Battalia: The Creation

  • Wir haben uns gestern zu dritt an Battalia: The Creation gewagt und ja, es beschäftigt mich immer noch. All zu oft berichte ich ja nicht hier, aber dieser "Klotz" lässt mir keine Ruhe.


    Kurzer Überblick: Bis zu vier Fraktionen, farblich in rot (Feuer), gelb (Luft), blau (Wasser) und grün (Erde) gehalten, entwickeln sich auf einem mit der Spieleranzahl skalierenden Brett, in dem sie Städte und Straßen bauen, erweitern, erobern und verteidigen. Kernelement ist das Deckbuilding. Die Kartentypen teilen sich in zwei Säulen auf, Einheiten und Artefakte, fünf und sieben jeweils unterschiedliche.
    Einheiten helfen uns unseren Besitz zu erweitern bzw zu verteidigen, vor allem aber erschaffen sie durch ausspielen bestimmter Kombinationen die besagten Artefakte. Diese wiederum bringen diverse Spezialisierungen/ Vorteile. Zelte können Karten "lagern", die zum passenden Zeitpunkt dann einfach hervorgeholt werden. Titel "befördern" unsere Einheiten, damit wir im Endgame dann so ne richtig toughe Truppe haben. Es gibt Pferde, mit denen wir über das Brett galoppieren und Waffen, die wiederum essentiell zum Kämpfen sind. Ist ja logisch, ohne seine Schleuder, hätte David ziemlich blöde dagestanden.... Auf dem Brett selbst galoppieren und kämpfen natürlich keine Armeen, sondern wir lassen maximal zwei ziemlich cool ausschauende Miniaturen stellvertretend die Arbeit erledigen (und ja, man kann deutlich Männlein von Weiblein unterscheiden ;) )


    Das Spiel endet sobald entweder die Bude voll ist (letzter freier Bauplatz belegt), oder jemand 5 Städte der vierten Ausbaustufe erreicht hat - und zwar SOFORT. Punkte bringen einem ausschließlich die Städte (1-4), wobei es hier keine Limitierung in der Anzahl gibt, heißt folglich, dass nicht automatisch derjenige, welcher das Spiel beendet, auch gewonnen hat.



    Realisiert wurde das Teil über KS (dt Lokalisierung Spieleschmiede) und sieht großartig aus. Ich bin schon sehr visuell veranlagt und mich hat das Artwork extrem angemacht. Auch die gesamte Konzeptionierung mit den Spielerboards, Miniaturen, den vielen unterschiedlichen Kartenstapel (21!) und und und.... Das schaute schon ziiiemlich lecker opulent und komplex aus - sprich: "ich MUSSTE das haben"


    Angefixt wie ich war, kam dann relativ schnell der Dämpfer. Schnell auspacken, aufbauen, lesen, verstehen und loslegen ist nicht.... Das hapert an allen Ecken und Kanten. Das liegt aber nicht an einer schlecht geschriebenen Regel (die ist imho absolut akzeptabel) sondern an der besch.... eidenen Ikonographie der Karten im Zusammenhang der vielen Sondereigenschaften der Artefakte. Hier spürt man sehr deutlich die KS-Herkunft. So geil die Karten ausschauen, so schlecht sind sie im Grunde auseinander zu halten, bzw. lässt sich ableiten, was man eigentlich mit dem Ding was man da gerade auf der Hand hält anstellen kann... "Wie war das noch mal?" "Kannst Du mir das noch mal kurz erklären?" "Das ist ne Waffe? Ich dachte es wäre ein Stammeskrieger!" Wir erinnern uns: 4 Fraktionen = 4 Farben = alles unterschiedliche Grafiken. WEIL: es gibt keine Einschränkung bezüglich der Farbe die man auf der Hand halten darf. Man "kauft" im Grunde die oberste Karte des Stapels der Einheit/Artefakt, ganz gleich welcher Fraktion. Das ist ziemlich verwirrend. "Ich bin doch rot, also die Glutjünger, wieso darf ich die blauen Holmsiedlerkarten spielen?" "Tjaaa, alsooo, äähem, scheiss drauf, beachte das erst mal gar nicht, dass ist spielmechanisch begründet". Das ist es in der Tat! Wichtiges spielerisches Element hier ist nämlich, dass man durch Umwandlung unterschiedlicher Farben (Fraktionen) sich erst mal vereinheitlichen möchte. Dies gibt wiederum Vorteile am Anfang des Zuges. Sogenannte Kohorten (gleichfarbige Karten) lassen mich zu meiner aus sechs Karten bestehenden Starthand, bis zu vier weitere ziehen. Genug, um ziemlich viele Sachen in meinem Zug anzustellen.



    Alles in Allem ein extrem holpriger Start. Zu viele Eigenheiten überfluteten meine geneigten Mitspieler und der Kopp schaltete dann spätestens beim sogenannten Sonnenrad ab, welches jede Runde eins der sieben Artefakte nochmal extra Goodies beschert, damit man so richtig wie der Ochs vorm Berg steht.


    ABER: wir fanden es dennoch sehr reizvoll! Irgendwann hat man dann nämlich den Überblick und schnallt, was abgeht. Das Deckbuilding macht echt Bock, mit den ganzen Kombinationen die ich benötige und dem "streamlinen" in eine Farbe, damit ich so richtig viele Karten ziehen darf. Auch das Zusammenspiel mit den Minis auf dem Brett, das Bauen und Erobern, das kommt meinem langen Wunsch nach einem großen Brett-Entwicklungs-Deckbuilder schon recht nahe. Es wird sich zeigen, in wie weit die Spieldauer mit Anzahl der Partien herunter zu schrauben ist, die war nämlich gestern mit dreieinhalb Stunden definitiv zu lang (inkl. Erklärung, exkl. Aufbau) für das was es ist. Meine anfänglichen Befürchtungen, hier einen Wust an kruden Regeln, welche sich verrückte bulgarische Nerds ausgedacht haben, durchexerzieren zu müssen, haben sich nahezu verflüchtigt. Klar ist, man hat hier keinen aalglatten, durchgestylten x-ten Ableger eines Euros vor sich liegen. Manche Regeln / Elemente erscheinen einem immer noch recht sperrig bzw. unkonventionell, jedoch ergeben sie bei genauerer Betrachtung eigentlich schon spielerischen/ mechanischen Sinn.


    Ich mag das :)


    #Battalia

  • Wir hatten, nachdem man alles verstanden hatte, ziemlichen Spaß. Der Deckbau-Mechanismus ist echt gelungen! Super Ausstattung!
    Wenn wir es das nächste mal auspacken haben wir uns vorgenommen nur bis 12 Punkte zu spielen. 20 scheint relativ hoch zu sein.
    Dann wäre es unserer Ansicht bei 4 Spielern ein 2 Std. Spiel. Jeder Vielspieler/Tüftler/Stratege sollte sich Battalia mal anschauen. :)

  • #Steinlaus, den Ansatz kann ich gut nachempfinden nach der gestrigen Sitzung. Jedoch bin ich der Überzeugung, dass man die Zeit tatsächlich signifikant nach unten korrigiert, wenn man mit der gleichen Gruppe spielt. Alle kennen die Regeln und Karten und ein straighteres Vorgehen ist ja dann definitiv gewährleistet.


    Es sind ja nicht die 20 Punkte, welche ein Ende einleiten. Fünf 4er Städte oder kein Platz auf dem Brett beenden das Spiel. Letzteres hatte gestern bei uns den Hammer fallen lassen. Mit 17 Punkten heimste ich dann den Ruhm ein.
    Bei einer 12-Punkte-Bedingung, wäre imho viel zu früh Schluss! Es braucht schon n Weilchen, bis die Maschinerie ins Laufen kommt. Man würde sich das "Endspiel" dadurch recht kastrieren. Beziehungsweise würden drei 4er dann ja auch schon reichen und die erste bekommt man ja ziemlich fix durch die Eroberung der neutralen Stadt, welche am Anfang des Spiels auf dem Brett sind (gleich der Anzahl an Spielern). Drei wären glaub ich auch zu wenig...


    Die Rahmenbedingungen sind schon ganz gut gebalanced, das "Hinkommen" muss noch optimiert werden ;)

  • Gebe dir vollkommen recht, wenn man mit den gleichen Personen mehrmals Battalia spielt. Ich bleibe dabei, das es zum Kennenlernen besser ist, mit weniger Punkten zu spielen. (damit Abläufe klarer werden)
    Man verhaut sich komplett beim Deckbau und weiß nach kurzer Zeit, das wird nichts mehr und sieht nebenbei das andere Spieler durch die Kohorte erheblich mehr Karten bekommen. :)
    Für mich gibt es nichts schlimmeres als 2 Std. wehrlos seinen Untergang anzuschauen und gefühlt nichts erreicht zu haben.
    Das ist im übrigen auch der einzige wirkliche Nachteil an Battalia. Das Konflikte gegen schwächer stehende ausgetragen werden können und nicht gegen den Führenden gespielt wird.
    Also sollte man schauen mit wem man Battalia spielt. Risiko läßt grüßen......


    Wann kommen denn die Erweiterungsregeln Online?

  • Hi,


    Ich hab dann auch mal eine 4er Runde Battalia gemacht und bin sehr angetan.
    Auf 3 Städte a 4 Punkte zu spielen anstatt auf 5, hätte bei uns zu einer extrem kurzen Partie geführt 3. Irgendwie kamen die anderen nicht aus den Puschen, so das ich mit einem Held rel zügig anfgefangen hab neutrale Städte zu plätten - hab mir dann gleich die Ruine vorgenommen und erstmal ein spezielles Artefakt geholt. Ich hab mich dann etwas in meinem Deck verfangen (zu viele Karten reingekauft) und nachdem ich es dann "entschlankt" habe, sind die letzten 3 Städte in 4 Runden gefallen (bzw eine hab ich dann doch selbst hochgezogen - meine Hauptstadt).


    Was an der Symbolik nicht ok sein soll erschliesst sich mir nicht - steht bei euch auf Skat-Karten auch die Funktion der Karte als Text oder was? Also ich finde ein Mindestmaß an Interesse an dem Spiel darf der Verlag voraussetzen - vorallem ist es es so gemacht das man seine Kartenhand auf einen Blick erkennt und sieht was man hat). Eine mit Text beschriebene Symbolik wäre dem imo abträglich.
    Tolles Spiel für mich.


    Atti

  • Kommt halt auch immer ein Wenig auf die Symbolik selbst an, gibt halt solche und solche. Intuitiv ist sie jedenfalls nicht und allein von der Größe her etwas schwierig zu erkennen. Ich bezog mich daher auch eher auf die grafische Gestaltung, die zwar super ausschaut, aber eben halt auch etwas verwirrend zum Reinkommen.


    Ein Mindestmaß an Interesse hat der Verlag doch bereits erhalten, allein weil ich das Spiel gekauft habe!
    Was n das für ne geile Aussage? Auch hatte ICH weniger Probleme, da ich die Anleitung im Vorfeld studiert habe.
    Meine Mitspieler, welche es erklärt bekommen haben, waren halt erst mal etwas überfordert....


    Wie oben geschrieben, wir konnten es spielen und mir hat es ja auch gefallen, sonst hätte ich nicht so n Text gelassen....

  • Klingt eigentlich recht spannend. Gibt es irgendwo die deutschen Regeln? Würde mich da gerne mal einlesen...

    BTC - RULES DE.pdf



    Die Regeln sind grundsätzlich echt gut übersetzt. Wie oben geschrieben, kam mir bei so mancher Passage der Verdacht auf, da wollte man unbedingt Elemente "reinpressen" ohne so recht den spielerischen Mehrwert zu verstehen. Vor allem dieses Sonnenrad war mir beim Lesen too much. Jedoch merkt man dann während der Praxis dann durchaus, das diese "Schnörkel" durchaus Sinn ergeben. Lass Dich also folglich nicht beim Lesen beirren und vertrau darauf, dass die Jungs sich was dabei gedacht haben... Ob es Dir tatsächlich gefällt, wirst Du wahrscheinlich erst so richtig nach einem Praxistest beurteilen können (ohne die neulich geführte Diskussion wieder aufwärmen zu wollen. Ich bin durchaus der Meinung, viele Spiele durch studieren der Regeln für mich einkatwgorisieren zu können).

  • Hallo zusammen! Ich habe die Einweihung dieses Brockens auch noch vor mir (habe etwas Respekt vor diesem Regelungetüm, es kommt mir sehr sperrig zum Erklären vor), bin aber ziemlich heiß darauf, es mal auszuprobieren. Danke für eure Ersteinschätzung, die ist sehr hilfreich!