Da man über dieses Spiel hier im Forum bisher gar nichts gelesen hat - zumindest liefert die Suche keinen Treffer - dachte ich mir, ich widme dem Spiel einen eigenen Thread anstatt es lediglich im Wochenthread zu erwähnen.
Die Rede ist von Daxu. (Aussprache wohl "Daschu", wenn man BGG glauben darf)
Aufmerksam geworden bin ich auf das Spiel vor allem wegen der schönen Illustrationen von Klemens Franz. Assoziationen zu den Toren von Loyang kamen mir in den Sinn und so wurde es blind gekauft.
Daxu ist ein sehr kurzes 2-Personen-Spiel, welches nicht länger als 30 Minuten dauern sollte.
Worum geht es?
Thematisch ist jeder Spieler eine Art Geschäftsmann, der sich in insgesamt 6 verschiedenen Geschäften versucht (Bäckerei, Sakeherstellung, Tischlerei, Korbflechterei, Seidenhändel und Teehaus).
Dabei versucht man in allen 6 Bereichen besser zu sein als die Konkurrenz (der Mitspieler), ohne diese dabei völlig in Grund und Boden zu stampfen. Denn nebenbei gilt es auch auf die eigene Reputation zu achten.
Spielmechanisch ist Daxu ein Sammelspiel. Jeder Spieler sammelt Karten der 6 verschiedenen Geschäfte (= der 6 verschiedenen Farben). Der Clou dabei ist jedoch, dass man nicht einfach nur besser sein muss als sein Gegenüber.
Dominiert man einen Geschäftstyp zu stark, verliert man in diesem Bereich die Wertung (dazu später mehr). Man muss daher versuchen, in jedem der 6 Bereiche minimal besser zu sein als sein Mitspieler (optimal ist es, wenn man genau 1 Karte mehr liegen hat).
Der Ablauf gestaltet sich denkbar einfach: Jede Runde werden 3 Karten aufgedeckt, die zu den jeweiligen Geschäften gehören. Manchmal erhält man auf diesen Karten zusätzlich Reputationspunkte, manchmal muss man welche abgeben.
Einer der beiden Spieler bekommt pro Runde diese 3 Karten, so dass sich Veränderungen in bis zu 3 der 6 Wertungen ergeben können.
Die Spieler sollten nun in einem 1. Schritt überlegen, ob sie
a) die 3 Karten gern selbst möchten
oder
b) die 3 Karten der Mitspieler haben soll.
Je nachdem spielt nun jeder Spieler eine von vier Aktionskarten verdeckt aus, um damit eine Aktion auszuführen, die dann hoffentlich das gewünschte Ergebnis hinsichtlich der 3 Karten mit sich bringt:
1) Aktion "Geben": Der Mitspieler erhält alle 3 Karten.
2) Aktion "Nehmen": Der Spieler selbst nimmt sich die 3 Karten.
3) Aktion "Akzeptieren": Man akzeptiert die Wahl des Mitspielers und erhält einen Reputationspunkt.
4) Aktion "Untergraben": Man verliert einen Reputationspunkt, dafür muss der Mitspieler das Gegenteil seiner gewünschten Aktion ausführen. Hat er z.B. die Aktionen "Geben" gespielt, muss er nun die 3 Karten selbst nehmen.
Gleichstände werden über den aktuellen Reputationsstand gelöst bzw. über eine Vorteilskarte, die zwischen den Spielern wechselt.
Gleichzeitiges Spielen von "Akzeptieren" oder "Untergraben" führt dazu, dass eine weitere Karte aufgedeckt wird und beide Spieler erneut eine Aktion wählen müssen.
Das Ganze geht dann solange, bis der Kartenstapel aufgebraucht ist (2 Karten werden zu Spielbeginn unbesehen aus dem Spielgenommen, so dass man nicht in jeder Kategorie genau durchzählen kann, wie viele Karten noch im Spiel sind).
Es folgt am Ende die Wertung der 6 Geschäftsbereiche. Wie bereits oben geschrieben, sollte man hier jeweils möglichst knapp vor seinem Mitspieler liegen. In den ersten 3 Geschäften/Farben bekommt man 4/2/1 Punkte für einen Vorsprung an 1/2/3 Karten. Hat man in einem Geschäft 4+ Karten mehr als der Gegenüber, bekommt man einen Minuspunkt und der Mitspieler so viele Pluspunkte, wie er Karten hat.
In den 3 weiteren Kategorien ist dies sogar noch etwas strenger: Man erhält 5 bzw. 3 Punkte für einen Vorsprung an 1 bzw. 2 Karten. Hat man 3+ Karten mehr als der Gegner, bekommt man erneut einen Minuspunkt und der Mitspieler Pluspunkte.
Zuletzt gibt es noch Punkte für den aktuellen Stand auf der Reputationsleiste.
Vom Spielgefühl her läuft eine Runde immer in 2 Schritten ab. Zunächst muss ich mich entscheiden, ob ich die jeweiligen 3 Karten der Runde möchte oder nicht. Soweit so gut.
Im 2. Schritt muss ich mir dann Gedanken machen, wie ich das gewünschte Ziel in die Tat umsetze. Und das ist an der Stelle ziemlich tricky. Ich muss zunächst erahnen, was mein Gegenüber wohl möchte, um auf seine Aktionskarte zu schließen.
Je nachdem und je nach aktuellem Stand der Spieler auf der Reputationsleiste fällt dann meine Wahl aus.
Ziemlich schnell bekommt das Spiel dann aber diesen "ich denke, dass du denkst, dass ich denke …"- Charakter. Bin ich mir zum Beispiel ganz sicher, dass mein Gegner die 3 Karten möchte, kann ich unterstellen, dass er die Aktionen "Nehmen" benutzt. Möchte ich ihm die Karten aber nicht geben, spiele ich folglich "Untergraben" und kehre seine Aktion ins Gegenteil um. Ahnt mein Gegenspieler aber, dass er mit einer einfachen Nehmen-Aktion wohl kein Glück haben wird, weil ich ihn untergrabe, spielt er bewusst die Aktion "Geben", usw. An dieser Stelle wird es dann schier unplanbar. So extrem geht es aber wahrlich nicht jede Runde zu. Das passiert in diesem Ausmaße eigentlich nur dann, wenn wirklich für beide Spieler klar ist, was beide Spieler wollen.
Daxu hebt sich für mich letztlich allein durch seine Wertung von anderen Sammelkartenspielen ab (sicherlich gab es so etwas auch schon, ist mir aber noch nicht untergekommen). Frei nach dem Motto "viel hilft viel" kann man hier nicht agieren.
Den Vorsprung möglichst gering zuhalten ist eben deutlich schwerer. Zudem birgt ein minimaler Vorsprung immer die Gefahr, mit nur einem Zug zum Rückstand zu werden. Das sorgt auf jeden Fall für Spannung.
Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem alle 9 Karten eines Geschäftsbereiches auf dem Tisch liegen. Auf der anderen Seite kann man auch bewusst versuchen, seinem Mitspieler zu viele Karten einer Farbe zuzuschustern, um dadurch eine Wertung zu gewinnen.
Im Ergebnis kann ich sagen: wer gern mal kleinere 2-Personen-Spiele à la Patchwork spielt, sollte sich Daxu auf jeden Fall einmal näher ansehen.