Beiträge von ode. im Thema „Schwerkraft: Wieso keine digitalen Regeln?“

    Inwiefern schaden denn Fanübersetzungen Verlagspartner für das Land zu finden? Machen Importspiele soviel aus?

    Hallo @Rei,


    ja, Lizenzen zu verkaufen ist sehr lukrativ.


    Je nach Vorgang kommt dann entweder ein fremder Verlag und wünscht sich eine Lizenz in seiner Sprache für das Spiel. Oder der Verlag, der das Spiel veröffentlichen möchte, sucht Partner für weitere Sprachauflagen. Dabei muss man wissen, dass Spiele nicht nach Ländern, sondern nach Sprachen lizensiert werden. Bedeutet bsw. dass der amerikanische Verlag die Rechte an der englischen Auflage erwirbt, diese dann weltweit verkaufen darf.


    Ein Verlag versucht Partner zu finden um die Auflage zu erhöhen. Der Preis pro produziertem Spiel wird günstiger, je mehr Spiele produziert werden. Wenn bsw. der deutsche Verlag 2000 Spiele macht, dann wird das Spiel nachher recht teuer. Hat er aber noch einen Verlag für die englische Version an Bord, dann kommen nochmal schnell - keine Ahnung - 5000 Spiele dazu, denn die Welt als Kunde ist nochmal etwas mehr als nur Deutschland. Vielleicht kommen dann noch französisch, polnisch, spanisch, whatever, dazu. Und schon bist du statt bei 2000 Spielen bei 15000 oder so. Ich mache nur Beispiele.


    Auf diese Weise kann der Verlag sein Spiel günstiger produzieren und es kostet dann am Ende 40€ im Laden statt 60-70€. Zusätzlich müssen die Verlage ja auch die Lizenz vom ausgehenden Verlag erwerben. Wie das dann läuft wird natürlich verhandelt, denn es besteht ja beiderseitiges Interesse...


    Solche Sachen zu planen dauert dann manchmal ein wenig. Deshalb sind manchmal die Spiele schon fertig und es vergehen trotzdem noch Monate, bis es endlich veröffentlicht wird. Da müssen dann erstmal Partnerschaften eingerichtet werden, Spiele von den Lizenznehmern lokalisiert werden undsoweiterundsofort.


    Andersherum kann es aber auch so sein, dass das Spiel schon einmal veröffentlicht wurde, und nun versucht wird, weitere Lizenzen zu verkaufen (oder zu erwerben), wenn sich bsw. gezeigt hat, dass das Spiel einiges an Potenzial hat. Überraschenderweise sehr erfolgreich, gute Kritiken, oder was auch immer. Plötzlich will auch ein französischer Verlag das Spiel veröffentlichen. Und ein Spanischer, und ein Polnischer und ein Japanischer... usw... Hier kann dann der originale Verlag noch Geld verdienen, indem er diese Lizenzen verkauft.


    Und schon wird auch klar, warum Importspiele so wichtig sind. Die Zahlen da oben sind zwar nur ein Beispiel, aber nicht unrealistisch. Stat nur 2000 Spiele hast du plötzlich 15000. Eine Vervielfachung des Ganzen. Der deutsche Markt ist klein und die Welt groß. Die Amis verkaufen Spiele wie irre. Nicht nur bei sich, sondern eben auch weltweit.


    Und wenn da jetzt ein japanischer Verlag am überlegen ist, ob er bei der Auflage mitmachen soll, dann überprüft dieser ja erstmal: "Wie viele Kunden werde ich denn überhaupt haben? Hat sich das Spiel in Japan schon dank englischer Importspiele verbreitet? Das wäre schlecht, denn dann habe ich weniger Kunden. Lohnt sich dann eine Lokalisierung überhaupt noch? Ach, es gibt schon eine Fan-Übersetzung der Regel? Das bedeutet, dass die Arbeit, die ich mir überlege zu machen, schon von jemand anderem kostenlos gemacht wurde? Also konnten die Leute das Spiel in einer anderen Sprache kaufen, sich die Fan-Regel ziehen und ich hab jetzt kaum noch Käufer?"


    Ja, und wenn Thygra jetzt auf der Suche nach weiteren Partnern ist, es aber schon Fan-Übersetzungen für das Spiel gibt, dann ist er in einer schlechten Verhandlungsposition. Er will die Lizenz ja gern verkaufen. Aber der andere Verlag sagt, dass es ja keinen Grund für eine japanische Auflage gibt, denn es gibt ja schon die Fan-Übersetzung. Er hat keine Kunden, etc.pp...

    @[Tom]


    Ja, ich habe dich schon verstanden. Ich wollte dem entgegen halten, dass dies vielleicht einmal so sei, aber vielleicht später dann nicht mehr.


    Würde mich interessieren, wie die hier anwesenden Verlagsmitarbeiter diese Sache bezüglich des "ich stell das einfach mal ins Netz" bewerrten.


    @Thygra ? @Ben2 ? Wer ist noch da?

    Ich denke auch nicht, dass ein QR-Code die Lösung wäre - sobald es eine elektronische Version der Regeln gibt, wird sie wandern! Immerhin versuchen die File-Admins bei BGG darauf zu achten, dass nur Dateien mit Berechtigung hochgeladen werden... aber selbst das greift nicht immer...

    Das denke ich schon, denn so was zu veröffentlichen wäre strafbar.

    ein bisschen was in den falschen Hals bekommen.

    Nö. Das passt schon. Ich will ja auch nur die andere Seite darstellen. Mehr nicht. Ich spiele hier nur eine Rolle.



    Das ist eine Pro/Contra Abwägung, die so eindeutig nicht ist.

    Genau das beschreibe ich ja anders.


    Das sehen auch andere Verläge anders, z.b. Heidelberger, die ganz viele große amerikanische Spiele aufwändig lokalisieren und die Regel (nicht in feinster DRuckqualität, aber sehr gut lesbar) online stellen.

    Das lässt sich leider nicht vergleichen. Die Geschäftsmodelle unterscheiden sich doch sehr.


    Gerade wenn Spiele, wie auch #TerraformingMars, vom Material nicht sprachneutral sind (Text auf Karten etc)., ist es eh nicht möglich, eine englische Version zu einer ohne Englischkenntnisse spielbaren deutschen Version umzubauen.

    Ich denke, das spielt hier keine Rolle. Kurze Kartentexte oder kurze Schlagworte sind noch was anderes als ein komplexes Regelwerk. Ich bsw. habe gern auf RollFTG gewartet, weil mir die englische Anleitung zu kompliziert war. Ich wollte da, wo ich sonst keine Berührungsängste da habe, gern eine deutsche Anleitung haben. Die paar Worte auf den Plättchen haben wir problemlos auch auf englisch gewechselt.

    Mit Missgunst meine ich die Haltung, die dazu führt, dass ja niemand an meinem Tun usw. profitiert, wenn dabei nichts für mich rausspringt. Missgunst trifft es nicht genau, aber ich denke, dass jetzt klar sein sollte, wie ich es eigentlich gemeint habe.

    Das ist eher legitim bei einem Geschäftsmodell, dass auf eben diesen Service fußt. Finde ich.



    Dass es vor 10 Jahren ohne PDF ging ist ehrlich gesagt ein schwaches Argument, ohne fließend Wasser zu Hause ging es sogar Jahrtausende.

    Das Argument mag schwach sein. Das gebe ich zu. Dein Gegenbeispiel ist aber ziemlich übertrieben. Der Vergleich ist ja nur zur näheren Vergangenheit gezogen. Den kann man noch mitgehen, finde ich. Früher haben die Menschen ohne Regelbuch Mancala gespielt, als dein Beispiel zutraf.


    Ich folgende Dir in vielen Aspekten, muss aber anmerken, dass das Fass, das Du mit Deiner Argumentation aufmachst, eigentlich viel zu groß für die Frage "PDF ja oder nein" ist.

    Ist es das? Sehe ich anders.

    Hi @drfunk,


    nein, das hinkt nicht. Klar würde man gern ein PDF manchmal haben wollen. Aber das gehört nicht zum Lieferumfang eines Spiels. Vielleicht wäre es sinnvoll, einen Download für die Käufer der Spiele anzubieten? Quasi ein QR-Code in der Regel und wer das Ding gekauft hat, kann auch das PDF runterladen. Da gibt es sicher auch Möglichkeiten, das so umzusetzen, dass das dann nicht rumgereicht wird.


    Klar ist es heute nicht mehr zeitgemäß. Jeder rennt mit Tablet und Smartfone rum. Aber vor 10 Jahren ging das alles auch ohne PDF.


    Als Schwerkraft Verlag würde ich mir mein Recht an der eigenen Leistung auch sichern und Spieler wie @knolzus müssen dann eben das englische Spiel kaufen. Man kann es leider nicht jedem Recht machen. Und der Schwerkraft-Verlag macht ja deshalb kleine Auflagen, damit es trotz kleiner Zielgruppe doch keine herumliegenden Spiele gibt. Daher stellt sich die Frage nach "mehr so oder mehr so" gar nicht. Denn die Kundschaft ist klein und es gibt ausreichend Kunden, die es kaufen. Gewinnmaximierung ist ja nicht immer notwendig. Man kann sich auch langsam steigern indem man eine andauernde gute Leistung bringt und somit Kunden bindet.


    Vielleicht hilft es Knolzus ja auch zu wissen, dass der Schwerkraft Verlag eben ein Verlag ist, der Geld verdienen muss und sich auf diese Weise sein Geschäftsmodell sichert. Ich hab meinen kleinen Text ja geschrieben um zu erklären und vielleicht Verständnis zu bewirken. Ich will euch nicht an den Karren flicken. Von mir aus könnt ihr den Schwerkraft Verlag doof finden. Aber ich habe gemerkt, dass das Wissen über die Umstände oft mein Verständnis fördert. Statt eines sauren Bäuerchens. ;)


    Ich muss gestehen, dass mir nicht ganz klar ist, was du mit "Missgunst" genau meinst.


    Und vielleicht noch ein wenig Spekulation:


    Vielleicht möchte der Schwerkraft Verlag, der ja eher Spiele veröffentlicht, mit denen man sich durchaus länger beschäftigen kann, auch dieser Fast Food-Mentalität am Spieletisch etwas entgegen setzen? Die Leute lesen zahllose PDFs in der Vorbereitung auf Messen, die hunderte von Spielen raushauen. Man kauft Spiel X und merkt, dass es doch nicht so das wahre ist. Weg damit. Die nächste Neuheit wartet. Mehr als 2-3 Partien machen ja die wenigsten Leute mit einem Spiel. Es gibt zu viel Neues.


    Wenn man da ein liebevoll gemachtes Spiel für 50€ kauft, dann ist es vielleicht auch sinnvoll sich damit zu beschäftigen? Einfach mal 10 Partien spielen und das Dingen dann bewerten. Und bei einem 2 Stunden Spiel ca. 20 Stunden viel Freude gehabt. Ein Spiel erkundet, dass es Wert ist entdeckt zu werden. Viele Spieler sitzen in Spielerunden und einer bring ein Spiel mit. Man spielt mit. Hat selber ja keine 50€ dafür gelatzt. Da fällt das Urteil leicht.


    Spielst du ein Spiel, mit dem du dich beschäftigen musst und viele tolle Stunden hast, dann merkst du dir den Verleger. Schaust da vielleicht mal genauer hin. Statt ein Spiel per vorveröffentlichtem PDF abzuurteilen kaufst du es und beschäftigst dich gezwungenermaßen mit deiner Investition. Und merkst, wie wertvoll die Arbeit ist, die darin steckt. Das ist nämlich auch noch so ein Ding bei dieser Neuheiten-Fast Food-Mentalität: Ein Spiel wird in jahrelanger Arbeit entwickelt. Die Leute spielen es zweimal und dann ist keine Zeit mehr - die nächste Neuheit wartet.


    Schönes Beispiel aus der letzten Zeit: West of Africa von Blackfire wurde im spielen.de-Forum diskutiert. Nach einer Partie wurde dem Spiel ein Fehler angedichtet, der im ersten Zug auftauchte. Bei einem Spiel, bei dem dabei steht, dass es einiges an Spieltiefe trotz einfachen Regelwerks zu bieten habe. Bei vielen geht das Spiel dann weg. Wer dran bleibt merkt, dass der Autor nicht so doof ist und einen Fehler übersieht, der im allerersten Spielzug auftaucht. Und findet vielleicht ein interessantes Spiel?


    Wie gesagt: Ich spekuliere nur. Ich will dem Schwerkraft Verlag da nichts andichten. Ich kenne Karsten nur vom mal Quatschen in Ratingen und Herne.

    Hallo zusammen,


    es ist immer uncool, wenn man sich wegen so was selber äußern muss. Man steht am Pranger und im Zweifel kommen mehr als 2-3 Forumsschreiberlinge und machen entsprechende Vorwürfe. Es ist ein Wunder, dass sich manche Verlagsmitarbeiter trotz regelmäßiger Anfeindungen immer wieder äußern. Das ist meine ganz persöliche Meinung.


    Damit sich Schwerkraft hier nicht selber hinstellen muss und sein Konzept verteidigt um sich dann selbst an den Pranger zu stellen, mache ich das mal.


    Schauen wir mal, was der Schwerkraftverlag denn überhaupt so macht. Sie lokalisieren Spiele, die in anderen Sprachen erscheinen um sie dem deutschen Spielefan anbieten zu können. Mittlerweile machen sie das auch oft direkt in der Erstauflage mit. Englische und deutsch lokalisierte Version erscheinen gleichzeitig. Beispielsweise bei Tiny Epic Galaxies, zu deutsch: Winziges Weltall.


    Der Schwerkraftverlag macht (nicht unähnlich Spielworxx), sehr kleine Auflagen. Da er absolute Freakspiele veröffentlicht, die eine sehr, sehr kleine Zielgruppe haben, ist das nicht anders sinnvoll. Denn größere Auflagen lohnen sich nur noch, wenn man mehrsprachig veröffentlicht. Der deutsche Spielegeek sollte sich so langsam damit abfinden, dass er in den Planungen (auch) von (größeren) Verlagen nicht mehr die erste Geige spielt. Der Markt wächst weltweit zusammen. Der deutsche Markt nimmt ab, weltweit nimmt er aber zu. Das gilt nicht für Branchenriesen wie Ravensburger, die ja kürzlich wieder einen Zuwachs verkündet haben. Auch kleinere, deutsche Verlage machen den größten Umsatz mit nicht deutschen Sprachversionen.


    Das muss man jetzt nicht mögen, muss es aber akzeptieren. Es ist so. Es ist also nicht gerade verwunderlich, dass auch so mancher deutscher Verlag sich international ausrichtet. Dies soll ein Erklärungsansatz sein. Man muss es nicht gut finden.


    Was ist also die Spezialität von Schwerkraft? Ausländische Spiele zu lokalisieren. Was ist also ihre originäre Leistung? Die Spiele zu übersetzen und die Regel zu übersetzen, usw.


    Und jetzt frage ich mal ganz ernst: Warum sollte der Verlag diese originäre Leistung kostenlos anbieten? Die verdienen damit ihr Geld. DAS ist es, was sie ausmacht. Woher leitet man da einen Anspruch ab diese Leistung kostenlos zur Verfügung gestellt zu bekommen?


    Die Sache ist doch ganz klar! Der Markt ist klein und voller Leute, die es einfach nicht abwarten können. Spiele werden gefundet, in Übersee bestellt, alles muss so schnell wie möglich auf den Tisch. Die Vielspielerszene in Deutschland ist klein. Wenn jetzt schon die Hälfte der Leute ein Spiel schon besitzt, dann halbiert sich die Kundschaft. Die eh sehr gering ist. Wenn jetzt noch jeder weiß, dass er das Spiel ja auf englisch bestellen kann und dann später beim Schwerkraftverlag die deutsche Regel zocken kann... Sach mal... Ich hab ja echt Verständnis dafür, dass ihr euch kundenfreundliche Verlage wünscht - aber was glaubt ihr eigentlich, wie easy das ist so ne kleine, liebevoll gemachte Kleinverlagsklitsche durchzubringen? Wisst ihr, wie viel Arbeit da drin steckt??? Und dann soll der Schwerkraftverlag diese Arbeit auch noch kostenlos zur Verfügung stellen?


    Ja, gut. Wenn ihr das meint, dann ignoriert den Verlag. Oder freut euch darüber, dass es einen Verlag gibt, der regelmäßig tolle Spiele lokalisiert. Der ein tolles Verlagsportfolio aufgebaut hat (siehe Meinung von @unittype001 ).


    Ich würde auch gern mal die deutsche Regel eins der Spiele von denen lesen. Schade. Aber ich hab Verständnis dafür, dass der Verlag das so macht, wie er das macht.