Beiträge von ReservoirHog im Thema „Was wollt ihr in einer Rezension/Ersteindruck/Spielbericht lesen?“

    Naja, wenn der Betreiber es so machen würde, wie du es von ihm erwartest, müsste er anders agieren, um über Brettspiele der jeweiligen Gewichtung erfolgreich zu schreiben. So habe ich das zumindest verstanden. Falls ich damit falsch liege, tut es mir leid.

    Anders herum: niemand soll so schreiben, wie jemand das von ihm erwartet. Der Leser soll allerdings erwarten dürfen, was er zu lesen bekommt.

    Du / ihr macht das ja in dem Fall mit Überschriften. So weiß ich ja bereits als mündiger Leser, was mich erwartet. Wenn von 5 Artikel keiner gekennzeichnet ist, einer ist eine Rezension, einer eine Inhaltsbeschreibung, einer eine Auseinandersetzung mit der Regel, zwei sind sprachlich hochgestochen, zwei sarkastisch überzeichnet, und bei einem ist es reiner stream of consciousness, dann wird das die Person auf der anderen Seite des Textes (wahrscheinlich) verwirren bis vergraulen.


    Aber ganz ehrlich: ich lese gar keine Spielebeschreibungen /-rezensionen, weil das für mich ein Medium ist, wo ich sehen muss, wie das Spiel ausschaut, wie es funktioniert und was es kann. Zumindest habe ich noch keinen gefunden, der so schreibt, dass mir das genügen würde. Aber muss ja auch nicht. Bin nicht der Nabel der Welt und es gibt zu den meisten Spielen, die mich interessieren, genug Videomaterial.

    Wenn sich dein eigener Spaß mit dem Anspruch anderer verbindet, umso besser.

    Die Frage bleibt, warum man etwas im Internet veröffentlich, wenn es einem nicht darum geht, von anderen gelesen zu werden? Auch wenn ich es "nur" hier bei Unknowns in den Äther werfe, möchte ich ja, dass es die Leute lesen - uneigennützig, dass sie etwas über das Spiel lernen; halb-halb, um eine Diskussion anzustoßen; eigennützig, damit ich Likes erhalte oder einfach nur, damit ich in der Welt gehört werde.


    Und es mag sicher Leute geben, denen das egal ist, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand auf Dauer Spaß daran hat, dass sein eigenes Werk entweder gar nicht beachtet wird (also null Rückmeldung) oder mit negativen Kommentaren versehen wird. So sehr er auch sein eigenes Ding durchzieht. Es geht zwar nicht zwingend darum, eine möglichst große Leserschaft zu haben, aber es geht einem doch darum, überhaupt eine Leserschaft zu haben, die Spaß mit den eigenen Texten entwickelt, oder nicht? Und um diese Leserschaft besser anziehen zu können, ist es mE besser, zu wissen, für wen man schreibt.


    Daher finde ich das Beispiel mit den Fischen auch etwas seltsam. Wenn ich gerne über Fische in Brettspielen schreiben möchte, dann super. Du hast dein Thema gefunden und auch direkt deine Zielgruppe: Leute, die sich genau dafür interessieren, bzw. die solche abseitige Themen unterhaltsam finden. Das finde ich besser als über alles und damit über nichts zu schreiben.

    Oder man tut sich selbst den Gefallen (zumindest wenn es als erweitertes Hobby betrieben wird), dass man das so schreibt, wie man selbst Spaß dran hat/es gerne selbst lesen würde. Es gibt dann "da draußen" immer eine Schnittmenge, die das gerne so liest.

    Sehe das halt so, dass man, sobald man etwas im Internet veröffentlich, automatisch für andere schreibt. Sonst hätte man es auch daheim auf dem PC belassen können. Zumindest es das Geschriebene / Gesprochene dann der weiten Welt geöffnet und automatisch auch der Kritik des Leser / Zuhörers / Zuschauers. Ich kann natürlich trotzdem meinen eigenen Stil haben und das ist auch gut so. Man entwickelt sich schließlich auch weiter im Laufe seiner "Karriere". Allerdings bin ich schon der Meinung, dass man wissen sollte, für wen man schreibt, sobald man etwas schreibt. Also eine entsprechende Zielgruppe im Auge haben.


    Hatte mal bei einem Youtube-Kanal nachgefragt, was denn deren Zielgruppe ist, bei einem bestimmten Format, das sich in manchen Bereichen an Ältere gerichtet hat, bei den Gästen an Jugendliche und bei der Band an... keine Ahnung. Dort war dann die Antwort, dass man nur das macht, worauf man Bock hat und sich die Zielgruppe schon finden wird. Kann man machen, allerdings wird man es so schwer haben, die nicht homogene Zuschauerschaft bei Laufe zu halten. Das Format wurde mittlerweile eingestellt.


    Wenn ich einen Blog oder einen Brettspiel-Kanal anklicke, dann gehöre ich zu jenen, die wissen wollen, was sie in etwa erwartet. Kann man freilich auch mit Überschriften regeln, um die Erwartungshaltung zu lenken.


    Kannst du das genauer erläutern? Meinst du damit eine RRegelzusammenfassung oder ob es Regellücken gibt oder was ganz anderes?

    Mache ich gerne. War von mir etwas verkürzt dargestellt und Mechaniken statt Regeln trifft es vielleicht besser. Wobei Mechaniken nix anderes als wiederkehrende Regeln sind.

    Vielspieler kennen Mechanismen wie Deck Building, Worker Placement, etc. bereits. Bei denen reicht die Nennung der Mechanik und wie diese in die Regel integriert ist. Also z.B. Deck Building aber ohne Mische(l)n. Es geht nicht darum, alle Regeln zu nennen (das kann man selbst nachlesen), sondern diejenigen, die das Spiel ausmachen. So bei Keyflower Worker Placement und Bietmechanismus mit denselben Arbeitern und wie diese ineinander verzahnt sind. Leuten, die noch nicht so viel gespielt haben, bei denen müsste man es allerdings noch viel mehr ausführen - darum belässt man es hier besser dabei, wie und warum das Spielen einem gefällt.

    Das meine ich auch so in etwa mit Zielgruppe kennen. Bzw. nennen wir es lieber konsistentes Schreiben.

    So viele Gründe, wieso man Rezensionen liest, gibt es doch gar nicht.

    Weswegen mE das Allerwichtigste bei einer Spielebesprechung ist, dass man für eine bestimmte Zielgruppe schreibt und das dann auch beibehält. Also entweder man schreibt für Expertenspieler, die wissen wollen, wie die Regeln funktionieren oder für den Neuling und Familienspieler, den nur interessiert, ob es Spaß macht oder, oder, oder. Man kann natürlich auch mal so mal so machen. Aber dann hat man keine konstante Zielgruppe und dementsprechend auch weniger Leute, die sich langfristig für die Ergüsse interessieren.

    Jemand, der ein Spiel noch nie gespielt hat, kann auch bereits mit der Meinungsäußerung von jemandem etwas anfangen, der ein Spiel ein einziges Mal gespielt hat.

    Sofern explizit erwähnt wird, dass es eine Meinung nach einer Partie ist. Dann kann der Leser selbst einschätzen, ob ihm das reicht oder ob er mehr dazu wissen möchte.

    Bei Arnak gab es zu Beginn (keine Ahnung, ob immer noch) von vielen selbsternannten Rezensenten die Kritik, dass die Tempelleiste viel zu mächtig sei. Dem hat sich bei bgg jemand angenommen und es mathematisch dar- und festgestellt, dass dem nicht so ist.


    Was ich damit sagen will: in meinen Augen sind Kritiken zwar eh schon subjektiv - und können auch gar nicht objektiv sein - aber man sollte für das bessere (Lese-)Verständnis trotzdem nochmal erwähnen, dass man selbst dies so erlebt hat und es nicht allgemeingültig ist. Und im besten Fall auch, in welchem Kontext. Klar macht man sich gefühlt "angreifbar", wenn man schreibt, dass man das Spiel nur ein Mal gespielt hat. Aber nur dann kann man die Rezension auch wirklich einordnen. So sieht der Leser direkt: okay, das ist das Gefühl des Schreibers nach x Partien.

    Dann muss ich mir halt selbst helfen :)


    Wenn ich mir jetzt zwei Beispiele anschaue (eine übrigens doch mit Fazit)


    https://aiblinger-zockerbande.de/assets/images/diealchemisten-560x536.jpg


    https://aiblinger-zockerbande.de/assets/images/robinsoncrusoe-560x510.jpg


    dann verstehe ich jetzt ungefähr, was du schreibst. Das würde ich jetzt allerdings nicht als Spielbeschreibung oder gar Rezension bezeichnen. Ein nett zu lesender Text durchaus, über das Spiel weiß ich danach eigentlich nix. Da es dir darum gehen wird, dass Leute zu euren Treffen kommen, ist das okay, um ein bisschen Spannung aufzubauen. Meins wäre das jetzt eher nix, da ich schon wissen wollte, was das Spiel kann. Doch jeder Text hat seine eigene Zielgruppe.


    "Meine Empfehlung muss dem Redakteur gefallen, weil sie sonst ungedruckt bleibt."


    Gut zu wissen, dass du den Zeitungsredakteur meinst. Dachte, es ginge um den Spieleredakteur und habe schon einen kleinen Schock bekommen ;)

    Für mich ist es wichtig, ob dem Redakteur mein Treiben gefällt

    Da ich keine Ahnung habe, was du genau machst, sollten wir das vielleicht erstmal abklären. Denn bei so Sätzen, dass du für den Redakteur und nicht den Spieler schreibst, sowie dass du lieber schweigst, wenn ein Spiel nicht das erfüllt, was es verspricht, da kann es glaub gut sein, dass ich was falsch verstehe.


    Wo kann man denn was von dir lesen, um zu verstehen, was genau deine Herangehensweise ist?

    Aus persönlicher Sicht müsste ich die alle zerreißen, weil die meine Bedürfnisse nicht stillen.

    Dann mach das doch bitte. Deine Rezensionen werden nicht von Kindern sondern von Erwachsenen gelesen. Und wenn es ein Kinderspiel gibt, dass sogar dir als Erwachsener gefällt, dann ist das doch mehr wert, als wenn du versuchst, dich in ein Kind hineinzuversetzen.

    Deswegen ist es ja so wichtig, zu schreiben warum dir etwas gefällt und warum nicht. Wenn man das logisch schlüssig aufbaut und emotional unterfüttert, dann ist das für mich die beste Rezension.

    Mir reicht es, dass er Lust bekommt, es in unserer Gruppe auszuprobieren.

    Meinst du nicht, dass jemand mehr Lust bekommt, mit dir ein Spiel zu spielen, wenn er weiß, dass es dir sehr gut gefällt?


    Wen jemand mit Begeisterung über ein Spiel spricht, dann lasse ich mich gerne anstecken und bin sofort bei einer Runde dabei. In diesem Fall finde ich es für mich persönlich sogar noch wichtiger, zu wissen, was die andere Person an dem Spiel mag, um selbst Lust zu bekommen.


    Habe zwei Freunden von mir wochenlang von Spirit Island vorgeschwärmt, bis sie es ausprobiert haben und auch direkt angefixt waren. Und das, obwohl das doch ein bisschen über der Komplexität lag, was sie bislang ausprobiert haben. Wenn ich ihnen stoisch von den Mechaniken erzählt hätte, weiß ich nicht, ob sie es jemals mit mir gespielt hätten.

    In der Regel schreibe ich kein Fazit. Mir ist die Gefahr zu groß, dass das zuvor Verfasste gar nicht gelesen wird. Mir ist die eigene Meinungsbildung des Lesers wichtiger als dass der Leser sich meine aneignet.

    Um mir eine eigene Meinung zu bilden, muss ich das Spiel ja erstmal spielen. Und damit ich eine Ahnung habe, ob ich Lust haben könnte, das Spiel zu spielen, ist mir die Meinung von anderen Leuten (bei denen ich nach einer gewissen Zeit eine Ahnung habe, worauf sie abfahren) eine gute Entscheidungshilfe. Zumindest bei Filmen; bei Spielen traue ich den Influencern mit ihren kostenlosen Exemplaren nicht über den Weg :P


    Wenn es darum geht, ob ich mir ein bislang ungespieltes Spiel selbst kaufe, ist es mir mittlerweile wichtiger, ein Gefühl für das Spiel zu bekommen. Dazu schaue ich mir gerne ein, zwei Runden an, wie es gespielt wird und lese auch mal die Anleitung vorab. Mittlerweile bekomme ich da einen recht guten Überblick dadurch. Und zum Abschluss - und jetzt kommt es doch wieder zur Meinung - schaue ich, dass ich ein paar Kritiken finde, die das Spiel gut finden und nochmal ein paar, die das Spiel nicht so gut finden. Wichtig dabei ist, dass die Leute sagen, WARUM sie es gut oder nicht gut finden. Im Vergleich mit den Spielen, die man bereits gespielt hat, kann man dann recht gut einschätzen, ob das Spiel die eigene Sammlung bereichern würde.