Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „05.09.-11.09.2022“

    Gestern gab es mit Aleo und Haddock #Stroganov. Obwohl ich die Deluxe auch gebacken hatte, war ich durch die tendenziell negativen Reviews doch etwas abgeschreckt und innerlich auf ziemlicher Distanz zum Spiel, bevor es losging. Das erwies sich allerdings als völlig unbegründet: Stroganov ist im Prinzip Set Collection hoch zwei, man sammelt Felle unterschiedlicher Tiere (die eigentliche Währung des Spiels) und tauscht diese gegen Landschaften, Königswünsche mit dauerhaften Vorteilen, Liedtexte und Siegpunkte ein. Soweit erstmal nichts Ungewöhnliches, es handelt sich auf den ersten Blick um einen ziemlich standardisierten Euro, damit tut man dem Spiel dann aber doch arges Unrecht: Der zentrale, Parks-ähnliche Bewegungsmechanismus und die Tatsache, dass die Landschaften extrem schnell leergejagt sind und dann nicht von alleine aufgefüllt werden, machen das Spiel tatsächlich in einem sehr hohen Maß interaktiv, weitaus interaktiver als ich es erwartet hätte. Man macht sich wirklich konstant gegenseitig Pläne kaputt, das kann man auch absichtlich tun, aber zumeist wollen einfach alle die gleichen begehrten Fälle haben. Mir hat diese Euro-Klopperei auf hohem Kennerspielniveau überraschend gut gefallen, man braucht tatsächlich immer noch einen Plan B und Plan C (was aber kein wirkliches Problem ist, da es immer genug zu tun gibt). Zugleich bringt das natürlich lange Nachdenkphasen beim eigenen Zug mit sich, für glücksbefreite Planer:innen sind hier auch wenige Blument..äähh, Tigerfelle zu gewinnen, wie die meisten Steding-Spiele ist das hier eine gute Mischung aus langfristiger Strategie und kurzfristigen taktischen Entscheidungen. Übrigens sehe ich materialtechnisch wirklich kein Problem bei meinem Exemplar, wirklich deluxe wirkt es nicht, aber gut spielbar ist alles völlig. Wenn ich etwas kritisieren würde, dann die anfangs doch recht unklare Ikonographie - man versteht alles wenn man es einmal verstanden hat, aber selbstsprechend ist hier kaum etwas. Aber eigentlich ist der Kernmechanismus von entwaffnender Einfachheit (ziehen und dann optional bis zu 3 Aktionen plus beliebig viele Hilfsaktionen durchführen).


    Langer Rede kurzer SInn: Stroganov ist ganz anders als ich erwartet hatte, macht viel mehr richtig als falsch und ist in meinen Augen völlig unterbewertet. Geneigte Vielspieler:innen, die auf der Suche nach Euros mit hoher Interaktion sind, sollten es sich in jedem Fall einmal angucken.


    (P.S.: Mich persönlich stört in diesem Fall das Tierjagdthema überhaupt nicht, weil die Folgen ziemlich drastisch durch die verödeten Landschaften und die Tierverknappung auch inhaltlich gut umgesetzt sind).

    Grr, da sollte natürlich stehen: Warum Ihr NICHT die Goldsieber-Version genommen habt. Ich habs korrigiert.


    Ich finde die Fassung nicht nur vom Material her schöner, mir fehlt in der Neuauflage auch einfach das halbe Spiel, weil die Bietrunde ja rausredaktioniert wurde. Das führt natürlich dazu, dass sich das Spiel in der Hälfte der Zeit spielt, aber damit war für mich auch die Hauptattraktion weg.

    Ah, dann bin ich ja froh, vor geraumer Zeit die Goldsieber Ausgabe geschenkt bekommen zu haben. Jetzt muss sie nur Mal auf den Tisch kommen. :)

    Ich halte das nach wie vor für Teubers bestes Spiel, und in der Goldsieber-Version sicher auch sein komplexestes. Jede Aktion des Spiels wird versteigert, alle Mitspieler:innen können dabei bestochen werden, und die Wertung ist vertrackter, aber wie ich finde auch spannender. In der Kosmos-Version ist ein nettes Familienspiel draus geworden, das in der Hälfte der Zeit über die Bühne geht, aber dem auch der spezifische Charme des Entstehungsjahrs (wo Versteigerung/Bestechen eben noch zentrale, auch neue Spielprinzipien waren) verloren gegangen ist. Die Kosmos-Version ist das, was manche Menschen als "glattgebügelten Euro" bezeichnen; die Urversion ist um einiges kantiger, aber auch herzhafter.

    Gab es Gründe, warum Ihr die Goldsieber-Version genommen habt? Da fehlt ja die Bietrunde, was ich immer schade fand.

    Wenn ich das richtig verstehe haben sie die Neuauflage von Kosmos genommen.

    Die von Goldsieber ist m.E. die von 1997.

    Grr, da sollte natürlich stehen: Warum Ihr NICHT die Goldsieber-Version genommen habt. Ich habs korrigiert.


    Ich finde die Fassung nicht nur vom Material her schöner, mir fehlt in der Neuauflage auch einfach das halbe Spiel, weil die Bietrunde ja rausredaktioniert wurde. Das führt natürlich dazu, dass sich das Spiel in der Hälfte der Zeit spielt, aber damit war für mich auch die Hauptattraktion weg.

    ... gestern Abend beim Spieleabend waren wir dann doch nur zu dritt, es kam dann ein "Oldie" aus dem Jahre des Herrn 1997 in der überarbeiteten Neuauflage von 2003 auf den Tisch:


    #Löwenherz

    Gab es Gründe, warum Ihr nicht die Goldsieber-Version genommen habt? Da fehlt ja die Bietrunde, was ich immer schade fand.

    Nach einer Woche Urlaub gab es endlich wieder was zu spielen: Zum einen wurde der mittlerweile vierte Durchlauf Pandemic Legacy Season 1 beendet. Natürlich entdeckt man nichts Neues mehr, aber der Run war jetzt so optimiert, dass wir am Ende nur einen einzigen Monat zweimal spielen mussten (und das ausgerechnet den Dezember) und das Spiel mit 915 Punkten abschließen konnten. Ich glaube zwar nicht mehr, irgendwen spoilern zu können, aber ein paar Beobachtungen im Kasten:


    Zu dritt gab es dann gestern eine Gelegenheitsspieler:innenrunde bei der hoffentlich letzten Hitze des Jahres mit harmloser Kost, aber da hier ja zuwenig über alte Spiele geschrieben wird, nenne ich die (mittlerweile wohlvrtrauten) Klassiker dann doch nochmal:


    #Rattus Gemeinsam vermehrt man seine Bevölkerung im mittelalterlichen Europa - und verheert anschließend über Rattenplagen die dicht besiedelten Landstriche. Dabei darf man Sonderkarten nehmen und besitzt sie solange, bis sie einem weggenommen werden - diese lösen in der Rattenplage dann aber auch den Tod der eigenen Bevölkerung aus. Immer noch böse-gemeines Take-that-Spiel mit absurd vielen Erweiterungen, bei dem man allerdings, wenn man die Kartenkombos erstmal gut kennt, heillos in Vorteil gerät. Tatsächlich die erste Rattus-Runde meines Lebens, die ich durch Platzieren aller Bevölkerungswürfel gewonnen habe, während die Mitspielerinnen noch auf 8-9 Würfeln saßen. Aber dieser Runde hat es (zum ersten Mal in längerer Zeit wieder) gefallen, vielleicht kommt es ja öfter auf den Tisch.


    #Alhambra So, jetzt sind auch die letzten Erweiterungen gespielt, damit ist das Mammutprojekt, alle 41 Erweiterungen auszuprobieren, abgeschlossen. Was soll ich sagen, viele der frühen sind auch nach wie vor meine Favoriten; die Designer's Edition-Erweiterungen bekannter Spieleautoren sind überwiegend witzig, greifen aber teilweise so massiv ins Spiel ein, dass es nahezu vollständig transformiert wird. Ich weiß jetzt jedenfalls, mit was ich nochmal spielen wollen würde (z.B. Obstgarten, in jedem Fall aber die Wechselstuben), und was wohl nicht mehr aus der Kiste geholt wird (z.B. Felds Arbeiter).


    #NovaLuna Puh, wenn selbst die Gelegenheitsspielertruppe in kleiner Besetzung vor Analyse-Paralyse erstarrt, dann wird es schwierig. Das hab ich bei Nova Luna so bisher noch nicht erlebt, aber die Partie dauerte zu dritt über eine Stunde, und das trägt das Spiel dann m.E. doch nicht. Kam aber bei einer Spielerin so unerwartet gut an, dass ich jetzt doch erwäge, mir Variante 713/b, auch bekannt als Sagani, zuzulegen.


    #IslaDorada Faiduttis Remix von Elfenland und Zug um Zug mit einem ultraagressiven Bietspiel, bei dem alle woanders hinwollen und dann per Kartenduell den Entscheider für diesen Zug festlegen müssen. Man hat sowohl Schatz- als auch Fluchkarten auf der Hand, will daher zu bestimmten Orten (und zu anderen auf keinen Fall). Der Kartenkaufmechanismus ist aus Zug um Zug entnommen, die Wege sind wie in Elfenland farbig kodiert und können nur mit bestimmten Karten bestritten werden. Dazu kommt eine fast schon absurde Menge an Sonder- und Spezialkarten, was das Erklären des Spiels trotz der eigentlich geringen Komplexität immer etwas schwieriger gestaltet. Trotzdem, ich liebe die Optik und das fiese Gameplay einfach viel zu sehr, es ist unglaublich lustig, wenn man in der letzten Runde den sicher geglaubten Zeppelin-5er-Flug noch mit einer eigenen Karte verhindern kann und so der Mitspieler seinem Ziel leise Servus sagen muss. Isla Dorada ist ein schnell gespieltes Ärgerspiel, das man auf keinen Fall ernst nehmen sollte, das aber in der richtigen Gruppe und der richtigen Stimmung einfach eine Mordsgaudi verbreitet. Die Ausstattung ist für 2010 einfach sensationell (drei große Miniaturen, eine wunderschöne Comic-Grafik auf den Spuren von Franquin und Bourgeon, unzählige stabile Karten etc.). Zumindest in Deutschland kriegt man es immer noch gebraucht für schmales Geld, dafür kann man es wirklich mal ausprobieren, wenn die Gruppe dazu passt. Expertenspieler mit Planungsdrang sind hier definitiv nicht die Zielgruppe.

    Für mich ist Foundations of Rome ein großartiges Spiel

    Ich kann mir nicht helfen, alles in mir schreit #Acquire ! Gehts dir nicht genauso?

    Mir gefällt #Acquire immer noch ausnehmend gut (und ich liebe immer noch die böse Bizarro-Version #Shark), mit #FoundationsofRome konnte ich hingegen nur wenig anfangen. Außer der rein optischen Ähnlichkeit liegen da spielerisch Welten dazwischen. Der Kern- und eigentlich einzige Mechanismus bei Foundations ist Gebäude passend einsetzen und dadurch Einkommen etc. generieren. Metropolis muss ich mir wohl als Sackson-Fan nochmal genauer ansehen, das ist mir bisher durchgegangen, danke für den Tipp!