Letztens am Spieltisch
Die Legende der Ansiedlung Asagrd
Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, doch liegt das Erwachen schon einige Zeit zurück. Der Tag, an dem die Laternen langsam mit ihrem Licht die Dunkelheit durchbrachen und Unverständnis und Skepsis in den Gesichtern lag. Wer ich bin, spielt dabei keine Rolle, denn ich war nur einer derer, die durch ihre Taten diesen Tag überlebte. Jaylah, Thorin, Kelldor und Nionah waren es, die sich, nackt und nur mit einer Steinscherbe in der Hand, dem weißen Grauen stellten, der so viele Körper mit seinen Pfoten, oder waren es Hände, zerriss und so vielen Laternen das Licht nahm. Fast wie von Sinnen hieben sie ihre Scherben in den Körper des Löwen und scheinbar spürten sie die Wunden nicht, welche der Löwe ihnen zufügte. Jubel erklang, als der Löwe fiel und sich nicht wieder erhob. Mit dem Kadaver als Beute schritten die vier, gefolgt von mir und einigen Anderen, auf ein helleres Licht zu, welches in der Dunkelheit fast wie ein Leuchtfeuer wirkte.
Nach wenigen Minuten schon waren wir alle an einem Lantern Hoard angekommen, zu dem sich, wie es den Anschein hatte, auch einige andere Menschen begeben hatten. In Summe 14 Personen gründeten an diesem Tag die Ansiedlung Asagrd. Nachdem der Löwe zerlegt und sein Fleisch unsere Mägen gefüllt hatte, begannen die ersten Versuche der Kommunikation. Finger zeigten auf diesen oder jenen Gegenstand und aus den dabei ausgestoßenen Lauten entstanden erst Worte und mit der Zeit ganze Sätze. Die kommenden Tage verschmolz die Gruppe zu einer Gemeinschaft und verschiedene Fähigkeiten wurden offenbar. So zeigte es sich, dass auch eine hellsichtige Seherin Teil der Gruppe war, was uns erlaubte nicht zwei, sondern vier mögliche Wege in die Zukunft zu sehen. Dieser Umstand half uns, gezielter bei der Auswahl der kommenden Schritte vorzugehen.
Während sich unsere vier Streiter auf der nächsten Suche nach Nahrung und Ressourcen befanden, denn sie wussten, dass die Eltern des Löwen den Tod ihres Kindes nicht einfach akzeptieren würden, trugen auch die zurückgebliebenen ihren Anteil zur Gemeinschaft bei und erlernten neue Fähigkeiten. So wurden die Haut und das Fell des Löwen zu Kleidung und die mächtigen Knochen zu gefährlichen, wenn auch zerbrechlichen Waffen. Einer unserer Kräuterkundigen gelang es aus den Organen des Löwen einen Trank zu brauen und während wir uns, heimlich und still, eine kleine Heimat aufbauten, erblickten die ersten Nachkommen das Licht der Welt. Während des Festes der Geburt entschieden wir anschließend gemeinsam, dass die Welt, in der wir uns befanden, schon grausam genug und jeder Tag einen Kampf um das Überleben der Gruppe mit sich führte. So sollten die Kinder ihre Kindheit genießen dürfen und sie standen unter dem Schutz der Gemeinschaft. Trotz aller Heimlichkeit, mit der wir unsere Ansiedlung zu verbergen versuchten, standen alsbald 3 Wanderer mit Geschenken in unserer Mitte und erbaten Zuflucht, denn sie befänden sich auf der Flucht vor der Bone Witch. Obwohl wir ihnen unseren Schutz anboten, war am kommenden Morgen einer der Wanderer verschwunden und eine Suche nach ihm blieb ohne Erfolg.
Einer der Neuankömmlinge allerdings war ein erfahrener Kämpfer und er lehrte den Kampf als Gruppe. So verging einige Zeit und die Dinge veränderten sich. Thorin verfiel erst in Schweigsamkeit, dann in Depressionen und eines Tages verkündete er, dass es für ihn nur noch einen Kampf der Ehre geben würde. Nie wieder würde er einen Feind rücklings attackieren oder auf ihn einschlagen, während dieser am Boden lag. Mehr und mehr wurde aus ihm ein Nachzügler.
Dennoch verlief unser Leben weiter und am Ende des dritten Jahres verfügte Kelldor schon über eine komplette Rüstung aus bearbeiteten Häuten und auch Thorins Kleidung sollte manchen Schaden von ihm abhalten. Während Thorin sich schweigend dem Training mit dem Schwert hingab, verbesserte Kelldor seine Fähigkeiten mit der Axt. Jaylah hatte im letzten Jahr endlich eine passende Sehne erbeuten können und der neue Bogen lag in ihrer Hand, als wäre er schon immer für diesen Zweck vorgesehen gewesen. Nionah hingegen war noch immer eine Gefangene ihres Erwachens und sie wollte Eins werden mit dem Löwen. So kleidete sie sich, sobald auch nur ein brauchbares Teil von diesem nach der Jagd zur Verfügung stand, in sein Fell und in ihren Fäusten trug sie die Krallen der erlegten Tiere als Waffen.
Es war das vierte Jahr, in dem das Signal zur Jagd erklang, als ein weiterer Fremder auf die Ansiedlung zusteuerte. Mit Schrecken sahen wir, wie das Licht der Laternen sich in seinen gewaltigen Äxten brach und sein Umhang bestand aus Menschenhaut. Der Butcher hatte uns gefunden …