Dann will ich es auch mal versuchen. Kanban landete in meinem Fokus als ich las, dass es vom gleichen Autor wie Vinhos ist. Das Video von Cliquenabend, das kurz vor der Messe erschien, hat mich dann richtig angefixt: ich wollte das Spiel unbedingt haben und nun habe ich es und wir haben es gespielt.
Vorweg: Kanban ist komplex und durch viele Regeldetails auch kompliziert. Andererseits ist der Spielablauf als solches relativ simpel. Es handelt sich um ein Workerplacementspiel, allerdings haben wir nur einen Worker, das sind wir selbst. Zusätzlich ist Sandra im Spiel, die Fabrikmanagerin, mit einer eigenen Spielfigur in Rosa , die ebenfalls agiert. Man kann im Spiel zwei Varianten wählen: Sandra, die Gute, dann verteilt sie Belohnungen für die, die sich am fleißigsten fortgebildet haben (für Anfänger) und Sandra, die Böse, dann verteilt sie Bestrafungen für die, die am faulsten im Bereich Fortbildung waren. Belohnt wird man, wenn man gewisse Ziele erreicht hat, bestraft, wenn man sie eben nicht erreicht hat. So kann man im Anfängerspiel sich fleißig fortbilden, aber nicht die Ziele erreicht haben, dann gibt es keine Belohnung und im Fortgeschrittenenspiel zwar faul im Bereich Fortbildung sein, aber die Ziele trotzdem erreicht haben, dann bekommt man keine Strafe. Ein interessanter Mechanismus, wie ich finde.
Worum geht es: Wir sind Manager in einer Autofabrik. Um erfolgreich zu sein, agieren wir in den Abteilungen Test- und Innovation, Montage, Logistik, Design, Verwaltung. Zusätzlich gibt es noch das Personalwesen, wo angezeigt wird, wie erfolgreich wir uns fortgebildet haben und wieviele Schichten wir im Plus sind.
In jeder Abteilung gibt es zwei Aktionsfelder, eins mit zwei Schichten, eins mit drei Schichten (maximal kann ich 4 Schichten pro Tag arbeiten, dann muss ich von meinem Schichtkonto etwas abgeben). Zusätzlich kann/muss man sich in jeder Abteilung fortbilden, wofür es Belohnungen gibt.
Jeder Spieler hat ein Tableau, auf dem er Autoteile, fertige Autos, Blaupausen, verbesserte Designs und anderes sammelt.
Ist Sandra, die Fabrikmanagerin, von ganz links nach ganz rechts (an ihren Schreibtisch in der Verwaltung) gewandert, gibt es eine Wochenwertung.
Sind eine bestimmte Anzahl Autos abgenommen worden, findet am Ende des Arbeitstages ein Meeting statt, in dem man Plätze am Konferenztisch benötigt, um sich bei der Erfüllung der ausliegenden Ziele beteiligen zu können. Plätze am Konferenztisch erwirbt man an verschiedenen Stellen.
Die Aktionsfelder befinden sich im mittleren Spielplanteil von links nach rechts. Dies ist die sog. Arbeitsplatzallee. In allen Bereichen gibt es zwei Aktionsfelder, eines mit zwei Schichten (weiter links, dann agiere ich zuerst) und mit drei Schichten (rechts, dann bin ich zweiter). In der Verwaltung gibt es nur ein und zwei Schichten, dafür kann ich in den anderen vier Bereichen Test- und Innovation, Montage, Logistik, Design agieren.
Im Bereich Logistik kann ich
a) eine Bestellung aufgeben, dazu lege ich eine Karte auf den Spielplan und es werden Autoteile nachgelegt (es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten die Karte zu legen und danach richtet sich welche Teile auf der abgebildeten Karte nachgelegt werden). Es gibt 6 verschiedene Teilearten: Fahrgestell, Getriebe, Turbo, Motor, Aufhängung, Bremsen (jeweils Klötzchen in 6 Farben). Das kostet eine Schicht, zusätzlich spart es eine Schicht (weil ich später Zeit spare), die ich auf meinem Schichtkonto gut geschrieben bekomme.
b) Teile erwerben: für eine Schicht kann ich alle Teile einer Sorte erwerben, wenn ich Platz auf meinem Tableau habe, zu Anfang fünf Teile, nach erfolgreicher Fortbildung kann ich ein Schloss entfernen, dann kann ich 6 Teile haben.
c) mich fortbilden - ein Schritt kostet eine Schicht, nach 3 Schritten bin ich zertifiziert, löse das Schloss und kann als Aktion
d) einen Teilegutschein bekommen, den ich in ein beliebiges Teil umwandeln kann.
e) ich spare eine Schicht in der Personalabteilung an.
(zertifiziert man sich weiter bis zum Experten bekommt man - wenn man dies als erster tut - einen Sitz am Konferenztisch und eine Belohnung in Form von Schichten, Büchern, Teilegutscheinen oder Siegpunkten. Bücher kann man nutzen, um Zertifizierungsschritte zu gehen ohne Schichten zu verbrauchen - man lernt nachts)
Steht Sandra in der Logistikabteilung, entfernt sie von allen Teilefeldern alle Teile bis auf je eines und belohnt den am besten fortgebildeten Mitarbeiter, wenn dieser mindestens zwei Autoteile auf seinem Tableau liegen hat. Stehen zwei Mitarbeiter auf der gleichen Höhe der Leiste, bekommen beide die Belohnung. Als Belohnung gibt es dann die Anzahl Schichten, die man in der Personalabteilung angespart hat.
In der Montageabteilung werden Teile eingesetzt und dadurch Autos auf die Teststrecke geschickt. Vorher werden alle Autoteile, die an den Autos liegen und alle Felder sind belegt (3 oder 4) entfernt.
Dazu lege ich für ein bestimmtes Auto ein Teil an und schiebe dieses auf dem Fließband vorwärts. Der Fließbandkurs ist trickreich und man benötigt eine Weile bis man kapiert, wo man schiebt, damit ein bestimmtes Auto auf die Teststrecke in der Test- und Innovationsabteilung geschickt wird. Dafür gibt es Siegpunkte (je nachdem wo das Auto herausfährt) und wenn man die Nachfrage nach einem der zwei derzeit ausliegenden und gefragten Modelle befriedigt, einen Platz am Konferenztisch.
Auf hier kann man sich zertifizieren, damit löst man das Schloss für ein fünftes Auto auf dem Tableau.
Steht Sandra in der Montageabteilung entfernt sie alle Autoteile.
Belohnung für den Fortgebildetesten: man benötigt mindestens zwei Autoteile auf dem Tableau.
In der Designabteilung erwerbe ich Blaupausen für die Autos. Dafür bekomme ich - je nachdem wie weit rechts ein Teil liegt - Belohnungen in Form von Büchern und Schichten. Pro Schicht erwerbe ich eine Blaupause, die ich auf mein Tableau lege. Die Blaupausen benötige ich zur Abnahme der Autos auf der Teststrecke und zur Verbesserung der Designs. Habe ich mich ausreichend zertifiiert, kann ich an 5 statt an 4 Designs arbeiten (also 5 Designteile auf mein Tableau legen).
Sandra entfernt die 4 am weitesten rechts liegenden Teile.
Belohnung für den Fortgebildetesten: wenn er mindestens zwei Blaupausen auf dem Tableau hat.
In der Test- und Innovationsabteilung kann ich
a) wenn ich die entsprechende Blaupause in der richtigen Farbe habe eine Auto von der Teststrecke erwerben (es gibt Autos in fünf Farben). Die Anzahl Schichten hängt davon ab, in welcher Position hinter dem Safety-Car, welches auf der Teststrecke steht, sich das Auto befindet. Anschließend fährt das Safety-Car um so viele Felder vor, wie ich Autos abgenommen habe. Kommt das Safety-Car auf der Strecke auf ein kariertes Feld, findet am Ende des Tages ein Meeting statt, in dem man Ziele erfüllen kann, die ausliegen.
b) Designs verbessern: dazu benötigt man eine Blaupause und ein Autoteil, welches auf der Blaupause abgebildet ist. Habe ich das entsprechende Autoteil nicht zur Verfügung kann ich eines in der Recyclingabteilung tauschen, in der immer drei von sechs Teilen liegen (kein Teil darf dort allerdings zweimal liegen - also ich lege eines hin, was dort nicht liegt und nehme eines, was dort liegt).
Sind die Designs für ein bestimmtes Teil verbessert, z. B. der Motor für das blaue Auto, muss ich, wenn ich ein blaues Auto montiere (in der Montageabteilung) zuerst ein Teil für den Motor dort hin legen und wenn mehrere verbessert sind, erst diese bevor ich die nicht verbessertes nehme. Außerdem lege ich die Plättchen neben mein Tableau und bekomme 2 Siegpunkte. Später bekomme ich Siegpunkte im Rahmen der Wochenwertungen und am Ende dafür. Außerdem rutscht das Klötzchen für den Motor auf der Wertungsleiste in der Designabteilung nach rechts (wichtig für die Abschlusswertung).
c) Zertifizierung und Freischaltung der Möglichkeit, ein Teil im Spiel doppelt zu verbessern.
Sandra: Das Safety-Car fährt ein Feld vor (und löst ggf. ein Meeting aus)
Belohnung für den Fortgebildetesten: mindestens zwei verbesserte Designs
In der Verwaltung kann ich
a) mich fortbilden (und den fünften Platz am Konferenztisch freischalten)
b) in einer anderen Abteilung arbeiten
Sandra löst die Wochenwertung aus.
Belohnung für den Fortgebildetesten: mindestens zwei Zertifizierungen
Mit jeder Zertifizierung (3 Schritte) bekomme ich eine Belohung auf der Zertifizierungsleiste und der am weitesten rechts stehende Spieler ist im Meeting der erste, der agiert.
Das Meeting:
Am Ende des Tages, an dem das Safety-Car auf das karierte Feld gefahren ist, findet ein Meeting statt. Pro Sitz am Konferenztisch kann ich an der Wertung eines Zieles teilnehmen. Es liegen vier Ziele aus, zusätzlich muss jeder Spieler ein Lieblingsziel von der Hand ausspielen.
Man kann wenn man dran ist, entweder einen Sitz vom Konferenztisch auf ein Ziel legen oder sein Lieblingsziel von der Hand spielen.
Auf den Karten steht die Anzahl Siegpunkte pro erreichtem Ziel, z. b. Anzahl Autos in meiner Garage: ich habe 2 Autos in der Garage und bekomme 4 Punkte pro Auto. Zusätzlich steht auf der Karte, wieviele Spieler dieses Ziel erreichen können. Der erste bekommt z. B. eine Multiplikator 3, der zweite 2, der dritte 1. Bin ich also erster bekomme ich für zwei Autos 8 Punkte mal 3 = 24 Punkte.
Will oder kann man nicht mehr werten, paßt man. Haben alle gepaßt, legt jeder von seiner Hand ein neues Ziel aus (bei weniger als 4 Spielern werden die Ziele vom Stapel ergänzt).
Am Ende des Meetings geht der Produktionsmarker in der Test- und Innovationsabteilung ein Feld vor.
Am Anfang des neuen Tages setzen die Spieler ihre Arbeiter um und zwar der am weitesten links stehende zuerst auf einen freien Platz (es sind aber nicht alle frei). Sandra geht in die nächstmögliche Abteilung. Hier entscheidet sich auch, wie lange eine Woche dauert, denn wenn die Plätze in einer Abteilung belegt sind, geht Sandra in die nächste und die Woche ist evt. schneller zu Ende (deswegen dauert das Spiel zu viert auch nicht endlos lange). Außerdem fällt ggf. eine Belohnung oder Bestrafung für eine Abteilung aus.
In der Wochenwertung gibt es Punkte für die Autos in der eigenen Garage, wenn Teile verbessert wurden: zwei Punkte, wenn man die Teile selbst verbessert hat, einen Punkt, wenn es ein anderer getan hat.
Das Spielende wird von der Position des Wochen- und Produktionsmarkers bestimmt: steht einer auf dem Feld 3 und einer auf dem Feld 2 ist das Spiel zu Ende. Das kann recht überraschend kommen und man muss es im Blick haben.
Am Ende gibt es Punkte für
a) erfüllte Bedingungen auf dem Siegendeplättchen (drei verschiedene Bedinungen z. B. zwei schwarze Autos in der Garage, zwei Verbesserungen am Motor, etc. - es gibt 6 verschiedene Plättchen, so dass jedes Spiel anders ist), für das ich einen Sitz am Konferenztisch aufgedeckt habe (hier können alle Spieler werten)
b) jede Schicht auf dem Schichtkonto
c) jede Plättchen mit Buch, Sitz oder Teilegutschein
d) für jeden Auto in der Garage (die Autos sind unterschiedlich viele Punkte wert)
e) für jedes getestete Design (verbesserte Designplättchen, die ich ausliegen habe und entsprechend farbige Autos in der Garage)
f) die Positionen auf den Fortbildungsleisten
Wie spielt es sich: Die erste Partie ist definitiv eine Kennlernpartie, da man erst im Laufe des Spiels begreift, wie die einzelnen Elemente ineinander greifen. Die sehr gut strukturierte Spielregel (in der man zu Anfang viel nachblättern muss) und der gut designte Spielplan erleichtern dies jedoch sehr. Die meisten wichtigen Informationen finden sich auf dem Spielplan wieder.
Es ist sicherlich ähnlich komplex wie Vinhos, spielt sich jedoch etwas intuitiver, (insbesondere die Weinausstellung bei Vinhos erschloss sich ja nicht jedem). Das Spielende wird bestimmt von der Anzahl abgenommener Autos und davon, wie Sandra sich durch die Abteilungen bewegt, das kann man in seine Planung einbeziehen, kann jedoch im 4-Personenspiel vermutlich überraschend kommen. In unserer Partie zu zweit verkürzte mein Partner das Spiel, indem Sandra in der letzten Runde plötzlich in die Verwaltung an ihre Schreibtisch musste und die dritte Wochenwertung auslöste, während ich gleichzeitig Autos abnahm und ein Meeting anberaumt wurde.
Gewiß habe ich noch ein paar Details vergessen, z. B. gibt es auch für die verbesserten Designs Belohnungen.
Ich finde das Thema gut umgesetzt und es macht - trotz allen Verwaltungsaufwandes in der ersten Partie - Spaß. Beim zweiten Mal durchschaut man die Mechanismen definitiv deutlich besser und spielt zielgerichteter. Wenn man seine Figur umsetzen muss, hat man nicht unendlich viele Möglichkeiten und je nachdem ob man auf seinem Tableau Blaupausen oder Autoteile liegen hat, ist die Auswahlmöglichkeit der Aktionen endlich. Durch den Besuch in der Verwaltung hat man Gelegenheit, in einer Abteilung zu arbeiten, die besetzt ist.
Die Erarbeitung anhand der Spielregel ist komplex, jedoch die Regel m. E. deutlich besser strukturiert als bei vielen anderen Spielen (und insbesonders als bei Vinhos). Regelfragen hatten wir keine, einzig eine Karte mit Spielen war uns unklar. Je häufiger man das Spiel spielt, desto übersichtlicher wird es, aber das ist m. E. bei allen Spielen dieses Komplexizitätsgrades so.
So, ich hoffe, man kann aus der Beschreibung einigermaßen entnehmen, wie der Ablauf ist und wie sich das Spiel spielt. Und hat es sehr gut gefallen und es gehört neben Orleans zu meinen Highlights von der Messe.
Gruß vom
Spielteufel