlich für Planet Unknown gestimmt hätte. Ich glaube aber mit dem Spiel tut sich die Jury selbst und der Spiele Szene an sich keinen Gefallen. Es ist auf jeden Fall ein Spiel das polarisiert und das vielen nicht gefallen wird (meine Freundin mag es absolut nicht). Ich hätte es aber auch beim Kennerspiel eingeordnet.

    Sorry, ist wohl noch zu früh und ich stehe gerade einfach nur auf dem Schlauch, aber von welchem Titel sprichst du im zweiten Satz? #Challengers oder #PlanetUnknown ... ? :danke:

    Ich meinte Challengers. Das war mies formuliert

    Ich freue mich für Dorfromantik. Bei Challengers bin ich inzwischen halbwegs versöhnt, auch wenn ich persönlich für Planet Unknown gestimmt hätte. Ich glaube aber mit dem Spiel tut sich die Jury selbst und der Spiele Szene an sich keinen Gefallen. Es ist auf jeden Fall ein Spiel das polarisiert und das vielen nicht gefallen wird (meine Freundin mag es absolut nicht). Ich hätte es aber auch beim Kennerspiel eingeordnet. Wäre next Station London beim Kennerspiel gelandet, wäre ich aber auch enttäuscht. Dabei hab ich beide Spiele bei BGG mit einem weight von 2 bewertet. Für mich ist das aber auch nicht dasselbe. Beim weight beurteile ich, wie anstrengend ich es finde das Spiel zu spielen. Beim Kennerspiel geht es darum, wie viel Spielerfahrung du brauchst, um es zu spielen.

    Vielen Dank für den Artikel. Aber, nein, zumindest mir hilft er nicht wirklich, da der Grenzgang rot/anthrazit für mich insofern kein Thema ist und ich die Herausforderung für die Jury absolut nachvollziehen kann, letztlich führen deren Kategorisierungsprozesse zumeist zu einem für die meisten Konsumenten guten Ergebnis. Und wenn einmal nicht, so what. Die Jury entscheidet und nicht das Publikum.

    Für mich geht es aber um den die Extreme bei den Kdj, wie oben angeführt.

    Ich glaube dann solltest du es so sehen: Alle Spiele, die nicht zum Kinderspiel oder der Hauptkategorie gehören sind Kennerspiele. Aber das was du als Expertenspiel bezeichnest, wird für den Preis nicht berücksichtigt, da es die Meisten überfordert. Es sind also Kennerspiele, aber nach den Kriterien der Jury deshalb nicht auszeichnungswürdig genug. Ich weiß nicht, ob ich hiermit Recht habe, aber für mich ergibt das am meisten Sinn.

    Prinzipiell ist das ja richtig. Aber spricht das dagegen, diese "weichen" Kriterien zu kommunizieren?


    Und: gerade was das "Kennerspiel" angeht, tappen auch die meisten Experten hier im Dunkeln. Ich habe zahlreiche Diskussionen auch bei Youtubern verfolgt, ob bestimmte Spiele in diese Kategorie gehören oder nicht. Das spricht dann wohl eher dafür, dass an dieser Stelle keiner so richtig weiß, wie und warum die Jury da abgrenzt.

    Ich glaube das Missverständnis ist, dass die Jury da nicht wirklich abgrenzt. Intern läuft es so, dass sie zuerst gucken, was auf die Listen gehört und erst dann zwischen Kennerspiel und Hauptpreis unterscheidet. Sprich: Quacksalber von Quedlinburg hätte in einem anderen Jahr eventuell sogar auf der anderen Liste stehen können.

    Auch hier setzen Ben und Du voraus, dass Spiele sich immer weiter entwickeln und immer besser werden. Das mag vielleicht für bestimmte Mechanismen gelten, die weiterentwickelt werden, aber doch weniger für Spiele selbst. Warum sollte ich nicht ein Spiel nominieren, dass 2015 aufgrund seiner Qualität auch nominiert worden wäre, wäre es damals erschienen wäre? Gäbe es seitdem vergleichbare Spiele, die mit gleichen Mechanismen ein besseres Spiel erzeugen, könnte ich den Gedanken verstehen. Aber mir zumindest fällt nichts ein, was ich direkt mit IKI (das ich auch 2016 erstmals gespielt habe) vergleichen könnte, und seitdem ist auch nicht allzuviel Vergleichbares mit diesem Grundmechanismus herausgekommen, das sich ähnlich genug anfühlt und besser wäre.

    Ich würde Iki jetzt mal mit Flamecraft vergleichen. Ähnliches Thema und ein paar Mechaniken sind identisch. Abgesehen davon, dass Iki das bessere Spiel ist, sehe ich folgende Unterschiede:
    - Iki = Rondell / Flamecraft = Worker Placement
    - Handwerker altern / Werkeldrachen werden abgeworfen, wenn Marktstand voll
    - Gebäude können abfackeln / Marktstände werden durch neue ersetzt
    - Punkte durch öffentliche Aufträge / Verdeckte Aufträge/Schmuckdrachen
    - Regelmäßiges Einkommen / Verzauberungen/Bonusse durch das Ausführen beliebiger Aktionen

    - Ernährung der eigenen Figuren / platzierte Drachen gehören niemandem mehr

    Zusammenfassend: Iki ist ein eher bestrafendes Spiel, während Flamecraft ein belohnendes System erzeugt. Bei Iki muss man kämpfen, um etwas zu erreichen, kann dadurch besser werden und bekommt dafür ein regelmäßiges Einkommen, auch bei Zügen der Mitspieler, während bei Flamecraft die ganze Zeit Belohnungen ausgeschüttet werden und es dadurch auch etwas glückabhängiger ist. Die Spiele fühlen sich komplett unterschiedlich an, aber Flamecraft ist das typischere Spiel für die jetzige Zeit. Besser ist das nicht, aber das Spielgefühl ist für viele das wohltuendere.

    Dorfromatik wird ja scheinbar schon als großer Favorit auf den Titel gehandelt.

    Ich frage mich da ja schon, welche Vorteile die Brettspielversion hat, wenn ich das Original auch auf dem PC spielen kann.. :/

    Du kannst es gemeinsam am Tisch spielen. Zumindest zu zweit lohnt sich das mMn schon. Außerdem ist das Archivement-System anders aufgebaut, so dass es schon einige Unterschiede hat, welche einen gewissen Reiz auslösen. Ich vermute aber, dass sich viele Leute diese Frage stellen werden, weswegen ich mir auch einen anderen Titel wünschen würde, aber bei keinem der Gegenkandidaten wirklich eine echte Konkurrenz erkenne. NSL bereitet leider Schwierigkeiten es zu lernen (ohne dass es dadurch ins Kennerniveau kommt) und Fun Facts ist stark von der Gruppe und den Fragen abhängig. Spaß machen mir alle. Ich bleibe offen.

    Ist es nicht verwunderlich, dass 2 Jahre nach Dominion das Kennerspiel des Jahres eingeführt wurde? Ich sehe da eine Korrelation.

    Losspielen kann man bei Challengers schnell. Aber ich weiß nicht, ob du das mal in einer gemischten Runde gemacht hast. Mindestens eine Person fragt nach kurzer Zeit nach irgendeinem Karteneffekt. Ohne einen Erklärbär ist das Spiel mMn nur bedingt spielbar oder zumindest am Anfang sehr schleppend.
    Ich sehe Spiele mit komplexen Karteneffekten eigentlich immer beim Kennerspiel.

    Seid Ihr Euch sicher mit Challengers? Die Kritikerschau von SdJ erwähnt in eigentlich jedem Beitrag, dass es für einen signifikanten Teil der Mitspieler überhaupt nicht funktioniert hat. Da frage ich mich dann schon, ob es damit bei aller Innovativität für den Preis in Frage kommt. Habe es nicht gespielt, kann inhaltlich also nicht mitreden.

    Ich denke auch, dass es eher Planet Unknown wird. Nominierung sehe ich trotzdem. Bei uns kam Challengers leider auch nicht so gut an. Ich finde das Drafting nicht sonderlich gut. Hier kann es zu oft vorkommen, dass man sich gespielt fühlt und kein funktionierendes Deck zusammenstellen kann. Ein Card-Draft wie bei 7 Wonders hätte besser zum Spiel gepasst. Der Kampf dagegen ist einwandfrei und macht Spaß und auch im Turnier kann das Spiel überzeugen.

    Bevor es losgeht, nur mein kleiner Ketzer-Tipp: Dorfromantik wird als Kennerspiel nominiert!

    Auszuschließen ist es nicht. Kommt ja immer drauf an, was sonst noch nominiert werden soll. Next Station: London sehen ja auch einige auf der Kennerliste. Da würde ich z.B. sagen, dass das Spiel unintuitiv zu lernen ist, spricht eher dagegen, dass es aus den Listen landen sollte und heißt nicht automatisch, dass es auf die Kennerliste gehört.

    Zu Dorfromantik: Ich sehe es ungefähr auf dem Niveau von My City, was es auf die reguläre Liste geschafft hat. Die Komplexität kommt durch die unzähligen Zusatzteile, die man sich freispielen kann.

    Ich hab mal zur Wartezeit alle Tipps hier zusammengezählt (ist teilweise schwer zu zählen) und dabei würde folgendes rauskommen:


    Nominiert SdJ:

    Dorfromantik 17 Nennungen

    Akropolis 11 Nennungen

    Hitster 10 Nennungen


    Nominiert KdJ:

    Challengers 16 Nennungen

    Planet Unknown 10 Nennungen

    Heat 7 Nennungen


    Empfehlungsliste (ohne Zuordnung von mir):

    Atiwa 6 Nennungen

    Q.E. 6 Nennungen

    Spaceship Unity 4 Nennungen

    Kuzooka 3 Nennungen

    Next Station: London 3 Nennungen

    Sea, Salt & Paper 3 Nennungen

    That‘ not a hat 3 Nennungen

    Es wäre zwar langweilig, aber auf eine gewisse Weise auch vertrauenerweckend, wenn eine Jury, die ihre Kriterien und Kandidaten offenlegt, auch im gewissen Rahmen vorhersagbar bleibt.

    Naja, Cryptid war ja auch nur auf keinen Listen, weil es niemand mehr als Neuheit auf dem Schirm hatte. Bei mir stand es schon seit 3 Jahren im Regal. So etwas könnte diesmal ja auch passieren. Beispielsweise weiß ich nicht, ob First Rat in den 2022er Jahrgang oder den 2023er Jahrgang fällt. Letztes Jahr war es unerwähnt. Kann aber auch andere Gründe haben. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn die Diskussion nach der Nominierung nochmal angeheizt wird. Einfach weil ich gerne diskutiere und spiele und über Spiele diskutiere.

    Was bei Hitster auch gegen eine Nominierung spricht, ist die Tatsache, dass es ein Wissensspiel ist. Sowas wurde bisher glaub ich noch nie berücksichtigt, da es potentiell Leute ausschließt. Ich meine mich auch zu erinnern, dass Martina Fuchs in ihrem Podcast gesagt hat, dass es ihr deshalb nicht gefällt.

    Flamecraft ist von den Spielmechaniken nicht originell, aber die Mechaniken funktionieren und es ist ein Eyecatcher. Misslungen ist es bei weitem nicht.

    Chancen wird es aber nicht haben:

    FLAMECRAFT ist ein sehr konstruktives Spiel, jede:r wird reich werden, jede:r wird Erfolgserlebnisse haben. Aber ein Spiel, das einfach nur plump wiederholt, was schon zig andere gemacht haben, ist für mich nicht nur kein gutes Spiel, sondern ein Ärgernis.