1 Das Problem
Wer kennt das nicht... manche Schachtel ist exorbitant groß, damit sie im Verkaufsregal laut "KAUF MICH!" schreien kann. Daheim nimmt sie dann Regalplatz ein, der anderen Spielen nicht zur Verfügung steht. Da hilft nur eines: man muss über seinen Schatten springen und bastelnd Hand anlegen.
Dank gebührt @F@ke - ohne ihn hätte ich mich immer noch nicht an das Thema getraut. Er hat beispielhaft gezeigt, wie Chicago Express (Queen Games) besser schon im Handel ausgesehen hätte. Wer den Originalkarton kennt weiß, dass der sehr viel dicker ausfällt.
Und so habe auch ich mich erstmals herangewagt - kein Zufall, dass auch ich einen Queen-Titel wählte... da findet man in einigen Jahrgängen besonders viel Luft.
2 Das Ziel
Mein Atlantic Star - das thematisch neu eingekleidete Spiel Showmanager - bzw. sein Karton sollte (bei ähnlicher Materialfülle) auf die Höhe eines San Juan (alea) schrumpfen.
3 ...und so bin ich vorgegangen
3.1 Anzeichnen (bzw. Anritzen)
Von beiden Spielen - Vorbild und Bastelobjekt - lege ich beide Unterteile nebeneinander. Dann benutze ich den kleinen Karton als Lineal, um auf allen vier Seiten des anderen die gewünschte Höhe anzuzeichnen. Mit einer Hand drückt man die beiden Kartons zusammen, während die andere Hand markiert. Dabei verwende ich keinen Bleistift, sondern gleich ein kleines spitzes Messer, mit dem ich die Oberfläche bereits anritze. Das hinterlässt keine sichtbaren Spuren und hilft ggf. später beim richtigen Schnitt mit einem großen Messer, die richtige Position zu finden.
In gleicher Weise verfahre ich mit den beiden Oberteilen beider Spiele. Man beachte, dass diese meist wenig flacher ausfallen als die Unterteile, um ein leichtes Abheben des Deckels bei einem auf dem Tisch liegenden Spiel zu ermöglichen. Das sollte durch das Übertragen der Maße auch bei dem verkleinerten Karton nicht anders sein.
3.2 Schneiden
Zum Einsatz kommt ein Teppichmesser mit glatter Klinge. Diese sollte am besten neu sein, damit sie sauber schneidet.
Eigentlich wollte ich die Teile mit Pappstreifen unterlegt auf den Enden meiner kleinen Werkbank schneiden
Das hat sich dann doch als zu labil erwiesen. Also habe ich einfach den Karton auf die Seite gestellt und am Metall-Lineal geschnitten. So hat man zwar keinen Gegendruck unter dem Material, aber man sollte eh nur mit mäßiger Kraft vorsichtig mehrmals schneiden, bis das Material durchtrennt ist. Bis in die Ecken muss man nicht ganz hineinschneiden. Dafür kann man die Klinge nach Schnitt aller vier Seiten vorsichtig nahe der Ecken einsetzen und zu den Ecken hin den Karton auftrennen. Anschließend entfernt man gröbere Grate und Fransen z.B. mit einer Nagelschere. Feinere Flusen (abhängig von der Qualität der Pappe) lassen sich mit Sandpapier entfernen.
3.3 Ergebniskontrolle
Na das kann sich doch sehen lassen. Dar Karton mit seinen abgeschnittenen Resten und der Vergleich mit San Juan
3.4 Ränder bearbeiten
Noch sind wir nicht ganz fertig. War der Karton an den Kanten sauber mit dem bedruckten Papier kaschiert, so schaut uns nun die hässliche Graupappe an den Schnittkanten an. Diese wird langfristig durch Luftfeuchtigkeit und Gebrauch leiden und auseinandergehen. Um dem vorzubeugen versehe ich die Kanten mit Leim. Dieser wird soweit verdünnt (hier in einem Deckel einer Milchtüte gegeben), dass er sich leicht auf die Kanten des Kartons auftragen lässt, der den dünnen Leim sofort dankbar aufsaugt. Zum Auftragen verwende Ich Wattestäbchen. Diese nehmen den Leim gut auf und geben ihn ebenso gut wieder ab. Außerdem würde ein Pinsel leiden, da bestimmt Leimreste in ihm verbleiben. Das billige Wattestäbchen kann man besser entsorgen. Nachtrag: eher noch besser geht es mit dem Universalwerkzeug Zeigefinger: in den Leim tupfen und längs an der Kante abstreifen, danach noch glattstreichen.
Danach lässt man den Leim auf den Kanten erst einmal das eine oder andere Stündchen trocknen. Keinesfalls sollte man jetzt den Fehler machen, den Karton gleich zu schließen - könnte sein, dass er sonst nicht mehr so leicht aufgehen will
Sind die Kanten getrocknet, fährt man vorsichtig (!) einmal mit dem Finger entlang. Scharfe Kanten und Grate beseitigt man, indem man mit der stumpfen Rückseite eines Messers und mäßigem Druck drüber fährt - solange, bis man mit der Fingerkontrolle zufrieden ist. Schließlich wollen wir uns später nicht an scharfen Kanten schneiden.
3.5 Das Ergebnis bewundern
Verglichen mit dem unbearbeiteten San Juan macht der Karton von der Seite eine gute Figur. Man beachte den gewollten Deckellift am Boden beider Schachteln.
Einmal noch stelle ich das "neue" Spiel auf die abgeschnittenen Teile seines früheren Daseins. Aus 9,5 cm Schachtelhöhe sind schlanke 4 cm geworden, und selbst das ist für das Material noch reichlich. Oder anders ausgedrückt: in meinem Regal habe ich 2,5 Liter Raum gewonnen!
Das Innere der Schachtel habe ich noch mit einem rasch gebastelten neuen Insert versehen, aber das ist ein anderes Thema.
3.6 Variante: Insert mit verkleinern
Beim Folgeprojekt Chicago Express (ebenfalls Queen Games) fand ich das Plastikinsert als Auflage für den Plan gar nicht so schlecht. Das habe ich in geeigneter Höhe ebenfalls per Messer markiert. Außen herum ließ sich das dünne Plastikteil gut mit einer Schere schneiden. Im Inneren war es etwas frickeliger, aber die Schnittkanten weisen ja nach unten in den Karton, müssen nicht perfekt aussehen. Ohnehin ist das nun ein "bodenloses" Insert - in die Lücken habe ich Trays aus Foamboard eingesetzt. Klar, man hätte auch einfach die gesamte Fläche der Schachtel mit geeignet großen Trays füllen können, aber ich wollte mal was Neues ausprobieren.
4 Links zu weiteren Berichten im Forum
Box verkleinern und dabei das deckende Papier retten am Beispiel der Village Big Box - Bericht von @Ketoglutarat
Century Big Box - in zwei Dimensionen verkleinert und Deckpapier an Kanten umgelegt.
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