Ich empfehle diese Liste bei BGG: Controversial or Fraudulent Kickstarters. | BoardGameGeek
Neben dieser Liste (die meiner Meinung nach jeder, der sich für Kickstarter-Spiele interessiert, abonniert haben sollte) gibt es noch eine zweite Liste bei BGG, die etwas mehr in die Richtung dieses Threads geht:
https://boardgamegeek.com/geeklist/247437
Ich selbst halte mich für überdurchschnittlich vorsichtig bei Kickstarter, bin aber (bei deutlich über 100 Crowdfunding-Projekten bisher) auch schon mal mit Totalverlust eingegangen. Bei Solarius Mission 2nd Edition. Da denkt man: Zweitauflage eines bekannten Spiels, da kann eigentlich nicht viel schief gehen. Doch. Es kann. Totalverlust. Zwei weitere Projekte bei absolut renommierten Verlagen hängen und es ist fraglich, wie es weiter geht. Einmal weil der Verlagschef überraschend verstorben ist.
Sowas und genauso auch die ganzen Erfahrungsberichte hier zeigen mir: Man kann eben nicht Kickstarter-Preise 1:1 mit Retail-Preisen vergleichen. Ein "so viel Geld ist mir das Spiel wert" tut es alleine nicht. Im Crowdfunding-Bereich trägt der Backer das gesamte Projektrisiko, und das ist ja nicht nur das Risiko, gar nichts zu erhalten, sondern auch noch das viel größere Feld der Spiele, die am Ende die Erwartungen nur teilweise erfüllen. Ich finde, dass der Backer da das Recht hat, ein gutes Angebot zu erwarten. Also besser als vergleichbar ausgestattete Retail-Veröffentlichungen und nicht nur genauso gut bepreist. Für das Risiko, das man übernimmt, muss es eine Kompensation irgendeiner Art geben. Exklusives, Preis, was-auch-immer. Aber eben irgendwas. (Ausnahmen möglich für sympathische Kleinverlage und Erstlingsprojekte, bei denen andere Maßstäbe gelten als bei etablierten Verlagen.)
Leider geht die Entwicklung in eine andere Richtung. Es gibt kaum mehr Kickstarter-Spiele unter 50 Euro. 100 Euro und mehr ist der neue Normalfall. Und die Backer machen's weiter mit und reden sich auch alle Probleme, vor allem mit langen Lieferzeiten und sonstigen gebrochenen Versprechen, auch noch fröhlichschön. Die Macher sagen sich dann natürlich: solange die Backer das so mitspielen, lasst uns immer weiter an der Preisschraube drehen. Von der ursprünglich Crowdfunding-Idee ist Kickstarter meilenweit weg. Das ist reiner Kommerz. Kein Vorwurf an die Macher: Die machen aus ihrer Sicht alles richtig.
Ich habe mittlerweile meine Kickstarterei drastisch zurückgefahren. Lohnt sich normalerweise einfach nicht. Bei den wirklichen Highlights aus diesem Bereich ist es 99% sicher, dass man das Spiel auch später noch bekommt. Sei es Retail oder sei es im Rahmen einer zweite Kickstarter-Kampagne, bei der man dann immer noch einsteigen kann. BTW: Meine bisherigen Highlights unter den Neuheiten dieses Jahres sind Faiyum und Bonfire. Beides zusammen günstiger als so mancher Kickstarter und jeder kann's ohne irgendwelche Risiken oder lange Wartezeiten beim Händler seiner Wahl kaufen. Warum gibt's dann eigentlich immer so viel Bohei um irgendwelche 08/15-Kickstarter? Nur weil Rahdo mal wieder irgendwas hochjubelt oder weil irgendwelche Leute ihre dreistelligen Ausgaben sich schön reden müssen? Einfach mal sich trauen selbst zu denken, FOMO ausschalten und schon gibt's Entspannung...
In diesem Sinne zurück zum Thread-Titel: Schwarze Liste? Klar, dafür! Wenn da die Backer nicht konsequent zeigen, dass sie zwielichtiges Verhalten auf Kickstarter mit Nicht-Backen bestrafen, dann ist das nur eine Ermutigung für solches Verhalten.