Beiträge von Diggler im Thema „Revive DE für <60€ …und was es sonst noch so zu besprechen gibt.“

    Ja, guter Punkt! Ich glaube allerdings, dass durch die generellen Teuerungsraten diese Spontankauf-Schwelle auch immer weiter steigen wird. Brettspiele sind zwar teurer geworden, aber im Verhältnis zu anderen Artikeln auch nicht überdurchschnittlich. Das wird sich alles anpassen.

    Das wird aber nur zutreffen, wenn die Kunden dann auch entsprechend der Teuerungsrate mehr Geld zur Verfügung haben. Dann wäre es halt reine Inflation.

    Sollte das aber nicht der Fall sein, werden die Teuerungen der Brettspiele doppelt bitter, weil ja eh schon alles andere (lebensnotwendige) teurer ist und dadurch weniger Geld als zuvor für Brettspiele zur Verfügung steht.


    Habe heute erst in der Zeitung gelesen, dass die EZB berechnet hat, dass der durchschnittliche Beschäftigte in der Eurozone seit 2021 5% seines Lebensstandards eingebüsst hat.

    Es gibt keinen Verlag, der nur gute oder nur schlechte Spiele auf den Markt bringt. Ihr seid es, die statt wesentlich fokussierterem Kaufverhalten quasi alles mitnehmen.

    Ist das nicht ein bisschen Schwarz/Weiss-Denken?
    Ersten gibt es ja nicht nur gut und schlecht, sondern auch Abstufungen dazwischen und zweitens ist die Einschätzung ob gut oder schlecht, ja immer sehr vom persönlichen Geschmack, den Vorlieben und auch der Spielergruppe abhängig.

    Ich bin mir sehr sicher dass das bereits bei entsprechenden wochenenden umfangreich getan wird und die Verlage durchaus hinhören. Nur kann auch kein influencer abschätzen was erfolgreich wird. Sonst wäre Lacrimosa wohl das erfolgreichste Spiel der Messe 2022 geworden. Und hätten influencer ausreichend starken Einfluss säße die spiele-Offensive wohl nicht mehr auf so vielen Ramschexemplaren vom Pferde-Königreich.

    Also nach meiner Wahrnehmung kommt ein Großteil des Hypes schon von den Influencern und von Quellen wie BGG und das meine ich nicht negativ.

    Warum hatten denn schon alle sehnsüchtig auf den Release von Arnak oder Dune Imperium gewartet?
    Das war doch großteils die flächendeckend gute Berichterstattung darüber.

    Das mag nicht zu 100% funktionieren, aber ich glaube, dass die Summe der Influencer da schon recht treffsicher ist. Einzelne Influencer natürlich nicht, sondern die Masse und Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

    Es geht einfach nicht besser. Bei gefühlten 98% der neuen Spiele ist es unmöglich vorherzusagen, wie hoch die Nachfrage sein wird.

    Deshalb ärgern mich auch so Pauschalaussagen wie z.B. bei Heat, dass die Verlage für eine künstliche Verknappung sorgen, um den Hype anzukurbeln... Was aus meiner Sicht völliger Blödsinn ist, da kein Verlag wohl freiwillig auf Umsatz verzichtet sondern einfach nicht erwarten konnte, dass ein Spiel dermaßen einschlägt und vielleicht eher zurückhaltent produziert hat.

    Also künstliche Verknappung halte ich auch für kein valides Argument.


    Vielleicht sollte man die Influencer auch bei Retail-Releases früher ins Boot holen, ähnlich wie es beim Crowdfunding gemacht wird.
    Dann könnte man vielleicht einen möglichen Hype frühzeitig einschätzen und die Auflage entsprechend anpassen?

    Da bin ich ja schlicht gestrickt - lasst diesen Deluxe-Scheiß einfach weg, wenn das die spiele billiger macht. Ich brauche den nicht. Die die das haben wollen können dann ja gerne eine optionale Luxusversion kaufen (ja ich weiß, das ist dann wieder für den Verlag nicht kalkulierbar). Und ja ich weiß und lese oft genug dass Leute spiele nur okay finden, "aber die Ausstattung ist es wert". Da steige ich dann mental aus. Wenn das Spiel nur okay ist, dann brauche ich das nicht egal wie gut es aussieht. Das erhöht für mich in keiner Weise den Spielspaß.

    Findest du, dass die klassischen Retail-Spiel wirklich so viel Deluxe-Scheiß beinhalten?
    Die meisten sind doch eh vom Material recht simpel gehalten.

    Oder man veröffentlicht einfach mal weniger Spiele und dafür nur gute?

    Bringt nix, da gute Spiele nciht signifikant mehr verkauft werden als Durchschnittliche - mal abgesehen davon wenn sie dann SdJ werden oder so ein one in a million hit wie Arche Nova

    Ist ja immer relativ, was man als gut und schlecht empfindet, aber zumindest die in der Community gehypten Spiele würden vermutlich auch noch mehr verkaufen, wenn sie eine höhere Erstauflage hätten. Viele dieser Games sind ja dann innerhalb kürzester Zeit vergriffen und wenn dann viele Monate später ein neuer Print kommt, ist der Hype meist schon abgeflaut.
    Schon klar, dass höhere Auflagen ein Risiko bedeuten.
    Mich wundert es dennoch, dass die Prognosen in der Branche da oft nicht treffsicherer sind.

    So naiv war das natürlich nicht gemeint, das man einfach mal die Auflage erhöht.
    Aber die Business-Überlegungen sollten wohl in die Richtung gehen, wie man das erreichen könnte.

    Deshalb besteht eine andere, Strategie darin, weniger Geld in Marketing-Kampagnen zu stecken und stattdessen für dieses Geld ein zusätzliches Spiel zu veröffentlichen. Denn bei zwei Titeln anstatt einem ist auch die Chance größer, dass mindestens ein Titel dabei ist, der sich auf dem Markt durchsetzt und zu Nachauflagen führt. Denn erst mit Nachauflagen beginnt ein Verlag, Gewinne zu erzielen, die über die Refinanzierung der ersten Auflage hinausgehen.

    Dass man sich damit zugleich selbst wieder Konkurrenz macht, ist dann leider ein Teufelskreis ...

    Nur hat man dann ja wieder die zusätzlichen Mitarbeiterkosten für das 2. Spiel bei wieder recht geringer Auflage.


    Wäre es nicht möglich stärker auf Sprachneutralität und Verkaufsversionen für mehrere Länder zu setzen und somit international größere Auflagen zu erreichen?

    Die Spiele von Shem Phillips sind da für mich immer ein gutes Beispiel, die trotz ordentlicher Komplexität meist nahezu komplett sprachneutral sind. Interessant, dass es davon dennoch auch rein deutsche Releases über Schwerkraft gibt.

    Mir ist schon klar, dass das für viele Spiele, die auf Texte angewiesen sind, nicht klappt, aber vielleicht wäre das schon etwas, dass man bei manchem Designprozess berücksichtigen könnte.


    Aber klar, das Überangebot am Brettspielmarkt ist definitiv ein Problem.
    Andererseits habe ich aber das Gefühl, dass zumindest von gewissen Gruppen heute auch weitaus mehr Spiele gekauft werden, als noch vor 15-20 Jahren.
    Alleine durch Internet, Youtube und Webshops ist das Thema Brettspiel bei den Interessierten heute ja weitaus präsenter und die Spiele auch sehr komfortabel zu bekommen.
    Und bei gewissen Gruppen ist auch die Bereitschaft zu höheren Preisen durchaus da, wenn es dafür etwas sehr Spezielles gibt.


    Aber sicher kein einfaches Geschäft.

    Klar könnte ich die Auflage erhöhen. Ich drucke dir gerne 10.000 Townsfolk Tussle. Wer kauft die alle?

    Hohe Auflagen = Hohes Risiko

    Und wenn sie rumliegen, muss ich sie preisdumpen, was wiederum die Preisakzeptanz ruiniert. Ach ja, und den Verlag.

    Mit Brettspielen ist es wie mit Geld drucken. "Einfach" die Auflage erhöhen ist nicht :D

    So naiv war das natürlich nicht gemeint, das man einfach mal die Auflage erhöht.
    Aber die Business-Überlegungen sollten wohl in die Richtung gehen, wie man das erreichen könnte.

    Im Crowdfunding wird das z.B. durch die Internationalisierung der Projekte ja recht erfolgreich gemacht.

    Da wären wir wieder bei der Sache mit der Prio. Selbst in Elternzeit mit wenig Geld kaufe ich mir noch Brettspiele. Weil das zu mir dazugehört wie mein langsam schwindendes Haupthaar. Der Raucher wird auch als allerletztes mit dem Rauchen aufhöhren, auch wenn dass das "einfachste" wäre für den Verzicht. Die Frage ist, was dir dein Spielehobby wert ist.


    Ja, mehr zu bezahlen tut weh. Ja, alles geil alles billig war eine tolle Zeit (also für die, die gekauft haben, nicht für die auf deren Rücken das bezahlt wurde -> China oder "ich mach das für ein Spiel"-Arbeitskräfte). Aber der Wandel zur mehr Nachhaltigkeit muss kommen. Ist ein bisschen so wie die Gaskrise jetzt, die den Ansporn zu mehr regenerativen Energien auslöst. Vielleicht treten höhere Preise hier auch einen Wandel in der Wahrnehmung los und wir wir unser Hobby konsumieren. Aber NIEMAND kann mir erzählen dass 30 Spiele auf dem Pile of Shame geil sind. Auch nicht für die Verlage. Die zwar ein Spiel verkauft haben, aber in der Schlacht um die Aufmerksamkeit direkt wieder das nächste raushauen müssen, während das erste kaum 3 Monate alt auf dem POS dahingammelt.

    Da halte ich deine eigene Sicht aus der Blase heraus für etwas gefährlich.
    Die Gruppe der Leute, die Brettspiele zum Leben brauchen, wie der Raucher seine Zigarette, ist wohl verschwindend gering und gerade die Leute aus der Bubble haben, wie du ja selbst schreibst weitaus mehr Spiele als sie wirklich benötigen.
    Diese könnten ihr Hobby also lange weiter geniessen ohne ein einziges neues Spiel zu kaufen.


    Bezüglich der Nachhaltigkeit habe ich leider die Hoffnung verloren, dass das wirklich eintreten wird. Da wirkt einfach unser kapitalistisches System dagegen. Preissteigerungen werden wohl zum Großteil wieder nicht dort ankommen, wo es für eine Nachhaltigkeit nötig wäre.
    Ich kann mir auch nicht ganz vorstellen, wie das im Brettspielbereich aus deiner Sicht genau aussehen sollte, wenn die Leute kaum noch Spiele kaufen, weil sie eh genug am POS liegen haben.
    Wie teuer müsste denn ein aktuelles €60-Spiel werden, dass es aus deiner Sicht nachhaltig wird?

    Aber Brettspiele sollten (ja das böse Wort) noch teurer werden - aber hier im Sinne der Mitarbeiter

    Wäre es nicht auch ein Weg zu versuchen die Auflagen zu erhöhen, wogegen höhere Preise aber eventuell eher das Gegenteil bewirken könnten?
    Wenn ich das richtig sehe, liegen die eher niedrigen Gehälter ja auch daran, dass die Auflagen zum Teil sehr klein sind und daher die MA-Kosten pro Produkt viel schwerer ins Gewicht fallen.


    Das Problem ist halt, dass durch die aktuellen Teuerungen auch die Kunden ärmer werden und auf Luxusprodukte, wie Brettspiele werden viele da vermutlich als erstes verzichten.

    Aber wenn man 10 Spiele kauft, die nichts kosten, halte ich es für besser, wenn man 2-3 Spiele kauft, die am Ende wenigstens fair entlohnt sind.

    Die Frage ist halt warum, die Spiele in so kurzer Zeit so viel teurer wurden. Ich denke die wenigsten sehen dahinter bessere Gehälter für die Mitarbeiter der Branche.

    Ich denke die Sichtweise vieler ist eher, dass das zusätzliche Geld eher an anderen Stellen landet (siehe Energie- und Transportkosten, usw.).
    Mir wäre zumindest neu, dass jetzt gerade in den letzten Jahren der starken Preissteigerungen in der Brettspielbranche eine große Fairness-Kampagne was MA- Bezahlung angeht gestartet wurde. Wenn dem so ist, dann wurde es schlecht kommuniziert.

    Und ja, es profitieren teilweise auch Menschen von der letztjährigen Inflation, denen man es nicht gönnt, etwa dem Erdgasscheich aus Katar, das will ich natürlich nicht abstreiten. Aber da wir Bäume und alle anderen Rohstoffe nicht dafür bezahlen sie abzubauen (Rohstoffe also für sich genommen keinen "Preis" haben), gehen, global galaktisch betrachtet, ALLE Preiserhöhungen auf "mehr Geld" für irgendwelche Menschen zurück.

    Naja, der Großteil der Mehrkosten basiert aktuell ja auf den absurd hohen Energiekosten, hohen Rohstoffpreisen wegen Verknappung und hohen Transportkosten ebenfalls wegen Verknappung.
    D.h. das sind reine Firmengewinne einiger weniger Branchen, die die verknappte Situation ausnützen und letztlich in den Taschen von Investoren und Shareholdern landen.
    Eine echte Wertschöpfung an der ein Großteil der beteiligten teilhabt, kann ich da kaum erkennen.


    Es passen halt die Preissteigerungen nicht mehr mit den Gehaltsanstiegen zusammen. Klar geht das "mehr Geld" auf irgendwelche Menschen zurück, aber eben hauptsächlich auf ein paar wenige.

    Ich befürchte Du wirst Dich damit abfinden müssen, dass Inflation nicht wieder weggeht. Die Steigerungsraten mögen wieder sinken, aber es wird nicht wieder billiger und so wie früher. Das ist auch ganz normal, es wollen ja auch alle jedes Jahr Gehaltserhöhungen haben, in Deutschland genau wie in China und anderswo.

    Also dass die Leute entsprechend der Teuerungsraten der letzten Jahre mehr Gehalt bekommen, wäre mir neu. Das zusätzliche Geld geht da schon in ganz andere Kanäle und nur zu einem geringen Teil in höhere Gehälter.