Beiträge von Biberle im Thema „Heat Pedal to the Metal“

    Viel direkter kann sich ein Rennspiel doch kaum an Nicht-Hardcore-Spieler richten und gleichzeitig dennoch Rennatmosphäre vermitteln.


    Ich habe einiges an einschlägigen Spielen (Grand Prix/GMT, Speed Circuit, Formula De, Downforce, den alten Nürburgring-Klassiker von Brohm/Waddington, Race Pace...) und warum - meiner Meinung nach - Heat so einen Hype ausgelöst hat ist, dass es vor allem als - recht simples und eingängiges - Brettspiel im eigentlichen Sinn punktet. Fast die ganze Konkurrenz versucht deutlich stärker, den Sport an sich zu simulieren. Das Schöne ist ja, dass Heat seine Entscheidungen gleichzeitig dermaßen schön anschaulich darstellt (auf der Strecke eben) wie sonst kaum ein anderes Spiel dieser (niedrigen) Komplexitätsstufe.


    Dass einen Heat ernsthaft ratlos zurücklassen kann, lässt mich ratlos zurück.

    Fürs Erste würden mir schon mal wirklich ansprechende Strecken reichen. Die sind nämlich mMn ein Schwachpunkt beim Basisspiel, sowohl optisch als auch spielerisch.


    Und nix gegen die Fanmade-Strecken - aber gerade in den 60ern gab es dermaßen viele geile Kurse, die nach einer Umsetzung schreien.


    Und noch ein kleiner Tipp - wer sich an der teilweise famosen Grafik, besonders auf den Karten, nicht sattsehen kann, sollte mal hier vorbeischauen - kann man sogar kaufen:

    Studio 88 - Motorsport, Aviation and Medieval Art - paintings, prints and cards by Michael Turner and Graham Turner

    Das Zitat ist aus dem Impressum von Osiander.de ;)

    Sag ich doch... da steht nix von "gehört uns". ;)


    Strategische Zusammenarbeit im eCommerce.

    Ob sich Osiander damit einen Gefallen getan hat... ich habe letztes Jahr bei den ersten Brettspiel-Stöbereien Osiander als komplett redundant empfunden und deshalb nicht weiter beachtet. Und Thalia reibt sich wahrscheinlich die Hände...

    Nein, Osiander ist tatsächlich Osiander, auch Online.


    Nur wird der Onlineauftritt halt komplett von Thalia "betrieben". Die Erlöse von Osiander.de gehen offiziell komplett an Osiander. Inwieweit das Sinnig und überhaupt möglich ist, wage ich nicht zu beurteilen.

    Ich hatte im März zu Beginn der Vorbestellaktionen eine Meldung auf Brettspiel-Angebote, dass Heat auch bei Osiander vorbestellbar sein soll (ich habe nie nachgesehen, wie diese beiden Größen zusammenhängen).

    Sind schon eigenständig (beide in Privatbesitz), aber arbeiten im Bereich Warenbeschaffung , eCommerce etc. pp zusammen.

    B) Wenn man auf einem Feld zum stehen kommt, auf dem 2 stehen, kommt man ein Feld dahinter. Wenn man dadurch über die Kurve fährt, zählt dann das Tempo der Karten + das Zusatzfeld oder ohne?

    Kann es sein, dass du das "dahinter" falsch interpretierst? Ein mit beiden "Spots" belegtes "Space" (hab die englische Version) blockt andere Wagen nicht beim Durchfahren, sehr wohl aber beim darauf landen. Man verliert ein Space, weil man sich HINTER den beiden bereits dort befindlichen Einbäumen einsortieren muss.


    Diese Aussage verstehe ich nicht. Meinst du immer nur ein Wagen gleichzeitig? Da die Schritte 3-9 von jedem einzeln durchgeführt werden, überprüft doch jeder in Schritt 5, ob er den Windschatten nutzen kann. Somit können in einer Runde mehrere Fahrzeuge den Windschatten nutzen. Oder bin ich hier komplett auf dem Holzweg?

    Nein. Die Ursprungsfrage zielt glaube ich darauf ab, dass alle den Windschatten anhand der aktuellen (Ausgangs-)Konstellation abhandeln, also noch bevor jeder seinen individuellen Zug macht.

    Hinsichtlich der Menge haben sie den Hype wohl ziemlich unterschätzt. Hier wäre meine Vermutung, dass ein Rollout mit Einbindung der Fachhändler durchaus anders gelaufen wäre. Der ein oder andere Fachhändler kennt mit Sicherheit den Markt besser (hoffe ich zumindest) als der Standard Einkäufer bei Thalia.

    Das ist unlogisch. Wenn man den Markt kennt, dann IST man so vorsichtig, wie es Asmodee insgesamt war.


    Ob nun Konkurrenzumfeld, F1-Spiele als Nische, bisherige Erfahrungen, der ausbleibende Hype bei Flamme Rouge, die sich auf dem Tiefpunkt befindliche F1-Popularität in D, die insgesamt konventionelle Herangehensweise (auf den ersten Blick sieht Heat nicht groß anders aus als ein Dutzend bereits existierender F1-Spiele) Es hat *nichts* darauf hingedeutet, dass Heat dermaßen abgeht. Ein Forumsthread, in dem sich Dutzende gegenseitig hochschaukeln, ist dafür nicht ausreichend. ;)


    Ja klar, Heat hatte von der SPIEL weg sehr gutes Feedback. Hier wäre aber mMn trotzdem der größere Unsachverstand gewesen, deswegen gleich mit 50.000 Exemplaren auf die Leute loszuballern.


    Es ist in einem gewissen Umfang tatsächlich ein Hype entstanden. Ein Hype ist schwer logisch zu fassen, er ist nicht gut kontrollierbar, er verselbständigt sich, er macht vieles irrational.


    Ich will nicht lästern. Aber, mal überspitzt ausgedrückt, es gehen ja hier schon einige alleine deswegen voll ab, weil sie mit kleinen Plastikautos um in Felder aufgeteilte Strecken fahren dürfen. Als ob es das davor in der Brettspielwelt noch nicht gegeben hätte...


    Offensichtlich haben Thalia/Asmodee das Potenzial falsch eingeschätzt. Es ist jetzt aber auch nicht so, dass Heat der unwahrscheinlichste Kandidat dafür gewesen wäre. Kommt halt vor...

    Steh ich jetzt auf dem Schlauch? Es kann doch gar nicht zu einer Situation kommen, in der ich diagonal hinter einem anderen stehe, ohne gleichzeitig neben oder hinter einem anderen zu stehen, oder ?

    Doch, wenn genau in dem Moment die "Rennlinie" wechselt.


    Aber bei aller Unlogik in der Slipstream-Regel (Windschatten NEBEN einem Auto...!? Wirkt irgendwie, als wäre die Regel nicht wirklich durchdacht von Flamme Rouge adaptiert worden...), zieht dennoch die Restlogik: Wenns schon neben einem Auto Windschatten-Bonus gibt, warum dann nicht schräg hinter einem? Ergäbe überhaupt keinen Sinn...

    Mal eine kritische Stimme... wobei das "kritisch" etwas missverständlich ist, denn auch mir gefällt Heat wirklich sehr gut. Aber: Irgendwo hier fiel mal der Begriff "Hype", und der trifft es mMn ganz gut, wenn man sich den Trubel um das Spiel ansieht. Ich bin auch schon etwas überrascht, dass es auf einer dermaßen breiten Front so gut ankommt.


    Und gleichzeitig bin ich auch wieder nicht überrascht. Denn das Erfolgsrezept liegt - um mich mal aus dem Fenster zu lehnen - meiner Meinung nach darin, dass Heat das Geschehen ganz subtil so weit wie möglich von der Rennstrecke auf das eigene Deck verlagert. Hin zu einem "normalen" Brettspiel, sozusagen. Und es gleichzeitig trotzdem schafft, sehr thematisch zu bleiben. Aber ein wenig wirken die Strecken wie ein "Auswertungsplan" des eigentlichen Spielmechanismus, nämlich dem Karten zusammenstellen.


    Man muss aber, und das soll kein Vorwurf sein, auch einfach mal sagen, dass 80% der Basics schon da waren. Und zwar schon sehr lange. Genauer gesagt seit 1962(!). Damals erschien "Waddington's Formula 1". Und das bot schon freie Geschwindigkeitswahl unter Einbeziehung eines Risikomanagements (Reifen- und Bremsenverschleiß, Schleudergefahr), Kurvenlimits, Boxenstops, Blockieren, Taktikkarten etc.


    Formula D(é) hat(te) mMn die schöneren Strecken/Spielbretter. Allerdings schieden sich am Mechanismus die Geister, mir gefällt die Würfelei nicht besonders. Ab 1971 lehnte sich dann "Speed Circuit" von 3M/Avalon Hill (und später in Deutschland von Klee) an an das Waddington's-Prinzip an und hatte zusätzlich unter anderem Ideallinien und konfigurierbare Autos. Andere Spiele boten Windschatten etc.


    Wirklich neu ist an Heat also mMn eher wenig. Es schafft es halt sehr gut, einen "normalen", sehr zugänglichen Brettspielmechanismus in Form von DeckBuilding in ein atmosphärisches Rennspielgewand zu stecken.


    Flamme Rouge wirkt da für mich deutlich eigenständiger, nicht nur von der anderen Thematik her.

    Ich würde mal behaupten, in mittelgroßen Städten zwischen 50.000 und 150.000 Einwohner ist Thalia (bzw. in Bayern entsprechend eher Hugendubel) sogar mit die erste Adresse, wenn es um Brettspiele abseits des reinen Mainstreams bzw. reinen Kinderspielen geht. Zumal hier das Sortiment vom Müller immer wieder stark schwankt.


    Ob man das dann als Fachhandel bezeichnet, ist reine Wortklauberei. Aber die führen Spiele ja nicht nur temporär oder aus einer Laune heraus - nächste Woche dann Bastelwolle, übernächste Woche Kerzen zum selber machen...

    Außerdem stammen auch Spiele von Verlagen, weil sie eben verlegt und gedruckt werden - ein nicht gerade kleiner Teil auch vornehmlich auf Papier/Karton. Ist also nicht so, dass das jetzt was völlig fachfremdes wäre. Aldi-Vergleiche etc. können erst gar nicht hinken, weil da gar kein Bein dran ist.


    Der "Liebhaber-geführte kleine Brettspielladen" ist in gewisser Weise ein Paradoxon; die Zielgruppe kennt sich sehr gut aus und braucht eigentlich gar keine Beratung. Zudem weiß sie, dass er preislich mit dem Internet kaum mithalten können wird.

    Finde die Regeln auch alles andere als optimal. ich gehe mal davon aus, dass irgendwie einfach vorausgesetzt worden ist, dass nicht erklärte Details "Standard" bedeutet.


    Ich habe zum Beispiel vergeblich einen expliziten Satz gesucht, in welcher Reihenfolge ab Step 3 gespielt wird. kann man davon ausgehen, dass von vorne weg gespielt wird? Sicherlich. Wäre es aber möglich gewesen, dass sich die Autoren dafür irgendeinen Kniff ausgedacht haben? Auch möglich. So oder so, es wäre keine übermäßige Arbeit gewesen, den Satz klipp und klar so reinzubringen. Es hätte sich auch garantiert niemand in seiner Intelligenz beleidigt gefühlt.


    Bei den "Standard"-Upgrade-Karten sehe ich es ähnlich. Sie werden mehr oder weniger einfach ignoriert. Oder man könnte umgekehrt auch sagen: Sie sind spielerisch schlecht umgesetzt. Dass sie eine Art "Modul" sind, wird wie gesagt nicht erwähnt, hat aber im Grundspiel auch in dem Sinn keine Bedeutung. Dass sie nicht für den Boost zählen - ja mei, die 0 macht eh keinen Sinn. Und ob man jetzt die 5 nehmen darf oder nicht - auch nicht spielentscheidend. Aber auch das hätte man doch einfach mal in zwei, drei Sätzchen hinschreiben können.


    Spielerisch stört mich vor allem der Slipstream. Der Gag IST ja gerade, dass der Windschatten deine Geschwindigkeit erhöht, gleichzeitig aber uU etwas Kontrolle verloren geht. Zeigen gerade die 2022er-Autos wunderschön. Und wer jetzt entgegnet, dass es ja in den späten 60ern spielt: In der Vor-Flügel-Ära spielte der Windschatten an sich keine so besonders große Rolle. Ich finde ihn außerdem als "Geschenk" zu stark, und dass er auch gilt, wenn man neben einem Auto zum stehen kommt, macht mMn überhaupt keinen Sinn... Dazu noch Adrenalin... bei Videospielen wird über einen "Gummibandeffekt" zurecht geschimpft.


    Wenn man bedenkt, dass Formula De weit über 20, Speed Circuit über 30 und dessen Vorbild "Formula 1 Nürburgring" bereits 60(!) Jahre alt ist, steckt mir in Heat insgesamt zu wenig Innovation. Gerade z.B. bei der Ermittlung, ob ich eine Kurve "geschafft" habe, haben sich die Autoren offensichtlich keine Mühe gemacht, das überhaupt irgendwie anders als schon zigfach gesehen lösen zu wollen. Das ist mir für 2022 insgesamt zu wenig. Zudem finde ich Layout und Grafik der Strecken recht schwach - da ist das vergleichsweise uralte Formula De meilenweit voraus.


    Was mir gut gefällt - und daraus bezieht Heat mMn seine Existenzberechtigung - ist der Kernmechanismus. Wer einfach nur normal Karten spielt, sieht kein Land. Mit Stress, Heat und Boost ans Limit zu gehen, und die letzten Zehntel zu finden, ist gut umgesetzt.


    Insgesamt denke ich mal, je mehr vergleichbare Spiele man schon kennt und je mehr man Fan echten historischen Motorsports ist, desto eher wird man leise enttäuscht sein. Mir ging es zumindest so.