Hallo,
täuscht mich der Eindruck, oder wird hier mit dem Begriff Kreativität recht schluderig umgegangen?
Nur um mal sicher zustellen - ein Verweis - damit wir gemeinsam über das Gleiche sprechen.
Kreativität ist allgemein die Fähigkeit, etwas vorher nicht da gewesenes, originelles und beständiges Neues zu kreieren.
Ich bin Steinbildhauermeister, nehme an Gestaltungswettbewerben teil, entwerfe und baue gerne die eigenen Möbel, organisiere Veranstaltungen mit speziellen Rahmen - aber wirklich kreativ bin ich in meinem Leben ausgesprochen selten gewesen - in der Regel wende ich die Blaupausen anderer an.
Und ich bin erstaunt, wie hier im "Forum der Logiker" angewandte Kreativität in Dosen von homöopathischen Potenzen vehement verteidigt werden.
Dabei bin ich auch ein Verfechter und Förderer des Kulturguts Gesellschaftsspiel. Auf der Facebookseite pflege ich ein Fotoalbum, das Gute Gründe, die für das Gesellschaftsspiel sprechen listet. Das Aspekte-Video wollte ich in dem Album schon ergänzen; bin für mich dann aber auf den Widerspruch gestoßen, dass die Anwendung von Gesellschaftsspielen für die Kreativität förderlich sein soll.
Ich halte die Anwendung von Gesellschaftsspielen und die Kreativität für grundsätzlich unterschiedlich. Wie soll dann das eine das andere fördern können? Das Gesellschaftsspiel ist in der Regel zielorientiert. Das Eintreten der Kreativität ist normalerweise nicht zielorientiert, weil etwas Neues entsteht. Die Anwendung von Gesellschaftsspielen bedarf der Organisation. Die Kreativität entsteht aus dem Chaos. Nur die Abwendung von dem Zielverfolgen, lässt etwas wirklich Neues entstehen; oft in Situationen, die mit dem kreativen Projekt in keinem Zusammenhang stehen. Wenn man sich also bei der Anwendung des Gesellschaftsspiel im Spieletitel, Ort, Mitspieler und Datum festlegen muss, ist es in meinen Augen der Tod der Kreativität - zumindest sind es ganz schlechte Voraussetzungen für den Ausbruch der Kreativität. Und es ist nur dann Kreativität, wenn man mit Regeln, Bahnen, Tunnel und Schranken bricht.
Alles andere ist ein Ausforschen des Möglichen (Die Kreativität braucht das Unmögliche). Natürlich ist das Gesellschaftsspiel als Denksport förderlich. Es fördert mit seinen gefahrlose Rollentauschmöglichkeiten die Sozialkompetenz. Aber wie kann so etwas grundsätzlich Gegensätzliches wie das Gesellschaftsspiel (Einhalten von Regeln) die Kreativität (Brechen von Regeln) fördern?
Liebe Grüße
Nils