Beiträge von Smuntz im Thema „23.08.-29.08.2021“

    Dune Imperium

    vor zwei Wochen schrieb ich in einem längeren Spielbericht:

    Scifi-Settings und Dystopien sind nicht unbedingt bevorzugte Themenwelten von mir

    ...und was hab ich da schon wieder gespielt? Und dann noch Dune... einst in meiner Jugend wollte ich dieses Buch von Frank Herbert lesen, hielt es damals in Händen als "Taschenbuch"-Ausgabe. Lustig, aber solche Taschen waren und sind bis heute nicht erfunden, die Schwarte war bald so dick wie breit. Schlimmer aber war, dass keine Freude beim Lesen aufkommen wollte. Ständig wurden irgendwelche Personen oder Begriffe einfach so neu eingeführt, erklärt wurden sie (so man das "Erklärung" nennen wollte) in einem riesigen Glossar, das bald ein Drittel des Buches einnahm. Und so blätterte man hin und her und zurück und nach einem Drittel hab ich das Buch entnervt weggetan, wusste ich schon nicht mehr, was ich weiter vorne überhaupt gelesen hatte. Man muss wohl recht hartgesotten sein, um an sowas Freude zu haben - Tolkiens "Der Herr der Ringe" war dagegen ein Mickymaus-Comic. In späterer Folge haben Filme und Spiele zum Thema diese Bildungslücke nicht mehr geschlossen - zu groß war mein Trauma und damit begründetes Desinteresse und das wird sich bei mir auch nicht mehr ändern.

    Kein Wunder, dass ich mich mit diesem neuen Spiel aus eigener Kraft nicht beschäftigen wollte, gibt ja genug anderes. Nun hat es aber einer der Freunde gekauft und dann spiele ich doch gerne mit.

    Was da auf den Tisch kommt, ist mechanisch bestens bewährt. In Klong-Manier entwickelt man sein Start-Kartendeck, aus dem man pro Runde fünf auf die Hand bekommt. Mit einzelnen Karten setzt man einen von zwei Arbeitern auf geeignete Planfelder, meist um irgendwelche der wenigen Ressource-Typen (Wasser, Spice, Truppen, Geld, Intrigenkarten) zu tauschen bzw. zu mehren oder Karten nachzuziehen, selten mal einen der wenigen Siegpunkte abzugreifen. Ein Mehrheiten-Kampfplatz bringt am Rundenende gute bis bessere, in späten Runden gar fette Extragewinne ein. Am Ende der Runde, in der ein Spieler wenigstens 10 SP gesammelt hat, spätestens jedoch am Ende der zehnten Runde ist Schluss.

    Die Würze kommt natürlich durch die Spielkarten ins Spiel. Diese haben allerlei Fähigkeiten und Wert, auch abhängig davon, ob man sie zum Einsetzen der Arbeiter verwendet oder man mit ihnen als Restkarten auf der Hand damit Shoppen geht. So sind sie entsprechend unterschiedlich stark und teuer. Nicht ins Spieldeck gemischt werden die kleineren Intrigenkarten, die verdeckt gehalten werden dürfen und zur rechten Zeit eingesetzt manche Überraschung für die lieben Mitspieler bereithalten. Da geht ein sicher geglaubter Kampf verloren oder was anderes wird einem weggeschnappt. Das ist alles sehr kurzweilig und das Spiel ist obendrein 1a produziert. Ein Fest für den Euro-Spieler in mir.

    In den ersten Runden konnte ich noch bei den Kämpfen mitmischen, es gab nur noch nicht viel dafür. Später wollte mir nichts mehr davon gelingen, auch bei den vier kurzen Leisten der Fraktionen ging jeder Wettlauf an mir vorbei, konnte ich keines der Abzeichen erringen. Wurde der eine oder andere Platz attraktiv für mich, war gerade wieder ein anderer schneller als ich. Alles schien also an mir ein wenig vorbei zu laufen, nur am Ende hab ich gewonnen ^^

    Wie das? Nun, das Glück liegt nicht nur auf Pferderücken, sondern in den Spiel- und Intrigenkarten. Zu Beginn der vorletzten Runde lag ich mit 7 SP noch mit im Rennen, andere hatten aber 8 SP, sahen für sich aber keine Perspektive, mehr als einen weiteren mit ihren wenigen Zügen in einer Runde zu erwirtschaften. Ich dagegen rubelte lediglich mein gesammeltes Spice (orange Klötzchen) zu Geld und verzichtete - zum dritten Mal in diesem Spiel - komplett auf den Einsatz meiner zweiten Spielfigur, konnte mir stattdessen ebenfalls zum dritten Mal eine von diesen sündhaft teuren Karten kaufen, die das Deck vermüllen (sie können praktisch nichts), aber sofort einen - hier den achten - Siegpunkt bringen. Den neunten kaufte ich mir mit einer Eigenschaft einer abgelegten Handkarte, die mich einen SP für 6 Geld kaufen ließ und der zehnte SP wurde mit 7 Münzen vom Restgeld per geheimer Intrigenkarte gekauft. Hatte eben noch einer der Freunde seinen ersten Zug für simple Truppenmehrung verbraten ("ich denke doch, es wird wohl eine zehnte Runde geben"), wurde er somit kurz danach eines besseren belehrt. Ach ja, da war ja noch meine Intrigenkarte für die finale Abrechnung, die mir für den Kauf von wenigstens zwei sowie den meisten dieser teuren Karten weitere 2 SP einbringen sollte, Endstand somit unschlagbare 12 - 9 - 8 -7 SP. Schönes Spiel 8-))

    Das Spiel trifft mechanisch meinen Geschmack. Da wäre der Klong-Deckbau, viele Karten sorgen für Varianz, aber auch wie beispielhaft gezeigt für nicht wenig Glück und Pech. Aber ich spiele ja auch Flügelschlag und Viticulture sehr gerne. An letzteres fühlte ich mich sehr erinnert, insbesondere der Produktionsstandard - Anmutung von Spielplan, Holzsteinen, Karten... - ist vergleichbar gut. Dazu die geheimen Karten, die einiges aufmischen, hier die Besucher, da die Intrigen. Kurz: Dune Imperium mixt Bekanntes neu zusammen, ist eigentlich nur "more of the same" - das allerdings aus Spielen entlehnt, die ich allesamt sehr schätze. Gut, das Thema ist nicht meines, es stört mich aber auch nicht bei dem, was sich da abspielt. Kaufen muss ich es nicht, ich weiß ja, wo ich es spielen kann. Wer meine Vorbehalte nicht teilt und Spaß an den anderen genannten Spielen hat, wird hiermit viel Freude haben.

    #DuneImperium

    Die Eurogamer neigen womöglich dazu, den anderen den Dreck unter den Fingernägeln nicht zu gönnen.

    Vorsicht - sowas könnte von Monsterwürflern & Co. glatt als Begriffs-Definition missbraucht werden 8o

    ...und etwas liebevoll und selbstironisch betrachtet haben sie damit natürlich recht ^^