Beiträge von Huutini im Thema „16.10.-22.10.2023“

    Auch diese Woche noch ein paar Messeneuheiten angespielt. Auflistung erneut in aufsteigender Gefallen-Reihenfolge:

    #Iso (2 Spieler)

    Der kleine Verlag LittleHouse Boardgames aus der autonomen Gemeinde Extramadura produziert kleine Spiele in Sechseckschachteln, die allesamt aus 18 Plättchen bestehen, und dabei eine enorme Bandbreite aufweisen. Zwei davon konnte ich inzwischen mal antesten.

    In Iso bestehen die Plättchen aus einer Vorderseite, die jeweils drei „Rauten“ in verschiedenen Farben präsentieren und so aneinandergelegt werden, dass am Ende isometrische „Würfelfiguren“ entstehen. (Man kennt das von manchen Bodenflies-Mustern.) Auf der Rückseite stehen Aufgaben, von denen je drei offen ausliegen. Nun muss man PLätchen anlegen und dabei die Aufgaben erfüllen. Das Problem dabei: Man muss Aufgaben erfüllen, indem man Würfelflächen in der isometrischen Ansicht der Auslage erkennen kann. Das isometrische Sehen hat mich komplett überfordert, sodass ich das Spiel leider nicht sinnvoll spielen konnte.

    Aber die Idee ist klasse!

    #Mischwald (2 Spieler)

    Einer der Messe-Hypes. Das Spiel lässt mich wieder extrem gespalten zurück. Auf der einen Seite gefällt mir der Tableau-Builder ungemein gut und es macht Spaß, seinen Wald auszubauen und Karten anzulegen und ordentlich Punkte zu scheffeln.

    Auf der anderen Seite wird das Spiel irgendwann sehr AP-lastig, wenn man wirklich auf Optimieren spielt. Und vor allem fühlt es sich unglaublich zufallsgesteuert, ja fast schon willkürlich an, welche Karten man erhält, und die Scoring-Optionen wirken massiv unbalanced. Mag sein, dass das täuscht, aber wenn 5 Schmetterlinge am Ende 5 Prozent der Punkte ausmachen und 5 Bäume (die teurer auszuspielen sind, ja …) gut 40 Prozent, dann fühlt sich das nicht gut an. Vor allem hatten wie ein Runaway Leader Problem, und als der führende Spieler 50 Punkte vorne lag, hat er halt auch nur noch Karten gezogen, um schnell den Winter auszulösen.

    Auch hier: Super Idee, und das WAS man macht, macht richtig Spaß. Aber das Spiel fühlt sich tatsächlich unfair an, ohne das ich das genauer analysieren kann, und sehr willkürlich. Jedenfalls hatte ich am Ende kein so richtig „gutes“ Spielgefühl mitgenommen.

    #YinUndYang (2 Spieler)

    Noch ein Titel von LittleHouse Boardgames. Hier liegen 18 Plättchen aus, die einem von 5 Elementen angehören (Feuer, Wasser, Metall, Erde und Luft) und je einen Wert von 1-3 haben, auf der einen Seite in Weiß (Yin) und auf der anderen Seite in Schwarz (Yang). Jeder Spieler wählt eine Farbe, weiß beginnt. In sechs Runden führt jeder Spieler einen Zug aus, bei dem er stets ein eigenes Plättchen aktiviert und auf die andere Seite dreht und dafür entweder ALLE Plättchen des Elements umdreht, oder eine Anzahl an angrenzenden Plättchen, die dem Wert des aktivierten Plättchens entspricht.

    Nach 6 Runden wird für jedes Element gewertet, welche Farbe dominiert (durch zusammenaddieren der Werte) und wer die meisten Elemente dominiert, gewinnt.

    Mein Mitspieler war etwas überfordert, was das Spielerlebnis deutlich geschmälert hat, aber die Idee des Tauziehens ist klasse, es ist schnell gespielt, hat einen variablen Aufbau und erfordert doch einiges an taktischem Denken, wie man sein Gegenüber am besten aushebeln kann.

    Es gibt noch die Möglichkeit, einzelne Plättchen aus der Spielfläche zu entfernen, womit diese nicht mehr zur Mehrheitenwertung zur Verfügung stehen, aber auf der einen Seite löst man so Nachbarschaften zu anderen Plättchen auf, und zum anderen „wettet“ man darauf, dieses Element zu dominieren, was einem Extrapunkte gibt. Die Regel haben wir aber nicht genutzt.

    Würde ich gerne nochmal in Gänze gegen jemanden spielen, der weniger überfordert ist.

    #Nucleum (3 Spieler)

    Grundsätzlich ein wirklich sehr, sehr gutes Spiel. Hat mir Spaß gemacht, würde ich auch wieder mitspielen, brauche es aber nicht.

    Es spielt sich wirklich wie eine Mischung aus Brass – nur weniger unangenehm – und Barrage – nur weniger fordernd -, dazu noch eine gute Handvoll weiterer Spiele, etwa Great Western Trail. Mir gefällt der Mechanismus mit den Aktionsplättchen gut, es gibt schöne Entscheidungen, mir gefällt, wie man am Anfang gefühlt gar nichts tun kann, und sich am Ende alles öffnet, und sobald man ALLES tun kann, droht das Spielende.

    Ich habe gnadenlos verloren und wurde sogar fast überrundet, weil ich am Ende zu selten Strom produziert habe, und einem der Mitspieler Prag fast allein überlassen habe.

    Die Sache mit den Netzwerken ist zwar regeltechnisch nicht SO komplex, aber im Spielverlauf dann doch überraschend unübersichtlich.

    Insgesamt ein gutes Spiel, das seine Vorbilder deutlich zur Schau stellt, aber ein eigenständiges Spiel daraus bastelt, aber ich würde wohl trotzdem immer, wenn ich auf so etwas Lust habe, lieber Barrage rausholen, das eh zu selten gespielt wird. Kurz: Spiel ich mit, brauch ich aber nicht.

    #3RingCircus (2 Spieler)

    Den Titel habe ich mir noch mitbringen lassen, und er gefällt mir. Der Mechanismus ist leicht erklärt, aber gar nicht so einfach zu spielen, jedenfalls musste ich am Ende doch ganz schön grübeln. Die Anleitung ist etwas suboptimal, wir hatten zumindest zwei, drei Fragen, die nicht ganz sicher geklärt wurden.

    Ich weiß noch nicht, wie lange ich das Spiel behalte. Am Ende ist es zu wenig crunchy für einen immer wieder spielbaren Heavy Euro, gleichzeitig aber auch zu komplex und vor allem zu lang für ein „schnell mal reingeschoben“ Spiel. Ich bin mir noch unsicher, wo ich das verorten soll. Es macht mir sehr viel Spaß, ich befürchte aber, dass ich es nicht oft auf den Tisch kriegen werde, weil ich nicht genau weiß mit wem – meiner Casual-Blase wird es zu „schwer“ sein, und meine Heavy-Euro-Blase hat andere Titel, die wir vorziehen würden. Ein Titel, der schwer anzupreisen sein wird. Was schade ist, denn es steckt ein wirklich gutes Spiel dahinter.

    #ArcheNovaWasserwelten (1 Spieler)

    Leider nur solo testen können, und dann die Partie auch noch superknapp um 1 AP verloren … aber gut.

    Über das Spiel muss man nichts mehr sagen. Die Erweiterung gefällt mir sehr gut. Sie bringt einige Elemente ein – meine beiden Sonderaktionskarten waren jetzt nicht die spannendsten, dafür haben mir meine Zielkarte und eine der Artenschutzprojektkarten gut gefallen, die ich auf die Hand bekommen habe.

    Die Aquariumstiere fand ich auch cool, besonders die Riff-Effekte, die sich immer wieder triggern lassen sind super. Insgesamt eine sehr gute Erweiterung die aber – das sage ich ganz wertneutral – gar keinen so superstarken Einfluss auf das Spiel für mich hatte. Sie bringt etwas mehr Varianz rein.

    Mein Hauptproblem mit dem Spiel – dass ich nicht einfach die Verbandskarte auf Position 5 legen kann wenn mir danach ist – löst sie leider auch nicht, mit diesem Makel muss ich also weiterleben. 😊

    #PlantaNubo (2 Spieler)

    Für mich eine der größten Überraschungen der Messe. Das Regelheft habe ich recht schnell abgebrochen, weil es sehr trocken und mechanisch klang und mit tausend Mechaniken etc. Das Spiel selbst macht aber erstaunlich viel Spaß! Bei Spielbeginn habe ich mir gar nicht vorstellen können, wie man auf über 100 Punkte kommen soll, aber am Ende hätte ich das geknackt – ich lag zumindest bei 92 Punkten, aber wir hatten übersehen, dass es bei jedem Einkommen den Wert des Energiewürfels als Punkte gibt, und damit wäre ich dann über 100 gekommen. (Es ist auch tatsächlich die einzige Info, die irgendwie nirgendwo auf dem Bord notiert ist.)

    Und sogar thematisch kommt ein bisschen was an: Man pflanzt Blumen, wandelt diese in Energie um, und pflanzt auf die freigewordene Fläche Bäume. Das Spiel würde keinen Immersionspreis gewinnen, aber man verliert das Thema tatsächlich nicht aus den Augen.

    Dazu fühlt es sich wirklich gut an, nach sinnvollen Kettenaktionen zu suchen, denn, ja: Das Spiel ist ein Kettenzugspiel. Man hat insgesamt 12 Aktionen im Spiel, muss also schauen, dass man so viele Boni und freie Bonusaktionen wie möglich herauskitzelt.

    Man spürt an sehr vielen Stellen Ode (zumindest gibt es einige Mechanismen, die stark an Cooper Island erinnern) und auch Rosenberg ist deutlich herauszulesen. Fast meint man, noch eine Prise Stefan Feld dabei zu haben, aber der wurde ja offenbar nicht eingeladen, also kommen die Dinge wohl von Michael Keller.

    Und: Die Regeln sind gar nicht so kompliziert, wie die Anleitung es einen glauben macht, es ist nur alles extrem ineinander verzahnt, wodurch man erstmal irgendwo einsteigen muss. Aber trotz des Expertenstatus spielt sich der Titel irgendwie sehr fluffig.

    Jedenfalls ein weiteres Messehighlight, das ich mir nicht kaufen werde, weil ich niemanden habe, mit dem ich es spielen könnte, aber das ich jederzeit gerne mitspielen werde.