Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „Slay the Spire: the Boardgame“

    Für mich gehören solche Curve Balls total zum Spiel dazu. (Aber ich denke über das Spiel auch so, wie Neva Kee das gerade beschrieben hat: hohe Varianz, hohe Verlustrate, schnelle Iteration. Das hält mich ja auch vom Kauf des Brettspiels ab.)

    Aber genau das meine ich ja; nach nur einer Partie frage ich mich echt, wie oft man das spielen muss, um an den vielen alternativen Bossen, Akt 4 und aufwärts etc. wirklich Spaß zu haben. Bei Monster Train steckten am Ende locker 60 Stunden drin, bis ich das "echte" Ende gesehen habe. Das kann ich mir bei einem doch recht iterativen Brettspiel einfach nicht vorstellen, bei dem ein Durchspielen ja auch einfach länger dauert.

    Bisher würde ich sagen, dass es sich schon vom Videospiel abhebt, weil es die Karten seltener gibt (die häufigen maximal 2x, die anderen nur 1x) und man dadurch nicht ganz so extreme Combos bauen kann. Außerdem empfinde ich einige Karten als recht universell stark, so dass sie fast immer ins Deck wandern, wenn sie auftauchen. Gerade bei den goldenen Karten ist die Wahrscheinlichkeit, dass man häufig die gleichen sieht, doch recht hoch.

    Dadurch erscheint mir bisher die Varianz nicht ganz so stark, aber auch die Verlustrate erscheint mir niedriger als im Videospiel. Das macht ja imho bei einem längeren Brettspiel auch durchaus Sinn so.

    Spaß macht es aber bisher schon, auch wenn es bei schnellen und kurzen Kämpfen schon ziemlich auf Multiplayer-Solitaire hinauslaufen kann und es auch durchaus vorkommt, das ein Charakter ein deutlich krasseres Deck hat, als die anderen. Da werden die Gegner dann zum Teil echt schnell von der Platte geputzt.

    Aber ob das dann für die Bosse reicht, ist noch nicht gesagt. Die steigern den Schwierigkeitsgrad zum Teil dermaßen, dass man trotz vermeintlich krasser Decks nur staunen kann.

    Da kann natürlich auch so mach schlechter Kartenzug das Ende bedeuten (nur Blocks wenn der Gegner nicht angreift und dann gar keine, wenn er mit 5 und 5 Schaden auf alle angreift, ist schon bitter...)

    Da gibt es natürlich vermeidbare Effekte: Wenn ich weiß, dass der Boss in Akt 3 auf Machtkarten allergisch reagiert, dann hab ich halt Mist gebaut, wenn mein Deck vorrangig auf diesem Kartentyp basiert. Andererseits kann ich das in Akt 1 und 2 noch nicht wissen, und umstellen kann ich mich in einem Akt dann nicht mehr. Und ja, eine schlecht gezogene Hand und das Spiel ist aus und wir fangen wieder bei Akt 1 an. Sowas finde ich am PC akzeptabel, als Brettspiel aber schon wirklich sehr unschön. Wenigstens den gleichen Akt mit einem anderen Boss nochmal zu wiederholen wäre dann sehr hilfreich. Es ist halt echt mehr Roguelike als Rogue-light, das muss man mögen.

    Wie schätzt Ihr denn den Langspielreiz ein? Ich habe das PC-Spiel nur ein paar Stunden gespielt und dann lieber zu Monster Train und Inscryption gewechselt, weil mir das Setting besser gefiel und ich auch das, was man dauerhaft behalten konnte, attraktiver fand. Gestern dann das Brettspiel zu Slay the Spire einmal gespielt (die ersten drei Akte). Und bin etwas hin- und hergerissen. Zum einen verschwinden für mich die neuen Karten, die man da freischaltet, in einem ziemlich großen Beutestapel, so dass ich nicht sicher bin, wieviele von denen man in Folgepartien überhaupt sieht. Hier hätten mich verbesserte Startkarten mehr überzeugt, zumal ja auch immer stärkere Bosse und Monster freigeschaltet werden. Zum anderen gibt es schon viele verschiedene Monster und Bosse, aber gefühlt mache ich jede Runde das Gleiche beim Kämpfen. All das gilt natürlich auch für das PC-Spiel (weshalb ich ja die Konkurrenz lieber mochte).

    Also, ich habs gestern gern gespielt, und es macht auch Spaß, aber aus Sicht eines intensiven Deckbuildingspielers ist das Spiel schon ein bißchen unaufgeräumt, "sloppy", wenig stringent, die Kartenauswahl sehr zufällig, die Reliquien mal großartig, mal sinnlos. Ich musste immer wieder an Aeon's End denken, was sich für mich vom reinen Spielerlebnis her ähnlich anfühlt, aber mechanisch ins andere Extrem geht (ich muss auf bestimmte Weise spielen und mich an die ausliegenden Monster maximal anpassen, das Deck muss perfekt sein und beim Zurücklegen der Karten braucht man gute Planung). Aeon's End war mir stellenweise zu streng, Slay the Spire hingegen gestern oft zu sehr vom Zufall getrieben. Beim PC-Spiel starte ich dann halt einen neuen Run, aber "in echt" finde ich das bei einem Brettspiel dann doch eher mühsam.