Beiträge von Smuntz im Thema „06.02.-12.02.2023“

    Puh! Da bin ich ja beruhigt, dass wir eine ähnliche Nacht durchgemacht haben ^^ bei mir ist das Spiel ebenfalls in den Überlegungen "danach" gereift. Den hervorgehobenen Gesinnungswandel habe ich genauso durchlebt, geht bei diesem Spiel wohl nicht anders 8o Ich werde es mir wohl trotz seiner gruseligen Optik zulegen. Zu sehr reizt mich der Forscherdrang bei weiteren Partien.

    Arborea (Alley Cat Games)

    In diesen Tagen sind Entscheidungen gefragt, denn manche Crowdfunding-Kampagne interessanter Euro-Expertenspiele steht an. Hatten wir neulich das m.W. morgen in der Spieleschmiede startende Trolls & Princesses (Game Brewer) online erprobt, so trafen sich Kuro-Okami , Dee und ich erneut für Arborea. Achtung! Diese Kampagne endet schon morgen (Donnerstag 9.2.) um Mitternacht - wer's nicht mit diversen Extras und Erweiterung braucht, kann aber auch entspannt auf die Retailversion im Herbst warten. Im Thread zum Spiel hatten wir ja schon manchen Gedanken zum Spiel niedergeschrieben aber jenseits vom Studieren hilft bekanntlich nur Probieren.

    In einer quietschbunten Spielewelt sammeln wir diverse Ressourcen, die - so wir sie nicht sofort selbst verbrauchen - auch den anderen Spielern zur Verfügung stehen. Immerhin gibt es für die Bereitstellung neuer Ressourcen dann ordentlich Siegpunkte.. Wir bilden ausgehend von einer einzelnen Karte ein wachsendes Gelände. Weitere Karten (rückseitig noch Aufgaben genannt) wollen dabei in Besitz gebracht werden und zu passender Zeit - wenn die Ressourcen verfügbar sind - bezahlt und gebaut werden. Die Farben der eingesetzten Ressourcen entsprechen auch denen der Geländeteile auf der Vorderseite, nur ist bis zur Bezahlung deren genaue Anordnung unbekannt.

    Irgendwo orthogonal angrenzend oder auch teils überlappend schaffen wir Habitate für diverse Geschöpfe, deren ähnliche Färbung - sehr hilfreich! - auf die Lieblingsfarbe des Habitats abzielt, setzt man sie doch in den Schnittpunkt von vier Feldern, die bei Übereinstimmung zum Schluss Punkte bringen. Weitere Punkte erzielt man aber auch durch Beziehungen zu anderen Geschöpfen im eigenen Gelände, Nachbarschaft zu Wasserflächen und anderen Eigenschaften.

    Wasser ist die kostbarste Ressource, kann sie doch auch zur Zahlung anderer Ressourcen genutzt werden, sozusagen ein Joker. Dort wo man Wasser bekommt, muss man aber auch einen recht hohen Einsatz bringen, jede der Wanderrouten, auf denen unsere Arbeiter in diesem Spiel Dinge einsammeln, ist dort mit einem Malus bei den Geisterpunkten belegt. Diese Punkte erlauben uns durch Abgabe Teile unseres Spielzuges zu verstärken, also bestimmte Dinge öfter als üblich durchzuführen. Je nach Stand dieser Punkte wird bei Spielende aber auch ein SP-Malus oder Bonus fällig. Klar, dass man hier und da auch wieder solche Punkte erhalten kann.

    Der Plan zeigt acht Bereiche mit Wanderrouten. In jedem Bereich gibt es einen Schwerpunkt, also Beschaffung von Ressourcen, Karten, Geschöpfen und weiteren Arbeitern. Inmitten je zwei dieser Bereiche führt ein Pfad für unsere Figuren. Diese starten am Rand, werden aber nach und nach (auf kleinen Plättchen stehend) nach innen geschoben und können dann auf Wunsch geeignet zu einer Seite aussteigen.

    Wie ist nun der Spielablauf? Es wird reihum gezogen. Ein Zug gliedert sich in vier Phasen.

    Zunächst kann man eine Figur am Start eines Pfades einsetzen oder aber einen Pfad ein Feld zur Brettmitte schieben, dies durch Einsatz von Geisterpunkten auch mehrfach tun. Die beiden Plättchen, auf denen dann stehende Figuren mit befördert werden, haben jeweils vier Felder. Wer das Ende erreicht, muss aussteigen. Andere Spieler, deren Figuren geschoben werden, können nach jeder Schiebeaktion entscheiden, ob sie es tun oder nicht - aber auch NUR nach dem Schieben, einfach so geht das nicht. Vertraut man darauf, dass andere Spieler sich mit ihren Figuren dazugesellen und die eigene Position verbessern helfen und das geschieht nicht, dann muss man später nochmal selbst eine Aktion darauf verwenden, sonst kommt man von diesem Laufband nicht herunter und steht nutzlos in der Gegend herum. Da heißt es spekulieren oder den eigenen Einsatz auf einen Pfad konzentrieren, wird so ein Pfad in Phase 4 des eigenen Zuges doch für jede eigene Figur ein Feld geschoben - mehrere eigene Figuren auf dem selben Pfad schieben entsprechend mehrfach. Und hat man später gar die kleine weißen Arbeiter angeheuert, darf man für diese gar zwei Felder schieben, die sind erfahren und kommen schneller zum guten Ergebnis (und ziehen alle auf dem Pfad mit sich, wie praktisch).

    In Phase 2 des eigenen Zuges dürfen bis zu zwei (gegen Geisterpunkte mehr) eigene Figuren auf dem Beginn eines Wanderweges (also zuvor vom Schiebepfad abgestiegen!) diesen abschreiten und der Reihe nach all das einsammeln bzw. aktivieren, was ihnen dort begegnet. Hat man dem Herrn dieses Gebietes zuvor mit geeigneter Aktion ein oder mehrere Geschenke bereitet (kleine Cubes auf den Feldern 1, 2,3), kann man weitere Boni abgreifen, die je nach Gebiet recht variabel daherkommen.

    Die Figur kommt wieder auf das eigene Tableau, aber nur die beiden großen Figuren sind auch sofort wieder einsatzbereit - die kleinen wollen erst einmal mit passender Aktion (die es natürlich nicht überall zu aktivieren gibt) neu angelernt werden. Jeder so beschaffte Arbeiter ist also nur für eine solche Reise verwendbar.

    In Phase 3 kann man eine seiner geparkten Karten mit Ressourcen bezahlen - oben auf der Karte ist abgebildet, was man sofort dafür erhält.

    In Phase 4 werden dann wie beschrieben alle Pfade mit eigenen Figuren bewegt. Neu ins Spiel gebrachte, nicht verwendete Ressourcen werden mit Siegpunkten vergütet. Das geschieht pro Ressource mit geteilten Spielsteinen, die den alten und neuen Bestand anzeigen und so die Abrechnung erleichtern, auch wenn die Tabelle dabei recht abstrakt daherkommt.

    Soeben bezahlte Aufgabenkarten dreht man um und baut diese nebst erhaltenen Geschöpfe in sein Habitat ein. Geschöpfe kann man auch auf seinem Tableau parken und später eines umsiedeln, aber nur in dem Moment, wo man auch ein weiteres Geschöpf neu erworben hat. Gelingt dies nicht, gibt es bei Spielende Abzüge.

    Die Tabelle rechts neben den Ressourcen zeigt vier Jahreszeiten an. Auf die freien Felder (Demo-Screenshot, keine Spielszene) kommt zu Spielbeginn ein Plättchen, das anzeigt, wofür man am Ende SP erhält. Der eigene Multiplikator-Cube unten wird im Spiel beiläufig bewegt, wann immer man eine Figur auf ein Feld des Pfades mit eben diesem Symbol einsetzt, was diese bei der Qual der Wahl zusätzlich attraktiv macht. Komisch... immer wenn ich am Zug war, standen mir (meist) nur leere Felder zur Verfügung - das waren nachher wertvolle Punkte, die in der Abrechnung den Unterschied machen sollten. Man muss in diesem Spiel einfach auf mehreren Hochzeiten tanzen und stets abwägen, was gerade wichtiger ist.

    Und da sind wir - abhängig von den anwesenden Spielertypen - beim Hauptkritikpunkt. Das Spiel ist hochgradig AP-anfällig, denn der Möglichkeiten sind stets viele. Einen bestimmten Ressourcenmix kann man eben nicht kurzfristig alleine bereitstellen, da heißt es taktisch irgendwo anfangen und schauen, was sich durch das Handeln der anderen ergibt. Und so ist dieses Spiel dann zwar nicht offen konfrontativ, aber doch sehr interaktiv, was es mir wieder sehr sympathisch macht.

    Die Spieldauer ist relativ offen durch eine gewisse Anzahl von Geschöpfen bestimmt, die insgesamt ins Spiel gerufen werden müssen. Je nach Laune der Runde kann das also mal langsamer oder schneller gehen und trägt zum individuell erlebten Spiel bei. Damit hebt sich Arborea ebenfalls wohltuend von Spielen ab, wo man festgelegt nach X Runden und Y Aktionen abrechnet.

    Kurz ein paar Worte zu unserer Partie gestern:

    Bilder: Spielbeginn, jeder hat eine Karte im Habitat, eine weitere als Aufgabe und setzt den ersten Arbeiter ein.

      

    Wie üblich wusste ich eine Weile nicht, wo die Glocken hängen. Schon meinen ersten Arbeiter setzte ich unpassend zur Aufgabe ins falsche Gebiet ein, fast so, wie bei Siedler ein Haus an 2 und 11 zu stellen (hab ich einst in etwa so gemacht), Das hat bei mir wohl Methode, immerhin bin ich so im nächsten Spiel ganz bestimmt besser als zuvor ^^

    Bilder: es geht voran, die Habitate der Spieler sind schon etwas gewachsen

      

    Während meine Mitspieler früh einige Geisterpunkte spendieren um ihren Start zu beschleunigen, war ich dafür zu geizig - auch ein Fehler, der nach und nach zu sichtbaren Unterschieden kumulierte. Das Spiel hat aber gut ausgleichende Mechanismen, z.B. SP für einfache Ressourcenproduktion, so dass man nicht komplett "lost" ist, wenn nicht alles sauber ineinander greift.

    Tritt die Spielendebedingung ein, wird noch zwei Runden gespielt und alles verwurstet, was noch Punkte bringt. Die Abrechnung brachte dann noch so manchen riesigen SP-Sprung mit sich, da kam schon ein wenig Russian-Railroads-Feeling auf ;)

    Das Spiel endete für einen jeden an verdienter Position mit 194 - 173 - 142

    Bilder vom Spielende:

      

    Und wieder stellt sich mir die Frage, was mache ich da jetzt mit.

    Gestern abend war ich mir da recht sicher. Wir verabschiedeten uns ohne viele Worte und Meinungsaustausch, denn es war spät geworden. Mein Tenor war: das Ding ist furchtbar bunt, sieht wie eine Exceltabelle aus und kommt mit vielen kleinteiligen Regeln daher. Und dann schläft man eine Nacht drüber und schreibt sowas wie eben, redet sich das Ding schön - ganz ohne Alkohol und Prinzessin! :lachwein:

    In Abwägung zu Trolls & Princesses ist die sparsamste Methode, kein Spiel zu kaufen. Mit etwas Abstand auf das Gesamtwerk geschaut hat Arborea aber doch irgendwie mehr Seele als viele andere Spiele, bevor hier wieder wer jedwedem Euro dasselbige abspricht. Ja, es ist ein großes Leistengeschubbse, aber die Verfolgung der eigenen Teilziele ist stets herausfordernd, es fällt einem nicht viel in den Schoß, vieles hängt mit vielem zusammen.

    Nun ja, ich hab ja noch gut 24 Stunden und wenn ich dann doch noch einsteigen sollte, halte ich es mit Konrad Adenauer: was stört mich mein Geschwätz von gestern. 8o

    #Arborea