Auf Wunsch von Dr. K im Thread Spezielle Spieletische vs. Tische und weil ich schon lange einmal darüber schreiben wollte, da ich ziemlich glücklich mit dem Ergebnis bin, berichte ich hier ein wenig über meinen Self-Made Brettspieltischumbau, erstellt aus einem IKEA Bjursta. Ich versuche mich kurz zu fassen, weitere Details gerne auf Nachfrage. Hier die Schritte zum Bau des Tisches, Bilder von den einzelnen Schritten habe ich beim Bau leider nicht erstellt:
- IKEA Bjursta mit Maß 95cm x 175cm gekauft (über
Ebay Kleinanzeigen). Den Tisch gibt es auch in kleineren Maßen, aber ich würde zwingend dieses Modell empfehlen, da der Keller des Brettspieltisches ansonsten zu klein wird (v.a. die Breite ist ansonsten ein Problem). Grundsätzlich sollte ein solcher Umbau aber mit quasi allen ausziehbaren Tischen möglich sein, bei denen die Zusatzplatten unter der Tischfläche gelagert werden. - Tischplattenführungen abgeschraubt, sodass die beiden Tischplattenhälften abgenommen werden können
- Aus einer 8mm Spanplatte den Boden des Kellers gesägt --> rechteckige Platte mit 169cm x 89cm (=Kellermaß).
- Die Ecken der Platte musste ich dann abschrägen + einen kleinen Teile an der Verlängerung der Ecke noch abnehmen, da in den Tischecken Verschraubungen verbaut sind und daher eine Platte von 169cm x 89cm nicht ganz passt. Die Ecke der Kellerplatte sieht somit (eingebaut) so aus:
- Unter der Tischplatte befindet sich die Auflage für die Zusatzplatten. Hier nun einige Zapfen entfernt, sodass die Auflage eben ist (keine hervorstehende Elemente mehr) und nun am Tischrand (nennt man das Rahmen?) viele zusätzliche kurze Vierkanthölzer (15mm x 15mm Querschnitt) angebracht, sodass der Kellerboden beim Einbau nicht nur auf der Auflage für die Zusatzplatten aufliegt, sondern auch am Tischrand überall aufliegt. Somit biegt sich der Kellerboden an keiner Stelle durch bei Belastung. --> Im Nachhinein hätte ich auch einfach einen komplett umlaufenden Rand aus Vierkantholz bauen können.
- Kellerboden eingelegt, an allen Vierkanthölzern sowie an der Auflage der Zusatzplatten von oben mehrfach vorgebohrt, mit Kegelsenker Platz für die Schraubenköpfe geschaffen, dann von oben verschraubt. Bild von unten:
- Neopren Brettspielmatte im Format 6x3 (=183x91,5cm) gekauft und auf das Kellermaß von 169cm x 89cm zugeschnitten. Das ging mit einer scharfen Schere problemlos. Matte eingelegt. Die Ecken habe ich hier nicht abgeschrägt, damit ich die Matte auch einmal raus nehmen und auf einem normalen Tisch nutzen könnte, da würden die abgeschrägten Ecken etwas stören. Daher steht die Matte an der Ecke etwas hoch:
- Um die Verschraubungen an den Ecken zu verdecken: Aus 25mm starkem Material Ecken inkl. Getränkehalter gebaut. Da war es von Vorteil, dass man Papa Schreiner ist und eine tolle Ausstattung zuhause hat, mit Kreissäge, Bandschleifer usw. war das sehr gut machbar. Den Bau im Detail zu Erklären wäre kompliziert, das erkennt man am besten an einem Bild. Wie zu sehen ist kann man die Ecken abnehmen und sie "rasten" über unten angebrachte Fachbodenträger an der Tischumrandung ein. Die Getränkehalter selbst (=das schwarze Plastikteil) habe ich vom bösen imperalistischen Ausbeuteronlineshop mit A...^^.
Ausgebaut:
Eingebaut:
- Über den Baumarkt Warmwasser-Rohrisolierung gekauft. Vorsicht: Keine mit Klebefläche nutzen, das habe ich erst falsch gemacht, die kleben dann am Tischrand. Das geht zwar wieder ab, ist aber mühselig. Diese Rohrisolierung dann auf passendes Maß zugeschnitten und auf den Rand des Tisches gesteckt, sodass man eine bequeme Armauflage hat. Zustand jetzt:
- Unter den beiden Tischplattenhälften längliche Hölzer mit "Falz" angebracht als Auflagefläche (Höhe analog zu den Eckkonstruktionen 25mm), wenn man die Platten auf den Tisch legt. Schwer zu beschreiben für mich als Nicht-Schreiner, daher auch hier einfach ein Bild:
Das war's letztlich schon. Möchte man nun den Tisch verschließen, sprich abdecken, macht man folgendes:
- Handauflagen rausnehmen und z.B. einfach in die Kellerfläche legen, zumeist ist da am Rand trotz aufgebautem Spiel genügend Platz
- Getränkehalter rausnehmen (nur das schwarze Plastikteil) und auch z.B. auf die Kellerfläche stellen
- Die beiden Tischplatten auflegen. Diese liegen dann auf den Hölzern mit Falz + den Eckkonstruktionen auf
- Die beiden Tischplatten in der Mitte mit den beiden Original-Verbindungshaken verbinden jeweils (siehe letztes Bild rechter Rand diese runde Aussparung, da sind die Haken, das ist bei IKEA Bjursta Standard), sodass die Platten nicht zur kurzen Seite aus dem Tisch hinaus rutschen können (nach innen können sie sich nicht verschieben, denn da schlagen sie ja an der Falz an).
Sieht dann so aus, halb geschlossen (da könnte die Platte wegrutschen, hier auf dem Bild nach links, aber halb geschlossen nutze ich den Tisch auch nie):
Ganz geschlossen:
Fazit - was gefällt mir gut an diesem Self-Made-Tisch:
- Extrem günstig (~170€ Kosten, größter Posten war die Spielmatte mit ~70€, den Bjursta selbst habe ich für 50€ bekommen :-)) im Vergleich zu einem gekauften Brettspieltisch
- Wenig Aufwand (~4-6h waren das)
- Durch den Trick, dass die Tischplatte über die Eckkonstruktionen + die angeschraubten Auflagen an den Tischplatten 25 mm höher liegt, als der Keller beim Spielen tief ist, kann ich sowohl die Vorteile eines eher flachen Kellers als die eines tiefen Kellers nutzen. Soll heißen: Beim Spielen ist der Keller eher flach (mit Handauflage gemessen ca 6cm tief), das empfinde ich als sehr angenehm, man kommt bequem an das Material und hat nicht so sehr das Gefühl, tief unten in einem Loch zu spielen. Und beim Abdecken ist der Keller dann mit gut 8cm wiederrum tief genug, dass auch große Miniaturen o.Ä. darin Platz finden.
- Dass ich die Eckkonstruktionen mit den Getränkehaltern rausnehmbar gebastelt habe, war eine sehr gute Entscheidung, denn dadurch kann ich bei sehr großen Spielen nochmals mehr Platz im Keller schaffen. Getränke stehen dann eben auf einem Beistelltisch.
Edit: Es ist in Wirklichkeit sogar möglich, die Getränkehalter von außen an den Rand des Tisches zu hängen, Details siehe in meinem aktuellen Post.
Was könnte noch besser sein:
- Die Breite von 89cm wird in seltenen Fällen knapp, hier wären 100cm optimal. Z.B. bei Kanban EV - da ist das Spielbrett so groß, dass man wenn man an der langen Seite des Tisches sitzt und das Brett quer zwischen einem liegt es sehr knapp wird mit den Playerboards deneben, geht gerade so noch. Normalerweise lege ich in solchen Fällen das große Spielbrett dann senkrecht zu den Spielern, aber das funktioniert hier bei Kanban EV nicht, denn das Brett ist länger als 89cm. Bei Wonderlands War aber beispielsweise ist genau das eine gute Lösung (Partie zu dritt):
- Die Handauflagen gehen je nachdem wie stark man sich aufstützt irgendwann kaputt (siehe letztes Bild die untere Auflage). Da diese aber nur wenige Euro kosten, ist das eher nur aus Nachhaltigkeitssicht ein Problem, dann tauscht man die eben bei defekt. War bisher nach 1,5 Jahren nur 1x auf einer Seite notwendig.
- Durch die Erhöhung um 25mm ist die Tischplatte nun etwas höher als man es von einem Standard-Tisch kennt. Wenn man jetzt aber nicht gerade nur 150cm groß ist, stört das beim Spielen oben auf der Platte nicht so sehr. Diesen Kompromiss bin ich eingegangen aus den oben genannten Gründen mit dem Vorteil des tieferen Kellers.
Hier noch ein paar Spielsituationen als Eindrücke zum Tisch, aber im Spoiler, damit der Post nicht noch länger wird als ohnehin schon:
Distilled zu zweit:
Burncycle Solo oben auf der Platte:
Cooper Island zu zweit:
Das soll's jetzt aber gewesen sein.
P.S. Das mit dem kurz fassen war wohl nix