Beiträge von Bavarred im Thema „Anno 1800 - Das Brettspiel“

    Ich hab Anno1800 zwar erst einmal konfrontativ gespielt, aber im Laufe von mehr als einem Dutzend Solo-Partien hat es sich bei mir als durchaus hilfreiche Eröffnungsstrategie herauskristallisiert - wie gab62 schon schrieb - im allerersten Zug eine Insel zu bauen.

    In den ersten Partien hab ich das noch immer möglichst lange herausgezögert, weil ich als alter Produktionstheoretiker grundsätzlich immer engpass-orientierte Ansätze zu verfolgen versuche und Inselplatz am Anfang ja nicht knapp ist.

    Aber nach und nach bin ich auf den Trichter gekommen, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis selbst bei nicht knappem Inselplatz super ist. Ich bekomme für ein Exploration-Token im günstigsten Fall zwei Farmer oder Worker oder einen Craftsman. Evtl. auch ein Schiff oder eine Werft, was ja beides nicht gerade wenige Rohstoffe/Arbeiter kostet. Und auch wenn ich eines der Startgebäude in blauer Ausfertigung erneut bekomme, gibt mir das enorm erhöhte Flexibiltät. Gerade in den ersten Zügen kann man das Stadtfest/City Festival schon mal eine Runde weiter hinauszögern, wenn man statt eines roten Craftsman einen blauen Worker einsetzen kann - und/oder zwei Kohle-Produktionsmöglichkeiten mehr hat.

    Nette Anekdote am Rande: In einer der letzten Solo-Missionen muss man eine bestimmte Punktzahl über (mit seinen Bevölkerungswürfeln besetzten) Expeditionskarten erzielen. In der letzten erlaubten Aktion des Spiels fehlte mir hierzu noch ein roter Craftsman - und leider hatte ich weder die Rohstoffe/freien Industrien/Arbeiter, um einen zu "bauen", noch um einen "upzugraden". Aber ich hatte noch zwei Exploration Tokens übrig, also habe ich - in Ermangelung von Alternativen - einfach meine zweite Old World Island "entdeckt" - und siehe da, ich habe tatsächlich die mit dem roten Craftsman-Bonus gezogen. Sicher ein Extremfall, aber da hat mir der Bonus tatsächlich den Sieg gerettet.

    tl,dr: Finde die Belohnungen der Inselteile alles andere als sinnlos. :)

    Ich nutze noch mal die Gelegenheit und mache Werbung für den demnächst hoffentlich erscheinenden Solo-Modus:
    Ich hatte ja vor mehreren Tagen schon mal einen Zwischenstand durchgegeben:
    RE: Solo- / Alleinespielen, die (ca.) zehnte!

    Seitdem habe ich die Kampagne erfolgreich beendet, und der äußerst positive Eindruck ist geblieben. Das liegt vor allem an der Abwechslung, die die 10 Missionen bieten. In jeder Mission liegt der Schwerpunkt auf einem anderen Teil-Aspekt des Spiels. Mal müssen bestimmte Gebäude gebaut werden innerhalb der stets durch das "Timer Deck" vorgegebenen Anzahl von Zügen, oder eine Flotte in bestimmter Größe. Ein anderes Mal müssen eine bestimmte Anzahl Bevölkerungs-(Bedürfnis-)karten erfüllt werden, wieder ein anderes Mal muss die Bevölkerung auf ein bestimmtes Maß (und eine bestimmte Verteilung) erhöht werden, ohne zu viele Bevölkerungskarten zu erfüllen usw. usf.). Dass die eigene Spielweise von Mission zu Mission angepasst werden muss, versteht sich von selbst.
    Den Schwierigkeitsgrad habe ich insgesamt als sehr angenehm empfunden, für die 10 Missionen habe ich insgesamt 15 Versuche benötigt. Bei den meisten erfolgreich absolvierten Missionen hatte ich anschließend noch ein oder zwei Züge übrig, es war also stets knapp - und das im Normal-Modus (es gibt auch noch einen Challenge-Modus mit geringerem Zuglimit).

    Einziger Negativ-Punkt, der für mich geblieben ist (neben dem teilweise recht großen Setup-Aufwand - der ist im Solo-Spiel nicht geringer als im Mehrspieler-Spiel), ist, dass es in nahezu allen Missionen immer wieder Bevölkerungskarten/Inseln/... gibt, die in der jeweiligen Situation nutzlos sind. Beispiel: Die Bevölkerungskarten, mit denen man zwei andere Bevölkerungskarten unter den Nachziehstapel schieben darf, nützt einem natürlich nur etwas, wenn man seine Hand (wie im Multiplayer) "leerspielen" muss. Auch Expeditionskarten als Boni sind nutzlos, wenn diese keine Siegpunkte geben. So bleibt leider ein gewisser Glücksfaktor beim Ziehen der Karten und Inseln. Wer damit leben kann und das Spielprinzip grundsätzlich mag, sollte nach Veröffentlichung ruhig mal einen Blick riskieren.