Hallo zusammen,
ich hoffe, ich darf mich noch einmischen. Ich finde einige Aussagen ziemlich "speziell" und für neue LCG-Spieler verwirrend, besonders im Bezug auf Arkham. Auch ich habe mir die Fragen zum Deckbau und zur Anzahl der Coresets gestellt und hatte vorher auch noch keine Berührungspunkte zu LCGs. Zum einen kann ich nun sagen: Ich verstehe, dass mehrere Coresets Sinn machen, wenn ich in einem kompetitiven LCG schlicht die bestimmte Menge einer speziellen Karte brauche. Bei Arkham verhält es sich aber ein wenig anders.
1. Natürlich kann man das Coreset mit 2 Leuten spielen!
Allerdings gibt es folgende Einschränkungen: Wenn man sich an die vorgegebenen Starter-Decks hält, kann man zwei komplette Ermittler aufbauen. Allerdings sind diese beiden Ermittler nicht frei kombinierbar, weil sie sich Karten teilen würden. Auch die möglichen Kombinationen von 2 Ermittlern (5 sind im Coreset enthalten) stehen im Regelheft. Die Ermittler haben alle eine Haupt-Klasse und eine Nebenklasse. Sie dürfen ihr Deck nur aus diesen Klassen aufbauen (vereinfacht gesagt). Die Hauptklasse ermöglicht dabei Lvl-0-Karten bis Lvl-5-Karten, die Nebenklasse nur Level-0 bis Level-2. Teilen sich also zwei Ermittler aus dem Coreset eine Klasse, kann man sie nicht zusammenspielen. Es gibt aber dennoch eine große Menge möglicher Kombinationen, sodass jeder Ermittler spielbar ist - nur nicht mit jedem Partner.
2. Wann braucht man mehrere Coresets?
2.1 Wenn man das Spiel mit 3 oder 4 Leuten spielen möchte -> Daher werde auch ich mir ein 2. Coreset zulegen. Allerdings sind dann auch nicht wieder alle Ermittler kombinierbar bzw. nicht frei aufzubauen.
2.2 Wenn man mehrere Spielgruppen parallel hat – außer man schriebe sich ganz genau auf, wer welche Karten in welchem Deck hatte – ein riesiger Aufwand!
2.3 Wenn man wirklich 100%ig frei ein Deck bauen möchte. Das ist aber wohl wieder Auslegungssache. Ganz wichtige Karten wie z.B. das Messer oder m.E.n. auch die Taschenlampe sind 4x im Coreset enthalten. Da man jede Karte nur 2x im Deck haben darf, ist also genügend Material für 2 Decks vorhanden. Bei bestimmten anderen Karten – wenn auch wenigen – sind nur 2 im Coreset enthalten. Da heißt es dann entweder zwei zu teilen oder für einen Ermittler darauf zu verzichten. Allerdings sind die Standard-Decks auch sehr unterschiedlich, sodass sich die Ermittler tatsächlich ganz unterschiedlich spielen. Vielleicht kann man es auch als Teil der Charaktererstellung sehen, dass bestimmte gute Karten eben nur wenige male vorkommen. Aber wie gesagt, das kann man auch anders sehen und das sollte jeder für sich selbst entscheiden.
3. Was können die Erweiterungen und wie teuer wird das Spiel?
3.1 Deluxe-Expansions (die großen) starten eine neue Kampagne/Storyline (wohl die ersten beiden Szenarien) und bringen wohl neue Ermittler und Karten für alle mit.
3.2 Mythospacks (die kleinen) liefern neue Szenarien für die übergeordnete Kampagne (Deluxe-Expansion) und müssen wohl in chronologischer Reihenfolge gekauft werden.
3.3 Das ist so ziemlich der einzige große Nachteil (aus Kundensicht) an dem Spiel: Konnte man sich bei anderen LCGs noch aussuchen, welches Deck man gerne hätte und danach die Erweiterungen auswählen konnte, so ist für AH theoretisch jede Erweiterung interessant, da sie ein Teil der durchgehenden Geschichte ist. Die Kampagnen werden sicherlich unterschiedlich schwierig oder interessant sein, jedoch werden sie wohl nicht so unterschiedlich werden, dass man sie auslassen könnte. Letztendlich sind es alles Lovecraft-Geschichten und wer eine mag, mag auch die andere. Ist man also von einer Deluxe-Expansion angefixt, wird man die Kampagne allein der Story wegen sicherlich zu Ende spielen wollen. Bei Deluxe (ca. 25€) + 6x Mythos (je ca. 10€) landet man dann pro Storyline bei 85€ + Coreset. Der Preis ist schon happig.
Zwar kann man nun sagen, dass jedes Szenario ca. 1 Stunde Spielzeit beinhaltet und dass manche Brettspiele im selben zeitlichen Rahmen auch viel Geld kosten… Aber nehmen wir mal Arcadia Quest – Jenseits der Gruft als Beispiel:
- Es gibt eine neue Kampagne mit einigen Missionen – in etwa mit dem Umfang einer Kampagne bei AH vergleichbar.
- Die Spieldauer pro Szenario/Mission ist ähnlich
- JdG kostet knapp 50€ - 35€ weniger als eine AH-Kampagne
- JdG kommt materialtechnisch von einem ganz anderen Planeten. 1A Miniaturen, Karten, Tiles, Würfel, Items, etc.
Die Spiele sind spieltechnisch zwar nicht mit einander zu vergleichen, jedoch ist es ein ganz gutes Preisbeispiel. Und so viel kann ich aus Erfahrung schon sagen: Ein Spiel mit dem Umfang von AH (ca. 300 Karten, ein paar Tokens, Anleitung und Verpackung im 4c-Druck) kostet schon bei einer Bestellmenge von 2.000 Stück zwischen 7-8€ in der Produktion. Bei den Mengen, die FFG/Asmodee produzieren lassen, kostet ein Exemplar wahrscheinlich nur wenige Euronen. Ich habe diese Werte aus einem Angebot eines bekannten Spieleproduzenten, der viele Kickstarter-Projekte umsetzt. Man kann zumindest festhalten, dass das AH-LCG für begeisterte ein wirklich heftiges Groschengrab werden wird. Das sollte man bei der Entscheidung vielleicht berücksichtigen.
Weil das bisher vielleicht etwas negativ klingt, möchte ich noch anfügen, dass ich das Spiel dennoch wirklich gut finde und es schon oft gespielt habe. Und ja, ich werde mir auch zumindest die Dunwich-Kampagne kaufen und genießen. Der Wiederspielwert ist (für mich wider erwarten) doch ziemlich hoch, weil sich die Erfolge bzw. Ergebnisse eines Szenarios auf die folgenden auswirken und weil sich die Ermittler so unterschiedlich spielen. Es ist – wie immer wenn Arkham Horror drauf steht – in erster Linie ein Rollenspiel und lebt von der Fantasie der Spieler. Die Umsetzung dagegen als Kartenspiel ist nahezu perfekt!
PS: Bei den heftigen Preisen fand ich es dann doch ganz schön merkwürdig, dass Asmodee den Fehldruck einer Messerkarte nicht ausbessert. Von dort erhielt ich die Nachricht, dass der Verlag bei diesem Problem nichts unternehmen wird und nicht ausbessern/nachliefern wird.
PPS: Ich muss einmal den Klugscheißer-Modus aktivieren, sorry. Im Druckbereich spricht man von Bogen (singular & plural). Bögen sind die Dinger aus Holz, die Elfen benutzen. Auch das bisher gesagte zum Thema "auf einen Druckbogen beschränken" kann ich bestätigen. Bei unserer Anfrage an den Produzenten sagte man uns auch: Wenn sie nur 3 Karten streichen, dann sinken die Produktionskosten pro 1.000 Stück um X€!
PPPS: In den 7-8€ stecken natürlich die reinen Produktionskosten ohne die Monate an geistiger und gestalterischer Arbeit, die zuvor in das Projekt geflossen sind.