Ich habe EBR noch nicht gespielt fand es aber beim Anschauen des offiziellen Playthrough auch seltsam, dass eine bestimmte Klasse, Beruf oder Hintergrund dem Deck nicht einfach bestimmte Karten hinzufügt, sondern dann nochmal eine Auswahl von 5 aus 9 gibt. Das macht das Ganze doch nur unnötig fieselig, vor allem wenn man anfangs noch gar nicht weiß, worauf man Wert legt. Dieser Aspekt der "Charaktererschaffung" hat mich nicht überzeugt.
Naja, das Spiel ist immernoch ein "totally not" LCG. Wie soll wohl die Charaktererstellung in 10 Jahren aussehen, wenn man 10 weitere Kampagnen und Charaktersets hat?
Deiner Wunschvorstellung zufolge, dass man sich einen Beruf auswählt und 5 feste Karten dafür bekommt, dürfte man ja keine Karten mehr für die bestehenden Berufe designen. Wie würde man also mehr Varainz erzeugen? Man müsste neue Berufe erstellen.
Da bedeutet, wenn du in 10 Jahren einen Charakter erstellen willst, sagt das Spiel: "Hey, such dir einen Beruf aus, hier sind 50 Optionen. Jetzt einen Hintergrund, es gibt diese 45, eine Klasse? Klar wir haben 67 zur Auswahl. Jede mit 5 vorgegebenen Karten. Die 5 Karten aller anderen Berufe sind für dich nicht spielbar."
Realistischer ist doch da der Fall, dass wenn es jetzt 4 Berufe à 9 Karten gibt, es dann vllt 10 Berufe mit je 25 oder 30 Karten geben wird. Man trifft also natürlich eine noch umfangreichere Auswahl, was aber ja mit fortlaufender Erfahrung im Spiel kein Problem darstellen sollte (außer man kauft alles auf einmal zum Einstieg, was man bei keinem LCG machen sollte), ohne, dass man sich vollständig gegen "alte" Optionen entscheiden muss. Es ist also in meinen Augen langfristig gesehen völliger quatsch, sich in einem der beiden Aspekte (Anzahl Berufe und Anzahl Karten pro Beruf) auf einen festen Wert einzuschießen, der unveränderbar ist. Und wenn man es doch tut, sollte man eher die Anzahl der Berufe auf 4 berschränken, wie es Arkham Horror bspw. tut. (Was aber ja in der ersten Erweiterung bereits aufgebrochen wird soweit ich weiß)
Viele, nicht unbedingt geordnete Worte aus meinem Gedankensalat, dessen Essenz eigentlich nur ist:
Mag sein, dass 5 von 9 jetzt wie eine seltsame Auswahl wirken mag, aber das Spiel wird sich (hoffentlich) in den nächsten Jahren massiv erweitern und das ist nur die Basis dafür.
Bonusgedanke: Wird hier eigentlich gerade wirklich kritisiert, dass ein Spiel einem Auswahl gibt? Ist es wirklich erstrebenswert, dass man in einem kartengetriebenen Rollenspiel 4 vollständig vorgefertigte, generische Rollen bekommt mit denen man ein vorgefertigtes Abenteuer spielen soll? Ich dachte eigentlich immer die Kritik ist bei zu wenig Varianz à la "Da kann ich ja auch gleich ein Buch lesen"
€dit: Bevor das Argument aufkommt: Ich verstehe schon, dass es hier primär um den Einstieg geht und, dass man diese Entscheidungen treffen muss, bevor man eigentlich weiß was wie funktioniert und welche Combos Sinn ergeben. Das ist sicherlich ein kritischer Punkt für ein LCG, insbesondere eins mit "endloser" Kampagne. Ich würde zustimmen, dass Earthborne Games hier keine perfekte Lösung gefunden hat. Allerdings fand ich unser Playthrough eher interessanter als nerviger dadurch, dass unsere Decks nicht optimal ware. Es gab unseren Charakteren, naja, Charakter. Und das Spiel ist durchaus leicht genug, dass man es auch mit suboptimalen Decks schaffen kann. Zudem gibt es ja für jeden, der sich wirklich unsicher fühlt genug Tipps bzw. fertige Einsteigerdecks mit denen man im Rahmen der Grundbox ohne Erweiterung nichts falsch machen kann. Alles weitere kommt dann mit der Zeit. Und die Kampange ein zweites Mal mit besserem Deckbauverständnis zu spielen ist für uns zumindest der Plan bevor die neue Kampagne erscheint. Wenn man das nicht will, kann man sich sicher einen neuen Charakter nur für die neue Kampagne bauen für dessen Deckbau man dann die ursprünglich erspielten Belohnungen einbaut. Die sind ja so gesehen einfach konstant für den Charakter Kartenpool freigeschaltet, wenn man das möchte.