Beiträge von MetalPirate im Thema „Essentiell oder aufblähend - eure 3 Top Erweiterungen“

    Was mich aber interessieren würde: Hier nennen so viele von euch die Tuscany Erweiterung von Viticulture als absolut notwendig. Gilt das auch für die Essential Edition? Denn in der ist ja wohl vieles der ursprünglichen Tuscany Erweiterung bereits enthalten.

    Da muss man ein bisschen ausholen. Zu Viticulture gab es zunächst die Collector's Edition, die 10 Module in 3 Stufen bot. Grundspiel plus Stufe I (diverser Kleinkram wie z.B. Startboni) wurde dann zur "Essential Edition", Stufe II zur Tuscany Erweiterung, Stufe III verschwand in der Versenkung, zumindest größtenteils, denn WIMRE kam ein ehemaliges Stufe III Modul auch in das neue Tuscany rein.

    Kern der ehemaligen Stufe II (und jetzt von Tuscany) ist ein neuer Spielplan mit vier statt zwei Jahreszeiten. Ich würde mich denen anschließen, die das für eine deutliche Verbesserung halten. Das verpasst du, wenn du Tuscany nicht hast.

    Erweiterungen, die ich persönlich für absolut verzichtbar halte: (Begründung gern auf Anfrage per PN)

    [...]
    - Tobago: Volcano
    [...]
    - Everdell: Pearlbrook

    [...]

    Für mich ist beides weit weg von essentiell und vermutlich liegen wir da auch gar nicht sooo weit auseinander, aber "absolut verzichtbar"? Da würde mich schon die Begründung interessieren. Und weil es weniger Eskalationspotenzial als Drafting und TFM hat, bin ich so frech und frage trotzdem hier im Thread. :)

    Man kann nicht aus absolut allen Karten etwas machen.

    Aus den 10 Startkarten definitiv schon. Immer. Nur muss man manchmal eben von den leicht zu spielenden Anfänger-Strategien weg oder z.B. wissen, wie man ein halbes Spiel mit Geldmangel oder ähnlichen Problemen klar kommt. Ein anderes Beispiel für mögliche Probleme auf Kennerniveau wäre, dass man bei bestimmten Strategien weitgehend den Einfluss verliert, darüber mitzuentscheiden, welche Leiste zuerst/zuletzt auf Anschlag geht, was sich auch böse rechen kann, wenn bestimmte Karten ein halbes Spiel ausliegen.


    Und wer im Lategame 4 Karten mit roten Voraussetzungen zieht, hat wohl Pech gegenüber dem, der die Monsterpunktekarten zieht.

    Deshalb hat man IMMER 1-3 Karten als Reserve auf der Hand für den Fall, dass bei den vier Karten aus dem Angebot in jeder Runde nichts dabei ist. Das gehört dann eben auch zum guten Spielen dazu, wenn man darauf verzichtet, es sich mit Draften einfacher zu machen.

    Im übrigen haben "Monsterpunktekarten" üblicherweise auch monstermäßige Ausspielvoraussetzungen (z.B. irgendwelche Leisten fast am Ende) bzw. monstermäßige Ausspielpreise.

    Und wenn man wirklich bestimmte Karten braucht (klassisches Beispiel: sammeln von Jupiter-Symbolen), dann muss man eben die Kartenzieh-Boni höher priorisieren bzw. sich mit blauen Karten Kartenzieh-Engines aufbauen. Wer das durch Draften ersetzt (aka "solange ziehen, bis das kommt, was man will"), der nimmt sich selbst einen großen Teil der strategischen Tiefe von Terraforming Mars. Und nein, das wird nicht durch Hate Drafting kompensiert.

    Prelude dagegen halte ich für vollkommen verzichtbar

    Ich spiele normalerweise ohne Prelude, weil ich gerade das "in die Gänge kommen" in den ersten paar Runden für den interessantesten Teil von TFM halte und Prelude mir genau das wegnimmt. Ich kann aber anerkennen, dass Prelude absolut sinnvoll ist, wenn Anfänger am Tisch sitzen. Nicht zuletzt dadurch, dass es die Spielzeit verkürzt, und die ist bei Lernpartien eh etwas höher.


    Draften halte ich bei TfM eh für essenziell, egal ob mit Grundspiel oder Erweiterungen.

    Ich halte mich da an die Autoren und Redakteure, die Nicht-Draften als Normalversion vorgesehen haben und Draften nur als Variante. Wie ich meine: als Variante für Leute, die es sonst nicht schaffen, aus vermeintlich schlechten Karten etwas zu machen und keine Lust haben, mit Plan B und C zu arbeiten. Denn: aus absolut allen Karten kann man bei TFM etwas machen. Man muss nur wissen wie. Der Flaschenhals ist immer das Geld zum Ausspielen, nicht das Angebot an Karten. Aber das ist eher was für den TFM-Thread. Hier soll's eher um sinnvolle oder überflüssige Erweiterungen gehen.

    Das beste TFM-Erlebnis bietet für mich das Grundspiel mit Grundspiel-kompatiblen Karten aus den Erweiterungen, wobei man über die Balance von ein paar Promo-Karten schon streiten kann. Für mich ist's z.B. kein Zufall, dass die Pinguine "nur" Promo sind, während es Tiere mit 1 SP/Runde für beide anderen Leisten (Temperatur, Sauerstoff) normal im Grundspiel gibt. Aber 8 Ozeane kann halt ggf. deutlich früher erfüllt sein als der Rest und das "liegt maximal ein paar Runden aus" gehört halt fest zum Balancing der Late Game Karten.


    Wenn man sich die Vergleichstabellen anschaut, ist die Verteilung der Tags praktisch konstant, egal mit welchen Erweiterungen man spielt.

    Das reicht aber nicht, wenn ich die Anzahl der Karten verdoppele oder verdreifache. Im statistischen Mittel gibt es dann zwar die gleichen Erwartungswerte, aber durch mehr Karten ändert sich trotzdem die Wahrscheinlichkeitsverteilung in Richtung extremerer Zufallsereignisse. Der Mittelwert bleibt, aber sie wird "breiter".

    Colonies und Turmoil halte ich für nicht viel besser als Venus Next. Von den TFM-Erweiterungen braucht man IMHO nur Hellas & Elysium, Prelude und ggf. die Grundspiel-kompatiblen Karten vom Rest, insbesondere bei den Konzernen, da gibt's sonst zu wenig. Aber alles andere transformiert IMHO ein tolles, gut ausbalanciertes Strategiespiel, bei dem man mit absolut jeder Start-Kartenhand irgendwas Gutes anfangen kann, in ein überlanges, aufgeblasenes Glücksspiel, bei dem es immer viel Zufall ist, ob die eigene Strategie aufgeht. Und das sage ich als jemand, der bei TFM immer die Wichtigkeit eines Plan B (und oft Plan C) betont und grundsätzlich immer das Spielen ohne Draften empfiehlt. Das TFM-Motto heißt: Mach etwas aus dem, was du findest! Aber dazu darf das Kartendeck halt nicht mit irgendwelchem, zum Melken des Erfolgs drangepapptem Unfug verwässert sein...

    Meiner Meinung nach haben Erweiterungen außerhalb des reinrassigen Euro-Bereichs von vorn herein mehr Berechtigung als innerhalb der puren Optimierorgien. Bei Spielen wie XIA, Mage Knight oder Scythe ist einfach mehr Platz für neuen Content als in irgendwelchen Werken von Feld, Luciani oder Rosenberg, wo man sonst schnell bei einem inhärenten Widerspruch zwischen Effizienzoptimierung beim Spielen und dem vielen eher überflüssigen Zeugs beim Spielmaterial landet.

    Bei den meisten Erweiterungen lohnt der Nachdruck nicht und damit gibt es sie nur in einem sehr kleinen Zeitfenster.

    Richtig. Aber das liegt natürlich in erster Linie daran, dass die allermeisten Erweiterungen völlig zurecht schnell wieder von der Bildfläche verschwinden. Die ganzen nach Schema-F zusammengeklöppelten Erweiterungen zu quasi allem sind für die Verlage doch nur schnell verdientes Geld, wo sie recht sicher sein können, dass ein gewisser Prozentsatz der Grundspielkäufer den Kram sowieso kauft, auch ohne dass es dafür groß Werbung bräuchte und ganz egal, wie viel teuer verpackte Luft nachher in den Schachteln steckt und wie viel Entwicklungszeit da reingeflossen ist. Die meisten Erweiterungen sind ein Melken von Sammlern. Ich bin Spieler, kein Sammler -- und noch dazu einer, der Fokussierung / Streamlining / Konzentration auf das Wesentliche schätzt. Mehr Regeln ohne entsprechenden spielerischen Mehrwert machen für mich ein Spiel schlechter, nicht besser.

    Damit ich eine gerade noch verfügbare Erweiterung schnell noch kaufe, bevor die OOP-Preise explodieren, muss ich das Grundspiel mit guter Begründung deutlich besser finden als die Masse der Käufer. Und das passiert dann doch nicht so oft. Wenn ich mitkriege, dass eine Erweiterung zu einem Spiel, das ich habe, so langsam verschwindet, dann ist in den allermeisten Fällen die Reaktion: jo, so sei es, das Grundspiel fliegt bei mir vermutlich auch über kurz oder lang aus dem Spieleregal raus.

    Jeder hier kennt OOP-Erweiterungen, die für das Doppelte des ursprünglichen Preises auf dem Gebrauchtmarkt gehandelt werden. Aber sowas ist natürlich die krasse Ausnahme. Die große Masse der "jo, ganz nett"-Erweiterungen zur großen Masse von grundsoliden (aber letztendlich verzichtbaren) Grundspielen bekommst du später auf dem Gebrauchtmarkt auch noch ganz problemlos für kleines Geld.

    Ich habe früher alle Erweiterungen für Spiele, die ich gut fand, besorgt. Mittlerweile hole ich so gut wie keine mehr und fahre damit sehr gut.

    Bei mir genauso. Ich kaufe Erweiterungen nur noch, wenn eine von drei Bedingungen zutreffen:

    • Grundspiel schon 10 mal gespielt (das sollte der Normalfall sein)
    • ein Grundspiel, das kein Kassenschlager war, wurde schon mehrfach gespielt, die Erweiterung verschwindet so langsam aus den Shops und es besteht die Gefahr, den Nicht-Kauf später zu bereuen, weil absehbar ist, dass die erstmal nicht neu aufgelegt wird
    • besondere Bundle-Angebote für (ältere) Grundspiele samt Erweiterungen dabei, aber diese Angebote müssen dann schon sehr, sehr gut sein.

    Das hat bei mir den Erweiterungskauf schon drastisch reduziert und ich glaube, dass es bei vielen ähnlich aussehen würde. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich früher der Einzige war, der regelmäßig viele ungespielte Erweiterungen herumliegen hatte, die dann teilweise ungespielt wieder verkauft worden sind.

    #Catan - ohne Städte & Ritter oder zumindest Seefahrer ?

    #AlhambraBigBox -ohne Erweiterungen ?

    Ich habe sowohl Catan mit drei Erweiterungen als auch die Alhambra Big Box. Trotzdem halte ich beides nicht für essentiell und das liegt im wesentlichen am Zielpublikum: Kinder und Gelegenheitsspieler. Für die braucht's das nicht unbedingt; da sind Erweiterungen sogar oft kontraproduktiv.

    Wenn man es bei Familienspielen etwas komplexer haben möchte, dann ist man meistens (nicht immer, aber eben meistens) besser damit bedient, etwas aus dem Regal zu holen, was für ein etwas höheres Anspruchsniveau entworfen wurde.

    Mir fällt es echt schwer, eine Erweiterung zu loben, bei der dieses Lob nicht zugleich auch eine Kritik am Grundspiel und dessen Unvollständigkeit, fehlender Balance oder Ähnlichem wäre.

    Außerhalb von Kartenerweiterungen (Age of Steam, Concordia & Co) oder Story-Content im AT-Bereich gibt's da sehr, sehr wenig. Selbst bei meinen Lieblingsspielen fällt mir da auf Anhieb nichts ein, was ich für absolut essentiell halten würde.

    90% aller Erweiterungen sind IMHO schlicht überflüssig und der Rest ist dann interessant, wenn alle am Tisch 10+ Partien auf dem Buckel haben...