UNESCO-Anerkennung: Immaterielles Kulturerbe Brettspiel

  • Am 23.09.2021 hat der Finanz- und Heimatminister von Bayern, Albert Füracker, die Urkunde zur Anerkennung des Immateriellen Kulturerbes zur "Förderung von Brettspielen" in Nürnberg übergeben. Antragsteller waren das Spielzeugmuseum Nürnberg, das Bayerische Spiele-Archiv in München-Haar und das Deutsche Spielearchiv Nürnberg.

    Welche Argumente hättet ihr, dass das Brettspiel auf die bundesweite UNESCO-Liste als Kulturgut gehört?
    Hier der Bericht von der Verleihung:
    Immaterielles Kulturerbe der UNESCO: Brettspiele im Landesverzeichnis Bayern

    GF Mediatrust

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  • Hallo,
    sei es allen Beteiligten gegönnt und meine Gratulation zum Erfolg des Antrags.

    Aber mich irritiert etwas die Konstellation der Antragsteller und Auszeichner. Archive und immaterielles Kulturerbe :?:
    Was bedeutet denn in dem Sinn immateriell?

    Liebe Grüße
    Nils (hält das Spielen und Spielegestalten sehr wohl für ein Kulturgut.)

  • Archive und immaterielles Kulturerbe :?:
    Was bedeutet denn in dem Sinn immateriell?

    Hallo Nils,

    das Spielen ansich, der Spielprozess ist immateriell, das Weitergeben von Spielregeln, das Erklären, sich neue Spiele auszudenken, Spielelemente neu zu kombinieren, alles immateriell. Natürlich nicht das Sammeln und Archivieren... das ist nur eine Grundlage, um die Tradition fortsetzen zu können.
    Deshalb heißt es auch die "Förderung von Brettspielen", damit die Tradition eines geselligen Brettspielabends gefördert wird oder aber auch das Erfinden neuer Spiele.
    Liebe Grüße
    Jens

    GF Mediatrust

  • das Spielen ansich, der Spielprozess ist immateriell, das Weitergeben von Spielregeln, das Erklären, sich neue Spiele auszudenken, Spielelemente neu zu kombinieren, alles immateriell. Natürlich nicht das Sammeln und Archivieren... das ist nur eine Grundlage, um die Tradition fortsetzen zu können.

    Eben - gab es denn gar keine Veranstalter mit ins Boot zu ziehen, die man repräsentativ für das *immaterielle* Spielen in die erste Reihe stellen konnte? Jemanden wie Peter Janshoff z.B. oder ein Reinhold Witting. Jemand der zeitlebens für das aktive Gesellschaftsspielen eingetreten ist. :?:

    Die Archivarbeit erfährt von mir jeden Respekt. Aber ich finde es irgendwie unvorteilhaft, Archivare zum Aushängeschild vom gelebten Spielen zu machen. Was wohl auch nur irgendwie gelang, weil *Randveranstaltungen* der Institute in den Mittelpunkt gerückt wurden. Wenn nun auf die Auszeichnung/Anerkennung und Initiatoren verwiesen wird, dann stehen da jetzt Museen und Archive repräsentativ - gefühlt irgendwie tod - nicht wirklich lebendig. :/

  • das Spielen ansich, der Spielprozess ist immateriell, das Weitergeben von Spielregeln, das Erklären, sich neue Spiele auszudenken, Spielelemente neu zu kombinieren, alles immateriell. Natürlich nicht das Sammeln und Archivieren... das ist nur eine Grundlage, um die Tradition fortsetzen zu können.

    Eben - gab es denn gar keine Veranstalter mit ins Boot zu ziehen, die man repräsentiv für das *immaterielle* Spielen in die erste Reihe stellen konnte? Jemanden wie Peter Janshoff z.B. oder ein Reinhold Witting. Jemand der zeitlebens für das aktive Gesellschaftsspielen eingetreten ist. :?:

    Ja, doch, die sind alle erwähnt, über 200 regionale, öffentliche Veranstaltungen (vorpandemisch) und die werden im Bundesantrag die zentrale Rolle spielen! (KEINE kommerziellen Messen) Letztendliches Ziel ist es, eine kulturelle Anerkennung für das Brettspiel zu erreichen, die dafür sorgt, dass eine bundesweit getragene Lehr- und Forschungssammlung besteht, die den Namen verdient, da die eben ausgezeichneten Institutonen die Aufgaben gar nicht aus eigener oder kommunaler Kraft allein schaffen. Wir müssen aus dem Klein-Klein der Brettspielbranche raus. Meine 5 Cent.

    GF Mediatrust

  • die sind alle erwähnt, über 200 regionale, öffentliche Veranstaltungen

    Hmm - ja - ganz dunkel kann ich mich erinnern, vielleicht meinen Teil dazu beigetragen zu haben. 8-))


    Welche Argumente hättet ihr, dass das Brettspiel auf die bundesweite UNESCO-Liste als Kulturgut gehört?

    die werden im Bundesantrag die zentrale Rolle spielen!

    Und worauf läuft das hinaus? Ich kann den Maßnahme und Absichten nicht ganz folgen. :/

  • Welche Argumente hättet ihr, dass das Brettspiel auf die bundesweite UNESCO-Liste als Kulturgut gehört?

    Keine. Ich persönlich finde, dass Spiele keine Kulturgüter sind und empfinde die Diskussion darum häufig als Überhöhung unseres Hobbies. Hobbies gibt es derer viele - sind dass dann alles Kulturgüter?


    Aber sei‘s d‘rum, wenn Spiele Kulturgüter werden und es dann einen reduzierten Steuersatz gibt, freue ich mich für die Verlage, weil sie dann ihre Gewinne erhöhen können und/oder Preise für Spiele senken.

  • Wie kommst du auf den reduzierten Steuersatz?

    Kulturgüter werden mit dem reduzierten Umsatzsteuersatz von 7 % besteuert. Das Ganze ist aber - wie so oft im deutschen Steuerdschungel - nicht ganz so einfach. So sind bspw. Bücher mit 7 % besteuert und E-Books mit 19 %….

  • Keine. Ich persönlich finde, dass Spiele keine Kulturgüter sind und empfinde die Diskussion darum häufig als Überhöhung unseres Hobbies. Hobbies gibt es derer viele - sind dass dann alles Kulturgüter?

    Mal unabhängig von der Diskussion rund um reduzierte Steuersätze, warum ist ein Theaterstück, ein Gedicht oder ein Buch Kulturgut, ein Brettspiel das mitunter ähnliche Inhalte wie Geschichten, Historie und ähnliches transportiert und weitergibt, deiner Meinung nach kein Kulturgut? Ich denke schon, dass ein Blick in die Vergangenheit der Brettspiele zeigt, welche kulturelle Bedeutung diese zum Teil haben, allein wenn man deren Ursprung vom militärischen Planungsobjekt, wissenschaftlichen Aspekten wie Spieltheorie oder geschichtlich bedeutsame Titel, wie Schach, Go, traditionelle Kartenspiele bedenkt. Selbst Monopoly hat ja einen ursprünglichen sozialkritischen Hintergrund, der deutlich auf die Zeit des Entstehens hinweist und durchaus als Reflexionsfläche der jeweiligen Gesellschaft verstanden werden darf. Nicht umsonst leiten Archäologen anhand von Spielen Rückschlüsse auf die kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten vergangener Zivilisation her ...

  • Dass das (Brett-)Spielen ein Teil unserer Kultur ist, ist unstrittig (wie übrigens auch Massenbesäufnisse oder pseudo-komatöses Serienkucken, ganz zu schweigen von noch so einigen anderen Eigenheiten unserer Kultur, auf die wir meiner Meinung nach ebenfalls nicht unbedingt stolz sein müssen). Fraglich ist nur, ob das Brettspielen deswegen auch auf solch eine Liste gehören? Ich sehe da eigentlich keine überzeugenden Argumente für -- abgesehen davon, dass dort bereits jede Menge anderer Kram aufgenommen wurde, der da eventuell ebenfalls fehl am Platze ist. Mein Hauprtargument DAGEGEN wäre vor allem, dass Brettspielen in unserem Sinne einfach zu jung und zu wenig kulturell verwachsen und gefestigt ist. Kultur und Natur | Deutsche UNESCO-Kommission


    Mein Eindruck ist der, dass das Thema "Kulturgut" im Zusammenhang mit unserem Hobby in erster Linie immer wieder aus Lobby-Arbeit heraus gepuscht wird und empfinde die Argumente dazu als teilweise an den Haaren herbeigezogen und konstruiert. Wir nehmen diese als Szenemenschen allerdings oft nur allzu gerne an, weil unseren Egos die Vorstellung schmeichelt, dass unser Hobbys irgendwie wertvoller sei als das, was andere Leute in ihrer Freizeit gerne tun. :)

    Soziale Medien fügen Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu.

  • Ich denke ein kurzer Blick in andere Kulturen und Zeiten (allein vor Jahrtausenden Schach in Indien oder China, Backgammon im persischen Raum, Nine Men's Morris in Ägypten, Go, Ur etc.) reicht sehr schnell aus um eine kulturelle Relevanz des Brettspielens anzuerkennen. Da ist die jetzige Form nur eine von vielen Ausprägungen. Kultur ist ja keine elitäre Sache für die Chosen Few (Hochkultur), sondern das was uns alle umfließt und unseren Alltag mitgestaltet. Und da ergibt Brettspielen auf so einer Liste sehr viel Sinn, und bringt auch für Vereine die sich um Archivierung und Forschung bringen Vorteile mit sich. Insoweit gibt es da keine guten Gründe dagegen und eine Menge dafür.

  • Brettspiel ein Immaterielles Kulturerbe ?

    Es kommt immer darauf an in wieweit jemand sich mit dem Thema beschäftigt. Wenn jemand "nur" Spiel XY spielt, dann ist es sicherlich schwer nachvollziehbar warum dieses Hobby ein Kulturgut sein soll. Wenn aber Personen über den Tellerrand schauen und sich auf der Metaebene mit dem Thema Brettspiele auseinandersetzen, dann sollte die Frage ganz klar mit einem Ja beantwortet werden.


    Hier sind übrigens ein paar Seiten zu finden:

    https://www.unknowns.de/wbb4/easylink/index.php?category/9-metaseiten/

  • Spiele sind ein gemeinschaftlich erstelltes Kulturprodukt, erschaffen von MathematikerInnen, DesignerInnen, RedakteurInnen, TestspielerInnen etc.
    Inzwischen werden sie mit mehr Details in das VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) aufgenommen und können besser in Sortimenten präsentiert werden.


    VLB | Spiele im Buchhandel: Mehr Orientierung, mehr Umsatz - SAZ


    Letzendliches Ziel ist die Aufnahme der Spiel in den Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) und damit die Gewährung von Tantiemen bei Aufnahme von Spielen in Bibliotheksbestände.

    Verkaufen ist seliger denn kaufen? ;)