Gestern hatte ich meine Erstpartie Pax Pamir und daraus entwickelte sich ein Gedankengang bzw. eine Fragestellung:
ZitatWie treffe ich sinnvolle Entscheidungen (in einem Spiel), wenn ich entscheidende Variablen nicht kenne?
In Spielen versucht man ja, auf Grundlage diverser vorhersehbarer oder kalkulierten Rahmenbedingungen Entscheidungen zu treffen. Vorhersehbar ist das z.B., wenn ich in Gaia Project weiß, dass in Runde 3 Minen auf Gaia-Planeten gewertet werden. Darauf kann ich hin spielen und die Punkte einheimsen - oder die Entscheidung treffen, daran vorbei zu spielen, wenn ich glaube anderswo mehr Punkte machen zu können. Kalkulierbar sind durchaus auch Würfelwürfe - ich kann zumindest mit einem groben statistischen Mittel rechnen - und habe dann einfach Pech, wenn ich regelmäßig dieses Mittel nicht treffe - abhängig vom Spiel ist es Möglich, einen Plan B zu haben, wenn der Wurf daneben geht.
Schwieriger wird das bei hochgradig interaktiven Spielen, wo eben nicht nur Kommissar Zufall eine Rolle spielt (z.B über eine zufällige Kartenauslage), sondern auch noch 3 andere Spieler*innen am Tisch sitzen, die - schlimmer als Würfelwürfe - überhaupt gar nicht kalkulierbar sind.
Beispiel 1: Risiko
Das Beispiel wähle ich, weil ich damit aufgewachsen bin... Nehmen wir an, Spieler 1 gewinnt bald, weil er Asien hält und Nordamerika. Spielerin 2 greift aber dennoch mich an, obwohl ich nur Teile von Afrika und Australien halte. Das ist vermutlich eine schlecht Entscheidung, weil damit Spieler 1 noch viel wahrscheinlicher gewinnt - aber sie macht es dennoch, entweder, weil sie ein Ziel hat, Australien zu besetzen oder weil sie keinen Beef mit Spieler 1 will (z.B. weil es der Partner ist oder sie Angst hat, zurück angegriffen zu werden oder beides). Wie kann ICH sinnvolle Entscheidungen treffen, wenn andere am Tisch doch offensichtlich unkalkulierbare schlechte Entscheidungen treffen? Ich kann ja in diesem Spiel nicht davon ausgehen, dass alle Spieler mich in jedem Zug mit allem angreifen, was sie haben...
Beispiel 2: Pax Pamir
Hier geht es ja nicht nur darum, eine Fraktion auf dem Brett zu pushen, sondern auch darum, die meiste Loyalität bei dieser Fraktion zu haben. Aber das Spiel bietet so viele Möglichkeiten an Interaktion, die ich ja nur schwerlich alle bedenken kann:
- Ein Spieler könnte mir eine Karte mit einem Spion kaputt machen
- Ein Spieler könnte seine Fraktion wechseln
- Ein Spieler könnte meine Spione angreifen
- Ein Spieler könnte meine Stämme auf dem Plan angreifen
- Ein Spieler könnte Steuern von mir verlangen
Und das sind nur einige der Dinge, die MICH betreffen - dieselbe Anzahl von potentiellen Entscheidungen gibt es ja noch für die anderen Spieler untereinander - die mich ja wiederum passiv betreffen.
Ich muss also irgendwie irgendwelche Annahmen treffen. Das geht umso besser, je besser man die anderen Spieler*innen kennt - aber stellt euch vor, ihr geht auf ein Pax Pamir-Turnier und kennt da einfach keinen. Welche Entscheidungen trefft ihr und warum sind die besser als die anderen Entscheidungen?
Es wird mittlerweile offensichtlich, dass ich Pax Pamir gestern NICHT gewonnen habe Vermutlich beschäftigt mich das so, weil ich gerne nach verlorenen Partien eines Spiels in eine Reflektion gehe und mir überlege, was ich nächstes Mal anders / besser machen will. Nur hier... will der Groschen nicht so recht fallen.