In meinem Umfeld kündigen immer mehr Menschen ihre Streamingabos und suchen wieder nach Filmen auf anderen Wegen, das ist schon faszinierend - irgendwann ist Netflix und Disney+ dann auch mal abgegrast, und die Sehnsucht nach nicht verfügbaren Klassikern wächst. Darunter natürlich auch viele, die Password-Sharing betrieben haben und das jetzt nicht mehr können (und demnächst ja auch nicht mehr bei Disney+). Mal gucken wo dieser Trend hinführt.
Während Disney die Veröffentlichung auf Heimmedien quasi eingestellt hat, ist Warner vorbildlich im Geschäft und hat den geneigten Filmfreund in den letzten Wochen gleich mit drei UHDs beglückt, die ich jetzt endlich gucken konnte:
- Rio Bravo: Viel muss man zu Hawks' bestem Western wohl gar nicht mehr sagen. Die konservative Antwort auf High Noon (beim nochmaligen Ansehen sind die Spitzen gegen das "linke Machwerk" gar nicht zu überhören) ist trotzdem wahnsinnig gute Unterhaltung, die verstakste Liebesgeschichte zwischen dem fast schon unwilligen John Wayne und der zugereisten Profispielerin ist so seltsam, dass man fast glauben möchte, Wayne wäre lieber mit Dean Martin zusammen, und anders als in Hawks eigenem Remake "El Dorado" kommt eigentlich auch keine wirklich bedrohliche Atmosphäre auf. Aber witzige und spannende Westernunterhaltung ist Rio Bravo immer noch, und man sieht wo sich John Carpenter für 50% seines Werkes bedient hat (was der ja auch gerne im Audiokommentar zugibt). Bild und Ton waren Warner-typisch schon auf BluRay gut, die 4K-Fassung ist jetzt kein Quantensprung, aber vor allem die 10-Bit-Farbtiefe verschafft uns den Genuss besserer Schwarztöne, was bei den erdigen Grundfarben des Films bitter nötig ist. Ein Upgrade für Fans.
- Jenseits von Eden: Jetzt ist James Dean auf UHD komplett - und ui, hier hat man aber - wie bei den beiden Vorgänger-Discs - ordentlich was rausgeholt. East of Eden sah auf den vorherigen Fassungen immer unerwartet farblos aus, insbesondere wenn man ihn mit anderen Filmen der Zeit vergleicht. Ich dachte das läge an WarnerColor, aber seitdem ich weiß dass Warner (aus eigener Unzufriedenheit) Kopien von Prestigefilmen bei Technicolor erstellen ließ, weiß ich auch warum WarnerColor (was im Kern auf Eastman basierte) mal so und mal so aussieht. Hier jedenfalls knallen die Farben, und Dean-Fans werden ihren Liebling in ungeahnter Bräune vorfinden. Für Steinbeck-Fans war East of Eden immer eine Enttäuschung, da hier nichtmal ein Drittel des Buchs verfilmt wurde, aber für sich genomen funktioniert der Film immer noch tadellos, und Dean war nie besser als hier (ich gehöre zur Fraktion die findet, dass Rock Hudson und Dennis Hopper in Giganten besser spielen).
- Der Mann mit der Todeskralle: Now we're talking. Enter the Dragon sah nie ganz schäbig aus, aber hier wurde der Film erstmals vom Original-Kameranegativ abgetastet, und man hat sogar für die verlorene Bruce-Lee-Szene zu Beginn Dialoge vom Meister selbst wieder eingefügt (wenn auch nur in der Monospur, im Atmosmix ist er weiter gedubbt). Überhaupt ist das einer der besten Atmos-Remixe eines älteren Films, die mir bisher untergekommen ist - bei Enter the Dragon bin ich nicht so puristisch wie sonst, hier darf es beim Turnier gerne zusätzlich von oben und hinten scheppern und aus dem Zuschauerraum angefeuert werden. Enter the Dragon gehört zu jenen Filmen, die ich schon ziemlich oft (auch im Kino) sehen konnte, aber tatsächlich sah und hörte er sich noch nie so gut an wie auf dieser Disc - und er sieht wirklich so aus, als wäre er gestern gedreht worden (aber natürlich auf dem Equipment von damals). Dass Enter the Dragon einer der unterhaltsamsten B-Filme der Filmgeschichte ist und Lalo Schifrins Filmmusik ein Klassiker muss man glaub ich nicht extra schreiben.