Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „31.07.-06.08.2023“

    Dee Nichts für ungut, aber ich glaube Du unterschätzt die Komplexität von Lacrimosa etwas, und zwar gerade in der Verzahnung der einzelnen Bereiche. Gerade das ist es, was einen besser spielen lässt, wenn man hier eine Strategie entwickelt, wie man mit seinem Deck zwei der Bereiche so nutzt, dass man den größten Nutzen daraus zieht, und die anderen Bereiche nur dann ansteuert, wenn es unbedingt sein muss. Alles gleichzeitig führt bei Lacrimosa definitiv nicht zum Ziel, auf der anderen Seite habe ich schon verschiedene Ansätze gesehen, sei es nun "Reisen+Komponieren" oder "unten die Boni für Aufführungen sichern und alles verkaufen was einem in die Hände kommt". Lacrimosa bietet da erstaunlich punkteträchtige Extremstrategien (weswegen ich es ja nach wie vor für ungewöhnlich halte, dass es bei Kosmos erscheint).


    Bei uns gab es heute abend nicht wie geplant Lorenzo der Prächtige zu fünft, da kurz vor knapp zwei Mitspieler noch absagten. Stattdessen in kleiner Runde ( Haddock, Aleo und ich) eine Reihe kleinerer Spiele:


    #EineWundervolleWelt So, nach zwei Jahren Pause und ohne den Ballast des in meinen Augen schiefen Marketings der Spiele-Offensive konnte ich dem Spiel nochmal frisch begegnen. Es ist wie erinnert ein schneller kleiner Ressourcentausch-Engine-Builder, der mir jetzt mehr Spaß gemacht hat als damals, weil ich nicht mehr verzweifelt auf ein Thema und eine dazugehörige Kampagne gehofft habe. Zugleich zeigte sich, dass Haddock uns mit seiner Spielerfahrung hoffnungslos überlegen war. Im Kern gefällt mir Wundervolle Welt jetzt deutlich besser, und ich hoffe ich kann noch ein paar Partien damit auf den Tisch bringen, denn eigentlich liegen mir diese Art von kartengesteuerten Enginebuildern ja - zumal hier Kartenkenntnis doch eine größere Rolle spielt als gedacht (so viele verschiedene Karten sind es im Grundspiel gar nicht).


    #ElGrande Vier Jahre nicht mehr gespielt, kamen wir trotz mangelnder Vorbereitung mit vorgelesenen Regeln (etwas, was ich normalerweise dringend vermeide) gut wieder rein. Auch zu dritt macht El Grande - der Großvater der "ich schicke nochmal fünf Caballeros nach Gallizien"-Spiele ohne direkte Konfrontation - immer noch Spaß, es ist in meinen Augen vortrefflich gealtert, gerade weil die Aktionskarten mehr Abwechslung reinbringen als in vergleichbare Area-Control-Spiele. Einzig Rattus spiele ich wegen seines gemein-schwarzen Herzens noch ein wenig lieber. Aber auch El Grande darf gerne wieder öfter auf den Tisch - schon um die Schmach auszugleichen, dass ich versehentlich fünf Würfel mehr als die anderen im Spiel hatte - mein Sieg also realiter nichts wert war. Autsch :).


    #Rondo Ich muss ja immer wieder kichern, wenn man Aleo ein abstraktes Spiel vorsetzt - er hat da wirklich überhaupt keinen Zugang und keinen Spaß dran und man merkt förmlich dass er dem Ende entgegenfiebert. Insoweit tat er mir fast leid, als Knizias Rondo auf ihn den erwartbaren Effekt hatte. Dafür scheint es Haddock genauso gut zu gefallen wie mir. Und endlich, endlich durfte ich einmal mit einer punktelos platzierten Brücke das Spiel bei Führung beenden - sonst wird das immer mit mir gemacht ;).


    #Azul2 Zuletzt dann, weil es frisch gelernt war, noch die Buntglasfenster, für beide Mitspieler ein neues Spiel, wobei Aleo wenigstens Azul 1 kannte. Und es bleibt festzuhalten, dass Azul 2 mehr als der erste Teil zur Analyse-Paralyse verführen kann - und das Haddock, obwohl es ihm bis zum Schluss schwerfiel die Wertung zu durchschauen, locker den ersten Platz belegte, dicht gefolgt von Aleo, während der einzige, der das Spiel eigentlich gut kennt, weit abgeschlagen auf dem letzten Platz landete (wir hatten zwar vergessen, die Minuspunkte abzuziehen, aber das hätte an diesem Ausgang nichts mehr geändert).


    Ein sehr schöner Abend, und es hat Spaß gemacht auch mal wieder ein paar kleinere und weniger komplexe Titel in dieser Runde zu spielen :).

    bevor es in die Essener Lichtburg zu Oppenheimer in 70mm ging:

    Ich würde in ein Kino mit größerer Leinwand gehen.

    Du spielst darauf an dass die Leinwand in der Lixhtburg gemessen am Saal eher klein ist (150qm)? Solange man wie ich in Reihe 5 sitzt ist das m.e. ein zu vernachlässigender Faktor. Dafür sitzt man halt im größten kino Deutschlands? Und die Alternativen für 70mm sind nicht viel besser, das Savoy in Hamburg hat auch nur 150qm, der Zoopalast 160qm, die Schauburg in Karlsruhe sogar nur 130qm. In der Region gibt es wenn es nur um die größe geht dann noch das Imax düsseldorf mit 210qm.


    Wem es ums größte Bild geht, sollte den Film dann wohl im Imax Leonberg mit seiner 800qm-Leinwand gucken. Da hat man dann aber wieder den aalglatten Digitallook, den Oppenheimer ja gerade nicht haben will.

    Stimmt, ich musste mein LED-Deckenlicht einschalten, nur mit Fluter war das nicht auseinanderzuhalten. Auch das keine Glanzleistung, und so völlig unnötig, es gibt ja keine Synergien zwischen den hellen und dunklen Farbtönen.

    Meine Freundin hat Azul auf dem Handy für sich entdeckt, also haben wir Azul 1-4 durchprobiert, bevor es in die Essener Lichtburg zu Oppenheimer in 70mm ging:


    #Azul wurde, da ja mittlerweile wohlvertraut, mit den Spielplänen der Erweiterung gespielt. Selten habe ich ein Spiel so spät "verstanden" wie Azul. Als es rauskam, bin ich gerade wieder ins Hobby hineingeschliddert, und alle konnten es schon gleich viel besser als ich, was etwas frustig war. Erst bei der dritten Wiederbegegnung zündete es dann auch bei mir und ich hab mögliche Taktiken für 100+ Punkte erkannt. Die Erweiterung ist eine interessante Herausforderung, verstärkt aber noch mehr den Puzzlecharakter, und zu zweit spielt man eher nebeneinander her, weil die Aufgaben ja doch noch einmal unterschiedlicher verteilt sind. Kann man so machen, aber ohne Erweiterung gefällt mir Azul 1 besser.


    #Azul2 Die "Buntglasfenster" sind eine nette Abwechslung und nur minimal komplexer als Azul 1. Das Handling mit den Pappstreifen ist etwas nervig, und man sollte sich definitiv merken unter welchem Streifen die Jokerplättchen liegen (überhaupt scheint mir deren Position eine nicht ganz unwichtige Rolle beim Spielende zu spielen). Das Steuern des Glasers und die vielen Minuspunkte, die man machen kann, sind für mich ein Vorteil gegenüber Teil 1, da man so mehr gezwungen ist, das Beste aus dem Vorgegebenen zu machen. Insgesamt mag ich Azul 2 von allen Teilen wohl tatsächlich am liebsten, auch wenn die "Glasteile" echt fieses Plastik sind.


    #Azul3 Der "Sommerpavillon" Wieder näher am Original-Azul, aber das Lagern vor dem Einbau und die jede Runde wechselnde Jokerfarbe machen das Spiel fast schon leichter als Azul 1, mindestens aber viel weniger konfrontativ. Azul 3 ist ein Solo-Puzzler, bei dem zufällig noch jemand mitspielt, was man mögen kann, mir fehlt dann aber doh etwas. Insgesamt eine familienfreundliche Alternative, die ich am ehesten mit den Kindern spielen würde. Aber man braucht wahrscheinlich nicht Azul 1 und 3 im Regal.


    #Azul4 "Die Gärten der Königin" - HolladieWaldfee, hier hat Kiesling dann gleich mehrere Komplexitätslevel auf einmal übersprungen. Die Gärten sind das uneheliche Kind von Azul und Calico, und wie schon Calico ein beinharter Puzzler, bei dem man für jedes gelungene Anbauen einer punktenden Dreierkette sehr dankbar sein darf. Azul 4 krankt an einer wirklich hundsmiserablen Anleitung, selbst Dinge, die in den anderen Spielen klar formuliert werden, sind hier plötzlich total verdruckst und umständlich formuliert - ob man da den Übersetzer gewechselt hat? Hat man diese Hürde dann genommen, bleibt ein immens fieser Brainburner übrig, den man Fans von Calico und Expertenpuzzlern nahelegen darf, der aber jegliche Familientauglichkeit bereits weit hinter sich gelassen hat. Die Erfolgserlebnisse der anderen Spiele werden hier eher von einem "ach, hab ich doch noch Punkte gemacht" am Spielende abgelöst. Meiner Freundin hat es überhaupt nicht gefallen, der war es viel zu AP-anfällig und zu wenig aus dem Bauch heraus spielbar. Ich finde es ganz gut, aber ich ziehe schon Calico kaum freiwillig aus dem Regal, insoweit wohl auch nicht mein Azul.

    bei welchem GM, wenn ich fragen darf? :)

    Gute Frage. Ich bin da wahrscheinlich mit den Schachtiteln durcheinander gekommen und es war "nur" ein IM oder FM, den Namen kenne ich nichtmal, ich war nur schwer beeindruckt dass so jemand sich die Zeit nimmt Kindern in der Grundschule eine Schach-AG anzubieten. Jefenfalls haben die wenigen Stunden dafür gereicht meinen Sohn zumindest aus meiner Perspektive in Schach "unbesiegbar" zu machen.

    Das Wochenende bot einigen Krimskrams mit den Kindern:


    #Onitama mit Sohnemann: Für seine 8 Jahre macht der mich bei dem Spiel echt gut fertig, da schlägt die Schachausbildung beim Großmeister durch. Das änderte sich als wir "Licht und Schatten" auspackten, die dritte Erweiterung aus dem letzten Jahr. Diese bringt eine Ninjafigur mit, die sich weitgehend unerkannt bewegt - aus dem "perfekte Informations"-Spiel wird ein "Versteckte-Informations"-Spiel mit starkem Fokus auf Deduktion. Wir haben nur einen der beiden Spielmodi ausprobiert, aber plötzlich war mein Sohn absolut chancenlos, weil ihm diese Art von Spiel noch völlig neu ist. Ich selbst mag das neue Genre ja deutlich mehr, insoweit liegt mir die Erweiterung, aber ich stelle auch fest, dass Onitama pur und Onitama Licht und Schatten schon fast nichts mehr miteinander zu tun haben - so einen harten Einschnitt bei einer Erweiterung habe ich dann auch selten erlebt.


    #Keltis Irgendwas hat mich geritten, den letzten beiden hundsmiserablen Erfahrungen mit Keltis noch eine Partie mit den Kindern folgen zu lassen. Und was soll ich sagen: In dem Kontext hat es plötzlich funktioniert, und das sogar richtig gut. Ich war längst weit abgeschlagen, als meine Kinder sich noch ein Duell um den Sieg geboten haben, das mein Sohn dann mit einem Punkt Vorsprung für sich entscheiden konnte - meine Tochter hatte etwas zu spät verstanden, dass "Karten abwerfen" hier keine Notlösung, sondern Timingfrage ist. Also, mein Lieblings-Knizia wird das nicht mehr, und Lost Cities ist das bessere Spiel (ja, auch Lost Cities - Das Brettspiel ist besser), aber immerhin hat es dann doch nochmal Spaß gemacht.


    #SwitchandSignal Es gehört zu den Ungerechtigkeiten des Spielerlebens, dass manche Titel, die man selbst toll findet, einfach nicht in der breiten Masse gezündet haben. Soweit ich weiß, lagen Erweiterungen für Switch and Signal schon fertig in der Schublade, werden aber nicht mehr erscheinen. Immerhin haben gute Geister nun eine Fan-Erweiterung auf BGG gepostet, eine Indienkarte, die mit einer Handvoll zusätzlicher Regeln daherkommt und eine wirklich schöne Ergänzung ist - den Ausdruck kann ich denen, denen das Spiel auch so gut gefällt, nur empfehlen. Der Schwierigkeitsgrad liegt leicht über dem der Rückseite, aber auch das hier ist nicht allzu schwer, wenn man die Routen erstmal verstanden hat.


    ...und dann noch Solo zum Wiederlernen der Regeln eine Runde #Tabannusi. Von den neueren T-Spielen ist das irgendwie untergegangen, was ich sehr schade finde und auch nicht wirklich verstehe, denn zum einen sieht es phantastisch aus, zum anderen spielt sich das Spiel trotz der simplen wie spaßigen Aktionswahl (Würfel wählen, zwei von vier möglichen Aktionen durchführen und dann in den Bezirk wechseln der dem Würfel entspricht) überaus komplex, da hier wirklich alles mit allem verknüpft ist. Vor allem aber gibt es anders als bei Tekhenu und Tiletum keine "offensichtlichen" Siegstrategien bzw. Dinge, die man unbedingt tun muss um nicht zu verlieren (bei Tekhenu ist das ja durch die Erweiterung gottseidank weggemendelt worden). Und es ist durch sehr unterschiedlichen Aufbau auch sehr viel variabler als die Tekhenu oder Tawantinsuyu. Der Solo-Automa ist allerdings leider ziemlich vermurkst, da gibt es viele Regelunklarheiten (was tue ich bei Bewegung Null?) und auch sonst fühlt sich das Spiel so nach viel Arbeit und wenig Spaß an - da fehlt einem der Turczi zum Tascini, wobei Tabannusi ja wohl eh mehr ein David-Spada-Spiel ist. Das liegt aber auch daran, dass es schon zu zweit etwas sperrig ist, da man so gut wie nicht von den Aktionen des anderen profitieren kann. In größerer Runde mag ich das Spiel aber wirklich sehr (mein drittliebster T-Titel nach Tzolkin und Teotihuacan) und bin froh, dass die Regeln jetzt wieder sitzen. Mal sehen, ob ich die Gelegenheitsspieler damit kommende Woche überfordere.