Beiträge von sprettbieler im Thema „Crowdfounding Preise vs. Retail - Erklärung benötigt“

    Aber sie werden ja nicht "extra zur Kasse gebeten", sondern sie zahlen genau das, was sie von vornherein wussten.

    Da geschieht auch nichts "auf dem Rücken der Backer". Wenn es dir als Backer nur darum ging, dass das Spiel überhaupt erscheinen kann, dann müsstest du dich doch eigentlich sogar freuen, wenn der Herausgeber erfolgreich ist und noch mehr an dem Projekt verdient!? Alles andere würde doch bedeuten, dass du es nur als einen Spielekauf betrachtest!?

    Grundsätzlich richtig, nur wie soll ich als Backer abschätzen, wieviel der Projektbetreiber für die Entwicklung und Produktion des Spiels wirklich benötigt.

    Mit "extra zu Kasse gebeten" meine ich natürlich, dass hier das Geld der Backer zur Erreichung höherer Margen verwendet wird, was halt nicht meiner Vorstellung des Crowdfunding-Gedankens entspricht.

    Beim zweiten Absatz kommen wir jetzt aber in den karitativen Bereich mit deiner Argumentation.
    Ich sehe Crowdfunding jetzt nicht als Spende, sondern eher als eine Art Investition. Und bei einer Investition hat man natürlich auch Eigeninteressen, auch wenn man bei der Umsetzung einer Idee helfen will.

    Also nein, ich sehe es weder als reinen Spielkauf, noch als karitative Tätigkeit.

    Dann solltest du nur noch Projekte backen, bei denen es vorab nicht klar ist, ob es eine Retailversion geben wird. Selbst dann besteht natürlich das Risiko, dass es im Nachgang doch noch Retailversionen geben wird, die ggf. sogar gleichzeitig ausgeliefert werden und im Handel günstiger sind. Ist halt einfach so aus den beschriebenen Gründen und wir können es nicht ändern. Crowdfunding ist halt einfach ein Geschäft geworden und wer andere Erwartungen hat kann nur enttäuscht werden.

    Dann ist das eben juristisch eindeutig. Es ging mir wie gesagt um die Erwartungen und die daraus entstehende Dynamik zwischen den Beteiligten bzw. der daraus resultierenden Entwicklung im Brettspiel-Crowdfunding. Völlig unabhängig von der juristischen Frage finde ich das spannend und ein Projektgründer kann sich davon nicht freimachen, weil er sonst vlt nicht juristisch, aber geschäftlich auf die Schnauze fliegt.

    Wenn du dir die Anfänge von Brettspiel-Crowdfunding auf KS anschaust - und da reden wir von vor über 10 Jahren, dann hat sich jede Menge geändert. Hast du denn viel Erfahrung bei Anschubkrediten zu KS Projekten konkret im Brettspielbereich von vor 10 Jahren? Ich rede hier von nix anderem als dem Brettspielbereich und der ist mE schon ziemlich speziell in Bezug auf Crowdfunding. Ich bezweifle übrigens, dass es aktuell relevante Brettspiel-Crowdfunding-Projekte ohne entsprechende Belohnungen gibt, die reichlich Zulauf haben.

    Ob die juristische Natur der Sache wirklich klar ist, würde dann wohl im Einzelfall geklärt werden, wenn es zu entsprechenden Klagen kommt, nehme ich an. Daran hat aber wohl keiner der Beteiligten Interesse. Unabhängig davon wird bewusst in Kauf genommen, dass es von den Backern anders wahrgenommen wird und es wird wie von dir erwähnt bewusst als Vertriebsplattform genutzt und zwar auch von neuen "Playern", die genau das als ihr (Teil-)Vertriebsmodell sehen. Inwiefern das z.B. auch Einfluss auf die juristische Bewertung hätte, kann ich nicht sagen. Da wird mE viel Grauzone sein. Ich wollte aber gar nicht auf das Juristische hinaus, sondern nur auf die Erwartungen der Beteiligten und wohin sich das Crowdfunding im Brettspielbereich bis heute entwickelt hat - egal, wie das juristisch zu bewerten ist.

    Natürlich kann ich versuchen, als Projektgründer eine spendenbasierte Kampagne zu machen und einen feuchten Händedruck als Dankeschön anzubieten, dann krieg ich halt keine Backer. Umgekehrt kann ich als Backer sagen, ich finanziere nur noch Projekte, bei denen sich mein Investment richtig lohnt und ich das Spiel besonders billig und extra-früh bekomme. Ggf. finde ich dann weniger passende Projekte. Machen das viele, kann das Dinge verändert, aber ggf. wird dann Crowdfunding für einige Projektgründer deutlich uninteressanter und es gibt weniger und uninteressantere Projekte.

    Das soll keine Wertung sein - es ist wie es ist und eigentlich fahren beide Seiten momentan gut damit, wie es ist.


    Klar, ganz ohne Kapital geht nix, aber wir reden hier von mittleren bis hohen 5-stelligen Beträgen oder mehr (was im Brettspielbereich schon einiges ist), die bei einigen Projekten vorgeschossen werden müssen. Die Funding-Beträge sind da übrigens oft viel zu niedrig angesetzt, nur damit man sagen kann, dass es "in 10 Sekunden" gefundet war. Das war halt im "romantischen" Crowdfunding-Sinne sicher mal anders gedacht, aber es ist einfach eine andere Art des Business bzw. ein neuer Marktplatz geworden.

    Yep, alles was ich geschrieben habe war nur auf Brettspiele bezogen.

    Ich finde die Diskussion, was Crowdfunding eigentlich sein will und was nicht ist ja müßig, wenn es sich bei den meisten Projekten im Brettspielbereich (zumindest bei den Hypetiteln) faktisch um eine Vorbestellung handelt. Ich denke beide Seiten, sowohl die Backer als auch die Projektgründer, haben da inzwischen in den meisten Fällen diesselbe Sicht. Wenn man bedenkt, wie viel die Projektgründer vorschießen müssen, um überhaupt eine konkurrenzfähige Kampagne zu designen (Vorabmarketing, Kampagnenbetreuung, Spielentwicklung, Illus, Videos, Minis, Muster an die üblichen zu bezahlenden Influencer), dann hat das nichts mehr mit dem ursprünglichen Gedanken von Crowdfunding zu tun. Da fehlen zwar noch ein paar Prozent in der Entwicklung (bei manchen sicher mehr), aber ein richtig großer Batzen Geld ist schon vor der Kampagne weg - das kann sich nur leisten, wer schon vorher Geld hat. Insofern ist KS im Brettspielbereich für mich nur noch eine Vorbestellerplattform mit besonderen Marketingmöglichkeiten (weltweite exakte Zielgruppe wird direkt erreicht, Fomo- und Hypekreation), die durch Letzeres - und das muss man ihr zugute halten - überhaupt solche Produkte ermöglicht. Denn im Retail kann ich nicht klassisch hingehen und ein 200 Euro Spiel einfach so rausbringen und weltweit vermarkten - das Risiko wäre zu hoch.