Ein waschechtes Nischenspiel

Im Abenteuergenre betritt man oftmals ausgetretene 0815-Fantasypfade. Wenn dann ein Spiel mit einem psychedelischen-grellbunten Neonlook daher kommt und Sex Dwarfs auf Antihelden, die allesamt Straftaten begangen haben, einprügeln, ist das auf Settingebene endlich mal etwas Neues, Gewagtes.


Die größten Probleme, die DD hat, sind die Folgenden:


1.) Zum einen, dass die Stärke des Spiels, nämlich der unabhängig agierende Spielmotor, der die Welt verdirbt, eben unabhängig ist. Das kann dazu führen, dass man in Abhängigkeit von der gewählten Quest in bestimmten Regionen warten muss und/oder grinden muss. Das kommt vor.


2.) Auch, wie in meinem Review gesagt, ist DD nichts für Freunde von Powergaming, denn die Heldenentwicklung führt nicht zu einer krassen Progression. Die Helden sind buchstäblich Würstchen. Und das sollen sie auch bleiben. Wer Powergaming will, muss Hexplore It spielen. Wenn man in DD eine Wurst findet, mit der man Monster verprügeln kann, ist das schon das höchste der Progressionsgefühle. ;)



3.) Letzter nennenswerter Kritikpunkt ist die Kampflastigkeit. WENN du Probleme damit hast, dass viel der tatsächlichen spiel mechanischen Interaktion Kämpfe sind, die auf Würfelwürfen basieren, könnte DD auch das falsche Spiel sein.



Die Vorzüge und Stärken von DD kompensieren das alles allerdings problemlos:


1.) Das Würstreich lebt. Der unabhängig agierende Spielmotor verdirbt Regionen. Die Hand of Doom verändert fortwährend die Spielumgebung
und Monster patrouillieren durch die Landschaft. Der an Defenders of the realm erinnernde Motor läuft als Basismaschine im Hintergrund und sorgt dafür, dass die Spielwelt ein Eigenleben bekommt. Das hat soweit bisher kein anderes Abenteuerspiel so gut geschafft wie DD. Dazu das abgefahrene Setting: Ein Traum.


2.) Ein echtes Choose-your-own-Adventure-Spiel: DD nimmt die Spieler ernst. Während andere Spiele (z.B. Tainted Grail) den Spielern (erratische) Spiel- und Storyoptionen vorgaukeln, darf man in DD tatsächlich entscheiden, was man machen möchte. Konsequenzen des eigenen Handelns sind antizipierbar, aber machen auch neugierig, ob die Vermutung eintritt. Auswirkungen sind stellenweise krass, so dass sich ganze Regionen aufgrund von Questausgängen und Spielerentscheidungen dauerhaft verändern. Auch hier setzt DD Maßstäbe. DD verkommt auch nie zur Vorlesestunde. Die Story ist präsent, wird aber auch durch echte Entscheidungen der Spieler geformt. Für Charakter zentrierte Narration ist aber immer noch genug Platz.


3.) Immersion und World-Building: Durch Aspekte wie in 1) beschrieben, dem abgefahrenen Setting und den zahlreichen Hintergrundinformationen vermag es das Spiel wie kaum ein anderes, die Spieler in eine fremde Welt zu entführen. Daniel Davis vom Dungeon Dive hat es so ausgeführt: Es fühle sich an, wie in eine Welt abzutauchen, die seit Jahrhunderten bestünde. Das trifft es sehr gut.


Dungeon Degenerates ist ein Spiel zum Verlieben, ein Besonderes seiner Art. Wer mit den Schwächen zurechtkommt, findet hier die Messlatte für das Abenteuergenre, speziell, wenn dir World-Building wichtig ist.



Mindestens ein Video dazu gibt es auch: