Beiträge von Huutini im Thema „Generative Füllung: Blick über den Schachtelrand“

    Zum Einen hängt es stark davon ab wie man die Begriffe definiert. Im Beispiel von Casacdia könnte man beispielsweise argumentieren, dass der Bot den Hintern des Hirsches neu erschaffen hat. Ein Hirschhintern war vorher nicht auf dem Bild, ist also nicht kopiert sondern neu.

    Nö.

    Wie oben schon ausgeführt, gibt es einen Unterschied zwischen "Leere füllen" und "erschaffen".

    Hier hat sich der Algorithmus nicht hingesetzt und überlegt: "Hmm ... offenbar ist dieses Objekt noch nicht fertig. Da scheint was zu fehlen. Was könnte man da anfügen? Warte, ich ziehe mal diesen Strich. Ja, das sieht gut aus. Jetzt braucht es noch einen Namen. Vielleicht etwas mit 'H'. O ja, ich nenne es einen 'Hintern'. Ich habe hier einen 'Hintern' eingefügt. Ich habe einen Hintern erfunden."

    Das hat der Algorithmus nicht gemacht. Der Algorithmus hat die Form des Objekts genommen und mit den Objekten aus der Datenbank verglichen und dann das Objekt, das die höchste Ähnlichkeit hatte, als Schablone genommen, um dieses Objekt zu vervollständigen. Damit hat er nichts erschaffen, sondern ein unvollständiges Objekt anhand einer bereits vorhandenen Schablone vervollständigt. Das ist keinerlei kreative, "erschaffende" Leistung.


    Du zum Beispiel wirst vermutlich in der Lage sein, folgenden Satz zu vervollständigen: "Vater unser, der du bist im [...], geheiligt werde dein [...], dein [...] komme, dein [...] geschehe", aber damit hast du zwar Lücken gefüllt, aber nichts erschaffen, und ganz sicher bist du deswegen kein wiederauferstandener Jesus.

    Und nichts anderes macht der Algorithmus: Er füllt Lücken mithilfe bereits existierender Vorlagen. Er setzt nichts in die Welt, was es vorher noch nicht gab. Er erschafft nichts.

    .

    Und ich müsste als Hobby-Philosoph nun eigentlich fragen, was "erschaffen" genau bedeutet. Wo vorher nur weiße Leinwand und nun "etwas" ist, ist das nicht Erschaffung? Nur eben keine intentionale Erschaffung? Weil "Verstehen" und der "Zweck" der Erschaffung nicht Teil der Grundlage ist. Wenn eine Maus durch die Küche rennt, erschafft sie bisweilen nicht Chaos?

    Gegenfrage: Wenn ich ein, vermutlich recht kurzes, Programm schreibe, das die Pixelzeilen eines weißen Bildschirms abfährt und jeden Pixel mit einer zufälligen Farbe füllt: HAT das Programm dann etwas erschaffen?

    Es WURDE etwas erschaffen (das vorher nicht da war), ja, aber HAT das Programm es erschaffen?

    Erschafft der Drucker etwas, der ein weißes Blatt füllt?


    Zwischen "Leere füllen" und "erschaffen" liegen ja noch ein paar Ebenen.

    der nicht versteht, was er da tut.

    Wie viel versteht der Mensch von dem, was er tut? Wie viel von dem meint er nur zu verstehen? Das soll kein Widerspruch zu deinen Ausführungen sein, ich musste nur bei dem Teil des Satzes schmunzeln. Wie viele Entscheidungen treffen wir aus einem verzerrten schnellen Denken und meinen, damit auf dem richtigen Pfad zu sein?

    Das ist zwar wahr, aber eine andere Ebene. Du hebst das auf eine philosophische, ja fast schon metaphysische Ebene.

    Ich meine das ganz schlicht: Wenn du eine Ente malst, weißt du, dass du eine Ente malst.

    Wenn du dem Kopier-Algorithmus sagst: "Mal mir eine Ente", hat er keine Ahnung, dass er eine Ente malt. Er weiß nicht mal, dass er malt. Oder dass er ist. Oder dass du ihm was gesagt hast. Er oder was tut.
    Ein Toaster mag das schönste und knusprigste Toast der Welt zaubern, ein wahres Kunstwerk, das noch in Generationen die Menschen verzaubert, vielleicht sogar mit einem Abbild von Elvis oder Kurt Cobain oder so. Aber der Toaster weiß nicht, was er tut. Er weiß nicht, dass er toastet, er weiß nicht, dass er ein Toaster ist.
    Ein Kopier-Algorithmus hat dieselbe Bewusstheitsstufe und "künstliche Intelligenz" wie ein Toaster. Was am Ende rauskommt, mag UNS wie Magie und cleveres Handeln vorkommen, aber der Algorithmus weiß nicht mal, dass er das gemacht hat.

    Das heißt, wir wissen vielelicht nicht, was wir aufgrund von verzerrtem schnellen Denken tun, oder warum, aber ein Toaster denkt nicht mal, weder schnell, noch langsam. Er erfüllt die Aufgabe aufgrund rein mechanischer Mittel. Und ein Kopier-Algorithmus tut auch nur das.
    Das heißt, es ist dann doch noch eine andere Art von "Verstehen" als in deinen Gedanken. :)

    Was passiert, wenn man die erzeugten Bilder wieder als Quelle benutzt und das immer wieder wiederholt?

    Es gibt witzigerweise langsam erste Stimmen, die das ansprechen:
    Da der Kopier-Algorithmus solcher Programme sich immer aus bereits existierenden Bildern speist, und es immer mehr mit solchen Kopier-Algorithmen erzeugte Bilder gibt, beginnen die Algorithmen inzwischen auch, die bereits durch Algorithmen erzeugten Bilder zu kopieren. Kurz: Sie fangen an, die (minderwertigen) Kopien als Quelle für ihre Kopien zu nutzen, wodurch die Qualität noch weiter leidet.