9. #ZhanGuo Ich mochte das alte ZhanGuo eigentlich ganz gerne, auch wenn ich nach der Partie eher ausgebrannt war. Das Streamlining einerseits (persönliche Boards), die zusätzlichen Möglichkeiten (Elixier) andererseits, klingen sehr spannend und für mich nach einem Schritt in die richtige Richtung.
Ich weiß nicht, ob ich es in der Summe noch Streamlining nennen würde. Partiell sicherlich ja. Streamlining gibt es. Dass man jetzt immer 2 Arbeiter anwirbt anstatt 1-2, ist ein gutes Beispiel. Wenn es in der alten Version immer 1 Unruhe gibt (außer in einer in der Regel genannten offiziellen Spielvariante), war es auch zuvor schon immer das Ziel, möglichst 2 Arbeiter zu bekommen (der Preis dafür, nämlich zwei statt nur einen Beamten im unteren Bereich, war fast immer leistbar).
Bei sowas eine dominante Strategie einfach fest zu setzen und schlechtere Optionen stumpf zu streichen, ist gutes Streamlining, auch in Zusammenhang damit, dass so die Unterteilung in oberen und unteren Bereich der Provinzen auf den Player Boards wegfallen konnte. Wenn dann auch mehr Unterscheidung zwischen den drei Typen von Beamten da ist, u.a. dadurch, dass man konkret die Generale braucht, um Arbeiter zu rekrutieren (Architekten zum Palastbau, Alchemisten-Tokens zum Platzieren der Alchemisten-Karten), dann bringt das auch noch mehr Thema rein. Das sind definitiv Weiterentwicklungen, die mir gefallen.
Aber auf der anderen Seite bin ich noch nicht so wirklich davon überzeugt, dass die neu drangebauten Sachen mit Alchemisten, Exilir und Mausoleum wirklich spannend sind und einen Mehrwert bringt. Das wirkte auf mich bisher nach Regellektüre leider etwas beliebig und austauschbar. Und mit dem variablen Multiplikator für die Endziele (x1 / x2 / x3 für 1/2/3 erreichte Ziele innerhalb der beiden 3er-Gruppen) haben die Macher bei Sorry We Are French (SWAF) auch ausgerechnet etwas rausgeworfen, was ich in der alten Version für besonders gelungen halte. Früher direktes Scheiben-Einpöppeln für eine spannende Schlusswertung, jetzt erstmal spezielle Wertungssteine (Terracotta-Soldaten) freischalten für eine ziemlich generische Wertung, wie man sie in hundert anderen Spielen auch finden kann. Das "+10 VP" für komplette Reihen/Spalten einer 3x3 Matrix ist für mich kein guter Ersatz für Wertungssteine, deren Wert erst am Ende feststeht.
Stand heute wirkt die Neuauflage für mich irgendwie ein wenig wie Streamlining in den alten Teilen mit eher wenig spannenden neuen Anbauten, und das weckt dann doch gewisse Zweifel an der redaktionellen Arbeit von SWAF. Und weil Canetta/Niccolini als Autoren jetzt nicht Massen toller Spiele in ihrer Vita stehen haben, würde ich anders als z.B. bei Luciani/Pfister/Feld/Rosenberg/etc auch denken, dass ein Verlag da an Ideen der Autoren noch etwas rundschleifen muss. Ich weiß auch nicht, ob ZhanGuo allzu viele neue Anbauten überhaupt verträgt. Es sind im ganzen Spiel 30 Kartenaktionen pro Spieler, was ja eher viel ist. Aber das funktioniert trotzdem gut, weil sonst eben kaum Verwaltungsaufwand dazu kommt und die Züge kurz sind. Wenn man das zu sehr aufbläst, könnte das Spiel auch schnell länger werden als der relativ simple Grundmechanismus es über die Zeit trägt.
[Disclaimer: Alles Eindrücke nach Regellesen der neuen Version von jemandem, der die alte Version sehr mag. Gespielt habe ich die neue Version noch nicht. Werde ich aber Freitag nächster Woche in Essen machen; die Online-Reservierung für eine Probepartie steht.]