Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „10.04.-16.04.2023“

    Gestern gab es etwas erholter endlich wieder einen Spieleabend mit Haddock und meiner Freundin:

    #DieWerft Hach, es ist doch immer schön, wenn man endlich mal wieder eines der eigenen Lieblingsspiele auf den Tisch bringen kann. Die Werft von Vladimir Suchy ist eine Schiffsbausimulation, bei der man sich sein beliebig langes Schiff mit bis zu 8 Bauteilen aufbessert und dann durch den ebenfalls zu bauenden Testkanal jagt, um so über Geschwindigkeit und Ausstattung zu punkten. Auf dem Weg dahin sammelt man das Material, aber auch regelbrechende Technologien in insgesamt 4 Rondellen, wobei auch die Aktionswahl rondellartig funktioniert. Ja, es ist etwas fiddelig (viele viele kleine Pappteile), aber dafür kenne ich wirklich kein Spiel mit Puzzle-Element, bei dem man so frei in der Wahl der eigenen Strategie ist. Man kann mit vielen kleinen Schiffen ebenso gut gewinnen wie mit wenigen großen, und da man aus 6 individuellen Zielen 2 bis zum Schluss auswählt ist die Varianz auch recht groß. Für mich der ideale Kandidat für die jetzt endlich kommende Neuauflage (Essen 2023) und trotz Underwater Cities und Co. immer noch mein Lieblings-Suchy.

    #Metropolys Und noch ein Lieblingsspiel, von dem bald ein Upgrade kommt. Nur leider kann ich meiner Freundin kein X für ein U vormachen - mitten drin dämmerte es ihr dann doch: "Hey, das ist ja ein Versteigerungsspiel!" Und die mag sie nunmal nicht, egal wie ausdifferenziert und abwechslungsreich der Mechanismus daher kommt. Ich bin sehr gespannt, wie dominant der Versteigerungsaspekt sich am Ende in Skyrise noch anfühlen wird. Ansonsten werde ich wohl nie gewinnen, aber es macht einfach immer Spaß.

    Außerdem gab es noch einige Online-Partien auf BGA, die mich überwiegend vor Käufen bewahrt haben:

    #Earth hatte ich bereits bestellt, bevor ich es dann doch sicherheitshalber getestet habe - da die gesamte Lieferung sich wegen der Witchstone-Erweiterung (die jetzt erst im Juni kommen soll) verzögert hat, konnte ich es dann noch rechtzeitig stornieren. Ich habe anscheinend überlesen, dass wir es hier mit "Arche Nova light" zu tun haben. Für mich weckt das Spiel die Befürchtung, dass es wie bei Arche Nova und TfM zu Endlospartien kommen kann, wenn alle vor sich hin basteln und niemand das Spielende vorantreibt. Und wie bei "Eine wunderbare Welt" merke ich hier vom Thema rein gar nichts, das ist ein reines Mechanikspiel, fast schon abstrakt. Online hat es bei mir jedenfalls eine ganze Reihe unguter Assoziationen zu anderen (vielgeliebten) Spielen geweckt, die nicht meine Favoriten sind. Generell sollte ich wohl Engine Builder mit vielen individuellen Karten einfach meiden, wenn sie nicht von Vladimir Suchy sind.

    #Applejack Hm, und noch eine Nova-Luna-Variante, diesmal mit etwas mehr Patchwork. Ist auf BGA okay, aber ich mag mir nicht vorstellen, wie sich das offline spielt, da zuviel Verwaltung notwendig scheint. Und für den angezielten Schwierigkeitsgrad ist der Spieleinstieg wegen der Geldknappheit arg frustrierend. Nicht meins.

    #Akropolis Per Einladung bin ich wie die Jungfrau zum Alpha-Kinde gekommen (die Beta soll bald folgen). Noch einmal Plättchenlegen, mit Auktion a la Century und Plättchen in der Vertikalen, wie schon bei Saloon Tycoon, Ginkgopolis und Nmbr9. Und die Wertung stammt von Kingdomino. Ich sehe wirklich keinen Hauch von Originalität in diesem Spiel, es ist schlicht eine wenig aufregende Kombination bereits bekannter Mechanismen. Was per se nichts Schlechtes sein muss, aber das hier hat mir zumindest online in der Erstpartie gar nichts gegeben.

    #AgeofCivilization Bei dem Titel erwartet man ja sonstwas, aber das hier ist nur ein kleines Kartenspiel, das wirklich nur rudimentär an Civ-Spiele erinnert. Da hat ja sogar Peloponnes mehr von einem 4x-Spiel. Aber wenn man es für das nimmt was es ist (ein etwas mühsam zu erlernendes Kartenspiel mit vielen verschiedenen Karten und einem interessanten "Kartenverschieb"-Mechanismus), macht es Spaß und bietet doch einige Tiefe. Nur unbedingt haben muss ich es dann auch nicht.

    #Homesteaders Passt nicht zum Rest, weil es hier bereits im Regal liegt. Auktionsspiele funktionieren für mich über BGA nur begrenzt, weil hier das menschliche Element dann doch etwas zu kurz kommt, aber diese schräge Mischung aus Caylus, Puerto Rico und Funkenschlag funktioniert für mich trotzdem auch online noch sehr gut. War ein schönes Wiederentdecken und wird bald wieder physisch aus dem Regal geholt (die Erweiterung befindet sich übrigens bei BGA gerade in der Alpha).

    Dank eines furchtbar anstrengenden Familienevents (80. Geburtstag der Mutter nur mit der engsten Familie, was mit allen Enkeln und Urenkeln immerhin auch schon 21 Personen sind) und einer aus der Unterbringung in einer schimmelbehafteten Ferienwohnung resultierenden üblen Asthmaattacke gab es hier in letzter Zeit wenig eigenes Spiel und Spaß. Eine eher ernüchternde Erfahrung waren die Spiele meiner Cousine, die sich selbst als "spielebegeistert" bezeichnete und ihre Brettspielsammlung mitbrachte, die dann auch in wechselnden Konstellationen von 6-80 durchgespielt wurde:

    #DixitOdyssey Unveränderte Neuauflage von Dixit mit mehr Karten und Material für bis zu 12 Spieler:innen sowie ein paar alternativen Regeln (Party- und Teammodus). Das Original-Dixit fällt in die Zeit meiner Spiele-Abstinenz, wurde damals aber trotzdem einige Male gespielt, da mein Schulfreund/Nachbar einen Narren daran gefressen hatte. So ganz hat sich diese Begeisterung nie auf mich übertragen, und Mysterium war dann für mich auch deutlich mehr Spiel (und damit Spaß). Die Wiederbegegnung war dann auch eher unspektakulär, ich konnte jede einzelne gespielte Karte der Mitspieler korrekt vorhersagen, weil die Hinweise zu eindeutig gegeben wurden. Das Spiel lebt davon, dass die Gruppe die es spielt einen gemeinsamen Erfahrungshorizont teilt und so auch abstrusere Erzählungen und Hinweise Sinn ergeben. Als etwa der Hinweis "M.C.Escher" kam, wussten ein Großteil der Beteiligten nichts damit anzufangen, als es dann aber erklärt wurde war die Karte wieder allzu offensichtlich. Das Spiel fiel entsprechend bei der Familie komplett durch, da der Spagat zwischen "eindeutig" und "zu wenig hilfreich" nie gefunden wurde.

    #Cascadia Erster Kommentar nach der Erklärung mit den A-Karten: "Boah, das ist ja wie Arbeit". Wir sind dann auf die fortgeschrittene Einsteigerversion gewechselt (also Tiere ab 2 bringen Punkte), und so funktionierte es denn auch recht gefällig, mit einigen Denkpausen. Mir ist aber dabei nochmal klar geworden, dass Cascadia im Vergleich zu anderen SdJs der letzten Jahre ein klarer Ausreißer auf der Komplexitätsskala ist, sobald man auch nur die A-Karten dazunimmt.

    #ScotlandYard Das habe ich ungelogen nicht mehr gespielt seit es 1983 Spiel des Jahres wurde. Funktioniert immer noch sauber, aber ich hatte verdrängt wie langwierig sich eine Partie gestalten kann (bzw. wie langwierig sich eine einstündige Partie mit dem Spiel anfühlt). Mister X hat es in diesem Spiel gefühlt viel zu leicht zu entkommen, aber das habe ich schon 1983 gedacht als mein Bruder die Rolle gespielt hat ;). Ich bin dem Spiel dankbar, dass es die Grundlage für viele bessere Deduktionsspiele (u.a. den direkten Nachfolger Akte Whitechapel) gelegt hat, aber hier ist der Zahn der Zeit recht rabiat bei der Sache gewesen.

    #6nimmt Eigentlich ein unverwüstlicher Klassiker, dachte ich. Kam leider überhaupt nicht an, wurde als viel zu kompliziert und viel zu mathe-lastig empfunden (von Menschen, die ihren Tag im Rechungswesen zubringen!!!).

    #Kakerlakensuppe Mein Favorit unter den Kakerlakenspielen (bevor es mit Kakerlakentanz dann zu albern wurde), funktioniert mit Kindern hervorragend, vor allem wenn man selbst am häufigsten Fehler macht. Das geht tatsächlich fast immer.

    #Kluster Ebenfalls unverwüstlich. Problem ist allerdings, wenn man nicht merkt, dass der Tisch ein Metallfundament hat. Die Steine blieben einfach da liegen wo man sie hinlegte. Machte die erste Partie reichlich unspektakulär, bis das Problem erkannt war...

    #LuckyNumbers Auch hier: "Viel zu mathematisch!" Merke: In dieser Familie haben Spiele, in denen Zahlen vorkommen, per se schlechte Karten...

    #FreedomTheUndergroundRailroad Wenigstens an einem Abend wollte ich ein richtiges Spiel spielen, also habe ich mir meinen geschichtsinteressierten Schwager geschnappt und nochmal Freedom rausgeholt. Seine Spielerfahrung ist 1985 bei Risiko und Monopoly stehen geblieben, trotzdem war es kein großes Problem, ihm das Spiel anhand des interessanten historischen Settings zu vermitteln (er hatte sich ein kooperatives Spiel gewünscht). Insgesamt lief es ganz gut, aber ich habe deutlich unterschätzt, wie sehr man auch bei einem eher fluffigen Koop (2,9 auf BGG) als Nichtspieler in Analyse-Paralyse verfallen kann. Immerhin wurden bis Runde 7 alle benötigten Sklaven gerettet, nur das Geld für die letzte Supportmünze fehlte noch, als eine absolut verheerende Strafkarte rauskam und das Spiel dann leider vorzeitig durch Überfluten der Plantagen beendete. Als ich meinem Schwager dann erklärte, dass man selbst wenn es besser läuft nur maximal 50% der Partien gewinnen könne, war bei ihm der Ofen (und die Bereitschaft zum Mitspielen) aus.

    Am Ende wurden dann mehr Partien MauMau gespielt als ich es für menschenmöglich gehalten hätte. Weil man das vor 40 Jahren ja auch so gemacht hat. Brrr. Und ein schönes Beispiel dafür, wie die meisten Nichtspieler so ticken.