So, eine erste Solo-Partie habe ich hinter mir.
Hui!
Ich muss gestehen, das Spiel macht mir zumindest mehr Spaß als erwartet. Es hat absolut 0,0nix Thema und ist wirklich eine rein mechanische Optimierstudie. Nichts was man tut ist irgendwie thematisch unterfüttert. Man setzt einfach nur Arbeiter auf ein Feld, zahlt zwei Gold, und erhält etwas dafür.
(Am ehesten thematisch ist noch, dass man 4 Militär zahlt, um eine Region zu erobern, aber die Region ist dann auch nur wieder ein kleines Rädchen im Engine-Building.)
Um das klarzustellen: Pendulum ist kein Spiel des Jahres und kein Wasserkraft, ja nicht mal ein Maracaibo, sondern ein recht simples Ressourcentauschspiel. Dennoch ist es erheblich verzahnter als es auf den ersten Blick wirkt. Und da man für jede Runde immer nur eine gewisse Zeit hat (ob nun echtzeit oder Runden ist egal), muss man gut im Auge behalten, wo man welchen Arbeiter stehen hat, und welche Aktionen man wann, wie in welcher Reihenfolge ausführt. Das ist nichts für Wenigspieler.
Dabei ist es durchaus spannend, sich im Laufe der vier Runden sein Tableau zusammenzustellen und damit seine Strategie in eine Richtung zu lenken.
Das Material hat mich überrascht. Die Arbeiter und Anzeigenmarker sind furchtbar, aber die Ressourcenmarker haben mir gefallen. Ein sehr befriedigendes Gefühl, diese auf sein Tableau oder den Tisch klimpern zu lassen.
Die Uhren habe ich nicht gestoppt, weil die genauen Laufzeiten irrelevant sind (Faustformel: Sie laufen immer zu langsam oder zu schnell, je nachdem, was man von ihnen gerade will!), dafür habe ich sie während des Auspackens und Spielaufbaus und Automa-Regeln-Lesens jeweils gut ein Dutzend Mal gedreht und gewendet, ohne große Probleme. Und kaum habe ich losgespielt, und die Lilane und Grüne Uhr gedreht, blieben beie von mir unbemerkt sofort stecken ... Das hat mir einen leichten Vorsprung verschafft, kam aber auch unerwartet. Ich werde das im Auge behalten.
Die Tableaus sind wie schon bei Tapestry edel beschichtet. Leider finden sich im Automa-Regelheft einige Fehler, darunter ein nicht unerheblicher in einem Beispiel, und am Ende ist eine Tabelle nur mit Raten zu entziffern, weil die Bezeichnung der Spalten fehlt.
Ganz generell fühlt sich das Spiel aber gut an und weniger "billig" als es mir zunächst schien.
Der Automa ist ziemlich fordernd. (Man spielt ihn immer in Echtzeit, er kann nicht mit der Sanduhrenlosen Version gespielt werden.)
Zu Beginn in den Regeln: Pendulum bringt ein eigenes Automa-Regelheft mit, das man erst mal gelesen haben muss. Dazu ist es notwendig, die Grundregeln zu kennen. Ironischerweise hilft es, das Spiel schonmal gespielt zu haben. Ist die erste Partie, wie bei mir, gegen den Automa, kann das ziemlich frusten.
Ich habe wie von den Regeln empfohlen mit dem Automa auf Stufe B begonnen (Die Schwierigkeitsgrade gehen von A bis F). Zu Beginn wirkt der Automa echt unübersichtlich, aber man nutzt ihn so häufig, dass man schnell durchschaut, dass man im grunde nur zwei Sachen mit ihm macht (während der Spielphasen), und die hat man schnell drauf.
Etwas schwieriger ist, WANN man den Automa nutzt - nämlich immer dann, wenn man einen Arbeiter zurückholt, oder wenn die Purpurne Uhr abgelaufen ist, und man eine Uhr umdreht. dann deckt man eine Automakarte um, und bewegt entweder deren Arbeiter, was einem Felder wegnimmt (und fluchen lässt), oder einen zwingt, eine Uhr umzudrehen, falls diese abgelaufen ist (was einen noch mehr fluchen lässt).
Denn tatsächlich wird es gerade zum Ende einer Runde extrem taktisch: Da die Runde endet, wenn man die Purpurne Uhr ein drittes mal umdreht, versucht man, diese möglichst lange stehen zu lassen, und die anderen Bereiche noch möglichst oft zu nutzen. Leider kann es immer, wenn man einen Arbeiter holt, oder eine der anderen Uhren umdreht, dazu kommen, dass der Automa die Runde beendet. Da heißt es, clever planen, und beim Kartenumdrehen hoffen und beten.
Der größte Schwachpunkt am Automa ist seine Unvorhersehbarkeit: Es ist ziemlich wichtig, bzw. hilfreich, am Ende der Runde die meisten "Votes" zu haben. Im Mehrspielerspiel kann man immer mal einen Blick riskieren um zu sehen, wie viele Votes die anderen Spieler haben. Beim Automa in der Grundversion erfährt man erst am Ende der Runde, wie viele Votes er hat. Das kann nerven, wenn man sich freut, mit 12 Votes in die Council-Phase zu gehen, nur um dann mit 17 und 16 Votes von beiden Automas (man spielt immer gegen zwei) überrollt zu werden, und zu erkennen, dass man sich jede Aktion für Votes hätte sparen können.
Das ist besonder dann ärgerlich, wenn einem die Automas dann auch noch die begehrten Belohnungskarten wegschnappen ...
Am Ende habe ich die Votes einfach ignoriert, und mich damit abgefunden, auf dem letzten Platz zu landen, denn unter 10-12 Votes braucht man meiner knappen Erfahrung nach gar nicht erst ins Rennen gehen, erst recht nicht in den späteren Runden.
Das Problem dabei: Am Ende stand ich bei 6 Punkten, ein Automa bei 1 Punkt, und der andere ebenfalls bei 6 Punkten. laut Tiebreaker-Regelung hat der Automa daher dank seiner besseren Vote-Position gewonnen.
Ein Spiel, das ich auf jeden Fall noch erkunden möchte. Die erste Partie hat irre Lust auf eine weitere gemacht. Auch wenn ich weiß, dass hier kein Meisterwerk vor mir liegt und ich etliche bessere Spiele im Regal habe: Das Spiel hat was, es spielt sich schnell weg, und ich glaube, dass man mit mehr Erfahrung deutlich besser wird.
Und da ich mir sehr sicher bin, dass ich etliche Fehler gemacht habe (Wahnsinn, wie oft man seine Arbeiter vergisst ... ), bin ich mir auch sicher, dass das dann ebenfalls deutlich weniger werden.