Am Freitagabend dann die Revanche-Partie zu unserer 3er-Erstpartie (siehe oben). Als vierter Mitspieler war jemand dabei, der Weimar schon wesentlich häufiger als wir mit nur einer Partie Erfahrung gespielt hatte. Er hatte die KPD und baute schon in der ersten Runde mächtig Druck auf mit einer zweiten Räterepublik. Prima, so dachte ich mir als DNVP-Spieler, weil so kann ich im Schatten dieser Bedrohung meine Regime aufbauen und SPD sowie Zentrum können nicht nur gegen mich angehen. Tja, leider aber lehrreich war das dann eine sehr kurze Partie. Noch in der ersten Spielrunde konnte die KPD über Räterepubliken gewinnen, weil SPD und Zentrum zu wenig dagegen gemacht hatten und ich mich als DNVP zu stark rausgehalten hatte.
Erkenntnis aus dieser Partie: Wenn man den Spielsieg eines Mitspielers nicht aktiv verhindert, kann man nicht selbst gewinnen. Als DNVP hätte ich in der Räterepublikstadt putschen sollen, um da selbst ein Regime zu errichten und zeitgleich den Räterepublikmarker der KPD dort entfernen können. Zu sehr nur eigene Pläne zu verfolgen, das funktioniert bei Weimar nicht. Ich war da zu sehr in meinen Kartenmöglichkeiten und eigenen Plänen verliebt, um auf die anwachsende KPD-Bedrohung auf dem Spielbrett zu reagieren.
Also direkt zweite Partie gestartet, nachdem wir noch ein wenig diskutiert hatten, wie wir so einen schnellen Spielsieg hätten verhindern können: Selber dagegen agieren anstatt die Verantwortung auf andere zu schieben und hoffen, dass die schon was machen. Gleiche Rollenverteilung, auch damit wir unsere Rolle vertiefen konnten. Und diesmal lief es wesentlich ausgewogener und die Partie endete erst in Runde 4 mit Anarchie und Sieg der KPD mit wenigen Punkten Vorsprung vor Zentrum (als Juniorpartner in der Regierung) und der DNVP. Zwischenzeitlich musste die SPD mit Zentrum auf Initiative der DNVP die absolute Mehrheit der KPD im Parlament verhindern, in dem wir gemeinsam die Themen-Mehrheit der KPD gebrochen haben.
In Folge war kein eindeutig Führender auszumachen. Ich hatte nie mehr als zwei Regime im Spiel und meine lieben Mühe, irgendwie Siegpunkte zusammen zu bekommen. Die SPD hatte arg mit Armut zu kämpfen und dauerhaft mit dem Zentrum in der Regierung mit Unruhen, so dass es rundenweise viele Konflikt-Würfe für die Regierungspartien gab, was Siegpunkte und Präsenz stutzte. Ich selbst hatte über die Republikkarten die Hoffnung, an Parlamentssitze und Siegpunkte zu kommen, aber mehrmals wurden meine Vorbereitungen dazu vereitelt durch die Mitspieler. Tja und irgendwann musste ich eben das Ereignis der Republikkarte spielen, nur um dann festzustellen, viel zu viel Aktionen dafür aufgewendet zu haben, um dann doch nur sehr begrenzt davon profitieren zu können. Erinnerte mich an Twilight Struggle - Eventkarten dann spielen, wenn es am wenigsten schadet oder einem am meisten nützt. Und ebenso sehen, wann es sich nicht lohnt, gegen ein Event zu spielen, weil das zu viele Aktionen frisst.
Am Ende hatte ich als DNVP das Problem, dass jedes neue Regime einen der zwei Instabiler Staat Marker in die Republikbox gespielt hätte und damit die Anarchie ausgebrochen wäre, ich aber dann zu wenig Siegpunkte im Vergleich hatte, um zu gewinnen. Also irgendwie Siegpunkte bekommen, was in der Situation nicht recht klappte und dann war das Spiel durch Anarchie der KPD auch schon vorbei. Weiterhin ein tolles, weil packendes und forderndes Spiel, das auch nicht zwingend 6 Stunden dauern muss. Bin auf die Folgepartien gespannt und weiss schon jetzt, dass ich mir auch mal die Aktionsmöglichkeiten der anderen Fraktionen mal genauer anschauen sollte, um zu wissen, was die dagegen machen können, weil in Details weichen diese Aktionen schon erheblich von den eigenen ab.