Beiträge von MetalPirate im Thema „Deutscher Spielepreis 2018: Abstimmung vorzeitig beendet“

    Ich geh auch nicht in die Stadt und schmeiße aus den öffentlichen Bücherregalen alle Bücher raus und ersetze die mit lustigen Taschenbüchern, nur weil die mir besser gefallen.

    Um die öffentliche Bibliothek "aufzuräumen", müsste man wenigstens Eier in der Hose haben. Provokative Filmchen ins Internet stellen ist doch sooo viel einfacher, da sagt einem auch niemand von Angesicht zu Angesicht, was man für ein armseliger Wicht ist...

    Unabhängig von der Teilnehmerzahl hat der DSP in den vergangenen Jahren meines Spielegeschmack im Mittel oft besser abgebildet als das (Kenner)Spiel des Jahres. Ich würde jedoch annehmen, dass Publikumspreise aktuell und in den kommenden Jahren allesamt mehr oder weniger viele Probleme bekommen werden, gegen mehr oder weniger versteckte Abstimmungsaufrufe in den sozialen Medien -- von der harmlosen DSP-Verlinkung des Verlags bis zum klaren Manipulationsversuch -- zu bestehen. Die kleineren (Stichwort: Spielama!) erwischt's früher, die größeren später. Wenn die Digger-Sache eines bewiesen hat, dann dass für den DSP in der gegenwärtigen Form die Uhr tickt. Eventuell sollte der Merz-Verlag überlegen, den Abstimmungsmodus zu ändern. Auf Dauer wird das bisherige System sicher nicht funktionieren wie gehabt.

    Carsten vom Schwerkraftverlag kommentiert ebenfalls nochmals unter das Video und geht auf die erneute Aufforderung zum Abstimmen am Ende nicht ein. Das wirkt auf mich, als wäre die ganze Sache doch nicht so ungewollt

    Sehe ich auch so. Der Digger ist für den Schwerkraftverlag ein "nützlicher Idiot" und eine Distanzierung findet nur soweit statt, wie es notwendig ist, um eine Disqualifikation des Titels zu vermeiden.

    Ach ja: Dass das Ganze jetzt beim "Boardgame Digger" so eskaliert ist, sollte meiner Meinung nach auch nicht in Vergessenheit geraten lassen, dass für mich schon der internationale, breit gestreute Aufruf von Juma Al-JouJou (über BGG und über Kickstarter-Projektupdates), für sein Spiel "Clans of Caledonia" abzustimmen, inklusive detaillierter Anleitung, auf was Ausländer in der für sie unverständlichen deutschsprachigen Seite klicken sollen, für mich ein klarer Manipulationsversuch war. Das war cleverer gemacht als beim eher bildungsfern orientierten Digger, aber in der Sache nicht weniger verwerflich.

    Die Wettbewerbsregeln wurden nicht geändert, sie wurden konsequent angewandt:

    Okay. Der Punkt geht an dich. Bleibt trotzdem das "unglücklich", und für die Zukunft sollte sich der Merz-Verlag dann wirklich mal überlegen, ob sie das so umbauen können, dass die jeweils letzte abgegebene Stimme zählt. Dass man die informierteste Entscheidung erst spät abgeben kann (was im Interesse des Veranstalters liegen sollte) und ein mögliches vorzeitiges Ende wegen Manipulationen passt sonst nicht gut zusammen.

    [...]

    Nach diesen Aufrufen gingen zeitnah etwa 100 Abstimmungen für KLONG! ein. Etwa die Hälfte nannte kein weiteres Spiel bei der Stimmabgabe, die andere Hälfte votete für KLONG! auf Platz 1, nannte dann aber auch andere Spiele.

    [...]

    Das ist doch mal eine interessante Aussage dazu, was so ein Aufruf eines Youtubers effektiv bewirken (um nicht zu sagen: anrichten) kann.



    Dass der Verlag die Wertung dicht gemacht hat, finde ich übrigens sehr unglücklich. Es ist eigentlich immer verkehrt, während eines laufenden Wettbewerbs die Wettbewerbsregeln (hier: Abstimmungsende) zu ändern. Sowas macht man einfach nicht, wenn es nicht absolut zwingend sein muss. Auf die Gültigkeit der Regeln muss man sich verlassen können. In diesem Falle kommt erschwerend hinzu, dass viele Teilnehmer ganz bewusst bis zum Ende mit ihrer Stimmabgabe warten, um möglichst viele Spiele des aktuellen Jahrgangs gespielt zu haben; man darf ja ganz offiziell nur einmal abstimmen und seine Stimme nicht mehr ändern. Wer jetzt am Wochende abstimmen wollte, schaut nach dieser Entscheidung in die Röhre, und da sind dann wohl auch viele dabei, die im Gegensatz zur Digger-Community sich viele Gedanken gemacht haben, was sie warum an welche Position setzen wollten.

    Was genau ist hier ein Verstoß gegen das UWG

    Wenn die Youtuber Geld (oder geldwerte Vorteile) für ihren Besprechung erhalten, müssen sie dies kennzeichnen, weil man dann nicht mehr von einer unabhängig erstellten Berichterstattung ausgehen kann (und ggf. muss sogar explizit "Werbung" da stehen und nicht nur der Hinweis auf die erhaltene Gegenleistung, nämlich wenn aktiv zum Kauf aufgefordert wird). fjaellraeven hat oben einen Link zu einem Rechtsanwalt gepostet, der das Problem näher erklärt.

    keine böse Absicht + weniger relevant für ihre Kernzuschauer, als ihr vielleicht annehmt/voraussetzt/einfordert

    Das "annehmt" stimmt nicht. Mir ist schon klar, dass das jüngere Publikum oft wenig Vorstellung hat, wofür ein Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb überhaupt gut ist. Wahrscheinlich müssen da auch erstmal ein paar Fans mit vermeintlich tollen Tips vermeintlich unabhängiger Influencer voll auf die Schnauze fallen, bevor man merkt, warum Werbung und Sponsoring als solches gekennzeichnet werden sollte. Vermutlich ein normaler Lernprozess...

    (Jetzt klinge ich selbst schon wie ein alter Sack, haha...) ;)

    Das mit der Kickstarterkampagne haben die Geeks zu 100% entweder vergessen zu sagen, oder es ist ihnen gar nicht wichtig, weil sie wissen, dass es ihre Zuschauerschaft in der Mehrzahl nicht juckt/interessiert.

    Vielleicht ist's ihnen nicht wichtig, aber das ist Schleichwerbung, für die sie Ärger kriegen können (-> Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb). Von daher sollte es die Youtuber eigentlich schon interessieren.

    Ist euch eigentlich aufgefallen, dass der Digger am Ende seines "Entschuldigungsvideos" (hier auf Seite 1 verlinkt) nach einer Einblendung "so ein raffinierter Hund" dann doch wieder zum Voten von Klong aufrufen und die Promokarten als Gegenleistung verspricht? Spätestens da hat er sich für mich endgültig disqualifiziert. So ein peinliches, niveauloses <zensiert>!