Beiträge von Senator im Thema „Nichtspieler und die Einstiegshürde der Spielregeln“

    Ich wirke einmal im Jahr im Nachbarort bei uns bei einer Veranstaltung über die Kinder- und Jugendarbeit im November mit. Es gibt im Gemeindehaus zwei Tage eine Spielausleihe mit aktuellen Titeln (SDJ) und vielen der letzten Jahre.

    An beiden Tagen kommen viele vorbei, um sich Titel als Geschenke für das Weihnachtsfest zeigen zu lassen und diese auszuprobieren. Manche haben sich auch ein Spiel gekauft oder es war noch irgendwo im Schrank zu finden, aber sie kommen mit der Regel nicht klar.

    Ich denke aus der Erfahrung heraus, dass genau solche Veranstaltungen der Weg sind, um die Vielfalt der Spiele näherzubringen (also das neben Monopoly... 😉). Und genau hier merkt man auch oft, wie gut es ankommt, dass die Regeln erklärt werden oder auch ggf. jemand zu Rate gezogen werden kann, der im Regellesen erfahren ist und die hier immer wieder verwendeten Begrifflichkeiten kennt.

    So etwas haben wir auch einmal zwei Tage im Jahr und einmal bei einer Messe für ein paar Tage. Die Erfahrung ist, aus meiner Sicht, bei der Messe funktioniert das nicht. Manche kommen und denken wir bespaßen ihre Kinder während sie selbst über die Messe gehen. Wenn sich doch mal andere zu uns finden, dann bleibts bei kurzen Spielen oder sie wollen nur zuschauen. Leute für Spiele zu begeistern schafft man in den Rahmen nicht.

    Die Spieletage in der Vorweihnachtszeit laufen da schon besser. Dort ist es aber gemischt ob was schon bekanntes oder was neues bzw unbekanntes gespielt wird. Wir haben zwar nicht so viele Erklärer wie Tische, aber meistens wird den Leuten bei Fragen schnell geholfen. Ob die jetzt kommen um sich ein Spiel erklären zu lassen weiß ich nicht. Für manche scheint das einfach eine Gelegenheit zu sein um zu spielen. Obwohl die meisten in Gruppen von 3-4 Personen kommen, wird die Frage ob sie sonst auch spielen meistens verneint. Manche spielen noch bei Familientreffen oder ähnlichem. Die zwei Tage werden wohl eher so als Event gesehen, das man wahrnimmt. Das Angebot zum wöchentlichen Spieletreffen zu kommen entweder um mitzuspielen oder sich auch mal was erklären zu lassen wird nicht wahrgenommen.

    Denke das Problem mit den Anleitungen ist einfach eine Wechselwirkung damit, dass die Leute einfach kaum Brettspiele spielen. Wenn sie dann spielen wollen, möglicherweise spontan, merken sie, dass sich einer vielleicht hätte vorbereiten sollen.

    Ich würde die Kategorie um den Konsumenten erweitern. Der spielt zwar gerne mit, es macht ihm Spaß. Das Spiel steht im Vordergrund, er würde aber nie selbst Geld in die Hand nehmen um selbst ins Hobby einzusteigen.

    Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Letztes Spiel am Abend Wizard zu viert. Mit einer Bekannten, die mit Stichspielen wohl nichts anfangen konnte bzw gespielt hat, dann noch zwei erfahrene Stichspieler und ich, der Wizards zu den Zeitpunkt zweimal gespielt hatte. Das war echt lustig mitanzusehen, wie die beiden Stichspieler nach jedem Stich erstmal gefragt haben, hast du echt die Farbe nicht? Doch? Dann musst du sie spielen. Also alles wieder zurück. Der andere Stichspieler, ihr Mann, ist dermaßen an ihr verzweifelt, der wurde immer ungeduldiger und lauter. Das kannte ich sonst nur beim Nova Luna spielen, aber andersherum. Da ist sie nämlich gut und für ihn ist das ein Buch mit 7 Siegeln.

    Ja, da stimme ich zu. Das Konzept Karten zu kaufen, um sein Deck zu verbessern, ist den meisten noch eingängig. Das Konzept Karten zu entsorgen, um sein Deck zu verbessern, scheint dem ersten Konzept dermaßen zu widersprechen, dass es zu einer Fehlermeldung kommt, die jegliches darüber Nachdenken unterbindet und Erklärungen zum scheitern verurteilt. Vorallem wenn es im selben Spiel vorkommt.

    Das erinnert mich an eine Party El Dorado Die goldenen Tempel, bei der von den Mitspielern keine Karte entsorgt wurde solange es freiwillig war. Meine Versuche zu erklären, dass es gut ist schlechtere Karten zu entsorgen, weil man dann die besseren öfter zieht, wurde damit begegnet, dass man dann nächste Runde ja eine Karte weniger habe.

    Das selbe bei Harry Potter Kampf um Hogwarts. Da habe ich mich so drauf gefreut, dass endlich die Karten zur Deckverschlankung kommen. Diese werden aber ausschließlich für die Entsorgung der Nachsitzen Karten verwendet. Wenn kein Nachsitzen auf der Hand ist wird über die Karten zur Entsorgung gemault. Weil sie jetzt nutzlos seien. Nutzloser als Schokofrösche 😅

    Gibt eben auch verschiedene Lerntypen. So richtig kann eine Spielanleitung darauf eben nicht eingehen. Videos helfen bestimmt bei kleinen Spielen. Wirken bei komplexen Spielen bestimmt einschüchternd auf manche.

    Klar fällt einem das erarbeiten einer neuen Anleitung mit der Erfahrung leichter. Viele machen vielleicht auch den Fehler die Anleitung erst aus der Hand zu legen wenn sie denken das Spiel verstanden zu haben. Manchmal muss man das Spiel einfach mal spielen wenn man mit der Anleitung nicht weiter kommt. Vielleicht ist das der Fehler, der es den Leuten schwer macht. Die Anleitung und das Spiel als zwei getrennte Teile zu sehen.

    Ich denke außerdem, dass Menschen nicht nur mit Spielanleitungen Probleme haben. Als ich meinen Schwippschwager geholfen habe selben Grill auszubauen war ich mir auch ziemlich sicher, dass dieser ohne Hilfe auch wieder zusammen gepackt wieder in den sprichwörtlichen Schrank gewandert wäre.

    Bis mir bei meiner ersten Wohnung ein Freund seine Hilfe angeboten hat mit den Worten er habe schon viele Möbel von Ikea aufgebaut er könne das wurde mir auch erst klar, dass das für manche wohl auch ein Problem darstellt.

    Erinnert mich an eine Erfahrung, die ich bei einem öffentlichen Spieleabend gemacht habe. Eine Dame, die zum ersten mal dabei war, konnte bei Cinco noch halbwegs sinnvoll mithalten. Beim anschließenden Wizard mussten dann Basics (Stich, bedienen) erklärt werden, damit die Dame mitspielen konnte. Ist leider ihre einzige Teilnahme geblieben.

    Immerhin hat die Dame es zu einem Spieleabend geschafft. Bei vielen Leuten reicht schon der Begriff "Verein" um abzuschrecken, weil im Verein sind scheinbar nur die ganz ernsten Leute, mit denen man nicht spielen will weil man nur verliert... :tease: