Beiträge von Psychospargel im Thema „06.03.-12.03.2023“

    Nachdem meine Frau und ich vor zwei Wochen ein eher unterwältigendes Erlebnis mit Aventuria - Das Kartenspiel hatten, wobei wir die Mythische Geschichten Erweiterung spielten, wollten wir jetzt nochmal sehen, wie das Spiel nur im Legendenmodus ist. Tatsächlich haben wir dann gleich alle drei Abenteuer der Grundbox über das Wochenende durchgespielt, was etwa 7 Stunden Spielzeit entsprach.


    Für die, die Aventuria nicht kennen: Im Spiel spielen wir verschiedenen Helden, welche jeder durch ein eigenes Kartendeck dargestellt werden. Wir ziehen zu Beginn 5 Karten und dann pro Runde 2 dazu. Jede dieser Karten kann dauerhaft ins Spiel kommen wie etwa Waffen, Rüstung oder Zaubersprüche, andere wiederum haben Einmaleffekte. Je nach Macht der Karte kosten diese unterschiedlich viel Ausdauer, welche wir durch das Ablegen von Karten (maximal 2 pro Zug) generieren. So müssen wir beständig entscheiden, welche Karten wir für die Ausdauer opfern, da sie dann nicht mehr gespielt werden können, und welche Karten wir ins Spiel bringen wollen. Zu Beginn haben wir keine Ausdauer. Legen wir zwei Karten ab, haben wir für Runde Eins 2 Ausdauer, machen wir das in der nächsten Runde wieder, haben wir 4 etc. Dies bedeutet, dass ein Held zu Beginn des Spiels sehr schwach ist und in Runde Eins tut man daher oft nahezu kaum etwas, außer vielleicht einen schwachen Angriff auszuführen oder eine schwache Karte ins Spiel zu bringen. Im Laufe der Zeit wird ein Held jedoch immer stärker, da er mit mehr verfügbarer Ausdauer immer stärkere Karten ins Spiel bringen kann.


    Im Gegensatz zu den Helden fangen die Gegner, jeweils durch eine eigene Karte mit unterschiedlichen Fähigkeiten dargestellt, voll einsatzfähig an. Für den Spielverlauf bedeutet dies, dass die Helden zu Beginn gewaltig auf die Nuss bekommen und erst im Laufe der Zeit dagegen halten können. Dadurch ergibt sich eine Art Wettrennen mit den Gegnern, welche noch durch einen Boss angeführt werden. Nebenher läuft ein Ereigniscountdown runter, der immer wieder verschiedene Effekte auslöst.


    Am Anfang des Spiels steht aber erst der kleine Storytext, in dem man 3 Entscheidungen pro Akt (im Grundspiel gibt es 2 Einakter und einen Dreiakter) zu treffen hat. Diese Entscheidungen verlangen einen Wurf mit einem W20 auf einen Talentwert, der zu unterbieten ist. Je nach Ergebnis bekommt man leichte Vor- oder Nachteile für den abschließenden Kampf, dem eigentlichen Kern des Spiels.


    Für den Kampf werden aus einem potentiellen Schergenstapel Gegnerkarten gezogen, die von einem durch das Szenario vorgegebenen Boss geführt werden. Jeder Boss bringt dabei unterschiedliche Spielumgebungen als auch Siegbedingungen mit. So lässt sich beispielsweise der eine Boss erst angreifen, wenn man seinen Namen erraten hat, für einen anderen muss man sich erstmal durch seine Schergen prügeln, bei einem dritten muss man vorher über den Kronleuchter mittels Talentprobe hinspringen, um ihn angreifen zu können.


    Der Kampf beginnt mit den Helden, die Ausdauer generieren und entsprechend der aufgebauten Ausdauer Karten ins Spiel bringen oder je nach Szenario Spezialaktionen auslösen. Hierfür wie für jeden Angriff muss mit einem W20 der Fähigkeitswert des Helden unterboten oder getroffen werden. Nach den Helden kommen die Gegner, für die jeweils auch mit einem W20 erwürfelt wird, was diese tun. Das kann von "Er grinst böse und lacht" zu "ziehe eine Ereigniskarte" sowie natürlich einfachen Angriffen mit einer Schadenshöhe von W6+2 etc reichen. Als Held darf man dann versuchen, den eingehenden Schaden durch eine Ausweichprobe zu halbieren, mit Rüstung zu minimieren oder einfach zu schlucken. Sind die 40 Startlebenspunkte weg, ist der Held besiegt. Siegen die Helden, gibt es eine Belohnung in Form von speziellen Karten, die man ins Deck einführen darf, wenn man sie mit den durch das Szenario gesammelten Erfahrungspunkten bezahlen kann.


    Nach dem Kampf geht man im Legendenmodus in eine zufällige Ortschaft, wo man sich drei Orte aussuchen kann, auf die man dann würfelt, was man dort erlebt. Hier kann man dann zusätzliche Karten für den Deckbau bekommen, die man von dem im Szenario erarbeiteten Erfahrungspunkten bezahlt. Zusätzlich kann man einige seiner Grundkarten verbessern oder seine Talentwerte erhöhen. Das führt dazu, dass der Held im Laufe der Kampagne immer stärker wird.


    Wie hat es uns nun gefallen? Im Gegensatz zu der Erweiterung Mytische Geschichten spielt sich dieser Modus sehr flott. Insgesamt 5 Kämpfe in etwa 7 Stunden inklusive etwas aufwendigen Aufbau und Vorleseteil lassen das ganze recht kurzweilig ablaufen. Die Kämpfe sind spannend, durch das Würfeln auf einen W20 aber auch sehr glücksabhängig. Im Endeffekt war jeder Kampf sehr emotional bewegend und wurde von uns auf normaler Schwierigkeitsstufe knapp gewonnen. Vom Anspruch her ist es eher ein Bier und Brezel Spiel, da die Regeln nicht sonderlich komplex sind und es nun nicht wahnsinnig viel taktisches Verständnis erfordert.


    Sehr positiv ist, dass sich bisher jeder Held komplett anders spielt (wir haben bisher 6 Helden gespielt). In unseren Partien am Wochenende spielte meine Frau die Magierin, die eher zerbrechlich aber ordentlich Schaden mit ihrer Magie raushauen kann, und ich den Zwergen, die erst spät ins Spiel kommt, da er sich sehr gut rüsten kann und seine Waffen recht teuer sind. Beim Zwergen merkt man die Tankfunktion recht gut. Die Unterschiedlichkeit der Helden macht schon neugierig, wie denn wohl die anderen Helden zu spielen sind, um die Abenteuer erneut zu spielen.


    Die Verbesserung der Helden ist okay, aber nichts weltbewegendes. Es ist sehr zufällig, was man durch die Events in den Ortschaften an Deckbaumöglichkeiten bekommt, kann aber dann schon einige spürbare Veränderungen / Verbesserungen herbeiführen. So kann der Zwerg sich eigentlich nicht heilen, findet er aber einen Heiltrank, hat er einfach nochmal eine wichtige weitere Option, um in den Kämpfen zu bestehen.


    Insgesamt bleibt Aventuria ein durchaus unterhaltsames Spiel.