Fantasyspiele ab vom Schuss

  • Ich bin seit Jahren ein großer Fan von Fantasybrettspielen und habe dementsprechend auch schon ein paar Exemplare davon in meinem Regal liegen (BattleLore, Warcraft, Runebound, Thunderstone, Runewars, Descent, Dungeonquest, Warhammer Invasion und nebenher HdR-TT). In vielen dieser Spiele gilt die Hauptfantasyregel:


    Menschen sind vielseitig in allem, aber nicht sehr gut in irgendetwas.
    Elfen haben die besten Kämpfer und können sich heilen, sind dafür aber in der Unterzahl
    Orks sind brutal und spielen auf Masse
    Zwerge haben hohe Verteidigung, sind dafür langsam und in der Unterzahl
    Dunkelelfen sind kämpferisch wie Elfen, können statt Heilen aber fies intrigieren


    Es kommen nicht immer alle diese Völker vor (manchmal auch noch mehr wie Untote) und manchmal heißen sie auch einfach anders aber trotzdem scheint mir das Bild der Völker in diesen Spielen sehr eingefahren zu sein. Meine Frage wäre daher ob ihr Spiele kennt, die weg von diesem eingefahrenen Schema gehen? Oder gehört es für euch zwingend zum Fantasy-Genre, dass die Rollen so zwischen den Völkern verteilt sind?

  • Hi,


    Imo muss das so ... sein.


    Ich meine, ansonsten wäre das ganze ja ziemlich beknackt.
    Wenn jetzt einer auf die Idee kommt, das die Orks vielseitig uns schlau sind, die Zwerge leichte Fernkämpfer mit Heilfähigkeiten die auf Bäumen leben.


    Wäre für mich total am Thema vorbei.


    Das muss so !


    Atti

  • Also ich fänd' Fantasyspiele abseits der bereits leidlich ausgelatschten Wege ziemlich interessant. Ich find Worker-Placement-Spiele mit Mittelalter- oder Renaissancethema (am besten noch mit Menzel-Grafik) mittlerweile auch einfallslos.


    Im Fantasybereich sind die Autoren und Redakteure da leider auch sehr unkreativ und ideenarm. Das es auch anders geht, zeigen aus meiner Sicht die folgenden Spiele, die das Fantasythema aufgreifen, aber spielerisch umkehren oder mal etwas anders machen. - Leider fallen mir aber auch nicht mehr Spiele ein, über weitere Anregungen und Hinweise wäre ich sehr dankbar.


    Dungeon Fighter
    Dungeonlord
    Small World

  • Von althergebrachten Fantasy-Topoi abzuweichen, bekommt Verlagen und Autoren üblicherweise nicht gut, daher werden wir leider immer wieder thematischen Einheitsbrei sehen.
    Mir fällt in dem Zusammenhang Demontowers (deutscher Originaltitel) von Harald Bilz ein. Eroberungs- und Kampfspiel im Fantasy-Setting mit geheimer Rollenverteilung und (möglicherweise) einem Verräter. Schon lange nicht mehr auf dem Markt. Damit das Spiel funktioniert (und ich finde, es funktioniert gut, wenn auch die Grafik recht bescheiden ist), musste eine aufwändige Hintergrundgeschichte her, die erklärt, warum unterschiedliche (Ork-, Menschen, Elfen-, ...)Herrscher untereinander und von ihresgleichen nicht erkannt werden. Diese Story kam bei Fantasy-Fans gar nicht so gut an.


    Heroscape: fügt den typischen Fantasy-Figuren Massen von Klischee-Völkern und-Helden aus allen Genres und Zeiten hinzu. Fand ich sehr erfrischend, viele andere Spieler jedoch nicht.


    Sonstige, von gängigen Fantasy-Klischees abweichende (oder sie parodierende) Spiele, die, glaube ich, noch nicht genannt wurden:


    Dungeon Petz
    Diskworld: Ankh Morpork
    Zum roten/blauen Drachen
    Kings and Things
    Magestorm (zwar Menschen gegen Elfen, aber auf einer fremden Welt mit leichten Brechungen der üblichen Klischees)
    Groo: The Game (ein prima-Spiel nach Sergio Aragones' Comicserie, einer Conan-Parodie)
    Belfort (Elben, Zwerge und Gnome sind hier verschiedene Arbeitertypen in einem Worker-Placement-Spiel)


    Apropos Arbeiter-Einsetz-Spiele (darauf hatte ich in den letzten Jahren auch keinen Bock mehr): Richtig gut gefällt mir dennoch Village (ist auch ein Vertreter dieser Art, der zudem auch sehr nach Menzel-Grafik aussieht, obwohl der's nicht war).

  • Die einzige echte Alternative, die mir einfällt, ist Super Dungeon Explore mit seinem Manga-Stil und entsprechenden Monstern/Charakteren. Ich nehme allerdings mal an, dass es dann in diesem speziellen Genre auch wieder die Klischees bedienen wird. Ich mag den Anime-/Manga-Stil überhaupt nicht und werde mich deshalb von diesem Spiel fernhalten, kann dir deswegen auch nicht mehr darüber sagen. Bei BGG wird es allerdings recht gut bewertet, könntest du dir mal anschauen.


    Ansonsten bleibt es bei den meisten Spielen bei den eingangs genannten Fantasy-"Grundregeln", von denen auch Heroscape, Dungeon Lords, Kings&Things oder Magestorm nicht abweichen. Es mag ergänzt oder durch lustige Zeichnungen parodiert werden, aber das Klischee wird imho nach wie vor bedient. Auch bei Spielen mit ungewöhnlicher Mechanik, die ja am zugrundeliegenden Setting nichts ändert.


    Mage Knight verwendet zwar bei den Spieler-Charakteren keine spezifischen "Rasse-Boni", greift aber ebenfalls auf Helden- und Monster-Archetypen zurück.


    Eine weiteres Spiel fällt mir gerade noch ein: Hybrid von Rackham.
    Ein Dungeon Crawler ähnlich wie Space Hulk, mit etwas mehr Optionen, wunderschönen Minis (die aus Zinn sind und gebaut werden müssen), ebenso schönem Spielmaterial (bis auf die Tokens) und ohne Klischee-Fantasy-Rassen (aber auch wieder mit Helden-Archetypen). Eine Erweiterung gibts ebenfalls, Nemesis. Als Ausgleich für all diese tollen Eigenschaften ist allerdings sowohl Spiel als auch Erweiterung Out of Production (kann aber hier und da noch gefunden werden) und es liegt das mit Abstand konfuseste Regelwerk bei, was ich jemals lesen musste. Erst eine Zusammenfassung auf BGG machte verständlich, wie das Spiel eigentlich funktionieren soll.



    Mehr fällt mir jetzt auch nicht ein, viel Glück bei der weiteren Suche.
    Ich werde den Thread jedenfalls aufmerksam verfolgen und ebenfalls auf gute Tipps hoffen. :)

    Wenn dir egal ist, wo du bist, kannst du dich auch nicht verlaufen.

  • Marnon, aka Wizard´s Quest (AH), ist noch so eines aus dem alten Metier, bei dem es noch um Gebietseroberung und taktischer Schatzjagd geht, bei dem Menschen gegen Orks & Drachen kämpfen. Ansonsten kann ich Dir nur als alter Fan, dass hier an Herz legen: Might & Magic. Das soll bald rauskommen! Ein weiteres aus dem D&D Universum ist schon erschienen: Lords o.t. Waterdeep. Aber allle bedienen das übliche Fantasy Schema.

  • Das schon erwähnte Chaos in der alten Welt kann ich dir wärmstens ans Herz legen. Dort kämpfen in der Grundversion vier Chaosgötter (Thema basiert auf Warhammer Fantasy) um die sogenannte alte Welt. Jeder Chaosgott hat verschiedene Möglichkeit (bzw. Schwerpunktsetzung) das Spiel zu gewinnen. Die Figurentypen sind zwar gleich, die Anzhal dennoch unterschiedlich und werden auch aufgrund den Charaktereigenschaften des Chaosgott unterschiedlich bis verschiedens eingesetzt.


    Ein weiteres Fantasy-Spiel aus gleichem Verlagshause wäre der Eiserne Thron (aber bitte nur mit Erweiterung oder gleich die 2. Edition). Es ist insofern Fantasy, da es sich in einer mittelalterlich angehauchten Welt (engl. Rosenkriege) abspielt, aber es kommen außer den Menschen keine anderen Rassen vor. Das Spiel ist sehr kommunikativ und taktiklastig. Ich mag es ebenfalls sehr gerne und ist zu empfehlen, wenn man Intrigen, Kampf und vor allem verrat mag. Man braucht allerdings auch die entsprechende Personen für das Spiel und mindestens zu 5, sonst ist es zu unausgewogen.


    Wenn dich das sterotypische Fantasy nervt (mich inszwischen auch) schau dir doch mal Sc-Fi-Spiele an. Dies ist eigentlich nichts anderes als Fantasy im Weltallgewand (Spiele, nicht Bücher;D)
    Da ist z.B. Starcraft, Eclipse (bei deiner Fantasy-Spieleauswahl wohl eher nicht) oder Twilight Empire zu nennen.


    Grundsätzlich hast du Recht. Die Charaktereigenschaften in der Rassenauswahl ist doch sehr eingeschränkt und festgefahren. Mit Tolkien als Übervater hat sich noch niemand im Breich der Fantasy so recht getraut, etwas komplett neues auf die Beine zu stellen und auch Erfolg zu haben. Es gibt zwar von den "jüngeren" Autoren wie George r.r. Martin (Der Eiserne Thron basiert auf seiner Buchreihe), Tad Willams (Er hasst wohl Elfen??), Abercrombie Versuche sich von Übervater Tolkien zu lösen lassen eigentlich nur die verschiedenen Rassen weg, bzw. Mixen einfach. Keine Frage ich liebe sie, innovativ ist m.M.n aber doch etwas anderes. Wenn im Buchbereich in dieser Hinsicht wenig Innovationen gibts, ist es im Brettspielbereich doch viel schwieriger so etwas umzusetzen.
    Dann doch lieber gleich Sci-Fi, da nicht verwirrend. Bsp. Beim Fantasyspiel: "Wie Troll X hat eine geringere Stärke als der Elf, wieso denn das?"
    Beim Sci-FI-Spiel:" Aha, Alien xz hat geringere Stärke als Alien xy,...haha schau mal das schwache Alien sieht aus wie ein Troll, zeig mal deinen...hm könnte so was elfenartiges sein."
    Da stellt sich natürlich die Frage, ist der Fantasyliebhaber ein Strukturkonservativist? ;)

  • Zitat

    Original von Meister Yoda
    Es kommen nicht immer alle diese Völker vor (manchmal auch noch mehr wie Untote) und manchmal heißen sie auch einfach anders aber trotzdem scheint mir das Bild der Völker in diesen Spielen sehr eingefahren zu sein. Meine Frage wäre daher ob ihr Spiele kennt, die weg von diesem eingefahrenen Schema gehen? Oder gehört es für euch zwingend zum Fantasy-Genre, dass die Rollen so zwischen den Völkern verteilt sind?


    Nein, so muss es nicht immer sein - und es wird spannend, wenn es dann auch mal abweicht.


    Es gibt das Kartenspiel Warlord (-> BGG oder -> Herstellerseite). Ursprünglich ein Trading Card Game, mittlerweile ein Living Card Game.


    Dort sind die Rassen zwar die altbekannten, aber sie unterscheiden sich doch recht stark vom Typischen Bild:
    - Free Kingdoms: Vor Allem Menschen, aber auch viele "kleinere" Fraktionen von Fabelwesen, unter anderem auch Gestaltwandler, die sozusagen "gut" sind.
    - Deverenians: Auch Menschen, allerdings ein Kaiserreich, das vor Allem Ritter und Paladine auffährt - aber böse! - und dazu Illusionisten und Feuermagier.
    - Nothrogs - im Grunde Orks & Goblins - und Minotauren, Riesen, Oger, Trolle, und Alles, was in diese Richtung geht. Grün, groß, stark, barbarisch - aber Meister der Kriegsführung, praktisch das einzige Volk, welches effektiv Kriegsmaschinerie wie Ballisten, Katapulte, Onager, Rammböcke und anderes Kriegsgerät baut und einsetzt.
    - Zwerge - ja, klassisch: Klein, stark, dickköpfig - und keine Spur von Goldgier oder Trunksucht; nein, viel eher diszipliniert und organisiert bis zum Letzten Zwerg. Immer wachsam auf die Übel der Tiefe lauernd, die Oberfläche zu schützen (interessanterweise sollten die Menschen dieses umgekehrt tun - was jedoch in Vergessenheit geriet und damit den Zorn der Zwerge auf die Menschen begründet). Ein Zwerg ist so identifiziert mit seiner Aufgabe, dass er schon keinen Namen mehr trägt, sondern nur noch seine Funktion als Namen annimmt.
    - Elfen - Die Elfen sind hier wohl so abgewandelt vom "Original", wie ich es selten erlebt habe: Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Elfen beträgt 15 Jahre (nein, keine Null vergessen). Auf der anderen Seite sind Elfen aber so magisch, wie kein anderes Volk - und unsäglich böse. Was tut also ein Volk, welches mit Magie fast Alles kann, aber kurz lebt? Richtig! Es verlängert sein Leben, so dass es nahezu unsterblich wird: Nekromantie, Vampirismus, Alchemie, Geistübertragung - den Elfen ist Alles Recht, um länger zu leben. Als Nebeneffekt haben sie damit auch eine sehr große Armee - aus Untoten. Unnötig zu erwähnen, dass sie keine Spitzen Ohren haben, sondern einen Brauenkranz, ähnlich einer Krone aus Knochen...


    Ist das Anders genug? :)